Die Weimarer Republik scheiterte - aber WARUM?
Warum scheiterte die Weimarer Republik?
Warum scheiterte Weimar? Belastungsfaktoren
In dieser historischen Erörterung werde ich mich mit den Belastungsfaktoren und dem darausfolgenden Scheitern der Weimarer Republik befassen. Ich unterteile die Zeit zwischen dem Ende des 1.Weltkrieges 1918 und Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1933 in folgende Punkte:
Versailler Vertrag und seine Folgen
Novemberrevolution 1918
Weimarer Verfassung und die Parteien
Aufstände von rechts und links; der Kapp-Putsch 1920
Ruhrkampf 1923
Hitlerputsch 1923
Inflation und Weltwirtschaftskrise
weitere Entwicklung, Regierungswechsel, Hitlers Aufstieg
Nach der Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg traten die Vertreter der Siegermächte (USA, England, Frankreich und Italien) am 18.1.1919 in Paris zusammen und verfassten ohne Deutschlands Mitsprache den Friedensvertrag, den Versailler Vertrag. Darin sollte Deutschland die alleinige Schuld am 1. Weltkrieg übernehmen; reduzierende Bestimmungen über das Heer schwächten das Prestige des Militärs und durch die Abgabe der deutschen Kolonien verlor Deutschland seine Weltmachtstellung. Diese Punkte waren eine psychologische Belastung für den Staat und eine große Demütigung für die deutsche Bevölkerung.
Wirtschaftliche Belastungsfaktoren beinhalteten die Reparationen, deren Höhe und Dauer zu diesem Zeitpunkt nicht festgelegt wurden. Weiterhin musste Deutschland wichtige industrielle Gebiete wie z.B. Oberschlesien an Polen und Elsass-Lothringen an Frankreich abtreten. Insgesamt verlor das deutsche Reich 13% des Staatsgebiets und 10% der Bevölkerung.
Mit dem Abrüsten des Militärs wollten die Verfasser des Versailler Vertrags eine Schwächung Deutschlands erzielen. Viele Militärs verloren ihre Arbeitsstelle und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs, zumal das Militär bis dahin (seit der Kaiserzeit) sehr hoch angesehen war.
Der Versailler Vertrag wurde von Deutschland als Demütigung empfunden und zerstörte sein nationales Selbstbewusstsein. Deswegen wurde die Akzeptanz und das Unterzeichnen des Vertrags durch die deutsche Regierung als Schwäche und Verrat am eigenen Land verurteilt. Diese Stimmung in der Bevölkerung wurde noch verstärkt durch die von Ludendorff initiierte Dolchstoßlegende. Demnach sei der Krieg nicht durch die Niederlage des Heeres an der Front verloren worden, sondern durch den Dolchstoß von hinten; durch Revolution und Verrat der Linken in der Heimat. Die Schuld an der Niederlage der Heeres wurde so auf die neue Regierung übertragen, die von der Bevölkerung nicht unterstützt, sondern verurteilt wurde.
2. Novemberrevolution 1918
Abgesehen davon, dass die neue Regierung nicht von der Bevölkerung akzeptiert und unterstützt wurde, erlitt die Weimarer Republik einen „Geburtsfehler“: Am 9.11.1918 verkündete Max von Baden um 12 Uhr ohne Einverständnis des Kaisers dessen Abdankung und übergab sein Amt als Reichspräsident an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert. Um 14 Uhr rief Phillip Scheidemann die „Deutsche Republik“ aus, 2 Stunden später wurde die „Sozialistische Republik Deutschland“ von Karl Liebknecht proklamiert. Die neue Regierung war nicht vom Volk initiiert und stützte sich auf die „Freikorps“, national-konservativ gesinnte, freiwillige Truppen, das Militär und auf die alte, Verwaltung. Durch das Ebert-Groener-Abkommen hatten die alten Eliten, die monarchisch und antidemokratisch eingestellt waren, als regierungsfeindliche Kräfte eine wichtige und einflussreiche Stellung in der neuen Regierung!
