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Nora (Ein Puppenheim)

Alles zu Werke

Hans Wurst 12 D2; 2005-06-13


Das Drama in drei Akten „Nora (Ein Puppenheim)“ wurde 1879 vom norwegischen Dramaturg Henrik Ibsen veröffentlicht, welcher der literarischen Epoche des Realismus zugeordnet werden kann. Er kritisiert in dem Stück die Abhängigkeit der Frauen zur damaligen Zeit und führt eben diesen mit seiner Hauptfigur Nora den Ausbruch aus ihr vor.
Nora ist die Frau des Rechtsanwaltes Torvald Helmer mit dem sie drei Kinder hat. Helmer wird in kürze den Direktorposten bei der Bank übernehmen, und so steigt die Familie gesellschaftlich auf. Die Hauptdarstellerin ist ein hübsches, puppenhaftes und naives Mädchen, ihr Mann Torvald ein karriereorientierter Patriarch. Fixpunkt der Handlung ist ein Schuldschein den Nora in der Vergangenheit ohne das Wissen des damals schwerkranken Helmers aufnahm, um ihm damit eine Reise zu ermöglichen ohne die er vermutlich gestorben wäre. Die Unterschrift, Nora durfte als Frau gar keinen Schuldschein aufnehmen, fälschte die Protagonistin. Krogstadt, der Gläubiger, ebenfalls Anwalt und bei Helmers Bank angestellt, erpresst aufgrund der Unterschriftenfälschung Nora, nachdem er von seiner bevorstehenden Kündigung erfährt. Er verlangt von ihr Torvald von diesem Vorhaben abzubringen. Nora schafft dies nicht und so schreibt Krogstadt alles über Noras Vergangenheit an Helmer. Im folgenden Konflikt zwischen Nora und Helmer erkennt die Protagonistin den Standpunkt ihres Lebens und trennt sich daraufhin von Helmer.
Ort der Handlung ist fast ausschließlich das Haus der Helmers. Zeitlich geht es um ca. acht bis zehn Jahre, dargestellt werden aber nur zwei Tage um die Weihnachtszeit, in der die Vergangenheit bekannt wird. Der Grund der Kurzgeschichte ist die Emanzipation Noras.
Zu Beginn des Stückes versucht Ibsen die typische Rollenverteilung von Mann und Frau darzulegen. Nora wird als naiv und ahnungslos in gesellschaftlichen, juristischen und allgemeinen Dingen dargestellt. Sie hat manchmal kindliche und emotionale Reaktionen. Sie wird von ihrem Mann „Lerche“, „Singvogel“ und „Eichhörnchen“ genannt, was durchweg kleine, zierliche und vollkommen harmlose Tiere sind. Sie unternimmt viel zum Wohle ihres Mannes, isst wenig damit sie gut aussieht und entspricht voll dem Bild einer Frau zur damaligen Zeit. Die Unterlegenheitsrolle wird mit drei Dingen festgelegt. Erstens durch das Psychologische in Form der Erziehung Noras zur Mädchen-Puppe durch den Vater und Helmer. Zweitens durch die Religion als „untrüglicher Führer“ (S. 90) in Fragen der Stellung der Frau in der Familie als Gattin und Mutter, des allgemeinen „moralischen Gefühls“ und des „Gewissens“. Als Letztes wird die Rolle durch das soziale Umfeld festgelegt. Helmer verweist auf den öffentlichen Ruf und auf den öffentlichen Pflichtenkanon.

