Referat: Frank Wedekind -Frühlingserwachen
Frühlingserwachen - Frank Wedekind
Grundthemen
Schule
Sexualität
Sexualität wird als menschenfeindlich erachtete bürgerliche Moral betrachtet
Titelbild: Frühling, Blumenwiese, Schwalben = steht für Heiterkeit und voller lebensbejahender Motivik.
Der Selbstmord steht für den Selbstmord eines Freundes Wendekinds, der sich während der Schulzeit umgebracht hat ( siehe selber Vornamen )
Lyrische Aspekte
Beeinflusst vom Sturm und Drang und der Vormärzliteratur führt mit der Bezeichnung "Kindertragödie" einen neuen Dramentypus ein
Mit Kritik an der schulischen Erziehungsmethode nimmt Wendekind eine typische Sturm und Drang-Thematik auf.
Aufbau
Das Stück enthält Aspekte des offenen und des geschlossenen Dramas
Besitzt den klassischen Aufbau einer Tragödie: Exposition, Steigerung/Peripetie, fallende Handlung/Lösung
1. Akt: - Benennung der behandelten Themen
Die Hauptpersonen treten auf
Ausdrucksformen von verdrängter jugendlicher Sexualität treten auf
Mit der Drohung von Moritz ( Selbstmord ) wird der dramatische Knoten geschürzt
2. Akt: - Die Handlung wird weiter entwickelt
Höhepunkt und Peripetie wird erreicht, da Moritz nicht versetzt wird und er Frau Gabor um Hilfe bittet (Brief)
Sein Selbstmord, Wendlas Schwangerschaft.. leiten die fallende Handlung ein
Peripetie wird besonders deutlich, als sich Moritz zwischen Ilse ( verkörpert Leben und Liebe) und dem Tod entscheiden muss
Anschnitt weiterer Möglichkeiten der Sexualität
3. Akt: - Schulkonferenz, Begräbnis, Erziehungsheim sind die Elemente der
fallenden Handlung
Melchior bleibt durch das Eingreifen des vermummten Herr von einer Katastrophe verschont LÖSUNGSWEG
Weitere Möglichkeiten der Sexualität treten auf
Frühlingsdrama enthält auch Elemente des offenen Dramas:
Verzicht auf die Einheit der Zeit (5.Mai 1892 - 27.Oktober 1892)
Verzicht auf die Einheit der Handlung (Mehrere Handlungsstränge erkennbar)
Verzicht auf die Einheit des Ortes (Wohnzimmer, Strasse, Heuboden...)
Der individuelle Held (Typisches Merkmal der klassischen Tragödie) fehlt!
Dafür einzelne Fallstudien Im Mittelpunkt sind stets die Kinder
Befinden sich jedoch in schicksalhaften Notsituationen Wendla und Moritz scheitern daran
Personenkonstellation
Insgesamt 39 Personen
Hauptpersonen: Melchior, Moritz und Wendla
Episodenfiguren (keine Hauptfigur, Auftritt ist nicht situativ begründet): Herr Gabor, Hänschen, Martha...
Deutlich erkennbar: Das Augenmerk liegt auf den Jugendlichen ( in 8 Szenen nur Jugendliche)
Moritz Stiefel: Er ist stets vom Motiv seine Eltern zu enttäusche, begleitet. Er ist kein leistungsstarker Schüler. Als Ausweg sieht er daher die Flucht nach Altona Schiff. Obwohl er durch die probeweise Versetzung angespornt ist, muss er sich erneut schulische Defizite eingestehen. Er denkt öfters darüber nach sich umzubringen. Seine aufkeimenden sexuellen Regungen sieht es als schlecht, sündhaft an. Sein Schamgefühl führt er auf seine Erziehung zurück. Moritz wurde von seinen Eltern nicht aufgeklärt. Seine erste eigene sexuelle Begegnung drückt er biblisch aus. Er befindet sich in einem Ablösungsprozess von der Kindheit. Seine tiefe existentielle Anrührung zeigt sich auch im Märchen. Seine Selbstinterpretation zeigt sein sexuelles Verlangen. Mit einem Verzicht auf die Sexualität, welche ihm Ilse bietet, zeigt sich eine Art des "emotionalen Selbstmordes". Der psychische lässt daher nicht mehr lange auf sich warten. Der Selbstmord von Moritz ist dann die konsequente Realisierung der sich Widerholenden Ankündigungen. Er sieht darin auch eine Art Befreiung von dem Gefühl, dass er nicht zur Gesellschaft gehört. Moritz erhält im Roman die Figur eines mutlos-labilen, von Minderwertigkeitsgefühlen bestimmten Jugendlichen. Erst nach seinem Tod erkennt er, dass sein Fehler die mangelnde Lebensbejahung war.
