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Franz Innerhofer: Schöne Tage

Frage: Franz Innerhofer: Schöne Tage
(1 Antwort)

 
falls jemand eine buchbeschreibung darüber am computer hat bitte sofort melden: bartsimpson20000@hotmail.com

DRINGEND!

danke im vorraus!
GAST stellte diese Frage am 25.02.2005 - 17:19


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Antwort von LsD | 25.02.2005 - 18:32
Franz Innerhofers Roman "Schöne Tage" erzählt von der Jugendzeit des unehelich geborenen Holl, der nach Jahren des Herumgeschobenwerdens als Sechsjähriger auf dem Bergbauernhof des Vaters im Salzburgischen ein Unterkommen findet. Eingeschüchtert, verstört, ein Bettnässer, verbringt der Bub seine Kindheit in versteckter Leibeigenschaft. Elf Jahre lang schuftet Holl auf dem Hof 48 in Haudorf. Jeglicher Willkür ausgesetzt, vegetiert er zwischen Mägden, Knechten, Tagelöhnern und der Bauernfamilie, keinem zugehörig, von den Halbgeschwistern als Knecht gedemütigt, vom Gesinde als Bauernsohn mit Misstrauen aufgenommen.


Untereinander empfindet einer für den anderen mehr Hass als Mitgefühl, das Leben und der Wert des einzelnen bestimmen sich einzig und allein nach seiner Arbeitskraft. Holl bringt später den Mut zur Rebellion auf, verlässt seine Kindheitsschrecklichkeit und geht zu einem Schmied in die Lehre. Holl ist ein Opfer der Gesellschaft, ein lediges Kind, auf dem ständig herumgetrampelt und das gedemütigt wird. Ein Kind, dass in einer Welt von Stößen und Züchtigungen lebt.

In dieser Welt finden Unterhaltungen nur in Form von Befehlen, Zurechtweisungen und Prügeln statt. Holl hat weder einen Bezug zu seiner Großmutter noch zu seiner Mutter. Kein Mensch befasst sich mit ihm. In diesem Buch stoßen wir ebenfalls auf die Schwarze Pädagogik, die uns Alice Miller zu erklären versucht. Im 1. Lebensjahr hat Holl keine Vertrauensperson, keine Liebe, nur dunkle Plätze als Unterschlupf. Jeder von uns weiß, dass das erste Lebensjahr eines Kindes das wichtigste ist.

Hinter dem Küchentisch hatte sich Holl eine Art Heimat geschaffen, wo er stundenlang sitzend nichts fragte und nichts aß. Dies sind die Konsequenzen von Holls Züchtigungen. Ein schweigendes verängstigtes, in sich zurückgezogenes Kind.

Eine der wenigen Personen, die nett zu Holl waren, war sein Stiefvater. Dies war ein Mensch mit einem weichen Herz. Wenn Holls Mutter ihn in die Waschküche sperrte, ließ der Stiefvater ihn wieder heraus. Er prügelte Holl nicht (dafür sein leiblicher Vater umso mehr), statt Prügel gab es nur ernste Worte. An diesem Beispiel kann man sehen, dass die schwarze Pädagogik doch nicht von allen Personen dieser Zeit praktiziert wurde.

Doch es waren nur wenige, die sich der Folgen der schwarzen Pädagogik bewusst waren. Holl hat von dieser Pädagogik einen psychischen Schaden erlitten. Er lief mit Kindern irgendwohin und ließ sich schlagen. Einmal wurde Holl vor dem Haus von einem Lastwagen niedergestoßen. Er lag mit Hautabschürfungen auf der Straße, aber anstatt hervorzukriechen kroch er noch tiefer unter den Wagen hinein. Holl hatte Angst davor, wieder geschlagen zu werden. Er wurde zutiefst gedemütigt und von den Dienstboten ausgelacht ,weil er ein Bettnässer war.

Dies nennt man in der Psychologie Regression. Unter Regression versteht man das Zurückfallen auf eine frühere (frühkindliche) Stufe der psychischen Entwicklung. Holl äußert seine Ängste also im Bettnässen. Holl ist eine billige Arbeitskraft, die ausgenützt wird, so wie die anderen Knechte auf dem Hof 48, die nur schlechten Lohn, spärliches Essen und harte Arbeit gewohnt sind. Die Schule sieht Holl nicht als Erholung, er sieht sie zusätzlich als Strafe Gottes. Gott ist Schuld an seinem Schicksal. Damals wurde die Kirche hochgepriesen und man wurde ausgestoßen, wenn man am Sonntag nicht zur Messe erschien. Die Kirche war es auch, die uneheliche Kinder verdammte - und Holl war ein uneheliches Kind.

Aus lauter Demütigungen, Strafen und Schmerzen hat Holl keine Gefühle mehr, er spürt nichts mehr und will deshalb auch nicht mehr leben. Er denkt an Selbstmord. Von der damaligen Gesellschaft hat man den Eindruck, dass sie gerne Menschen quälte, vor allem die Kinder, die schwach waren und sich nicht zur Wehr setzten konnten. Das Prügeln und Schlagen war wie ein Erbe, jeder tat es, von Generation zu Generation.

Für Kinder ist die Erfahrung mit der schwarzen Pädagogik besonders schlimm, da die Überzeugung, dass alles Recht auf Seiten der Eltern und jede - bewusste oder unbewusste - Grausamkeit Ausdruck ihrer Liebe sei, bleibt tief im Menschen verwurzelt. Deshalb kann man sagen, dass Holls Leben verpfuscht wurde und er einen dauerhaften Schaden durch dieses Kindheitstrauma davongetragen hat.

Es ist diese Hoffnungslosigkeit, die Holl mitmachen musste, die unbewussten Traumata je mit den dazugehörigen Gefühlen artikulieren zu können, die ihn in diese schwere seelische Not brachten. Der damalige Erziehungsgrundsatz, dem auch Holl unterlag, war: "Ein Kind, das gewohnt ist, seinen Eltern zu gehorchen, wird auch, wenn es frei und sein eigener Herr wird, sich den Gesetzen und Regeln der Vernunft gerne unterwerfen, weil es einmal schon gewohnt ist, nicht nach seinem eigenen Willen zu handeln".

Dieser Gehorsam ist so wichtig, dass eigentlich die ganze Erziehung nichts anders ist, als die Erlernung des Gehorsams. Man versuchte den Kindern diesen Gehorsam und die Unterwürfigkeit einzuprügeln. Meistens gelang dies auch, doch die meisten wussten nicht, was sie damit anrichteten: Eine völlige Zerstörung der Seele des Kindes!

Manuela Maurmair, Nicole Kleber
http://www.brgzell.salzburg.at/lainer/lit_psy/innerh.htm

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