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Facharbeit: Textgebundene Erörterung: Pränataldiagnostik und Abtreibung

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Pränatale Tests zur Früherkennung des Downsyndroms:

Ist es eine positive Entwicklung, dass heutzutage die Geburt eines behinderten Menschen mittels Abtreibung verhindert wird?


Eine [b]Erörterung[/b]

Der Artikel "Eins von 800" von Mario Wezel im Onlinemagazin zeit.de, Kategorie Gesellschaft, greift die Problematik von Menschen mit Downsyndrom auf. Er informiert einerseits darüber, dass es in Dänemark dank flächendeckender pränataler Untersuchungen immer weniger Menschen mit Downsyndrom gäbe und zeichnet andererseits das Bild der "trotzdem oder genau deswegen" glücklichen Eltern eines an Trisomie 21 leidenden Kind. Der Richtungstrend ist leicht erkennbar. Aber sind wir mit der Abtreibung von behinderten Menschen auf dem richtigen Weg? Dieser Frage will ich hier auf den Grund gehen.

Laut des Artikels hätte sich die Zahl der Neugeborenen mit Downsyndrom seit Einführung der Pränataldiagnostik in Dänemark binnen eines Jahres halbiert. Kinder mit Downsyndrom werde es bald nicht mehr geben. Dänemark könne "den Nullpunkt bald erreichen". Der Autor hält Momentaufnahmen des Familienlebens von Emmy, einem kleinen Mädchen mit Downsyndrom, fest. Karina ist überzeugt, sie hätte von Emmy Geduld gelernt, und das mache sie nicht nur zu einer besseren Mutter sondern auch zu einem besseren Menschen. Aber nach Emmys Geburt wären Karina und Martin zunächst unter Schock gestanden.

Mario Wezel lässt Lilian Bondo, die Vorsitzende der dänischen Hebammen-Vereinigung zu Wort kommen. Sie erzählt, dass es wichtig sei, die Eltern zu informieren. Sie sollten sich, bevor sie eine Entscheidung für oder gegen ein behindertes Kind fällen würden, den Gefallen tun, andere Kinder mit Downsyndrom näher kennenzulernen, und eben auch die große Freude, die ihnen ein Down-Kind bereiten könne.
Testergebnisse, die eine Chromosomenstörung nachweisen, hätten, so Wezel weiter, in Dänemark zu einer sehr hohen Abtreibungsrate geführt.
Karina und Martin seien sich dessen bewusst, wie schwer es sein kann, ihre Tochter in einen normalen Kindergarten zu geben. Sie seien 1 Jahr auf der Suche nach einem geeigneten Platz gewesen. Beide geben zu, dass es in ihrem Familienleben nicht nur schöne Stunden gäbe und dass sie sich auch schon gefragt hätten, warum gerade sie ein behindertes Kind bekommen hätten.

Die Therapien, die ein an Trisomie 21 leidendes Kind benötigen würde, finden kurz Erwähnung. Emmy würde Reitübungen absolvieren, das sei gut für das Gleichgewicht und für ihre Gelenke. Trotzdem würden Karina und Martin aber das Glück und die Freude genießen, die der überraschende, nicht vorhersehbare Lebensweg ihrer Emmy mit sich bringe.
Ob es tatsächlich Glück ist, mit einem behinderten Kind durch das Leben zu gehen?

Ich bemerke schnell, dass es sich um ein sehr kontroverses Thema handelt, zumal es bereits in mir selbst zwei ambivalente Positionen hervorruft.
Da ist einerseits die Stimme der Vernunft, die mir sagt, dass ein behindertes Kind, ebenso wie dessen Familie, sehr viel Leid ertragen muss, und es deshalb vertretbar wäre, solch einen Menschen erst gar nicht auf die Welt zu bringen. Wie viel Leid würde man allen damit ersparen? Wie viele Demütigungen im Kindergarten, in der Schule, würden niemals passieren, wenn es dieses Kind nicht gibt? Wie viel Schmerzen aufgrund notwendiger Operationen würde man dem Kind ersparen?
In Wikipedia ist nachzulesen, dass ungefähr 40-60 Prozent der Menschen mit Downsyndrom mit einem Herzfehler zur Welt kämen. Ich kenne eine Frau aus meinem Bekanntenkreis, sie ist Mutter eines Kindes mit Downsyndrom. Und auch sie musste ihr Kind bereits mehreren Herzoperationen unterziehen lassen. Welche emotionale Belastung dies ist, kann ich deshalb gut nachvollziehen. Ein "normales" Leben im herkömmlichen Sinne ist für sie ausgeschlossen. Noch dazu ist sie Alleinerzieherin, was in der heutigen Zeit nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel ist.

