Frank Wedekind - Frühlings Erwachen
Hausaufgabe – Charakterisierung Melchiors 30.01.04
Im Folgenden möchte ich mit dem 14-jährigen Schüler Melchior Gabor beschäftigen, eine der Hauptpersonen aus Frank Wedekinds Drama „Frühlings Erwachen“. Das 1891 erschienene Drama enthält drei Akte mit insgesamt 19 Gesprächsszenen.
Der 14-jährige Melchior Gabor lebt bei seinen Eltern und erreicht sehr gute Zensuren auf dem Gymnasium: „Er soll der Drittbeste in seiner Klasse sein.“ (S.19 Z.10) Angesichts dessen will er Moritz helfen, dessen Versetzung auf dem Spiel steht. Er sagt, dass Moritz seine schriftlichen Hausaufgaben mit ihm zusammen machen solle, denn so würde es beiden leichter fallen. Auch bietet ihm Melchior an einen Aufsatz für in zu verfassen, dies lehnt Moritz aber ab. (Vgl. S.31 Z.1f und S.14 Z.24ff) Doch trotz seine guten Noten klagt Melchior wie viele seiner Klassenkameraden über die hohen Anforderungen der Schule: „An nichts kann man denken, ohne dass einem Arbeiten dazwischen kommen!“ (S.9 Z.8f) Melchior ist ein zielsicherer und strebsamer junger Mann, dies kann man aus dem Gespräch mit seinem besten freund Moritz erkennen, als Melchior zu ihm sagt: „Ich w i l l nichts, was ich mir nicht habe erkämpfen müssen!“ (S.33 Z.1f) Aber nicht nur in diese Hinsicht unterscheiden sich die beiden Freunde, denn Melchior steht mit beiden Füßen fest im Leben, hingegen versinkt Moritz auch einmal in seiner Traumwelt: „Moritz. […]Die Befriedigung, die der Mann dabei findet, denke ich mir schal und abgestanden. Melchior. Denke sie dir, wie du magst, aber behalte sie für dich. – Ich denke sie mir nicht gern...“(S.33 Z.14ff) Melchior interessiert sich nicht nur für die Themen, die er in der Schule durchnimmt. In seiner Freizeit interessiert er sich sehr für Literatur, ebenso sein Freund Moritz, mit dem er zusammen „Faust“ von Goethe liest: „Frau Gabor. Was hast du da für ein Buch, Melchior? Melchior „Faust““ (S.31 Z.12f). Als Melchiors Mutter erfährt, dass ihr Sohn solch ein Buch liest, empfiehlt sie ihm damit lieber noch ein, zwei Jahre zu warten. Doch Melchior entgegnet ihr, dass er noch nie so viel Schönes in einem Buch gelesen habe (vgl. S.31 Z.17ff). „Du bist alt genug, Melchior, um wissen zu können, was dir zuträglich und was schädlich ist. Tu, was du dir verantworten kannst.“ (S.31 Z.27) Hieraus lässt sich schließen, dass Melchior ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Mutter hat und dass er eine nicht autoritäre Erziehung durch seine Eltern genießt: „Ich werde mein Vertrauen immer lieber in d i c h als in irgend beliebige erzieherische Maßregeln setzen.“ (S.31 Z.34) Ebenso wenig wie Moritz wurde auch Melchior, trotz seines guten Verhältnisses zu seiner Mutter und der liberalen Erziehung, nicht aufgeklärt. Bei einem Gespräch zwischen Moritz und Melchior erfährt Moritz, dass Melchior sich sein Wissen anderweitig angeeignet hat: „Ich habe es teils aus Büchern, teils aus Illustrationen, teils aus Beobachtungen in der Natur.