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Szenenanalyse "Kabale und Liebe" und "Nathan der Weise" (III, 4)

Alles zu Werke

Friedrich Schiller: "Kabale und Liebe" (Sturm und Drang) - Szenenanalyse / Gotthold Ephraim Lessing: "Nathan der Weise" (Aufklärung)


A: Friedrich Schiller: "Kabale und Liebe"


Aufgabe 1):
Analysieren Sie die Szene III, 4 aus Schillers Drama im Hinblick auf folgende Aspekte:

- Ausganssituation
- strukturierte inhaltliche Zusammenfassung
- Positionen der auftretenden Figuren und ihr Verhältnis zueinander
- auffällige sprachliche Gestaltungsmittel

Aufgabe 2):
Erläutern Sie die Positionen der beiden Figuren. Vergleichen Sie hierbei mit der Szene I, 4.

B: Gotthold Ephraim Lessing: "Nathan der Weise"


Aufgabe 1):
Stellen Sie anhand der Szene I, 2 aus Lessings Drama dar, welche grundlegenden Ziele die Aufklärung verfolgte und welche Hindernisse sich in diesem Fall entgegenstellten.

Aufgabe 2):
Stellen sie einen Bezug zwischen der gegebenen Szene und der Ringparabel her.


Aufgabe A1)

Das Drama "Kabale und Liebe" ist ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller, welches 1784 veröffentlicht wurde. Es thematisiert den damals herrschenden Ständekonflikt, der es einem Adeligen nicht erlaubte, eine Bürgerliche zu heiraten.
Szene III, 4 gehört zum Hauptteil des Dramas und spielt in einem Zimmer in Millers Wohnung, wo Ferdinand versucht, Luise zur Flucht zu überreden.
Das Gespräch findet statt, nachdem der Präsident, Wurm und der Hofmarschall geplant haben, Luise zu zwingen, einen Liebesbrief an den Hofmarschall zu schreiben, damit dieser ihn absichtlich fallen lassen kann und Ferdinand ihn liest. Ihr Ziel ist, dass Ferdinand Luise resultierend aus seiner Eifersucht freiwillig verlässt.
Schon zu Beginn der Szene wird deutlich, dass Luise ihre Hoffnung, mit Ferdinand glücklich zu werden, aufgegeben hat ("Ich glaube an keine glückliche Tage mehr. Alle meine Hoffnungen sind gesunken", Z. 1-2). Auch kann man erkennen, dass sie sich unsicher ist, da sie sich aufgrund ihres Glaubens sowie ihrer Auffassung von Verantwortung für die Familie und ihrer Neigung, mit Ferdinand zu fliehen, in einem inneren Konflikt befindet. Dies wird bestätigt als sie sagt: "Ich habe einen Vater, der kein Vermögen hat als diese einzige Tochter" (Z. 36-37).

Luise fordert Ferdinand mehrmals dazu auf zu schweigen (vgl. Z. 1, 15, 36), da sie den Schmerz nicht ertragen kann, den Ferdinand ihr zufügt, indem er ihr immer neue Hoffnungen macht, die aber keine Zukunft haben.
Ferdinand versucht sie jedoch zu überzeugen, indem er ihr erklärt, dass er nichts anderes brauche als sie, um glücklich zu sein (vgl. Z. 12-14). Er zeigt außerdem, dass er seinem Vater gegenüber keine Verantwortung verspürt und dass er ihn sogar "in die Hände des Henkers liefern" (Z. 8-9) möchte, im Sinne der Gerechtigkeit, da er die Gewalttätigkeiten seines Vaters verabscheut. Mit seinem Auftreten und seinen Worten ("Leidenschaft", "Seele", "Liebe" Z. 12-13) geht er als typischer Vertreter des Sturm und Drang aus dieser Szene hervor.

Er verwendet eine sehr ausdrucksvolle und bildhafte Sprache, mit der er sich ihre Zukunft ausmalt und sie beschreibt (vgl. Z. 22-31). Denn er hat das Ziel, mit Luise zu fliehen und irgendwo weit weg von dem Präsidenten ein neues Leben aufzubauen, woran man erkennen kann, dass er realitätsfern und nur durch den Antrieb seiner Liebe handelt.
Luise ist, im Gegensatz zu dem ich-bezogenen Ferdinand, sehr pflichtbewusst und sagt deshalb, dass sie ihn lieber verlieren möchte, als ein Leben als "Flüchtlinge" (Z. 49) zu führen (vgl. Z. 46-51). Ferdinand kann dies jedoch nicht verstehen, was sich aus seiner Reaktion erschließen lässt, da er nur still dasteht und "düster murmelt" (vgl. Z. 52).
Der Ständekonflikt wird deutlich, als Luise behauptet, dass Ferdinands Herz zu seinem Stande gehöre (vgl. Z. 56-57). Sie möchte nicht schuld daran sein, wenn eine Familie auseinandergerät oder die komplette Ordnung umgestürzt wird (vgl. Z. 64-67), woran man erneut ihre pflichtbezogene Haltung erkennen kann. Daraufhin "zerschmettert" Ferdinand eine Violine und "bricht in ein lautes Gelächter aus" (vgl. Z. 72-75). Daran kann man seine Wut festmachen, die, während sie anfangs gegen seinen Vater gerichtet war, sich nun gegen Luise richtet. Es hat also eine Entwicklung stattgefunden.