Mein Verstand meldet sich weiter zu Wort und verlautbart, dass es für bildungsferne Familien finanziell gar nicht möglich ist, einem Kind mit dieser Behinderung die benötigten Therapien zukommen zu lassen, geschweige denn die am Besten geeignete Schule. Natürlich gibt es spezielle Förderprogramme. Natürlich gibt es kostenlose Therapien. Aber wer mehr Geld hat, kann seinem Kind die bessere Therapie, die bessere Operation und die besser geeignete Ausbildung bezahlen.
Andererseits ist da die Stimme der Menschlichkeit, die sagt, dass jeder Mensch ein Recht hat auf Leben.
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland enthält in Art. 2, Abs. 2, Satz 1 das Grundrecht des Rechts auf Leben, der lautet:
"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich."
Dieses Menschenrecht, wird heute von fast allen Staaten prinzipiell anerkannt.

In Bezug auf das vorliegende Thema muss man jedoch differenzieren, denn das Grundgesetz findet nur auf Menschen Anwendung, die bereits geboren wurden. Menschen im Mutterleib werden durch dieses Gesetz nicht geschützt. Die Stimme sagt weiters, dass doch gerade diese Menschen so besonders glücklich seien und stellt die Frage ob es richtig sei, ihrem Glück im Wege zu stehen. Die drängendste Frage allerdings, welche diese Stimme stellt, ist wohl die Frage, ob es der Gesamtheit von Nutzen ist, Menschen mit Behinderungen keine Chance zu geben weil man sie als "unbrauchbar" kategorisiert.

Im Buch "Die Durchschnittsfalle" des Genetikers Markus Hengstschläger findet sich dazu eine schöne Anekdote, die ich als mögliche Antwort in Kurzform wiedergeben möchte.
Die Evolution setzt auf Individualität und erlaubt sich immer wieder Genmutationen. Als Beispiel führt Hengstschläger den Birkenspanner, einen Schmetterling aus der Familie der Spanner, an. Laut Wikipedia ist der "Birkenspanner von weißer Grundfärbung mit schwarzer Zeichnung und dadurch besonders im Geäst einer Birke gut getarnt." Irgendwann tauchten einige dunkel gefärbte Birkenspanner auf. Sie waren eine Genmutation und bildeten die Minderheit unter den weißen Schmetterlingen. Man müsste denken, dass diese Art mit den dunklen Flügeln sich nicht lange halten könne, schließlich würden sie auf der Birke von ihren Fressfeinden sofort erkannt und erbeutet werden. Was passierte, war jedoch folgendes: In der Industrieregion in Manchester, in denen der dunkle Birkenspanner erstmals auftrat, wurden immer mehr und mehr Birken mit braunem Ruß und Abgasen verschmutzt. Und auf diesen Bäumen wurde der braune Birkenspanner von seinen Fressfeinden nicht entdeckt. Im Gegenteil, es waren die weiß gefärbten Schmetterlinge, die zur beliebten Beute wurden.
Was Hengstschläger damit sagen will ist, dass wir nicht wissen, welche genetischen Veranlagungen wir zukünftig zum Überleben brauchen. Deshalb setze die Evolution auf Individualität anstatt auf Durchschnitt.

Der Artikel von Mario Wezel überzeugt durch seinen Informationsgehalt, die Gliederung der Absätze macht ihn zu einer leichten Lektüre. Zielgruppe sind vor allem Menschen, die wenig Erfahrung mit Trisomie-21 haben. Erkennbar ist, dass der Autor für mehr Verständnis gegenüber Menschen mit Behinderung appelliert. Die Momentaufnahmen sowie die Aussagen der Eltern der kleinen Emmy treffen den Leser direkt ins Herz.
Ob man sich als Betroffene/r für oder gegen ein Trisomie-21-Kind entscheidet, soll wohlüberlegt sein und muss unbedigt eine eigenverantwortliche Entscheidung der Eltern bleiben.

Link zum Artikel:
http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2014-05/down-syndrom-praenataldiagnostik-one-in-eight-hundred
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Eine textgebundene Erörterung: Pränatale Tests zur Früherkennung des Downsyndroms: Ist es eine positive Entwicklung, dass heutzutage die Geburt eines behinderten Menschen mittels Abtreibung verhindert wird? (1183 Wörter)
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