Referat: Lenz, Siegfried Biografie und Werk
Referat
Siegfried Lenz
Vita:
geb. 18.März.1926 in Lyck, Masuren; verlebt glückliche Kindheit; Hinwendung zum Meer prägt; bleibender Einfluss des Deutschlehrers ---> gewecktes Interesse an der Literatur; typischer Junge seiner Zeit
- mit 13 Jahren erlebt er den dt. Überfall auf Polen hautnah mit, sogar als Augenzeuge; dieses Ereignis überschattet sein ganzes Lernen; Umzug mit Familie nach Braunsberg; Lenz besucht ein Internat
- begeistertes Mitglied der Hitlerjugend; in ein Wehrertüchtigungslager geschickt, für ein späteres Engagement als Soldat wird Lenz trainiert
- 1943; Erlass der Reifeprüfung; nach viermonatiger Ausbildung (Krieg schien mehr ein Spiel zu sein), Dienst bei der Marine; auf einem schweren Kreuzer auf der Ostsee
- Realität des Krieges zwingt ein Erwachen herbei; langsames Zweifeln an Sinn und Richtigkeit des Ganzen, bzw. am obersten Kriegsherrn, Hitler
- Kreuzer sinkt; nach einiger Zeit Landdienst in Dänemark desertiert Siegfried Lenz; erfährt zum ersten Mal Selbstständigkeit, haust zeitweise in Wäldern und Ställen;
- Als Lenz vom Ende des Krieges erfährt, wieder nach Deutschland Lenz fasziniert neu gewonnene Freiheit, will sich keinesfalls beschränken, studiert planlos auf der Uni Hamburg; Finanziell schlägt sich S. Lenz als Schwarzmarkthändler durch ---> beschrieben in "Lehmanns Erzählungen oder So schön war mein Markt" (1964)
- Liest viel; will Hochschullehrer werden; arbeitet aber dann bei der Welt; bekommt später im Ressort Feuilleton den Bereich Geschichten; schreibt selbst Geschichten, veröffentlicht sie dann; "Es waren Habichte in der Luft" (1951) zuerst als Fortsetzungsroman, dann als Buch (auch 1951) --->siehe Werk
Politik:
- Während Studienzeit in Hamburg 1945/46 erster Kontakt mit Parteiprogramm der SPD
- politisches Engagement für die SPD seit 1965 bei Wahlkampfreisen in Land- und Bundestagswahlen; allerdings nie Mitglied der SPD
- Lenz ist bekennender Sozialdemokrat; ist maßgeblich an der Gründung der Wählerinitiative Nord (WIN) beteiligt
- Siegfried Lenz wirbt für Zweifel beim herrschenden Fortschritt; nicht zu verstehen als konservative Warnung "Keine Experimente!" der CDU; schreibt moralkritische Romane, Erzählungen und Stücke
- 1970 reist Lenz mit Günter Grass zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages nach Warschau; Konflikt mit Vergangenheit, da er aus den ostpreußischen Gebieten stammt; bekommt Briefe entrüsteter Mit-Opfer der Vertreibung; sieht sich mehr im Dienste einer menschlichen Demokratie; Vergeltung für die polnischen Opfer der Deutschen ---> Kausalität der Geschichte muss beachtet werden
- Während der Diskussion um ein Verbot oder einer demokratischen Duldung der NPD Ende der `60er spricht sich Lenz in einem Zeitschrifteninterview für ein Verbot aus
- Nicht nur in der Dichtung politische Statement, auch explizite Aussagen in Aufsätzen, Interviews und Bemerkungen
- Lenz vertritt deutlich die Freiheit, sowohl die physische als auch die psychische, er schreibt für sich, will sie (die Freiheit) nicht durch Annäherung an seine Leser verlieren: "Wer als Autor versucht, einem allgemeinen ,Geschmack' entgegenzukommen, wird niemandes ,Geschmack' zufrieden stellen, und er gibt außerdem seine Freiheit auf."
- "Meine Bücher [...] beschäftigen sich mit den bestehenden sozialkritischen, gesellschaftskritischen und moralkritischen Konflikten.<--- dieses Engagement ist in allen seinen Dichtungen bis heute erhalten
- Der Zusammenhang zwischen seiner politischen Tätigkeit und seinen Werken zeigt sich deutlich
konkrete literarische Behandlung:
- 3 Schaffensperioden : ---> 1. Periode: Anprangern an Systeme, vorrangig totalitäre; radikale Schilderung der Bedrohung der Menschen / Individuums durch Ideologien und aufgestülpte Moralvorstellungen ("Es waren Habichte in der Luft") ---> 2.Periode: weniger radikal und aggressiv, diffiziler ("Der Mann im Strom") ---> 3.Periode: Grundthemen, die in der 1. radikal und in der 2.Periode diffizil angegangen wurden, werden miteinander kombiniert. ("Stadtgespräch"; "Deutschstunde")
- "Es waren Habichte in der Luft" (1951); Roman, Norwegen nach dem 1.Weltkrieg, kurz nach der kommunistischen Machtübernahme; Stenka, ein Lehrer, wird von der Polizei gesucht. Als Gehilfe in einem Blumenladen (Besitzer: Leo) kann er untertauchen, er teilt eine armselige Kammer mit Erkki; bald darauf tritt die Volksmiliz als Verfolger auf , auch der Ideologe Aati tritt auf und hält mit spielerischer Verstandesüberlegenheit den Ort in Furcht; Stenka ist Zeuge der Ermordung von Erkki's Verlobter, wird aber als Täter verdächtigt; Er will mit Erkki über die Grenze fliehen, Erkki schafft es, Stenka wird von einem Grenzsoldaten niedergestreckt. Während des ganzen Buches kreisen Habichte im Himmel, gleich Jägern, die ihre Beute genau beäugen
---> von Anfang an ein Gefühl der Ausweglosigkeit, der Unentrinnbarkeit vermittelt; Das Scheitern des Stenka von vornherein klar; Verfolgung zentrales Thema: Ausspruch Stenkas macht seine eigene Verfolgung zur Situation des Menschen schlechthin: "Wohin willst du? Jeder wird verfolgt: verfolgt von der Liebe, verfolgt von allen möglichen Bedürfnissen. Du kannst nicht entfliehen, es hat keinen Zweck. Sie werden dir folgen bis an den Rand der Erde. Ihre Blicke reichen weit, und ihre Kugeln sind unfehlbar."
