Brief 5 an Lupercus
Plinius (der jüngere)
Buch 2 - Brief 5
lateinisch / deutsch
C. PLINIVS LVPERCO SVO S.
Actionem er a te frequenter efflagitatam er a me i saepe promissam exhibui tibi, nondum tarnen totam; adhuc enim pars eius perpolitur. interim, quae absolutiora milii videbantur, lion fuit alienurn iudicio tuo tradi. his tu rogo intentionern scribentis accommodes. nihil enim adhuc inter manus habui, cui maiorem sollicitudinern praestare deberem. nam in ceteris actionibus existirnationi hominum diligentia tantum et fides nostra, in hac etiam pietas subicietur. inde er liber crevit, dum ornare patriam et amplificare gaudemus, pariterque et defensioni eius servirnus et gloriae. tu tarnen haec ipsa, quantum ratio exegerit, reseca! quotiens enim ad fastidium legentium deliciasque respicio, intellego nobis commendationem er ex ipsa mediocritate libri petendarn. Idem tamen, qui a te hanc austeritatem exigo, cogor id, quod diversum est, postulare, ut in plerisque frontem remittas. sunt enim quaedam adulescentium auribus danda, praesertim si materia rion refragetur; nam descriptiones locorum, quae in hoc libro frequentiores erunt, non historice tantum, sed prope poetice prosequi fas est. quod tarnen si quis exstiterit, qui putet nos laetius fecisse quam orationis severitas exigat, huius, ut ita dixerim, tristitiam reliquae partes actionis exorare debebunt. adnisi certe sumus, ut quamlibet diversa genera lectorum per plures dicendi species teneremus; ac sicut verernur, ne quibusdam pars aliqua secundum suam cuiusque naturam non probetur, ita vidernur posse confidere, ut universitatern omnibus varietas ipsa corninendet. narn er in ratione conviviorum, quamvis a plerisque cibis singuli tempere mus, totam tamen cenam laudare ornnes solemus, nec ea, quae stornachus noster recusat, adirnunt gratiam illis, quibus capitur. Atque haec ego sic accipi volo, non tamquam adsecutum esse me credam, sed tamquam adsequi Iaboraverim; fortasse non frustra, si modo tu curam tuam admoveris interim istis, mox iis, quae sequuntur. dices te non posse satis diligenter id facere, nisi prius io totam actionem cognoveris; fateor; in praesentia tarnen er ista tibi familiariora fient, er quaedam ex his talia erunt, ut per partes ernendari possint. etenim, si avolsum statuae caput aut membrum aliquod inspiceres, non tu quidem ex illo posses congruentiam aequalitatemque deprendere, posses tarnen iudicare, an id ipsum satis elegans esset. nec alia ex causa principiorum libri circumferuntur, quam quia existirnatur pars aliqua etiam sine ceteris esse perfecta. Longius me provexit dulcedo quaedam tecum loquendi; sed iam finem faciam, ne modum, quern etiam orationi adhibendum puto, in epistula excedam. Vale.
Das schon so häufig von Dir geforderte und so häufig von mir versprochene Plädoyer stelle ich Dir zu, allerdings noch nicht das ganze; ein Teil davon ist nämlich noch unter der Feile. Aber es ist doch wohl ganz praktisch, einstweilen Deinem Urteil zu unterbreiten, was mir so ziemlich abgeschlossen erscheint. Widme doch bitte diesem Stück Deine Aufmerksamkeit, als wärest Du der Verfasser. Ich habe nämlich bisher noch nichts unter den Händen gehabt, wofür ich mehr aufregende Arbeit hätte leisten müssen. Bei jedem andern Plädoyer wird ja nur meine Sorgfalt und Zuverlässigkeit, bei diesem auch meine Heimatliebe dem Urteil des Publikums unterworfen werden. Infolgedessen ist auch das Manuskript angeschwollen, während ich meine Freude daran hatte, meine Vaterstadt zu ehren und zu verherrlichen und zugleich ihrer Verteidigung und ihrem Ruhme dienen zu dürfen. Aber setze nur die Schere an, wo es Dir geboten erscheint. Sooft ich nämlich daran denke, was den Leser langweilt und was ihn interessiert, merke ich, daß meine Schrift sich auch gerade durch ihren bescheidenen Umfang empfehlen muß. Aber wenn ich diese nüchterne Strenge von Dir erwarte, sehe ich mich andrerseits zu der gegenteiligen Forderung gezwungen, nämlich: an manchen Stellen ein Auge zuzudrücken. Man muß doch den Ohren der Jugend einiges bieten, zumal wenn der Gegenstand dem nicht widerstrebt; Schilderungen von Örtlichkeiten, an denen es in dieser Schrift nicht mangeln wird, sollte man nicht nur rein sachlich, sondern beinahe dichterisch ausführen dürfen. Findet sich doch jemand, der meint, ich sei in dieser Hinsicht unbekümmerter verfahren, als es der Ernst einer Rede verlange, dann werden die übrigen Teile des Plädoyers seine - Griesgrämlichkeit, möchte ich sagen, besänftigen müssen. jedenfalls habe ich mich bemüht, die verschiedensten Leserkreise durch stilistische Mannigfaltigkeit zu interessieren, und wie ich befürchten muß, daß manchem dies oder jenes je nach seinem Naturell nicht gefällt, so glaube ich doch damit rechnen zu können, daß eben die Mannigfaltigkeit allen die Arbeit als ganzes empfiehlt. Auch bei einem Gastmahl geht es doch so zu: der eine oder der andre verzichtet zwar hier und da auf einen Gang, aber das Menu im ganzen findet doch ungeteilten Beifall, und was unser Magen ablehnt, nimmt dem, was ihn anspricht, nicht den Reiz. Versteh mich bitte recht! Ich bilde mir nicht ein, das erreicht zu haben; ich habe mich nur bemüht, es zu erreichen, vielleicht nicht vergebens, wenn Du nur einstweilen dem, was ich Dir zustelle, und demnächst auch dem, was noch folgen wird, Deine Fürsorge angedeihen läßt. Du wirst mir entgegnen, das könnest Du nicht mit der erforderlichen Sorgfalt tun, ehe Du nicht das ganze Plädoyer kenntest. Zugegeben; doch für jetzt kannst Du Dich bereits mit dem Vorliegenden vertraut machen. Du wirst sehen, daß einige Partien darin sirh Stück für Stück verbessern lassen. Hast Du den abgeschlagenen Kopf einer Statue oder eines ihrer Glieder vor Dir, dann kannst Du daran zwar nicht Ebenmaß und Proportion ablesen, wirst Dir aber doch ein Urteil bilden können, ob das Stück an sich recht fein ausgeführt ist; und aus keinem andern Grunde läßt man auch bei Büchern die Einleitung gesondert umgehen, als weil man glaubt, daß schon ein Teilstück ohne das Ganze vollkommen sein kann. Das angenehme Gefühl, mich mit Dir zu unterhalten, hat mich allzu weit fortgerissen, aber nun will ich Schluß machen, um nicht im Brief das Maß zu überschreiten, das man, wie ich meine, auch bei einer Rede anlegen muß. Leb' wohl!
Inhalt
Brief 5 an Lupercus - Lateinischer Orginaltext und Deutsche Übersetzung (954 Wörter)
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