Das Leben eines Arbeiters im 19. Jahrhunert

Auszüge aus einer Fabrikordnung: 1
Die Arbeitszeit der Arbeiter, welches auch ihre Arbeiten sein mögen, wird vom Fabrikherrn nach den Umständen und der Jahreszeit bestimmt.
Der Tagelohn gilt für 12 Arbeitsstunden.
Alle Arbeiter müssen auf den Glockenschlag auf ihre Arbeit gehen; sie verfallen durch Zuspätkommen in eine Geldstrafe von 6pf.-10Sgr. je nach ihrem Lohn und den Ursachen. (...)
Geistige Getränke dürfen nicht in die Fabrik gebracht werden. Jeder, der damit angetroffen wird, verfällt in eine Geldstrafe von 10 Sgr. – Thlr., und dieselben werden ihnen abgenommen.
Jeder Betrunkene verfällt in eine Geldstrafe von 10 Sgr. bis1 Thlr. Und wird für zwei Tage weggeschickt. (...)
Wer aus der Fabrikarbeit austreten will, muß zwei Monate vorher am Zahltag direkt auf dem Comptoir Anzeige davon machen : doch werden an einem Zahltag nicht mehr als drei Kündigungen angenommen. Ebenfalls wird vom Fabrikherrn mit zwei Monaten aufgekündigt.(...)
Arbeiter, die gegen ihre Vorgesetzten widersetzlich oder ungehorsam sind, können ohne Aufkündigung entlassen werden.(...)
Die Arbeiter müssen sich der Untersuchung vom Körper unterwerfen, wenn es der Fabrikherr als gut erachtet, dieselben vornehmen zu lassen.(...) p
Der sozialistische Lösungsansatz:Das geringe Verständnis, das die Regierung für die materiellen Nöte der Arbeiter aufbrachte, hat viel zur Entstehung sozialistischer Bewegungen beigetragen. Aus der Arbeiterbewegung gingen verschiedene politisch und an der Verbesserung der Lage der Arbeiter interessiert Persönlichkeiten hervor. Sie wurden als Sozialisten bezeichnet und später auch als solche verfolgt. Siehe Sozialistengesetze unter 5.Sie sahen und sehen den Ursprung allen Übels in den Klassenunterschieden. Dies wird besonders anschaulich in einem Ausschnitt aus einer der wohl bekanntesten sozialistischen Schriften, dem von Karl Marx und Friedrich Engels verfassten „Kommunistischen Manifest" (1849) h , verdeutlicht :„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückter standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, der jedes mal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung, neue Gestaltung des Kampfes an die Stelle der alten gesetzt."Jedoch wird nicht nur die Ursache der Missstände in diesem Werk analysiert, es wird auch ein Lösungsansatz geliefert, der allerdings weniger als Möglichkeit zur Verbesserung der derzeitigen Situation der Arbeiter, als vielmehr als naturwendige Folge der Ungerechtigkeiten im kapitalistischen System formuliert wird :Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes, der Klassen überhaupt, und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf."In seinem Hauptwerk „Das Kapital", dessen erster Band 1867 herausgegeben wurde, stellt Marx in verschiedenen Theorien die Entwicklung vom Kapitalismus zum Kommunismus, der eine radikalisiertere Form des Sozialismus ist, dar :In der kapitalistischen Wirtschaft wird menschliche Arbeitskraft als eine Ware betrachtet, deren Preis, wie auch bei jeder anderen Ware, sich nach den Herstellungskosten richtet. Der Preis menschlicher Arbeit entspricht also dem Wert jener Dinge, die der Arbeiter unbedingt braucht, um seine Arbeitskraft zu erhalten (Existenzminimum). Der Wert der geleisteten Arbeit übersteigt aber den Lohn, den er vom Unternehmer erhält (Mehrwerttheorie).Diesen Mehrwert behält der Unternehmer als Gewinn für sich. Er vermehrt damit sein Kapital, das in den Betrieb investiert wird, um neue verbesserte Maschinen anzuschaffen und um die Güterproduktion auszuweiten. Durch den akkumulierten Mehrwert werden die Kapitalisten immer reicher (Akkumulationstheorie).Die Anhäufung des Kapitals konzentriert sich immer mehr in den Großbetrieben, während die kleineren Betriebe zurückbleiben und ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Auch die Kapitalisten schalten sich durch die erbarmungslose Konkurrenz gegenseitig aus, um den Profit zu vergrößern. Am Ende befinden sich alle Produktionsmittel in den Händen Weniger (Konzentrationstheorie).Die Vervollkommnung der maschinellen Produktion erspart Arbeitskräfte. Viele Arbeiter werden arbeitslos und um nicht zu verhungern, müssen die Proletarier für weniger Lohn arbeiten, was zu einer Massenverarmung führt (Verelendungstheorie).Während durch den technischen Fortschritt die Produktion immer weiter steigt, sinkt die Kaufkraft der verelendeten Massen. Die allgemeine Überproduktion führt periodisch zu Krisen, die schließlich ein solches Ausmaß annehmen, dass die Möglichkeiten der kapitalistischen Produktionsweise erschöpft sind (Krisentheorie).Nun können die zum Klassenbewusstsein erwachten Proletarier die Macht übernehmen: Die Expropriateure werden exproriiert. (Zusammenbruchstheorie).In einer Übergangsphase herrscht die revolutionäre Diktatur des Proletariats. Sie beseitigt alle Klassenunterschiede während eine aus einer allgemeinen und geheimen Wahl hervorgegangene Körperschaft gleichzeitig die gesetzgebende und die ausführende Gewalt ausübt. Ist die klassenlose Gesellschaft errichtet, wird der Staat überflüssig, denn nach der Auffassung von Marx haben in der Geschichte jeweils nur die Besitzenden die Macht im Staat ausgeübt und diese dazu benutzt, die Besitzlosen auszubeuten und zu unterdrücken.