---> viele Ideen und Gedankengänge in späteren Werken erkennbar, vor allem das Thema Schuld ("Duell mit dem Schatten" , 1953; "Zeit der Schuldlosen" , 1961)
k ---> Kampf gegen ein totalitäres System, welches im völligen Gegensatz zu geistigen Freiheit (verkörpert durch Lehrer Stenka) steht
---> Symbolik für jeden Charakter, um ihn zu spezifizieren, z.B. nimmt Stenka sein Ohrläppchen zwischen die Finger, Leo kratzt sich in der Achselhöhle
- Die Schuldfrage (u.a. kollektive Schuld) behandelt Lenz auch in "Stadtgespräch"; In "Deutschstunde" hat Siegfried Lenz das Thema des Pflichtbewusstseins, der Befehlsethik und den daraus resultierenden Konflikt eingebracht; Die Gewissensfrage gegenüber dem Staat bzw. den Mitmenschen und Individuen ist stets ein zentrales Thema bei Lenz
- Problem des Jugendkults in der Wirtschaft in "Der Mann im Strom" (1957)
- Hörspiele: Lenz Stil ist dem englischen näher als dem dt.. erster und größter Erfolg, auf Bühne, Fernsehen und im Radio ist das Stück "Zeit der Schuldlosen" (1961)
- In seinen Bühnenstücken weist Lenz eine bodenständige Art aus, mit einfachen Beispielen und konkret-fassbare Ausgangspunkte; Er führt den Zuschauer an der Hand, weist ihn hin und demonstriert ihm das Geschehen ohne große Verblendungen oder Brillanz
- Die drei Dramen von Siegfried Lenz (,Zeit der Schuldlosen' 1961; ,Das Gesicht' 1964; ,Die Augenbinde' 1970) spielen alle unter der Zwangsherrschaft einer Diktatur, deren Mechanismen sie enthüllen
- Bekannt ist Lenz auch durch seine Geschichten:
,So zärtlich war Suleyken' 1955 ,Jäger des Spotts' 1958 ,Das Feuerschiff' 1960 ,Der Spielverderber' 1965
- Hier handelt er jene Themen, die er auch in seinen anderen Werken beschreibt, ab. Ausnahme: ,So zärtlich war Suleyken' sind fröhliche Heimatgeschichten, um seiner Frau die Heimat seiner Jugend aufzuzeigen
Fazit / Lenz und die Nachkriegsliteratur:
- schriftstellerische Tätigkeit dient Lenz als Mittel zu größerem Selbstverständnis; er reflektiert damit auch die Erfahrungen seiner Generation bzw. seine eigenen (Kriegs-)Erfahrungen
- Lenz will sich dem Leser annähern, einen ,Pakt' mit ihm schließen
- Lenz gehört in eine Gruppe mit z.B. Günter Grass, Martin Walser und Peter Rühmkopf; diese waren zu jung um den Krieg wirklich zu verstehen und erkannten erst nachher, dass ihre Begeisterung missbraucht worden war, mit unter anderem diesen Schriftstellern organisierte er die Gruppe 47, welche skeptisch und mit Argwohn die politische Entwicklung verfolgte, die restaurative Politik Adenauers und Kiesingers wurde abgelehnt; Später bekannte sich Lenz und Grass für die SPD, die beiden engagierten sich hier auch persönlich, trotz einer Fehlenden Parteizugehörigkeit von Lenz
- Während der Studentenunruhen beteiligte sich Lenz schriftstellerisch und ideologisch, allerdings nicht so aggressiv wie der ihm befreundete Günter Grass; damit steht er auch dem älteren Heinrich Böll nahe
- Auch neuere Werke Lenz' zeigen den noch immer vorhandenen Bezug zur Vergangenheit und zu totalitären Systemen, z.B. Arnes Nachlass
Inhalt
Das Leben und Schaffen des Siegfried Lenz (Biographie)
- Sein Werk, eingebettet in seinen Lebenslauf
- Seine Bücher, verknüpft mit seinen Kriegserfahrungen
- Sein Verhältnis zu Günter Grass, Martin Walser und Peter Rühmkopf und Heinrich Böll
- der Bezug seines Schaffens zur Vergangenheit und totalitären Systemen (1222 Wörter)
- Sein Werk, eingebettet in seinen Lebenslauf
- Seine Bücher, verknüpft mit seinen Kriegserfahrungen
- Sein Verhältnis zu Günter Grass, Martin Walser und Peter Rühmkopf und Heinrich Böll
- der Bezug seines Schaffens zur Vergangenheit und totalitären Systemen (1222 Wörter)
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