Der Vorleser- Charakterisierung Michaels
Frage: Der Vorleser- Charakterisierung Michaels(1 Antwort)
In dem Roman "Der Vorleser" von Bernhard Schlink ist Michael Berg die männliche Hauptfigur, die sich im Roman in eine 21 Jahre ältere Frau verliebt, nach dem Ende der Beziehung von ihrer NS-Vergangenheit erfährt und dessen Leben von dieser Beziehung geprägt wird. Zu Beginn der Bekanntschaft ist Michael ein typischer Jugendlicher von 15 Jahren, der sich mitten in der Pubertät befindet, der Probleme mit sich und seinen Körper hat. Als er sie einige Jahre später wieder trifft, ist er mitten in seinem Studium und eifrig bemüht dieses erfolgreich zu beenden. Er ist ein Einzelgänger geworden, der keine enge Beziehung zu seinen Mitmenschen pflegt. Er gibt sich immer noch die Schuld an Hannas Verschwinden und seine Unfähigkeit Beziehungen einzugehen lässt sich wohl durch seine Angst begründen, wieder verlassen zu werden. Durch die erneute Begegnung mit Hanna sieht sich Michael mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Dies wird noch durch die Situation, in der er sie wiedertrifft, verstärkt, sie ist Angeklagte in einem NS-Kriegsverbrecherprozess. In diesem Prozess erfährt er von ihrer Vergangenheit und sieht Hannas unzureichende Verteidigung. Er malt sich aus, wie wohl Hanna als KZ-Aufseherin gewesen ist, und ist erschrocken über die Erregung, die er verspürt, wenn sich diese in seinen Träumen mit seinen Erinnerungen vermengen. Wegen seines gewachsenen Interesses bezüglich der NS-Vergangenheit besucht er ein KZ, um sich ein besseres Bild von der Situation im KZ zu machen. Er entwickelt fast eine Besessenheit bzgl. der NS-Zeit, er will wissen, was zu dieser Zeit geschah, er will verstehen, wie Menschen so handeln konnten. Auf einem seiner Sonntagsspaziergänge, die er während des Prozesses pflegt, erkennt er Hannas Geheimnis, sie ist Analphabetin. Diese Erkenntnis erklärt ihm ihr wunderliches Verhalten während des Prozesses, in welchem sie immer mehr Schuld auf sich nimmt, obwohl sie ohne Schwierigkeiten sich hätte entlasten können. Diese Erkenntnis stürzt Michael in einen schweren inneren Konflikt, denn er weiß nicht, ob er mit ihr oder gar dem Richter über Hannas Problem reden soll. Um Rat zu finden, wendet er sich an seinen Vater, der für ihn, wenn auch nicht auf privater oder emotionaler Ebene, eine Autorität auf dem Gebiet der Philosophie ist. Nach einer Zeit beschließt Michael, mit dem Richter zu reden, da er es nicht länger aushält, nichts zu tun, und er Gerechtigkeit widerfahren lassen will, auch wenn seine Ansicht bzgl. Hanna sich verändert hat. Er gibt sich nicht länger die Schuld daran, dass sie ihn verlassen hat, da er erfahren hat, dass sie im KZ sich Insassen als Vorleser zu halten pflegte, die nach einer gewissen Zeit der Vergasung zugeführt wurden. Er fragt sich, ob sie mit ihm genauso gehandelt hätte, hätte sie ihn nicht einfach verlassen können. Das Gespräch mit dem Richter bleibt erfolglos, da dieser nur über das Studium mit Michael redet, der den Mut verliert, mit dem Richter über das eigentliche Anliegen zu reden. Hanna wird schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach dem Prozeß wendet Michael sich vollständig seinem Studium zu, um sich wohl, wie er selbst meint, der Bedeutung des Prozesses für ihn zu entziehen und um vor der Konfrontation mit seinen Gefühlen zu Hanna, mit ihrer Schuld, aber auch mit seiner Schuld zu fliehen. Er verliert durch dieses konzentrierte Studium jeglichen Kontakt zu seiner Umwelt. Dies ist ihm aber recht und unterstützt seine "Flucht". Trotzdem wird er eingeladen mit einigen anderen Studenten Ski zu fahren. Diese Einladung nimmt er an. Während der Skifahrt erkrankt er an einer starken Lungenentzündung und lernt Gertrud kennen, die er später heiratet, als diese sein Kind erwartet. Er will Verantwortung für dieses Kind übernehmen und versucht mit Gertrud eine glückliche Beziehung aufzubauen, was ihm jedoch nicht gelingt. Er sieht den Grund des Versagens der Beziehung in Hanna. Er vergleicht ständig seine Frau mit Hanna, von der er ihr nie etwas erzählt hat. Dies zeigt wieder einmal seine starke Bindung an Hanna und die starke sexuelle Abhängigkeit, die er immer noch verspürt, obwohl seine Beziehung zu Hanna längst vorbei ist. Die Ehe wird geschieden, als seine Tochter Julia 5 Jahre ist. Er versucht seine Beeinträchtigung, eine Beziehung zu führen, entgegenzutreten, indem er in seinen folgenden Beziehungen von Hanna erzählt, aber selbst dies bringt nichts. Er wird Hanna nicht los. So fängt er an, ihr Bücher auf Kassetten vorzulesen, und gibt ihr eine "Nische" in seinem Leben. Er liest ihr viel vor, selbst seine eigenen Bücher. Er ist erfreut, als er einen Brief von ihr bekommt, denn sie hat nun lesen und schreiben gelernt, auch wenn diese Schriften sehr unbeholfen erscheinen. Er liest ihr weiterhin vor, er baut erneut ein Ritual mit ihr auf und geht so wieder eine Bindung mit ihr ein, doch diesmal behält er die Macht, für sich über den Fortgang der Beziehung zu entscheiden. Diese Macht sieht er bedroht, als er von der Gefängnisleiterin über die baldige Entlassung von Hanna erfährt und gebeten wird, sich um Arbeit und Wohnung für sie zu kümmern. Er tut dieses jedoch und erkundigt sich sogar um Bildungsstätten für Hanna. Er entwickelt ein Gefühl der Verantwortlichkeit für Hanna. Er besucht sie schließlich eine Woche vor ihrer Entlassung und erkennt in ihr nicht die Frau, die er geliebt hat. Er zweifelt über den Fortgang seines Vorlesens. Am Tag vor der Entlassung bespricht er mit Hanna die Details ihrer Entlassung. Am nächsten Morgen erfährt er von ihrem Selbstmord und stellt sich die Frage, ob er Schuld dafür träge. Auch von der Gefängnisdirektorin muss er ähnliche Vorwürfe indirekt entgegennehmen. Dass Hanna für ihn die Frau des Leben gewesen ist, wird nicht nur durch die letzte Begegnung deutlich, als er sie tot sieht. Er sieht in ihr die junge Frau, in die er sich verliebt hat. Er sieht ein, dass sie sein ganzes Leben bestimmt hat. |
ANONYM stellte diese Frage am 08.12.2011 - 19:29 |
Antwort von matata | 08.12.2011 - 20:10 |
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