Messiasvorstellungen im Juden- und Christentum
MESSIASVORSTELLUNGEN IM JUDEN- & CHRISTENTUM
Sowohl im Judentum als auch im Christentum existiert der Glaube an einen Messias. Wenn die Messiasvorstellungen dieser beiden Religionen in bestimmten Punkten auch sehr weit auseinanderdriften bzw. sich sogar widersprechen so ist der Grundgedanke doch so ziemlich der gleiche. Beide Religionen erhoffen sich vom Messias eine bessere, gerechte Welt eine Art Paradies. Wo das Judentum aber noch immer auf seinen Messias wartet, da hat das Christentum den seinigen bereits vor über 2000 Jahren gefunden nämlich in Jesus von Nazareth.
Messiasvorstellungen im Judentum
Vor allem im Punkt Gestalt des Messias gibt es im Judentum verschiedenste Vorstellungen:
persönlicher Messias -> Person, die von Gott her Rettung bringen soll
kollektiver Messias -> das ganze Volk Israels ist der Messias
messianisches Zeitalter -> ohne pers./kollekt. Messias; einfach die Zeit als Messias
Aber egal in welcher Gestalt, die Taten des Messias sind die gleichen:
Neuordnung der Welt
Gottes Gericht
Auferweckung der Toten
Rettung von Israel
Die letztgenannte Tat spielt im Judentum eine besonders große Rolle. Man geht davon aus, dass sich der Messias besonders Israel (und dessen Volk) annehmen wird und somit die ewige Unterdrückung endlich ein Ende haben wird.
Im 8. Jahrhundert vor Christi prophezeite Jesaja einen Retter, der ewig währenden Frieden und Gerechtigkeit bringen sollte. Mit ihm sollte das Zeitalter des Schaloms eingeleitet werden; von da an werde Frieden, Harmonie, Glück auf Erden herrschen. Der Mensch werde im Einklang mit Gott und der Natur leben (=Paradies).
Eine weitere Messiasvorstellung kommt von Deutero-Jesaja. Er prophezeite, dass Gott sein Volk durch den Knecht Gottes erlösen wird. Hier entstand das Bild eines leidenden Messias, der durch seine Schmerzen das Leid seines Volkes beendet, also stellvertretend für die Menschheit Sühne trägt.
Auch Sacharja beschreibt den Messias nicht als machtvollen Retter bzw. König sondern als ein mittelloses, demütiges Wesen. Und trotz seiner Mittellosigkeit wird er Frieden bringen.
Daniel prophezeit im apokalyptischen Buch, dass der Messias nicht nur Frieden u.ä. bringt, sondern dass er auch als Richter auftritt und die ungerechten Völker bestraft. Dabei ist der Messias ein prä-existentes Wesen.
So unterschiedlich die jüdischen Messiasvorstellungen auch sind, so ist der Messias doch in keinem Fall Gott bzw. Gottes Sohn.
Messiasvorstellungen im Christentum
Im Christentum gibt es keine verschiedenen Messiasvorstellungen; es gibt nur den einen ei8nzigen wahren Messias nämlich Jesus von Nazareth. Laut Christentum liegt demnach die Ankunft des Messias bereits ca. 2000 Jahre zurück. Somit ist das messianische Zeitalter also bereits angebrochen.
Im Gegensatz zum Judentum ist der Messiasglauben im Christentum essentiell. Schließlich gründet sich das ganze Christentum auf den Glauben an Jesus von Nazareth als Messias. Er wird als göttliche Person verehrt. Laut Christentum haben sich mit ihm die Verheißungen der Propheten erfüllt. Und es gibt wirklich Übereinstimmungen mit verschiedenen jüdischen Messiasbildern. So war Jesus ein leidender Messias (Deutero- Jesaja), er wurde in Armut geboren (Jesaja) und er hat den Glauben an den Gott der Israeliten stark verbreitet, was durchaus messianisch ist. Die Evangelien weisen dem Messiasbild aber auch neue Elemente zu, die dem damaligen Judentum nicht vertraut waren. Somit entstand ein christlicher Messias, der sich letzten Endes in wichtigen Punkten vom jüdischen Messias unterschied.
Die Christen sehen die Messianität Jesus vor allem in dessen Auferweckung. Dies sei das Zeichen für den Anbruch der Herrschaft Gottes. Weiterhin wird Jesus oft als Nachkomme des König David bezeichnet. Ein weiteres Indiz für seine Messianität ist, dass er sehr erfolgreich den Glauben an den Gott Israels verbreitet hat.
