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Friedrich Dürrenmatt: sein Leben und seine Werke

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Dürrenmatt, Friedrich


1 EINLEITUNG Dürrenmatt, Friedrich (1921-1990), Schweizer Schriftsteller. Mit Theaterstücken wie Der Besuch der alten Dame (1956) und Die Physiker (1962, Neufassung 1980) avancierte er zu einem der bedeutendsten Dramatiker der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur.
Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Konolfingen bei Bern geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften in Zürich und Bern (und keineswegs, wie zumeist falsch wiedergegeben wird, Theologie), arbeitete zunächst als Zeichner und Graphiker und schrieb Literatur- bzw. Theaterkritiken für die Zürcher Weltwoche. Darüber hinaus entstanden erste Texte fürs Kabarett. 1946 heiratete Dürrenmatt Lotti Geißler (drei Kinder). Die Theaterstücke Die Ehe des Herrn Mississippi (1952, Neubearbeitung 1957) und Ein Engel kommt nach Babylon (1954, Neubearbeitung 1957) machten ihn als Dramatiker einem breiten Publikum bekannt. Nach dem Tod seiner ersten Frau ging Dürrenmatt 1984 eine Verbindung mit Charlotte Kerr ein. Der Autor starb am 14. Dezember 1990 in Neuchâtel an den Folgen eines Herzinfarkts.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Dürrenmatt 1983 den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur und 1986 den Georg-Büchner-Preis.
2 WERK Mit seinen von Frank Wedekind und Thornton Wilder beeinflussten avantgardistischen Dramen sowie mit den vom Existentialismus geprägten Kriminalromanen gehört Dürrenmatt zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Angelehnt an die Dramentheorie Bertolt Brechts, bediente er sich in seinen Theaterstücken bevorzugt des Stilmittels der Verfremdung und tragisch-grotesker Elemente; so schuf er einen eigenen Typus der Tragikomödie, seiner Ansicht nach „die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen”. In frühen Stücken, wie Es steht geschrieben (1947, Neufassung 1967 unter dem Titel Die Wiedertäufer) über die Sekte der Wiedertäufer im Münster des 16. Jahrhunderts und Romulus der Große (1948, Neufassung 1958), über den Untergang Roms, verbindet sich ein Sinn für komische Ironie und das Absurde mit einer szenischen Darstellung des Gewalt.
Dürrenmatts bis heute populärste Stücke, Der Besuch der alten Dame (1956) und Die Physiker (1962, Neufassung 1980), beleuchten in unterschiedlicher Weise das Problem der absurden Existenz des Individuums in der modernen Gesellschaft. Im Besuch macht Dürrenmatt die Verhaltenskonventionen der Wohlstandsgesellschaft am Beispiel einer korrupten Kleinstadtbevölkerung transparent, die durch das verlockende Geldangebot der Titelheldin alle moralischen Skrupel verliert; in den Physikern geht es um die – bereits in Bertolt Brechts Leben des Galilei thematisierte – soziale Relevanz und Verantwortung naturwissenschaftlicher Forschung; anders als bei Brecht aber kippt hier die Handlung ins Wahnsinnig-Burleske um. Dürrenmatt konstatiert die Hilflosigkeit integrer Kernphysiker gegenüber den Mechanismen der Machtpolitik und kommentierte damit in zynisch-resignativer Manier den aktuellen Zeithintergrund des Kalten Krieges und der permanenten Gefahr eines apokalyptischen Atomschlages. Der Besuch der alten Dame wurde 1964 von Bernhard Wicki unter dem Titel The Visit verfilmt und regte Gottfried von Einem zu einer Oper an (Der Besuch der alten Dame, Uraufführung Wien 1971).
Dürrenmatts spätere, vom Autor durchweg als „Komödien” bezeichnete Dramen fanden geringere Resonanz bei Publikum und Kritik. Hierzu gehören Der Meteor (1966), Porträt eines Planeten (1971), Der Mitmacher (1973) und Achterloo (1983; erweiterte und kommentierte Fassung 1986 unter dem Titel Rollenspiele). Anders als die restlichen politisch akzentuierten Dramen weist Achterloo einen konkreten Bezug zu damals aktuellen Ereignissen auf (Verhängung des Kriegsrechtes in Polen und Verbot der Gewerkschaft Solidarnosc) und wurde vom Autor umfangreichen Bearbeitungen unterzogen und um die Teile III-IV ergänzt. Der 1988 uraufgeführte Teil IV bedeutet Dürrenmatts angekündigten Rückzug von der Bühne.
Als Prosaschriftsteller zeigt Dürrenmatt eine deutliche Affinität zum kriminalistischen Genre. Sein erfolgreichster Kriminalroman Der Richter und sein Henker (1952) kreist in Form einer Wette zwischen Kommissar und Gangster um das Faszinosum des perfekten Verbrechens und stellt einmal mehr die klare Trennung von Gut und Böse in Frage. Figurenzeichnung und Sprache des Romans, den der Autor eigenen Aussagen zufolge verfasste, um Geld zu verdienen, erinnern an prominente Vorbilder wie Georges Simenon, Raymond Chandler oder Friedrich Glauser und streifen mitunter die Grenze zur Parodie. Das Buch wurde 1976 von Maximilian Schell verfilmt. Dürrenmatts spätere Romane Der Verdacht (1953) und Das Versprechen (1958) sowie die Erzählung Die Panne (1956) schließen hinsichtlich des Motiv- und Figureninventars an Der Richter und sein Henker an. Seine letzten Romane Justiz (1985) und Durcheinandertal (1989) lassen nochmals sein Interesse an juristisch-moralischen Fragestellungen und die illusionslose Weltsicht ihres Verfassers erkennen. Dürrenmatt trat außerdem als Autor von Hörspielen (Gesammelte Hörspiele, 1961) und Essays (Zusammenhänge, 1976, Albert Einstein, 1979) hervor. Seine apokalyptisch-visionären Bilder wirken wie Illustrationen des literarischen Werks.
Inhalt
Dies ist eine ausführliche Biographie Friedrich Dürrenmatts in der auch sehr auf seine Werke eingegangen wird. (686 Wörter)
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