“ (S.14 Z.6ff) Moritz bittet ihn ihm einen Brief zu schreiben, indem Melchior Moritz aufklären soll. „Es scheint mir eine ganz interessante Arbeit“(S.15 Z.8). Hieran lässt sich Melchiors Hilfsbereitschaft erkennen und dass er keine Probleme hat mit Moritz über Sexualität zu sprechen. Die beiden sprechen darüber, wie sie ihre eigenen Kinder später einmal erziehen wollen und Melchior sagt, er sei der Meinung, Sexualität wäre ein Instinkt der früher oder später bei jedem erwache und keine Erziehungsangelegenheit. (Vgl. S.10 Z.32) Melchior ist ein Mensch der offenen über seine Sexualität spricht, aber er kann nicht mit seinen Gefühlen umgehen. Dies wird deutlich, als es zu Wendlas Vergewaltigung kommt. Trotz Wendlas Widerwillen küsst Melchior sie und schläft mit ihr: „Wendla. - - Nicht küssen, Melchior! – Nicht küssen! Melchior – Dein Herz – hör ich schlagen –“ (S.40 Z.29f). Wendla, deren Mutter ihr erzählt hat man müsse einen Mann nur lieben um Kinder zu bekommen, weiß nicht was mit ihr geschieht. Als sie Melchior sagt, dass sie sich doch gar nicht lieben würden sagt Melchior, dass es keine Liebe geben würde, es wäre alles nur Egoismus. Das zeigt, dass Melchior nach seiner eigenen Aussage auch ein Egoist sein muss. Er ist nicht nur ein Egoist, sondern auch ein Atheist, dies erfahren wir von Wendla in einem Gespräch mit Thea: „Wendla. Denke dir, Melchi Gabor sagt mir damals, er glaube an nichts – nicht an Gott, nicht an ein Jenseits – an gar nichts mehr auf dieser Welt.“(S.19 Z.22ff.) Dieser Egoismus und Atheismus bringen Melchior dazu sich nicht konfirmieren zu lassen, wenn der Pastor keine überzeugenden Argumente habe, die gegen seine Theorie sprechen. Bei der Relegationskonferenz lernt Melchior, dass sich selbst die besten Argumente als nutzlos erweisen können, da er bei der Konferenz nur mit ja und nein antworten darf. Auch dass es für Melchior keine Aufopferung und keine Selbstlosigkeit gibt erfahren wir in dem Gespräch zwischen Wendla und Melchior, das im Wald stattfindet, als sie sich eines Tages dort zufälligerweise treffen. Wir erfahren auch, dass Wendla von ihrer Mutter noch nie geschlagen wurde und bittet Melchior daher, sie zu schlagen, da sie auch einmal erfahren möchte, wie es sich anfühlt, wenn man von einer anderen Person geschlagen wird. Melchior lehnt dies zunächst ab, Wendla fleht ihn solang an, bis er anfängt sie zu schlagen und sich dann nicht mehr halten kann und auf sie eindrischt: “Er wirft den Stock beiseite und schlägt derart mit den Fäusten drein, dass sie in ein fürchterliches Geschrei ausbricht.“ (S.27 Z.2f) Dies zeigt, dass er sich nicht unter Kontrolle halten kann aber auch seine Sensibilität, da er nicht verstehen kann dass Wendla unbedingt geschlagen werden möchte. Anschließend rennt er in den Wald hinein, woraus man sein Schamgefühl erkennen kann. Er kann Wendla nicht mehr unter die Augen treten, nachdem er sie geschlagen hat. Dass Melchior ein nachdenklicher Mensch ist lässt sich an dem Dialog von Wendla und Melchior erkennen als sie sich im Wald begegnen: „Seit drei Stunden durchstreife ich den Wald die Kreuz die Quer, ohne dass mir eine Seele begegnet, […] Ich gehe meinen Gedanken nach.“ (S.22 Z.27ff und S.23 Z.5) Auch ist er eine naturverbundene Person, dies erkenne ich an dem Gespräch zwischen Moritz und Melchior: „Ich schlafe von jetzt bis nach der Weinlese überhaupt nur in meine Hängematte.“ (S.11 Z.35f.) In der Korrektionsanstalt merkt er, wie er Wendla vermisst und dort empfindet er im Nachhinein noch ein sehr großes Schamgefühl, für das was er ihr angetan hat: „Wenn ich an sie denk, schießt mir das Blut in den Kopf.