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Gedichtsinterpretation von Abend von Gryphius

Alles zu Werke

Übungsaufsatz am 24.01.07



Gliederung:
A: Unerfüllte Erwartungen an den Titel des Gedichts
B: Erschließung des Gedichts
Äußere Form
Einteilung der Strophen und Versen
Reimschema
Metrum
Kadenzen
Kommunikationssituation
Sprechperspektive
Beziehung zwischen lyrischem Ich und lyrischem Du
Sprechsituation
Sprechhaltung
Inhaltsangabe
Ende eines Tages und Einbruch der Dunkelheit
Schnelles Verstreichen des Lebens
Erbitten von Gottes Beistand
Anrufung Gottes für Erlösung der Seele nach dem Tod
Deutung
Der Abend als Lebensabend
Leben als Vergänglichkeit und Zwischenstation
Tod als Zuflucht und Erlösung
Sprachliche Besonderheiten
Stilmittel
Satzbau
C: Leben und Tod im Barock

Erschließung II – V
Das lyrische Ich taucht in dem Gedicht „Abend“ einige Male direkt auf, allerdings erst ab der zweiten Strophe. Es ist direkt von dem Geschehen betroffen, was besonders in den beiden Terzetten des Sonetts deutlich wird. In der ersten Strophe werden die Eindrücke aus einer Totalen geschildert, was dem Leser eine gewisse Distanz zum Geschehen vermittelt. Das zweite Quartett ist ein Übergang. Hier tritt im dritten Vers erstmals das lyrische Ich direkt auf. Das lyrische Du ist in diesem Gedicht Gott, was die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und lyrischem Du deutlich macht. Das lyrische Ich ist ehrfurchtsvoll und demütig gegenüber Gott, legt sein Wohl in dessen Hand und hofft auf Hilfe sowie Nachsicht. Nur im dritten Vers der zweiten Strophe könnte das lyrische Du, was hier angesprochen wird, der Leser selbst sein. Somit erreicht Andreas Gryphius, dass der Leser zwar in das Geschehen involviert wird, sich aber nicht zu sehr mit dem lyrischen Ich identifiziert. Die Sprechsituation spielt eindeutig in der Gegenwart. Es ist Abend und die Menschen hören auf zu arbeiten, die Sterne erscheinen am Himmel, und auch die Vögel ziehen sich zurück und werden ruhig. Darüber hinaus denkt das lyrische Ich über sein Leben nach und hat Angst davor, etwas Falsches zu tun. Deshalb bittet es Gott um Hilfe. Die Sprechhaltung des lyrischen Ichs ist eindeutig nachdenkend, aber es spiegelt sich auch die Angst wieder, die es empfindet und die Verzweiflung sowie die Einsamkeit.
In der ersten Strophe beschreibt Andreas Gryphius das Ende eines Tages. Die Sterne erscheinen am Himmel, die Menschen verlassen die Felder oder Werkstätten, und die Tiere und Vögel sind müde. Außerdem legt sich Einsamkeit über die Landschaft. In dem Ausruf „Wie ist die Zeit vertan!“ wird allerdings klar, dass der Inhalt des Gedichts sich nicht nur auf die Beschreibung einer Dämmerung bezieht. Im zweiten Quartett nähert sich der Hafen dem Kahn mit den Gliedern. Das lyrische Ich erklärt, dass alles in wenigen Jahren vergangen sein wird, was jetzt noch lebt und existiert. Außerdem ist das Leben für das lyrische Ich zu schnell und zu hektisch. Im ersten Terzett beginnt das lyrische Ich damit, zu Gott zu beten, damit dieser es auf seinem Lebensweg leitet und darüber wacht, dass es nicht von der Vergänglichkeit und den Ängsten verdorben wird. In der letzten Strophe beschäftigt sich das lyrische Ich mit seinem Ableben, und es bittet Gott um Gnade und Aufnahme in den Himmel, wenn es einmal so weit ist.
Bei der Interpretation des Gedichtes muss man sich zunächst damit beschäftigen, für was der Abend und die Dämmerung eigentlich stehen. Schnell wird deutlich, dass beides den Lebensabend symbolisiert. Hierbei ist es durchaus hilfreich zu wissen, dass „Abend“ nur ein Sonett aus Vieren ist, die vordergründig Morgen, Mittag, Abend und die Mitternacht beschreiben, doch alle Vier symbolisieren verschiedene Stadien des Menschseins von der Jugend bis zum Tod. Das Leben wird in diesem Gedicht als Zwischenstation auf dem Weg einer Menschenseele gesehen. Es wird als schlecht, vergänglich und gefährlich dargestellt. Gefahrenreich für die Seele, weil sie sich im Leben verirren kann. Sie lässt sich allzu leicht von „Pracht“ und „Lust“ verleiten, den wahren Weg und das eigentlich Wichtige zu vergessen. Das Leben ist schlecht in dem Sinne, dass es zu hektisch ist, wie eine „Rennebahn“ und außerdem wird das Leben als größtenteils sinnlos verurteilt, was deutlich wird in dem Satz „Wie ist die Zeit vertan!