Friedrich Ebert veranlasste nun die Bildung von dem Rat der Volksbeauftragten, der von SPD und USPD gewählt wurde. Er selbst übernahm den Vorsitz. Doch eine Wahl für eine Nationalversammlung (19.1.1919) scheiterte und die USPD trat aus der provisorischen Regierung aus.
Diese Spaltung der Arbeiterschaft hatte zur Folge, dass es keine Einheitsfront gegen anti-demokratische und regierungsfeindliche Kräfte gab. In der Gesellschaft der Weimarer Republik erfolgte eine Polarisierung bis hin zu Extremen, wobei die demokratische Basis und die damit die Regierungsunterstützende Basis immer geringer wurde.
Weiterhin gab es eine Radikalisierung der Linken Parteien; Spartakus, KPD und USPD. 1919 wurde aus dem Spartakus-Bund die Kommunistische Partei Deutschlands, die KPD gebildet. Der Spartakus-Aufstand vom 5.-12.1919 konnte jedoch durch Regierungstruppen und Freikorps niedergeschlagen werden.
3. Weimarer Verfassung und Parteien
Betrachtet man die Weimarer Verfassung, so erkennt man darin eine instabile, demokratische Ordnung. Auffallend ist die zu starke Stellung des Reichspräsidenten. Zwar wird der Staat nicht mehr von einem Kaiser regiert, wohl aber von einem sogenannten „Ersatzkaiser“, der folgende Rechte Inne hatte:
- Auflösung des Reichstags (Art. 25),
- Notstandgesetzgebung und Außerkraftsetzen von Grundrechten (Art. 48)
- Erneuerung und Entlassung von Reichskanzler und Ministern (Art.53)
- Reichsexekution (Art. 48)
- Oberbefehl über das Heer (Art. 47)
Besonders die in Artikel 48 festgelegten Rechte machen deutlich, dass der Reichspräsident zu viel Macht hatte, und nicht mehr nur Exekutive, sondern auch Judikative war.
Weiterhin gab es keine 5%-Hürde im Verhältniswahlrecht, wodurch es sehr viele Splitterparteien gab und die Regierungsbildung ohne eine klare Mehrheit erschwert wurde. Es konnten auch keine langfristig stabilen Regierungen gebildet werden, da die Parteien zu sehr auf eine Klientelpolitik bedacht waren und sich die staatstragenden Parteien wenig kompromissbereit zeigten. Ein weiterer gefährdender Faktor in der Verfassung war, dass die Gesetze nicht durch ein Verfassungsgericht kontrolliert wurden, wodurch der Reichspräsident mehr Macht hatte.
Im Laufe der Zeit erhielten radikale Parteien wie die KPD und die NSDAP immer mehr Gewicht im Reichstag, so 1932 mehr als 50% der Stimmen.
4. Aufstände von rechts und links
Neben der wachsenden Unterstützung, Popularität und Ansehen der radikalen Parteien in der Bevölkerung gab es eine Reihe von Aufständen der extremen Parteien. So versuchte erst die USPD und dann die KPD vergeblich, eine Räterepublik in Bayern zu bilden. Weiterhin wurde ein Putschversuch durch Reichstruppen verhindert; die demokratische Regierung kehrte zurück. Am 13.-17.3.1920 kam es zum Kapp-Putsch, bei dem regierungsfeindliche, antidemokratische Truppen und die Freikorps unter Generallandschaftsdirektor Kapp und General Lüttwitz die Regierung aus Berlin vertrieben. Kapp ernannte sich zum Reichskanzler, doch auch dieser Putschversuch schlug fehl, da er zu schlecht organisiert und zu wenig unterstützt wurde durch den Generalstreik der Gewerkschaften, mangelnde finanzielle und militärische Unterstützung, auch wenn die Reichswehr der Regierung den Gehorsam verweigert hatte „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“, „auf dem rechten Auge blind“.
Es folgten weitere Aufstände von links, die bei der Reichsregierung Angst vor einer Revolution auslösten, woraufhin sich die SPD aus der Regierung zurückzog!