“(S.66 Z.33f.) Dies ist für ihn auch ein Grund aus der Korrektionsanstalt zu fliehen. Doch als er draußen ist und seinen Freund Moritz auf dem Friedhof besuchen will, der sich umgebracht hat, weil er nicht versetzt wurde und diese Schande seinen Eltern ersparen wollte, läuft er an Wendlas Grab vorbei. „Und ich bin ihr Mörder. – Ich bin ihr Mörder!“ (S.75 Z.5) Hieran erkenne ich Melchiors Schuldgefühle. Er fühlt sich verantwortlich für Wendlas Tod, ebenso wie er auch von den Lehrern für Moritz’ Tod verantwortlich gemacht wurde. Er ist sehr verzweifelt und weiß nicht mehr was er machen soll: „Mir bleibt die Verzweifelung. – Ich darf hier nicht weinen.“ (S.75 Z.5f) Doch statt der Verzweiflung tritt sein toter Freund Moritz vor ihm auf mit seinem Kopf unter dem Arm. Melchior will dies zunächst nicht wahrhaben und glaub ihm nicht, dass er der Moritz ist, mit dem er sich vor nicht all zu langer Zeit lebend unterhalten hat: „Du bist n i c h t Moritz Stiefel.“ (S.75 Z.16) Der tote Moritz will Melchior zu sich holen, indem Melchior ihm nur die Hand geben muss. Doch Melchior fragt ihn wie es ist ein Toter zu sein und ob es sehr anders wäre als Lebendiger. Er ist sehr neugierig über das Leben eines Toten: „Schläfst du denn nicht? […] Ruhelos? […] Ekelt dich das nicht an? […] Könnt ihr vergessen?“ (S.75 Z.21-S.77 Z.12) All das können und nicht müssen der Toten fasziniert Melchior so sehr, dass er kurz davor ist seinem Freund die Hand zu reichen. Dass Melchior keine Angst vor dem Tod hat erfahren wir in Melchiors Gespräch mit Moritz: „Ich hätte nicht übel Lust, mich in die Zweige zu hängen.“ (S.29 Z.13) Der Auftritt des vermummten Herrn macht Melchior ebenfalls neugierig, da er wissen möchte wer dieser Herr ist. Als dieser es jedoch nicht preisgeben möchte wird Melchior ungeduldig: „Sagen sie mir endlich, wer Sie sind, oder nicht?!“ (S.78 Z.35f.) Melchior ist kurz davor seinem Freund Moritz die Hand zu reichen, jedoch schafft es der vermummt Herr es noch rechtzeitig Melchior die schönen Dinge des Lebens zu zeigen und verhindert somit, dass Melchior Moritz die Hand gibt. Der vermummte Herr schafft es die Lebensfreund in Melchior wieder zu wecken und Melchior bekommt wieder Hoffnung und Zuversicht: „Leb wohl, Moritz! Nimm meinen herzlichen Dank dafür, dass du mir noch erschienen. […]Ich verspreche dir, Moritz, mag nun werden was will, mag ich in den kommenden Jahren zehnmal ein anderer werden, mag es aufwärts oder abwärts mit mir gehen, d i c h werde ich nie vergessen...“(S.82 Z.1ff)
Im Vergleich zu Moritz ist Melchior offener, da er keine Probleme hat Moritz die menschliche Fortpflanzung mündlich zu erklären, dies lehnt Moritz jedoch aus Schamgefühl ab und bittet Melchior es schriftlich abzufassen. Im Gegensatz zu Moritz hat Melchior einen stärkeren Charakter, da Moritz keinen anderen Ausweg sieht als Suizid, als er davon erfährt, dass seine Promotion rückgängig gemacht wurde. Melchior sah im ersten Moment auch keinen anderen Weg verrückt zu werden, als er von Wendlas Tod erfährt, doch er erhängt sich nicht am nächst besten Baum.
Inhalt
Chrakterisierung der Figur Melchior aus Frank Wedekinds Drama "Frühlings Erwachen"
(sehr ausführlich, ca. 5 Seiten) (1748 Wörter)
(sehr ausführlich, ca. 5 Seiten) (1748 Wörter)
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