Luise bleibt jedoch vernünftig und wünscht ihm das Beste, obwohl es ihr selbst wehtut, sich von ihm zu trennen, was man daran sehen kann, dass sie ihre Tränen unterdrücken muss (vgl. Z. 81). Sie bedankt sich aber indirekt bei ihm für die schöne Zeit, indem sie ihm versichert, dass sie hin und wieder "am verwelkten Strauß der Vergangenheit" riechen werde (vgl. Z. 85-86). Sie kann nur schwer die Fassung bewahren, was deutlich wird, als ihre Hand zittert, sie ihr Gesicht abwendet (vgl. Z. 86-87) und es schließlich mit beiden Händen bedeckt hält (vgl. Z. 91-92). Sie kann Ferdinand also nicht ansehen, da er sonst ihre wirklichen Gefühle und die Angst ihn zu verlieren bemerken würde. Gleichzeitig gibt sie ihm durch ihr Abwenden zu verstehen, dass diese Diskussion für sie beendet ist.
Ferdinand scheint dies jedoch gar nicht zu bemerken, denn er bezeichnet sie als "Schlange" und unterstellt ihr, dass nicht ihre Pflicht, sondern ein Liebhaber sie "fessle" (vgl. Z. 94,98). Hier wird ein Wendepunkt deutlich und es zeigt sich erstmals Ferdinands Eifersucht.
Sie finden keine gemeinsame Lösung, sondern Ferdinand "geht schnell ab" (Z. 100).
Abschließend kann man sagen, dass diese Szene sehr bedeutend für das gesamte Drama ist, da hier die Eifersucht Ferdinands zum Vorschein kommt, welche im weiteren Verlauf des Stückes dem Präsidenten und Wurm dazu dient, einen Keil zwischen Ferdinand und Luise zu treiben, und welche schließlich sogar zu ihrem Tod führt.
Auch wird der Ständekonflikt, welcher zu dieser Zeit herrschte, in der Szene deutlich.
Dem Autor ist es meiner Meinung nach gut gelungen, diese beiden Aspekte in die Szene einzubringen, indem er Ferdinand Luises Zögern falsch deuten lässt und auch die Werte des Bürgertums und Adels durch die Figur der pflichtbewussten Luise und der des ich-bezogenen Ferdinands darstellt.


Aufgabe A2)

Ferdinand vertritt die Position, dass sie glücklich werden würden, wenn sie fliehen würden (vgl. Z. 13-14). Deswegen möchte er Luise dazu überreden. Außerdem glaubt er, alles schaffen zu können, aufgrund seiner unbedingten Liebe zu ihr (vgl. Z. 41-42).
Luise vertritt jedoch den Standpunkt, dass sie nie glücklich werden würden, da sie immer eine Last zu tragen hätten (vgl. Z. 46). Sie betont ihre Pflicht gegenüber ihrer Familie und möchte Ferdinand davon überzeugen, seine Liebe aufzugeben.
Wenn man diese Szene mit Szene I, 4 vergleicht, wird deutlich, dass Luise auch schon vorher unsicher und misstrauisch war. Doch während sie in Szene I, 4 noch Angst davor hat, Ferdinand zu verlieren (vgl. S. 11, Z.25-26), hat sie in Szene III, 4 schon beschlossen, dass dies das Beste ist.
Eine weitere Parallele ist das Verhalten Ferdinands, der in beiden Szenen sehr selbstbewusst und realitätsfern, aber vor allem besitzergreifend auftritt, da er gar nicht auf Luises Wünsche eingeht, sondern nur darauf aus ist, sie von ihrer gemeinsamen Zukunft zu überzeugen. Es scheint fast, als würde er sie belehren wollen. Auch sagt Ferdinand in Szene I, 4, dass er nichts fürchte (vgl. S. 11, Z. 38). Dies spiegelt seinen Glauben in die Liebe und deren Unbedingtheit wider, genau wie in Szene III, 4, als er meint, alles schaffen zu können (vgl. Z. 41-42).
Ihre Standpunkte in Szene I, 4 sind also im Allgemeinen die gleichen wie in Szene III, 4; außerdem enden beide Szenen damit, dass Luise und Ferdinand im Streit auseinandergehen (vgl. Z. 100; S. 12, Z. 21).