Melchior Gabor: Er ist besonders leistungsstark. Er macht sich gründliche Gedanken über die Moral. Das Schamgefühl erklärt er als eine Art Modeerscheinung. Melchior hat einen wachen aber kritischen Verstand. Atheismus und Egoismus-Theorien verbinden seine Figur mit der, des jungen Wedekinds, der diese Gedanken in einem Brief verfasst hat. Darüber hinaus ist Melchior sehr sensibel. Auf der anderen Seite lässt er seinen sexuellen Regungen freien Lauf Vergewaltigung von Wendla. Auf der einen Seite ist Melchior seiner eigenen Triebhaftigkeit ausgeliefert, auf der anderen Seite ist er aber fähig, die eigene Situation kritisch zu reflektieren. Melchiors Charakter lässt sich in mehreren Hinsichten mit dem des jungen Wedekinds vergleichen.
Wendla Bergmann: Sie erkennt schon bald die körperfeindliche Haltung ihrer Mutter Kleid zu kurz. Wendla ist froh darüber ein Mädchen zu sein, möchte aber dennoch Jungen bekommen, da sie der Ansicht ist, die Liebe eins Mannes sei mehr wert, als die einer Frau. Hinter diesem Wunsch steht bürgerliche Leistungstethik, die den Wert eines Menschen nach seiner sozialen Stellung bestimmt. Wendla wird von ihrer Mutter falsch aufgeklärt, versteht ihre Schwangerschaft daher nicht. Im letzten Stadium vor dem Tod ist Wendla sehr sensibel. Wendla wurde das Opfer körperfeindlicher Erziehungsmethode und einer nur auf das öffentliche Ansehen gerichteten Moral.
Frau Bergmann: Sie steht dem körperlichen Reifungsprozess ihrer Tochter hilflos und verklemmt gegenüber. Sie hätte es am liebsten, wenn sich keinerlei Veränderungen an ihrer Tochter abzeichnen würden. Ihre Scheu gegenüber allem Sexuellen kommt deutlich hervor Keine Aufklärung. Frau B. hat Schwierigkeiten damit sich einzugestehen, dass ihre Tochter kein Kind mehr ist. Ihr Versuch das sexuelle Thema nicht anzusprechen wird Wendla zum Verhängnis. Sie ist zudem nicht lernfähig. Sie erkennt ihren Fehler nicht! Sie versucht sogar ihr Verhalten mit einer Mischung aus Gottvertrauen und Selbsthilfe zu vertuschen. Jedoch hat ihr Versuch der Abtreibung auch etwas Tragisches. Sie steht für eine falsch verstandene Rücksichtsnahme, auf die öffentliche Meinung und für Scheu, Verklemmtheit und für die Inhumanität bürgerlicher Sexualmoral.
