Knösel, Stephan - Jackpot Wer träumt , verliert:

Der Jugendroman Jackpot von Stephan Knösel erzählt die Geschichte dreier Jugendlicher – Hasan, Eddi und Juli – die durch Zufall auf eine große Menge Geld stoßen und vor einer moralischen Entscheidung stehen, die ihr Leben nachhaltig verändert.
Im Zentrum der Handlung steht Hasan, ein Schüler mit Migrationshintergrund, der aus schwierigen familiären und sozialen Verhältnissen stammt. Er lebt mit seinem älteren Bruder und seiner Mutter zusammen. Hasan gilt als aggressiv, ist oft respektlos gegenüber Lehrern und gerät regelmäßig in Konflikt mit der Schule und der Polizei. Dahinter steckt jedoch nicht nur Trotz, sondern auch Frustration über seine Chancenlosigkeit im Bildungssystem und in der Gesellschaft. Hasan fühlt sich von der Welt ungerecht behandelt und sieht kaum Perspektiven für sich.
Eddi, ein eher zurückhaltender, unauffälliger Junge, lebt hingegen in einem geregelten Elternhaus. Er liebt Musik, spielt Cello und hat eigentlich mit Hasans Welt wenig zu tun. Als Eddi jedoch eines Tages zufällig mit Hasan zusammen in ein Wohnhaus geht, begegnen sie dem älteren Herrn Hartmann, einem ehemaligen Bankangestellten, der heute im Rollstuhl sitzt. Hasan hilft ihm zunächst beim Tragen seiner Einkaufstaschen – eine Geste, die eher aus Langeweile und Neugier als aus Freundlichkeit geschieht. Dabei entdecken die Jungs, dass Hartmann in seiner Wohnung große Mengen Bargeld aufbewahrt. Offenbar handelt es sich um sein gesamtes Erspartes, das er nie zur Bank gebracht hat.
Zunächst scheint es, als wäre es nur ein kurioser Zufall. Doch in Hasan keimt bald der Gedanke auf: Was wäre, wenn sie das Geld einfach mitnehmen? Wer würde es überhaupt bemerken? Und hätte Hartmann nicht ohnehin genug?
Hasan überzeugt Eddi schließlich, gemeinsam mit ihm eine Tasche voller Geld aus der Wohnung zu entwenden. Für Hasan ist es ein „Jackpot“ – eine Möglichkeit, seinem tristen Alltag zu entkommen. Für Eddi ist es eher eine mit Angst verbundene Mitläufersituation. Beide versuchen danach, das gestohlene Geld für sich zu behalten und möglichst unauffällig auszugeben. Dabei wird jedoch schnell klar, dass solch ein Diebstahl nicht ohne Folgen bleibt – weder äußerlich noch innerlich.
Hinzu kommt die Figur der Juli, ein kluges und selbstbewusstes Mädchen aus wohlhabenderen Verhältnissen. Sie erkennt bald, dass mit Hasan und Eddi etwas nicht stimmt. Obwohl sie eigentlich wenig mit ihnen zu tun hat, wird sie in die Situation hineingezogen. Auch Juli hat ihre eigenen Probleme – sie fühlt sich von ihren Eltern nicht ernst genommen und versucht, auf ihre eigene Art gegen die Erwartungen zu rebellieren.
Zwischen den drei Jugendlichen entwickelt sich eine komplexe Dynamik aus Vertrauen, Misstrauen, Hoffnung und Angst. Während Eddi zunehmend von Schuldgefühlen geplagt wird und sich fragt, ob sie das Geld zurückgeben sollten, wird Hasan immer tiefer in seine Vorstellung von einem neuen, besseren Leben hineingezogen – finanziert durch das gestohlene Geld. Doch der Druck wächst: Der alte Herr Hartmann hat den Diebstahl bemerkt und meldet ihn, auch wenn er keine Beweise hat. Die Polizei beginnt zu ermitteln, und die Jugendlichen geraten in innere und äußere Konflikte.
Vor allem Hasan verändert sich im Laufe der Geschichte. Anfangs voller Wut und Abwehr gegen die Gesellschaft, beginnt er allmählich zu reflektieren, was richtig und falsch ist. Er muss erkennen, dass das Geld nicht die Lösung all seiner Probleme ist – im Gegenteil: Es hat neue geschaffen. Auch Eddi und Juli durchlaufen eine innere Entwicklung. Eddi wird mutiger und beginnt, eigene Entscheidungen zu treffen, statt sich immer anzupassen. Juli lernt, Verantwortung zu übernehmen und sich für andere einzusetzen, auch wenn es unbequem ist.
Am Ende steht nicht die einfache Rückgabe des Geldes oder eine klassische Auflösung wie in einem Krimi. Vielmehr zeigt Jackpot, wie sehr eine einzige Entscheidung das Leben verändern kann – und wie schwer es ist, das Richtige zu tun, wenn die Umstände und die Versuchung gegen einen arbeiten. Die drei Jugendlichen sind gezwungen, sich selbst und ihre Vorstellungen vom Leben kritisch zu hinterfragen.