“ am Ende der ersten Strophe. Die Vergänglichkeit von allem Lebenden wird im ganzen Gedicht deutlich. Hier geht es dem lyrischen Ich nicht um die erbrachten Leistungen in seinem Leben, sondern nur noch um das, was danach kommt. Das ist hier die Ewigkeit im Himmel. Diese Haltung gegenüber dem Leben verdeutlicht Andreas Gryphius nicht nur in diesem Sonett, sondern beispielsweise auch in dem Gedicht „Alles ist eitel“, in dem er Bauwerke, große Taten und Städte als vergänglich und somit im Endeffekt als nichtig darstellt. Er kritisierte oftmals die Diesseitsorientierung und sympathisierte in seinen Werken mit dem Ausspruch „Memento mori“. Dieses Lebensmotto wird auch darin deutlich, dass im Sonett „Abend“ der Tod als Zuflucht und Erlösung angesehen wird. „Der Glieder Kahn“ nähert sich dem „Port“ im ersten Vers der zweiten Strophe. Der „Glieder Kahn“ steht hier für den Menschen, und der Hafen bedeutet einerseits das Ende einer Reise, beziehungsweise des Lebens, aber auch Geborgenheit und Sicherheit nach einer langen Fahrt. Das lyrische Ich sieht Gott im letzten Vers der dritten Strophe als „hellen Glanz“. Dieser helle Glanz überträgt sich auf den ganzen Himmel und so ist die Aufnahme in diesen das Wichtigste und Beste nach dem Tod.
Bei den sprachlichen Besonderheiten ist zunächst die große Häufigkeit von verschiedenen Bildern besonders auffällig. So beginnt das Sonett sofort mit Personifikationen des Tages und der Nacht. Dies macht das Geschehen gleich zu Anfang besonders anschaulich. Im zweiten Vers werden die Sterne als leuchtende Himmelskörper, die meist mit etwas Schönen und Romantischen assoziiert werden den müden Menschen gegenübergestellt. Dabei ist „Menschen müde“ eine Alliteration, die besonders betont. Zwischen dem zweiten und dritten Vers ist ein Enjambement, das den Fluss und die Gesamtheit des Bildes, das hier beschrieben wird, verdeutlicht. Im vierten Vers tritt zunächst wieder eine Personifikation auf, bevor dann mit „Wie ist die Zeit vertan!“ Bezug auf die Anfangsworte „Der schnelle Tag ist hin;“ genommen wird. Die zweite Strophe beginnt mit einer Allegorie, die zwar an sich nicht unbedingt ungewöhnlich ist, aber normalerweise nähert sich ein Schiff dem Hafen und nicht der Hafen sich dem Schiff. Dies verdeutlicht, dass wir Menschen uns nicht auf den Tod zu bewegen, sondern dass der Tod sich uns unaufhaltbar nähert. In Vers sechs stellt Andreas Gryphius einen Vergleich zwischen dem Tageslicht, das verfällt, und dem Menschen, der ebenfalls irgendwann wieder Erde wird, auf. Die Quartette werden mit dem Vergleich „Dies Leben…als eine Rennebahn“ beendet. Im zehnten Vers wird das Wort „nicht“ mehrmals wiederholt, was die Angst vor der Verirrung der Seele verdeutlicht. Beide Terzette enden mit der Hoffnung, dem „Tal der Finsternis“ zu entkommen. Dieser Bezug wird durch den gemeinsamen Endreim der Verse elf und 14 verdeutlicht. Der Tod wird besonders beschönigend mit der Metapher „wenn der müde Leib einschläft“ in Vers 12 und der Personifikation „wenn der letzte Tag mit mir Abend macht“ in Vers 13 beschrieben. Beim Satzbau sind ebenfalls einige Auffälligkeiten zu entdecken. So hat Andreas Gryphius oft die übliche Anordnung von Subjekt, Prädikat und Objekt vertauscht. Beispiele hierfür sind „Der Menschen müden Scharen verlassen Feld und Werk“ in den Versen zwei und drei oder „und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen“ in Vers 13.
Inhalt
Übungsaufsatz: Gedichtsinterpretation von "Abend" von Gryphius

vollständige Gliederung:
- Erschließung von äußerer Form
- Kommunikationssituation
- Inhaltsangabe
- Deutung und sprachliche Besonderheiten (1169 Wörter)
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