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Klausur: "Der Besuch der alten Dame", Friedrich Dürrenmatt

Alles zu Werke

Der Besuch der alten Dame


Tragische Komödie 1956
Autor: Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990)
Aufgabe: Erörtern Sie, ob man Dürrenmatt’s Stück als Beleg für die Redewendung "Geld regiert die Welt", verstehen kann.

Ist man nun in den Genuss gekommen, sich mit diesem Thema in einem Erörterungsaufsatz auseinander zu setzten, erscheint es mir vorteilhaft, die Redewendung auf die zwei Wörter, Geld und Macht zu reduzieren. Es erübrigt sich den Begriff Geld hier nähr zu erklären – interessant ist nur die Beziehung zwischen Geld und Macht. Macht lässt sich selbstverständlich in den verschiedensten Formen antreffen, wenn man Macht mit Überlegenheit gleichsetzt. Beispiele dafür sind geistige Macht (Wissen steht über Unwissen), körperliche Macht (Stärke steht über Schwäche) und nicht zu vergessen, dass Dominanz über dem Devoten steht.
Ein immer aktuelles Beispiel, dass Geld und Macht als unzertrennliche Teile eines Ganzen auftreten, sind Spendengeldaffären der sogenannten Volksparteien. Es erscheint schon fast absurd, wie dieses System funktioniert. Das Geld kommt von den Konzernen – die hier als potentes Kapital auftreten. Die Parteien, so sie regierungsfähig werden, erlassen Gesetze, die selbst die Parteispenden steuerlich absetzbar machen lassen. Wie man hier erkennen kann, ist der eine nichts ohne den anderen. Will man sich darüber streiten, wer der Initiator ist, könnte man sich genauso darüber den Kopf zerbrechen, wer zuerst da war, das Ei oder die Henne.

Projiziert man diese Erkenntnisse auf Dürrenmatt’s tragische Komödie, wird eines nicht verborgen bleiben. Auch die Zeit ist hier völlig irrelevant. Es spielt keine Rolle, ob das Stück weit in der Vergangenheit oder weit in der Zukunft spielt. Alles dreht sich um menschliche Eigenschaften oder Emotionen. Diese, wie Rache – Gerechtigkeit – Recht – Moral – sind dabei immer im Zusammenhang zu sehen. Was wäre der Mensch ohne diese Vorstellungen oder Richtlinien? Als die zwei wichtigsten Faktoren bei der oben genannten Projektion sind natürlich die menschliche Gier (begleitet vom Neid) und der ach so gesunde Egoismus des Menschen zu nennen. Diese beiden – in der Gesellschaft tabuisierten – negativ zu bewerteten Eigenschaften des Menschen können aber auch als Motor der Weiterentwicklung der menschlichen Gesellschaft gewertet werden – im Sinne von Innovation und Fortkommen.

Macht wird von langer Hand geplant und stufenweise aufgebaut!
Es sind mindestens zwei notwendig, um Macht ausüben zu können! (Ausnahme: man selber ist schizophren)
Das Bedürfnis Macht auszuüben, muss auf fruchtbaren Boden fallen! Eine Seite muss ein Defizit haben!
Will man selber Macht ausüben, muss man ein gewisses Gefallen daran finden, dies zu tun!
Macht ausüben kann positive oder negative Folgen haben!

All diese Aussagen hat Dürrenmatt in seinem Stück verarbeitet und dargestellt.
Von langer Hand geplant deshalb, weil Claire Zachanassian schon im Vorfeld die gesamte Industrie Güllens aufgekauft hat.
Es sind immer mindestens zwei notwendig – Claire und Ill oder Claire und die Güllener.
Der fruchtbare Boden ist Güllen selbst mir seinen Bewohnern, wobei zu beachten ist, dass dieser fruchtbare Boden von Claire Zachanassian künstlich erzeugt wurden!
Das Defizit der Güllener ist nicht zu übersehen. (Lumpen als Kleidung, keine Arbeit...)
Claires Gefallen an Macht wird schon daran deutlich, dass sie, obwohl es ihr an nichts fehlt, Güllen besucht und ihr Ränkespiel treibt.
Als positive Auswirkung – das ist nicht zu verleugnen – ist der wirtschaftliche Aufschwung in Güllen zu werten, die materielle Entwicklung der Bewohner ebenfalls.
Die wichtigste negative Reaktion der Machtausübung Claires ist selbstverständlich der Tod Ills. Betrachtet man den Tod Ills aus der Sicht von Claire, so erscheint dieser nicht mehr negativ, denn sie hat ihr Ziel erreicht – zwar mit nicht nachvollziehbaren Mitteln – für Normalsterbliche – trotzdem hat sie ihren Frieden mit Ill gemacht.
Wie Sie sehen, bin ich hin und her gerissen, eine wirkliche Position oder einen Standpunkt einzunehmen. Es erscheint auch als relativ schwierig. Anscheinend ist es so, als müsste man sich immer für eine Seite entscheiden – aus welcher Sicht man es betrachten will.
Darauf kommt es an!
Ei oder Henne, Recht oder Gerechtigkeit, Rache – Recht – Moral???

Die Redewendung "Geld regiert die Welt" findet in diesem Stück volle Bestätigung. Auf der einen Seite die Tatsache, dass die alte Dame die Güllener mit ihrer Finanzstärke in den Ruin getrieben hat und diese von ihrem Wohlwollen abhängig sind – auf der anderen Seite sind die Güllener durch das angebotene Geld erst recht in den Sumpf von Unmenschlichkeit hinein gerutscht. Sie wurden zu willenlosen Marionetten der Claire Zachanassian.

Es geht dem Autor sicher nicht darum, diese einfache Wahrheit "Geld regiert die Welt" neu zu erfinden oder zu erklären. Es geht ehr darum zu zeigen, dass eine gewisse Summe an Geld (sie sollte nur hoch genug sein ) das sittliche Gewissen und Moral die Einwohner Güllens so aktiviert, dass sie selber glauben gerecht zu handeln.

Als Abschluss dieses Aufsatzes noch ein Zitat: "Mag das Recht auch eine integrale Größe sein, die Gerechtigkeit ist eine relative und wird dem Zuteil, der sie zu kaufen vermag."(www.berg.heim.at)

Das ist die vernichtende Vorstellung dieser wirklich tragischen Komödie.
Inhalt
Deutschklausur - Erörterungsaufsatz: Dürrenmatt - Der Besuch der alten Dame
Tragische Komödie 1956
Autor: Friedrich Dürrenmatt (1921 - 1990)

Erörtern Sie, ob man Dürrenmatt's Stück als Beleg für die Redewendung "Geld regiert die Welt", verstehen kann. (781 Wörter)
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