Trotzdem wird Jesus von den Juden nicht als Messias anerkannt.
WARUM????
Die Juden lehnen Jesus als Messias entschieden ab, da er bzw. sein Handeln/Wirken oft nicht mit dem jüdischen Glauben in Einklang gebracht werden kann. Die Christen beten Jesus an, stellen ihn somit also auf eine Stufe mit Gott. Trotzdem bezeichnen sie ihre Religion als monotheistisch. Das ist für das Judentum nicht nachvollziehbar. Ebenso unakzeptabel ist der Fakt, dass Jesus an Gottes Stelle Sünden vergibt. Außerdem hat Jesus die Thora aufgehoben, da von ihm (bzw. seinen Gläubigern) wichtige Bestimmungen der Thora nicht mehr als verbindlich angesehen wurden. Ein jüdisches Hauptargument, warum Jesus nicht der Messias sein kann, ist, dass sich seit seiner Ankunft nichts auf Erden grundlegend zum Positiven gewandt hat. Es ist bei weitem noch nicht der Zustand des Schaloms auf Erden eingekehrt. Somit hat sich die Hoffnung, die die Juden in den Messias legen, überhaupt nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Situation des Volkes Israel hat sich eher weiter verschlechtert. Die Völker der Erde bekennen sich beim besten Willen nicht alle zum Judentum und seinem Gott. Stattdessen ist der Antisemitismus stark verbreitet. Die Christen haben diesen sogar noch verschärft indem sie im Namen Jesus die Judenverfolgung auf den Höhepunkt getrieben haben. Wie kann man denn an einen Messias glauben, der das eigene Volk ausrotten lässt? Und auch die Situation Israels hat sich seit der Ankunft Jesus noch nicht verbessert. Es wartet immer noch auf seine Befreiung. Aber steht das überhaupt auf Jesus Liste? Schließlich sprechen die Christen Israel seine besondere Stellung ab
Nach al diesen Fakten kann ich mir gut vorstellen, dass es einem Juden praktisch unmöglich ist in Jesus von Nazareth den lang erhofften Messias zu sehen.
Die Christen allerdings halten an ihrem Glauben fest. Für sie ist Jesus der unumstrittene Messias. Aber was bringen sie den eben dargebrachten Argumenten entgegen??
Die Christen begründen die Messianität Jesus zum einen darin, dass es damals kein einheitliches Messiasbild gegeben hat. Ohne einen klaren Messiastyp kann Jesus also gar kein typischer Messias sein. Und schließlich treffen viele Prophezeiungen auf ihn zu, wenn andere auch fehlen. So wird er zum Beispiel von vielen als Nachfolger des Königs David bezeichnet. Er übertrifft die anderen Propheten bei weitem. Jesus will Frieden auf Erden. Er wählt aber nicht den Weg der blutigen Revolution sondern ruft zu Gewaltlosigkeit auf. Er will eine innere Umkehr. Durch eine Erneuerung der Herzen will er bei den Menschen eine Mentalität schaffen, die sie selbst dazu treibt die Welt politisch und gesellschaftlich neu (besser) zu ordnen. Somit ist es also nicht Jesus Schuld, dass die Welt immer noch schlecht ist. Die Menschen sind es, die diese notwendige innere Umkehr noch nicht vollständig vollzogen haben.
Ein weiteres Argument des Christentums für Jesus als Messias ist, dass er den Glauben Israels sehr stark verbreitet hat. Das war auf jeden Fall ein erster Schritt in Richtung Weltglaube.
Aber auch die Christen gestehen ein, dass mit Jesus noch nicht alles geschehen ist, was vom Messias erwartet bzw. erhofft wird. Das lässt sie aber nicht an seiner Messianität zweifeln. (Wie auch? Schließlich gründet sich doch ihr Glaube auf seine Messianität) Vielmehr sind sie der Überzeugung, dass er am Ende der Tage wiederkehren wird. Sie hoffen auf diesen Tag (endzeitliche Hoffnung), da sich dann alles erfüllen wird, was prophezeit wurde.
Hierin sind sich Juden und Christen also etwas ähnlich. Beide warten sie auf den Messias, wobei das Judentum seine Ankunft erwartet und das Christentum seine Wiederkehr.
Inhalt
Dies ist eine sehr detaillierte Zusammenfassung der Vorstellung vom Messias in verschiedenen Religionen. Hier wird insbesondere auf das Judentum und das Christentum mit ihrer jeweiligen Messiasvorstellung eingegangen. (1261 Wörter)
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