Politische Morde aus Protest am Unterzeichnen des Versailler Vertrags durch die „Erfüllungspolitiker“ wurden unterschiedlich hart bestraft; während politische Morde durch rechte Extreme im Grunde toleriert und größtenteils ungesühnt blieben, gab es auf Seiten der Linken sogar Hinrichtungen.
Dies verdeutlicht, dass die Rechte in der Bevölkerung nicht nur angesehen und beliebt, sondern auch sehr einflussreich, mächtig und dominierend war.
5. Ruhrkampf 1923
Nach dem Versailler Vertrag sollten die Reparationen gewährleistet werden und wenn dies nicht möglich gewesen wäre, waren für diesen Fall Pfände und Sachleistungen an Frankreich zugesichert worden. Deutschland versuchte zunächst, die Reparationen zu erfüllen, doch durch die Inflation (die ich in Punkt 7 erläutern werde) hatte Deutschland Probleme bei dem Zahlen der Reparationen. Daraufhin besetzte Frankreich 1923 das Ruhrgebiet mit Truppen. Frankreichs Absicht war eine Revision des Vertrags und die Westgrenze noch mehr nach Osten zu verschieben, um weitere Gebiete zu erhalten. Die deutsche Regierung rief zu passiven Widerstand auf, stoppte aber die Reparationen. So begann Frankreich einen Belagerungszustand, und Beamte und Politiker wurden ausgewiesen, um das Ruhrgebiet abzukapseln. Gegen den Willen der Regierung kam es nun zu aktivem Widerstand von nationalen Kreisen. Im September 1923 stürzte daraufhin die Regierung in Berlin und eine neue Regierung unter Gustav Stresemann wurde gebildet. Stresemann versuchte, durch eine Kooperation mit Frankreich den Widerstand aufzuheben. Dies wurde von den nationalen Kreisen als Kapitulation verurteilt.
6. Hitlerputsch 9.11.1923
Am Tag der Ausrufung der Republik plante Hitler und der bayrische Polizeichef einen Marsch auf Berlin, um die Reichsregierung zu stürzen. (Hitlers Vorbild war Mussolini und sein Marsch auf Rom, 1922) Der Putsch wurde von der Polizei gewaltsam gestoppt und Hitler kam 9 Monate in Haft.
7. Inflation 1914-1923 und Weltwirtschaftskrise 1929:
Die Weimarer Republik hatte nicht nur mit innenpolitischen Spannungen zu kämpfen, sondern wurde auch mit wirtschaftlichen Problemen, der Inflation mit ihrem Höhepunkt im Jahre 1916 und der Weltwirtschaftskrise von 1929, belastet. Die Regierungsausgaben lagen weit über den Einnahmen aus den Inlandsanleihen. Deutschland hatte nicht nur Reparationszahlungen an die Siegermächte, sondern auch die Kredite des 1.Weltkrieges zu bezahlen. Die große Mittelschicht verarmte daraufhin extrem und gab die Schuld daran der Regierung. Auch durch die in Amerika ausgelöste Weltwirtschaftskrise entstanden 1929 große wirtschaftliche Probleme und die Arbeitslosigkeit wuchs enorm, genauso wie die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die Kritik an der Regierung. Viele Jugendliche, denen durch die hohe Arbeitslosigkeit kein Einstieg in das Berufsleben ermöglicht war, schlossen sich Bewegungen der NSDAP an und protestierten gegen den Staat.
8. Politische Entwicklung, Regierungswechsel und Hitlers Aufstieg
Wie ich schon in Punkt 3 dargelegt habe, hatte die Regierung keine demokratische und gesicherte Basis. Die alten, antidemokratischen Eliten hatten viel Einfluss auf das politische Geschehen, die unterschiedlichen Regierungen waren nicht handlungsfähig und wurden nicht von der Bevölkerung unterstützt und der Reichspräsident hatte nach Artikel 48 fast uneingeschränkte Macht, die von einem zielstrebigen „Führer“ ausgenutzt werden konnte. Die Ordnung war also sehr instabil. In der Zeit der Weimarer Republik trat die NSDAP zum 1. Mal publikumswürdig, wirksam und einflussreich in der Öffentlichkeit auf und fand immer mehr Zustimmung und Unterstützung in der Bevölkerung, die der Regierung nicht mehr vertraute und auf einen „Führer“ hoffte, der den Staat lenken würde.