Herr/Frau Gabor: Frau Gabor wird als sorgende Mutter dargestellt. Sie bringt ihrem Sohn viel Vertrauen entgegen und verzichtet auf Bevormundung. Sie hat gegen die Freundschaft von Melchior mit Moritz nichts einzuwenden. Will aber die Flucht von Moritz trotzdem nicht unterstützen. Sie ist eine der wenigen Personen, welche nicht als Karikatur gestaltet ist. Ihr Verhalten jedoch wird von ihrem Mann kritisiert. Er wirft ihr eine mangelnde Ernsthaftigkeit vor. Erst als sie von Melchiors Brief an Wendla erfährt, stimmt sie der Einweisung in die Korrektionsanstalt zu, was auf einer Enttäuschung über den Vertrauensbruch ihres Sohnes liegen dürfte. Hier zeigt sich die Schwäche ihres Charakters. Sie erkennt nicht, dass Melchior gerade jetzt das elterliche Vertrauen benötigen würde. Durch ihre Abwendung zeigt sie ihm, dass ihre Enttäuschung grösser ist, als das mütterliche Verantwortungsgefühl. Auch scheint sie Melchior nicht aufgeklärt zu haben. Herr Gabor, ein Jurist, lässt sich als Mensch charakterisieren, für den keine langen Diskussionen, sonder pragmatische Lösungen im Vordergrund stehen.
Die Gymnasialprofessoren: Sonnenstich, Hungergurt, Knochenbruch, Affenschmalz, Zungenschlag, Fliegentod. Diese werden bereits durch ihre Namen in grotesker Weise karikiert. Es könnten Spitznamen sein, welche ihnen von Schülern verabreicht wurden. Besonderheit eines Lehrers (Sprachfehler Zungenschlag). Weitere Charakterzüge sind Egoismus und Autoritätshörigkeit. Ausserdem stellt man bei der Diskussion über das offene Fenster die Interesselosigkeit der Pädagogen an pädagogischen Fragen fest. Die Karikatur der Lehrer durch die Namensgebung, Verhalten und altertümlich-gestelzte Sprache wird zur Groteske. Im Drama werden die Lehrer als einheitlicher Typus verstanden.
Pastor Kahlbauch: Er hält die Grabrede bei der Beerdigung von Moritz. Er wird in grotesker Weise als ein Kirchenvertreter gestaltet, der die Macht der Gesellschaft über den Tod des Einzelnen hinaus repräsentiert. Laut ihm soll es also keine andere Möglichkeit geben, als sich den gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen anzupassen. Er repräsentiert in übertriebener Weise Inhumanität.
Der vermummte Herr: Er trägt keinen Namen. Dass er eine besondere Bedeutung trägt, wird durch die Widmung unterstrichen (Am Anfang des Buches!) Bei seinem 1. Auftritt kommt es zu einer Richtigstellung der Aussagen des toten Moritz. Er bringt Moritz dazu Melchior zu sagen, dass er ihn angelogen hat. Er steht für das Prinzip des Lebens! Daher auch die Forderung, dass Melchior ihm erst anvertrauen müsse, bevor er ihn kennen lerne, d.h dass er sich zunächst für das Leben entscheiden muss, bevor er weiss, was es ihm an neuen Erfahrungen bringt. Dramaturgisch betrachtet wirkt er als ein "deux en Machina" Da sein Verhalten ein glückliches Ende für Melchior hat, steht er im Gegensatz zu den Gattungsbezeichnungen als Tragödie. Er überprüft Moralvorstellungen mit seinem gesunden Menschenverstand und definiert die Moral als das reale Produkt der imaginären Grössen "Sollen und Wollen". Trotz allem unterstreicht er den im Stück herrschende Gegensatz zwischen Tod und Leben. Die Macht der gesellschaftlichen Moralvorstellungen hat sich zuvor bereits im Tod von Moritz und Wendla auf tragische Weise gezeigt.
Ilse: Arbeitet als Aktmodell für eine Künstlergesellschaft. Sie betreibt jedoch zusätzlich Prostitution. Sie bietet beim Zusammentreffen mit Moritz dem ein sexuelles Abenteuer an, welches dieser aber ablehnt. Sie macht sich keine Illusionen über ihr zukünftiges Leben, da sie davon ausgeht früher als die anderen zu sterben. Sie nimmt, wie auch der vermummte Herr, ein Symbol des Lebens ein, welches Moritz vor seinem Tod bewahren soll.