Charaktere
Torvald Helmer ist bald Direktor der Bank und somit mächtig und wohlhabend. Er kann über die Existenzen von Menschen entscheiden, so zum Beispiel bei Frau Linde und Krogstadt. Für Helmer ist Nora lediglich ein Objekt, kein Subjekt. Zum einen ist sie eine effektvolle Dekoration, ein ästhetisches Objekt. So muss sie sich verkleiden und ihm „vordeklamieren“ (S. 20). Zum Anderen dient sie als gesellschaftliches Demonstrationsobjekt. So ist es für Helmer wichtig, dass Nora bei den Ballgästen „stürmischen Beifall“ erntet (S. 74). Beim tanzlichen Höhepunkt führt er sie „fast mit Gewalt“ mit sich, denn „ein Abgang muss immer effektvoll sein“ (S. 74). Weiter dient ihm Nora als sexuelles Spielzeug und als erotisches Lust- und Stimmungsobjekt. So z. B. als tanzendes, lockendes italienisches Fischermädchen. Auch hat er die Vorstellung seiner Frau als „heimliche Geliebte“ bis sein „Blut kocht“ (S. 77). Nora ist für ihn Besitz und Privateigentum. So ist Noras Körper „die Herrlichkeit die mein ist“ (S. 76). Die Vergebung Noras „Sünden“ ist eine doppelte Aneignung. Torvald Helmer ist Egoist. Es tauchen unheimlich viele Possessivpronomen auf (mein kleiner Singvogel etc.). Noras geplanter Suizid hinterfragt er mit seinem Nutzen (S. 83). Nachdem der Schuldschein erhalten wird schreit er „ich bin gerettet“. Er verurteilt Nora überheblich indem er sie als Heuchlerin und Verbrecherin betitelt. Er will ihr die Kindererziehung entziehen und denkt er muss jämmerlich zugrunde gehen, wegen eines „leichsinnigen Weibes“ (S. 82). Weiter ist er ein Heuchler indem er den Status quo nach außen hin erhalten will, die „Sache“ vertuschen will zur Rettung des „Scheins“ (S. 83).
Krogstadt führt ein gescheitertes Leben. Da er selber bereits einmal Unterschriften fälschte, ist er gesellschaftlich und beruflich äußerst schlecht gestellt. Mit seiner geplanten Entlassung wird Helmer für Krogstadt zur Gefahr seines gewünschten geordneten Leben. Das lässt seine guten Vorsätze verschwinden und führt zur Erpressung Noras. Er wird von seiner früheren Liebe, Frau Linde, auf den rechten Pfad gebracht.
Frau Linde ist eine Jugendfreundin Noras. Sie hat schon sehr früh Verantwortung für sich übernommen und sogar ihr damaliges Leben mit ihren Kindern aufgegeben. Jetzt steht sie mit leeren Händen da, hat keine Arbeit und nichts, für dass es sich lohnt zu leben. Das Wiedersehen mit Krogstadt ist die Wende und sie beginnt von neuem eine Beziehung mit ihm. Frau Linde ist ein Hauptauslöser in der Auseinandersetzung Noras mit sich und ihrem Leben mit Helmer.
Sehr bald wird deutlich, dass Nora ihre Rolle nur spielt. So handelt sie bei der Beschaffung der Geldsumme durchdacht und entschlossen. Die Unterschriftenfälschung ist auf die juristische Nicht-Bildung und dem dadurch entstandenen Rechtsbewusstsein der damaligen Frauen zurückzuführen. Sie ist sich ihres schönen Aussehens und der daraus resultierenden Wirkung auf die Männerwelt durchaus bewusst (S. 18 Z. 29). Für die Darlehenstilgung arbeitet sie über Jahre hinweg heimlich, lebt unter ihren Bedürfnissen und haushaltet rationiert. Sie lehnt sich gegen die Unmündigkeit der Frauen im Geschäftsleben auf (S. 18 Z. 23). Beim Erpressungsversuch Krogstadts greift sie gezielt verbal an.
In der Schlussszene legt Nora demonstrativ ihren „Maskenanzug“ ab und ihr „Alltagskleid“ an. Es kommt zur Abrechnung und zur klaren Aussage „Ich will das alles nicht“ (S. 77 Z. 6). In der Diskussion nach dem Ball wird Nora ihr Leben bewusst. Sie erkennt das Wesen ihres Mannes und beschließt den Aufbruch in die Selbstbestimmung und die Selbsterziehung zu einem autonomen, eigenverantwortlichen und menschlichen Individuum. Fraglich ist allerdings, ob Nora nach der Trennung in der Realität jemals eine Chance haben kann. Die Rechte der Frau zu dieser Zeit sind nicht die heutigen. Merkwürdig ist auch die Person Christine Linde. Sie, die als gebrochene Frau ohne Lebenssinn zu Nora kommt, gibt Nora den Anstoß für den gleichen Lebensweg, der ja anscheinend auch nicht der richtige ist. Die Frauwerdung Noras kommt sehr abrupt. Bedenkt man, dass die Zeit der Ehe bereits acht bis zehn Jahre dauert, so emanzipiert sich Nora innerhalb einer halben Stunde nach dem Maskenball.
Inhalt
Zusammenfassung und Interpretation des Werkes "Nora (Ein Puppenheim)" von Henrik Ibsen, Charakterisierung, Erfolgsaussichten Noras (1039 Wörter)
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