Mit dem Tod von Friedrich Ebert (1925) und Gustav Stresemann (1929) erlitt die Weimarer Republik einen Verlust an den regierungs-unterstützenden Persönlichkeiten. Außerdem brach die große Koalition zwischen SPD, Zentrum, DDP, DVP und BVP auseinander. Während die SPD und DNVP Stimmen verlor, gewann die NSDAP und auch die KPD 1930 immer mehr Stimmen.
Reichspräsident Hindenburg ernannte Brüning am 29.3.1930 zum Reichskanzler, der daraufhin mit Notverordnungen regierte und immer damit drohte, das Parlament aufzulösen. Artikel 48 hatte also zur Folge, dass der sozialdemokratische Einfluss immer mehr verschwand und die Regierung ohne jegliche Kontrolle durch ein Parlament uneingeschränkte Macht hatte. Außerdem war in Brünings Politik die Innenpolitik der Außenpolitik untergeordnet. So erfolgte keine Unterbindung der Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, da Brüning Angst vor einer neuen Inflation hatte. Er unternahm zwar den Versuch einer Deflation, was jedoch zur Folge hatte, dass die Kaufkraft sank, da die Bevölkerung durch die Steuererhebungen nun sparte und die Staatseinnahmen somit auch sanken. Diese Maßnahme verschlimmerte also die wirtschaftliche Lage. Zudem kommt noch hinzu, dass durch die Inflation die Reparationszahlungen weitgehend eingestellt wurden. Aus diesem Grund nutzte die Regierung unter Brüning die Not und Verarmung der Menschen aus, und unternahm nichts gegen die wirtschaftlichen Probleme, um den Siegermächten die Unmöglichkeit der Erfüllung der Reparationszahlungen klarzumachen.
Nach Brüning folgte Franz von Papen aus der Zentrumspartei als Reichskanzler. Die Neuwahlen im Juli 1932 hatten das Ergebnis, dass die NSDAP nun die stärkste Fraktion im Reichstag war. Der Hitlerputsch und die resultierende 9-monatige Haft Hitlers hatten zunächst einen Rückgang der Stimmen der NSDAP zur Folge gehabt. Hitler selbst hatte erkannt, dass es günstiger wäre, mit legalen Maßnahmen an die Macht zu kommen. So forderte er 1932 das Amt des Reichskanzlers, was jedoch durch Hindenburg verhindert wurde. Nach der 2. Wahl von 1932 verlor die NSDAP wieder an Stimmen. Hitler wurde damit bewusst, dass er bald handeln musste, zumal sich die wirtschaftliche Situation am bessern war.
Nach der Entlassung von Franz von Papen wurde Schleicher 1932 Reichskanzler, der sich Hitler als Reichskanzler wünschte. Er selbst sollte Vizekanzler werden und acht konservative Politiker sollten Hitler und drei nationalsozialistische Minister kontrollieren. Schleicher verlangte außerdem die Auflösung des Reichstags (Artikel 25), was jedoch von Hindenburg abgelehnt wurde. Daraufhin trat Schleicher zurück und Hindenburg ernannte Hitler am 30.1.1933 zum Reichskanzler.
In dieser historischen Erörterung sollte klargeworden sein, dass es viele verschiedene Belastungsfaktoren gab, die zum Scheitern der Weimarer Republik führten. Neben temporären wirtschaftlichen Schwierigkeiten wie der Inflation und der Weltwirtschaftskrise gab es aufgrund der Demokratiefeindlichkeit, der Unzufriedenheit und Spaltung in der Bevölkerung keine Einheit im Staat. Diese instabile Situation konnte von einzelnen Personen wie z.B. Brüning oder Hitler ausgenutzt werden, um eigene Pläne durchzusetzen.
Informationen:Diese Arbeit hat 1950 Wörter.
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Ein ausführlicher Bericht über die Gründe des Scheiterns der Weimarer Republik. (1958 Wörter)
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