Erörterung zur Erziehung Parzivals
Erörterung Parzival
Aufgabe:
Welche Verhaltensnormen und Erziehungsideale gehen von Herzeloyde bzw. Gurnemanz aus? Beurteilen Sie diese in ethischer und praktischer Hinsicht.
Eine Erörterung im Bezug auf Kapitel 6 "Was Parzival bei Gurnemanz lernte" aus "Parzival nach Wolfram von Eschenbach neu erzählt von Wolf Wiechert"
Herzeloyde erzieht Parzival abgeschottet von der Zivilisation nach ihren persönlichen Werten. Aus Angst, Parzival würde wie sein Vater durch sein Rittertum sterben, verheimlicht sie Parzival, dass es Ritter gibt und was sie sind. Als Parzival erfährt, was Ritter sind packt ihn die Abenteuerlust und er beschließt, zu König Artus zu gehen, damit er Ritter werde. Voller kindlicher Naivität glaubt er, dass eine Rüstung, ein Pferd und einige Worte von Artus ihn zum Ritter machen würden. Seine Mutter klärt den Irrtum nicht auf, ganz im Gegenteil. Sie gibt ihm Verhaltensnormen mit auf den Weg, die Parzival tollpatschig und unwissend aussehen lassen. Sie hofft, so würde er schnell zu ihr zurückkehren. Der Plan geht nicht auf, Parzival findet durch seine Schönheit und Kampfkunst Anklang bei den Rittern der Tafelrunde und gelangt zu seinem Lehrer Gurnemanz, der ihn als Sohn annimmt. Gurnemanz bringt Parzival höfische Umgangsformen bei und lehrt ihn, wie er sich zu verhalten hat, damit die Frauen an ihm Gefallen finden.
Herzeloydes größter Erziehungswert ist die Treue der Familie gegenüber. Sie schafft es jedoch nicht, Parzival zum Bleiben zu überreden. Ihre Erziehung hat aus Parzival einen Jungen gemacht, der in der Zivilisation auffällt, weil er keine Grenzen Fremden gegenüber kennt. Jeder Mensch, auch in der heutigen Welt, lernt die Grenzen anderer Menschen kennen. Er merkt, wenn eine Frage zu persönlich war oder er unfreundlich war. Parzival merkt dies nicht, da er die Normen der Gesellschaft nicht kennt. Selbst als er in die für ihn neue Welt zieht, gibt Herzeloyde ihm gesellschaftlich falsche Ratschläge mit auf den Weg. Ihr Handeln ist egoistisch, da sie sich vor dem Leid schützen will, dass sie beim Tod von Gahmuret erfahren hat. Auch wenn sie damit Parzival vor seinem Tod schützen will, macht sie ihn bewusst zum Spott. Ethisch gesehen ist ihr Handeln daher nicht korrekt. Sie achtet nicht auf die Gefühle anderer Menschen, die sich durch Parzivals unwissendes und naives Verhalten angegriffen fühlen könnten. Sie macht ihrem Sohn durch ihre Erziehung das Leben in ritterlicher Gemeinschaft unnötig schwer, damit würde sie in der heutigen Gesellschaft als schlechte Mutter abgetan werden.
Gurnemanz versucht, Parzival alles beizubringen, was Herzeloyde versäumt hat. Es ist allerdings für den Jungen schwierig, zu lernen, die Gefühle und Scham anderer Menschen deuten zu lernen. In seinem Alter will er verstehen, warum ein Mensch sich schämt, wenn ihm eine zu persönliche Frage gestellt wird, doch dafür gibt es keine logische Erklärung. Andere Dinge der Erziehung kann Parzival besser annehmen, wie zu Beispiel die höfische Erziehung. Gurnemanz handelt im ethischen wie im praktischen Sinne vollkommen richtig. Er hat Parzival als Sohn angenommen und bereitet ihn dementsprechend auf sein Leben als Ritter vor. Es ist richtig, dass Gurnemanz Parzival beibringt, wie die christliche Religion ausgeübt wird, da Parzival auch bei seiner Mutter christlich erzogen wurde. Er konnte nie eine Messe besuchen, da er in der Wildnis aufwuchs, doch seine Mutter erklärte ihm schon in früher Kindheit dass es einen Gott gibt und wer oder was Gott ist. Parzival tut es gut, eine männliche Bezugsperson zu haben. Es ist zwar nicht bekannt, ob er bei seiner Mutter unter dessen Dienern eine Bezugsperson hatte, ich finde es aber ziemlich unwahrscheinlich, da die Knechte Untertanen Herzeloydes waren und Parzival aus einer adeligen Familie kommt. Somit hilft Gurnemanz ihm in seiner psychischen und körperlichen Entwicklung weiter, denn er kann bei ihm etwas wie Scham entwickeln.