Hänschen Rilow: Seine Gestalt lässt sich in Verbindung mit Ausdrucksformen pubertärer Sexualität sehen. Er wurde von der eigenen Gouvernante aufgeklärt. Hänschen ist homosexuell, sein Freund ist Ernst Röbel. Er will er vor allem vermeiden, in die Fussstapfen seiner Eltern zu treten. Auch hält er sich selbst nicht für fähig, tugendhaften Vorstellungen zu entsprechen. Mit seiner Homosexualität vertritt Hänschen eine Spielart des sexuellen Erwachsen-Werdens. Durch die Vernichtung seiner Onanier-Vorlagen inszeniert er eine Art literarisches Begräbnis. (Benutzt dabei die Worte von Othello, bei welchen er Desdemona umgebracht hat) Der sprachliche Bezug auf die klassische Tragödie unterstreicht seine Ernsthaftigkeit und die hohe Bedeutung, die er der Handlung zuweist. Die Vernichtung der Frauenbilder kann auch als eindeutiges Eingeständnis seiner Homosexualität dienen. Hänschen steht für einen Jugendlichen, der seine Sexualität mit Pathos, aber auch mit Unbekümmertheit lebt und gesellschaftlichen Moralvorstellungen distanziert gegenüber steht.
Stil und Sprache
Dramenform: Kindertragödie, formal mit Elementen des offenen und des geschlossenen Dramas, inhaltlich als Tragikkomödie zu bezeichnen.
Sprache: Verzicht auf poetische Kunstsprache, Verwendung der Alltagssprache
Indirekte Charakterisierung durch Sprachverhalten: Die Einstellung der Erwachsenen wird durch die Sprache demaskiert (Hilflosigkeit zerstückelter Satzbau, unpersönlicher Ausdruck...) Die Jugendlichen werden in ihrem Sprachverhalten ernst genommen Wedekind gibt die Erwachsnen und nicht die Jugendlichen der Lächerlichkeit preis.
Parodie/Zitate: Erzeugung von Komik durch parodistische Distanz zwischen Zitat und Kontext (Othello gebraucht für den Mord die Worte "Hast du zur Nacht gebeten, Desdemona" Hänschen dagegen spült sein Bild mit den Worten "Die Sache wills" hinunter. Diesen verwendet Othello auch, jedoch um seinen Mord zu begründen, H. jedoch als eine Anspielung auf das extensive Onanieren).
Sprechende Namen: Lehrerschaft Erzeugung von Komik
Groteske/Satire: Durch Übertreibung wird die Realität verfremdet. (Arzt kann Bleichsucht nicht von Schwangerschaft unterscheiden, Moritz hält seinen Kopf unter dem Arm...)
Wiederholung: Erzeugung von Komik.
Monolog: Zbs. Melchiors innerer Dialog Darlegung der inneren Befindlichkeit
Anspielungen: Märchen der Königin als Vorausdeutung auf das Ende von Moritz
Kontrast: Hänschen träumt vom Bordell, während Ernst das biedermeierliche Leben als Landpfarrer will
Interpretationsansätze:
Wedekind kritisiert die lebensfeindlichen bürgerlichen Moralvorstellungen, wie sie sich in den patriarchalisch-autoritären Strukturen von Familie und Schule offenbaren.
W. bedient sich des "Wiedergänger"-Motivs, um innerseelische Vorgänge Melchiors zu verdeutlichen: Moritz und der vermummte Herr als Personifikation des Todes- und des Lebenstriebs.
Mit der Gattungsbezeichnung "Kindertragödie" wird die Gegnerschaft von Kindlich-Natürlichem und der bürgerlichen Moral gezeigt. Der proklamierte natürliche Lebenswille ist ein Element des Jugendstil-Programms.
Inhalt
Hier eine sehr detaillierte Arbeit zum Werk "Frühlingserwachen". Sie enthält Angaben zum Aufbau, zu den lyrischen Aspekten, eine sehr umfangsreiche Personenbeschreibung, Angaben zum Stil und der Sprache und Interpretationen. (1828 Wörter)
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