„An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab."Doch nicht nur die wirtschaftliche Umgestaltung des Staates stand im Mittelpunkt der sozialistischen Bestrebungen. Der ganze Mensch in seinem Denken und Handeln sollte verändert werden. So sollte jeder nach den Leitmotiven der Gleichheit, der Freiheit, der Solidarität und für den Fortschritt handeln.Die Gleichheit zielte darauf ab, dass jeder Mensch einen Sinn darin sehen konnte, für die Gemeinschaft zu handeln. Dabei sollte das Motto gelten, dass je mehr ich für die Gemeinschaft tue, desto mehr kann auch die Gemeinschaft für mich tun.Die Freiheit war nicht die, die der Liberalismus meinte, da die Sozialisten der Meinung waren, dass diese Freiheit nur ein Privileg der Begüterten und für alle anderen nur ein theoretisches und damit nicht nutzbares Recht ist. Diese Freiheit sollte unabhängig von ökonomischen Zwängen machen, was natürlich nur über eine Vielzahl an Institutionen mit Regelungen, Ge- und Verboten, Hilfen und Unterstützungen möglich werden konnte.Die Solidarität sollte in Form von bedingungsloser gegenseitiger Unterstützung und gemeinsames Kämpfen für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse helfen, das Elend, in dem sich die Arbeiter befanden, zu beenden.Der Fortschritt sollte die Überwindung der alten untragbaren Zustände sein. Bildung, die jedem offen stand, sollte den Schlüssel dafür liefern, die Gründe für den Zustand besser analysieren und verstehen zu können. Wissenschaftlicher Fortschritt sollte dann einen wichtigen Beitrag zur Abschaffung der Missstände leisten.Wichtig zu unterscheiden sind die beiden sozialistischen Strömungen, die sich vor allem zur Zeit der Industrialisierung gegenüberstanden. Da waren zum einen die Vertreter des wissenschaftlichen Sozialismus, zu denen auch Friedrich Engels (1820-1895), Karl Marx (1818-1883), August Bebel (1840-1913) und Wilhelm Liebknecht(1826-1900) gehörten und die einen sehr radikalen Übergang vom kapitalistischen zum sozialistischen System für notwendig erachteten. Sie waren der Meinung, dass nur eine Revolution die nötigen Grundvoraussetzungen schaffen könnte, um den Sozialismus als Staatsform entstehen zu lassen. Sozialreformerische Bemühungen im derzeit vorhandenen Staat hätten zwar die Lage der Arbeiter zu diesem Zeitpunkt verbessern können, gleichzeitig aber auch die Revolution verzögern können und wurde deshalb abgelehnt.Die dem entgegengesetzte Strömung war die der demokratischen Sozialisten. Auch sie wollten Staat und Mensch neu kreieren. Doch hielten sie nichts von der Idee des revolutionären Umsturzes. Es schien viel wichtiger, sich im bereits vorhandenen System einzubringen und durch aktive Hilfe die Arbeiter zu Verbündeten zu machen. Nach der Einführung eines allgemeinen Wahlrechts würden die Sozialisten dann automatisch die absolute Mehrheit erlangen, da nun einmal der absolute Großteil der wahlberechtigten Bevölkerung aus Proletariern bestand, und würden daraufhin den Staat nach ihren Vorstellungen gestalten können. Ein wichtiger Vertreter dieser Gruppierung, die vor allem für die eher pragmatischen Ziele wie allgemeines Wahlrecht, Gleichberechtigung der Frau, aktive Sozialpolitik, gerechtere Steuerpolitik und bessere Bildungsanstalten kämpfte, war Ferdinand Lasalle (1825-1846).
Inhalt
Die Aufgabe war etwas über die Abrbeiter im 19. Jahrhundert herauszufinden!
Das Leben eines Arbeiters im 19. Jahrhundert, Auszüge aus einer Fabrikordnung als Belege, Der sozialistische Lösungsansatz. Sehr ausführlich! (2252 Wörter)
Das Leben eines Arbeiters im 19. Jahrhundert, Auszüge aus einer Fabrikordnung als Belege, Der sozialistische Lösungsansatz. Sehr ausführlich! (2252 Wörter)
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Geschichte | Das Leben eines Arbeiters im 19. Jahrhundert | Auszüge aus einer Fabrikordnung | Arbeiterverhältnissse | sozialistischer Lösungsansatz | Karl Marx | Friedrich Engels
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