Ich denke, die zwei Entwicklungswege von Parzivals Persönlichkeit ergänzen sich gut. Wäre er nie zu Gurnemanz gekommen, hätte Herzeloydes Erziehung ihn in der Gesellschaft zum Spott werden lassen. In der Wildnis, wo Herzeloyde ihn eigentlich sein ganzes Leben lang halten wollte, ist es nicht schlimm, dass ihm gesellschaftliche Umgangsformen fehlen. Es war von Herzeloyde allerding unrealistisch zu denken, Parzival würde nie erfahren was die Welt alles zu bieten hat. Gurnemanz vernachlässigte in seiner Erziehung die Werte außerhalb des ritterlichen Lebens. Wäre Parzival bei ihm aufgewachsen, hätte er nie erfahren, was es heißt frei und ohne gesellschaftliche Zwänge zu leben. Die verschiedenen pädagogischen Ansätze spiegeln das schwarz-weiß-Denken des Mittelalters wieder. Herzeloyde verwehrte Parzival alle gesellschaftlichen Werte, Gurnemanz alle Dinge, die man außerhalb der Gesellschaft erleben kann.
Meiner Meinung nach lassen sich die Erfahrungen die Parzival macht auch gut auf die heutige Welt übertragen: Ein Mensch sollte möglichst viele Facetten den Lebens kennenlernen dürfen und selbst entscheiden, was für ihn das Richtige ist. Man sollte auch mal auf die andere Seite des Lebens gucken. Ist man dauerhaft in einem Gerüst von Normen und Erwartungen gefangen, hilft es im Urlaub alle Normen fallen zu lassen und einfach mal das komplette Gegenteil von dem Menschen zu sein der man zu Hause ist. Denn so findet man das Gleichgewicht zwischen zwei Extremen. Diese Erkenntnis fehlte vielen Menschen im Mittelalter, doch Wolfram von Eschenbach warnte schon im Prolog von "Parzival" davor, in ein Extrem zu fallen. Zum Glück ist diese Feststellung heutzutage weiter verbreitet als im Mittelalter.
Aufgabe:
Welche Verhaltensnormen und Erziehungsideale gehen von Herzeloyde bzw. Gurnemanz aus? Beurteilen Sie diese in ethischer und praktischer Hinsicht.
Eine Erörterung im Bezug auf Kapitel 6 "Was Parzival bei Gurnemanz lernte" aus "Parzival nach Wolfram von Eschenbach neu erzählt von Wolf Wiechert"
Herzeloyde erzieht Parzival abgeschottet von der Zivilisation nach ihren persönlichen Werten. Aus Angst, Parzival würde wie sein Vater durch sein Rittertum sterben, verheimlicht sie Parzival, dass es Ritter gibt und was sie sind. Als Parzival erfährt, was Ritter sind packt ihn die Abenteuerlust und er beschließt, zu König Artus zu gehen, damit er Ritter werde. Voller kindlicher Naivität glaubt er, dass eine Rüstung, ein Pferd und einige Worte von Artus ihn zum Ritter machen würden. Seine Mutter klärt den Irrtum nicht auf, ganz im Gegenteil. Sie gibt ihm Verhaltensnormen mit auf den Weg, die Parzival tollpatschig und unwissend aussehen lassen. Sie hofft, so würde er schnell zu ihr zurückkehren. Der Plan geht nicht auf, Parzival findet durch seine Schönheit und Kampfkunst Anklang bei den Rittern der Tafelrunde und gelangt zu seinem Lehrer Gurnemanz, der ihn als Sohn annimmt. Gurnemanz bringt Parzival höfische Umgangsformen bei und lehrt ihn, wie er sich zu verhalten hat, damit die Frauen an ihm Gefallen finden.
Herzeloydes größter Erziehungswert ist die Treue der Familie gegenüber. Sie schafft es jedoch nicht, Parzival zum Bleiben zu überreden. Ihre Erziehung hat aus Parzival einen Jungen gemacht, der in der Zivilisation auffällt, weil er keine Grenzen Fremden gegenüber kennt. Jeder Mensch, auch in der heutigen Welt, lernt die Grenzen anderer Menschen kennen. Er merkt, wenn eine Frage zu persönlich war oder er unfreundlich war. Parzival merkt dies nicht, da er die Normen der Gesellschaft nicht kennt. Selbst als er in die für ihn neue Welt zieht, gibt Herzeloyde ihm gesellschaftlich falsche Ratschläge mit auf den Weg. Ihr Handeln ist egoistisch, da sie sich vor dem Leid schützen will, dass sie beim Tod von Gahmuret erfahren hat. Auch wenn sie damit Parzival vor seinem Tod schützen will, macht sie ihn bewusst zum Spott. Ethisch gesehen ist ihr Handeln daher nicht korrekt. Sie achtet nicht auf die Gefühle anderer Menschen, die sich durch Parzivals unwissendes und naives Verhalten angegriffen fühlen könnten. Sie macht ihrem Sohn durch ihre Erziehung das Leben in ritterlicher Gemeinschaft unnötig schwer, damit würde sie in der heutigen Gesellschaft als schlechte Mutter abgetan werden.