Aufgabe B1)

In der Szene I, 2 aus "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing berichtet das Mädchen Recha ihrem Vater, dem Juden Nathan, dass ein Engel in der Gestalt eines Tempelherren sie aus einem brennenden Haus gerettet habe. Nathan möchte sie jedoch davon überzeugen, dass ihr Retter ein Mensch war.
Die Aufklärung verfolgte die Ziele, dass man seinem Nächsten helfen und tugendhaft handeln sollte, so wie es in dieser Szene durch den Tempelherrn deutlich wird (vgl. Z. 202-204). Denn dieser rettet Recha, obwohl er sie nicht kennt und dafür sein eigenes Leben aufs Spiel setzt.
Nathan betont, dass es wichtig sei, gut zu handeln. "andächtig schwärmen" sei jedoch leichter und ein Vorwand, um "nur gut handeln nicht zu dürfen" (vgl. Z. 225-231).
Ein Hindernis ist jedoch, dass Recha glaubt, sie sei von einem Engel gerettet worden, nicht von einem Menschen ("Ich also, ich hab' einen Engel / Von Angesicht zu Angesicht gesehn; / Und meinen Engel", Z. 32-34). Daher bedankt sie sich auch nicht bei dem Tempelherrn, der ihr wahrer Retter ist.
Nachdem Daja behauptet, dass es nicht schade, an einen Engel zu glauben, erklärt Nathan ihr und Recha, dass es tatsächlich schade, da man zwar keinem Engel, jedoch einem Menschen so danken könne, dass es diesem nutze. Er weist darauf hin, dass der Tempelherr vielleicht deswegen verschwunden ist (vgl. Z. 175), weil er sich verletzt hat oder gestorben ist, als er Recha gerettet hat (vgl. Z. 215-216). Somit fordert er sie also auf, selber über die Folgen ihres Handelns nachzudenken, was auch einen bedeutenden Punkt der Aufklärung ausmachte.
Außerdem wird die Toleranzidee in dieser Szene dargestellt, indem Saladin den Tempelherrn begnadigt, weil er seinem Bruder ähnlich sieht. Es wird also ausgedrückt, dass die verschiedenen Religionen sich ähnlich sind und auch gleich behandelt werden sollten.


Aufgabe B2)

In der Ringparabel aus "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing geht es auch um religiöse Toleranz und tugendhaftes Handeln.
Denn Saladin fordert Nathan auf, sich zwischen drei Religionen zu entscheiden, woraufhin er die Ringparabel erzählt, die von einem Ring handelt, der die Kraft besitzt, den Träger vor den anderen beliebt zu machen. Dieser wird von verschiedenen Generationen jeweils vom Vater an seinen liebsten Sohn vererbt. Als ein Vater seine drei Söhne jedoch alle gleich liebt, lässt er noch zwei oder drei weitere Ringe anfertigen, die er bei seinem Tod den Söhnen gibt. Jedem versichert er, dass dies der richtige Ring sei.
Als die Söhne daraufhin vor Gericht ziehen, um zu klären, welcher Ring der echte ist, stellt sich heraus, dass der echte Ring womöglich verloren gegangen ist, da keiner eine Wirkung zeigt, was sich in ihrem Streit äußert. Der Richter rät also den Söhnen, die Ringe auch an ihre Söhne weiterzuvererben und immer tugendhaft zu handeln, damit der Ring vielleicht irgendwann eine Wirkung zeigt. Es wird also deutlich, dass die drei Religionen sich gegenseitig tolerieren sollten. Vor allem geht aus der Parabel jedoch hervor, dass man anderen Gutes tun und nicht nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein sollte, wie auch Nathan an seine Tochter Recha appelliert.

Note: 2
Inhalt
Friedrich Schiller: "Kabale und Liebe" (Sturm und Drang) - Szenenanalyse / Gotthold Ephraim Lessing: "Nathan der Weise" (Aufklärung)

Schwerpunkte: Szenenanalyse, Vergleich zweier Szenen, Positionen von Luise und Ferdinand, Aufklärung, Sturm und Drang, Ringparabel

Texte: Friedrich Schiller: "Kabale und Liebe", Szene III,4 und I,4 / Gotthold Ephraim Lessing: "Nathan der Weise", Szene I,2 (1759 Wörter)
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