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Würde des Menschen nach Mirandola

Alles zu Recht und Gerechtigkeit

Werte und Normen



Text:
Daher ließ sich Gott den Menschen gefallen als ein Geschöpf, das kein deutlich unterscheidbares Bild besitzt, stellte ihn in die Mitte der Welt und sprach zu ihm: Wir haben dir keinen bestimmten Wohnsitz noch ein eigenes Gesicht noch irgendeine besondere Gabe verliehen, oh Adam, damit du jeden beliebigen Wohnsitz, jedes beliebige Gesicht und alle Gaben, die du dir sicher wünschst auch nach deinem Willen und deiner Meinung haben und besitzen mögest. Den übrigen Wesen ist ihre Natur durch die von uns vorgeschriebenen Gesetze bestimmt und wird dadurch in Schranken gehalten. Du bist durch keinerlei unüberwindliche Schranken gehemmt, sondern du sollt nach deinem eigenen freien Willen, in dessen Hand ich dein Geschick gelegt habe, sogar jene Natur dir selbst vorher bestimmen. Ich habe dich in die Mitte der Welt gesetzt, damit du von dort bequem um dich schaust, was es alles in dieser Welt gibt. Wir haben dich weder als einen himmlischen noch als einen irdischen, weder als einen Sterblichen noch als einen Unsterblichen geschaffen, damit du als dein eigener vollkommen frei und ehrenhalber schaltender Bildhauer und Dichter dir selbst die Form bestimmst, in der du zu leben wünschst. (…)
Doch wozu trage ich dies vor? Damit wir begreifen: Wir sind geboren worden unter der Bedingung, daß wir das sein sollen, was wir sein wollen. Daher muß unsere Sorge vornehmlich darauf gerichtet sein, daß man uns jedenfalls nicht das nachsagen kann, wir hätten, als wir in Ansehen standen, keinen Verstand gezeigt, dem Vieh und vernunftlosen Tieren ähnlich (Ps. 48,21). Vielmehr soll jener Ausspruch des Propheten Asaph für uns gelten: »Götter seid ihr und Söhne des Höchsten alle« (Ps. 81,6), damit wir nicht das gütigste Geschenk des Vaters, den freien Willen, den er uns verliehen hat, mißbrauchen und ihn gebrauchen statt zu unserem Heil, zu unserem Schaden. Geradezu heiliger Ehrgeiz soll uns befallen, daß wir, nicht zufrieden mit dem Mittelmaß, nach dem Höchsten lechzen und, um es zu erreichen (was wir ja können, wenn wir wollen), mir allen Kräften uns bemühen.
Gib den Inhalt des Textes mit eigenen Worten wieder und erläutere, worin der Verfasser in diesem Auszug die Würde des Menschen erkennt.
1492 hat Pico della Mirandola den biblischen Schöpfungsbericht neu erzählt und ein Zukunftsbild des Humanismus entworfen.
Er schreibt, Gott habe den Menschen, in diesem Fall Adam, in die Mitte der Welt gestellt ohne besondere Fähigkeiten und ohne besonderes Gesicht. Er solle selbst entscheiden, wo er leben möchte und sich selbst Fähigkeiten aneignen. Den anderen Lebewesen, also den Tieren bleibt diese Möglichkeit nicht offen. Sie haben meist eine besondere Gabe, z.B. der Hund einen ausgeprägten Spürsinn, der Adler einwandfreie Augen, aber sie können nicht selbst denken und sich nicht neue Eigenschaften aneignen. Der Mensche hingegen habe keine Schranken und solle sich frei entfalten. Gott habe den Menschen weder himmlisch, noch irdisch, weder sterblich, noch unsterblich geschaffen. Auch hier solle der Mensch selbst entscheiden, wie er das Leben möchte. Adam hat so entschieden, dass der Einzelne sterblich ist, aber die Rasse Mensch unsterblich. Dieser Text solle begreiflich machen, dass wir das aus uns machen sollen, was wir sein wollen. Dabei sollen wir unser Bestes geben und nicht so enden wie das Getier ohne Verstand.
Pico della Mirandola erkennt hier die Würde des Menschen darin, dass es ihm (dem Menschen) selbst überlassen bleibt, was er aus seinem Leben machen will. Er darf sich frei entfalten, sich selbst Fähigkeiten aneignen und hat nichts von Gott vorgeschrieben bekommen. Der Mensch solle leben um das zu erreichen, was er erstrebt, und dabei sein Bestes geben.
Inhalt
Ein Textausschnitt von Pico della Mirandola über die Würde des Menschen. Inhaltsangabe von diesem Text und Erläuterung worin der Verfasser die Würde des Menschen erkennt. (584 Wörter)
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