Gurnemanz versucht, Parzival alles beizubringen, was Herzeloyde versäumt hat. Es ist allerdings für den Jungen schwierig, zu lernen, die Gefühle und Scham anderer Menschen deuten zu lernen. In seinem Alter will er verstehen, warum ein Mensch sich schämt, wenn ihm eine zu persönliche Frage gestellt wird, doch dafür gibt es keine logische Erklärung. Andere Dinge der Erziehung kann Parzival besser annehmen, wie zu Beispiel die höfische Erziehung. Gurnemanz handelt im ethischen wie im praktischen Sinne vollkommen richtig. Er hat Parzival als Sohn angenommen und bereitet ihn dementsprechend auf sein Leben als Ritter vor. Es ist richtig, dass Gurnemanz Parzival beibringt, wie die christliche Religion ausgeübt wird, da Parzival auch bei seiner Mutter christlich erzogen wurde. Er konnte nie eine Messe besuchen, da er in der Wildnis aufwuchs, doch seine Mutter erklärte ihm schon in früher Kindheit dass es einen Gott gibt und wer oder was Gott ist. Parzival tut es gut, eine männliche Bezugsperson zu haben. Es ist zwar nicht bekannt, ob er bei seiner Mutter unter dessen Dienern eine Bezugsperson hatte, ich finde es aber ziemlich unwahrscheinlich, da die Knechte Untertanen Herzeloydes waren und Parzival aus einer adeligen Familie kommt. Somit hilft Gurnemanz ihm in seiner psychischen und körperlichen Entwicklung weiter, denn er kann bei ihm etwas wie Scham entwickeln.
Ich denke, die zwei Entwicklungswege von Parzivals Persönlichkeit ergänzen sich gut. Wäre er nie zu Gurnemanz gekommen, hätte Herzeloydes Erziehung ihn in der Gesellschaft zum Spott werden lassen. In der Wildnis, wo Herzeloyde ihn eigentlich sein ganzes Leben lang halten wollte, ist es nicht schlimm, dass ihm gesellschaftliche Umgangsformen fehlen. Es war von Herzeloyde allerding unrealistisch zu denken, Parzival würde nie erfahren was die Welt alles zu bieten hat. Gurnemanz vernachlässigte in seiner Erziehung die Werte außerhalb des ritterlichen Lebens. Wäre Parzival bei ihm aufgewachsen, hätte er nie erfahren, was es heißt frei und ohne gesellschaftliche Zwänge zu leben. Die verschiedenen pädagogischen Ansätze spiegeln das schwarz-weiß-Denken des Mittelalters wieder. Herzeloyde verwehrte Parzival alle gesellschaftlichen Werte, Gurnemanz alle Dinge, die man außerhalb der Gesellschaft erleben kann.
Meiner Meinung nach lassen sich die Erfahrungen die Parzival macht auch gut auf die heutige Welt übertragen: Ein Mensch sollte möglichst viele Facetten den Lebens kennenlernen dürfen und selbst entscheiden, was für ihn das Richtige ist. Man sollte auch mal auf die andere Seite des Lebens gucken. Ist man dauerhaft in einem Gerüst von Normen und Erwartungen gefangen, hilft es im Urlaub alle Normen fallen zu lassen und einfach mal das komplette Gegenteil von dem Menschen zu sein der man zu Hause ist. Denn so findet man das Gleichgewicht zwischen zwei Extremen. Diese Erkenntnis fehlte vielen Menschen im Mittelalter, doch Wolfram von Eschenbach warnte schon im Prolog von "Parzival" davor, in ein Extrem zu fallen. Zum Glück ist diese Feststellung heutzutage weiter verbreitet als im Mittelalter.
Inhalt
Erörterung zu den Unterschieden in der Erziehung zwischen Herzeloyde und Gurnemanz.Diese Erörterung bezieht sich auf das Kapitel 6 "Was Parzival bei Gurnemanz lernte" aus "Parzival nach Wolfram von Eschenbach neu erzählt von Wolf Wiechert". (913 Wörter)
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von Kyledeern
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