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Facharbeit: Die Entwicklung der Gattung Homo (Sapiens) aus den Hominidae

Alles zu Abstammungslehre und Evolution

Facharbeit im Grundkurs Biologie


Die Entwicklung der Gattung Homo aus den Hominidae und ihre Auswirkungen auf die Umwelt

Verfasser:
Jahrgangsstufe: Q1
Betreuender Fachlehrer:
Schuljahr: 2013/2014
Abgabedatum: 13.01.2014

Inhaltsverzeichnis

I Einleitung
II Hauptteil
1 Kurzer Überblick über die Systematik und Entwicklung der Hominidae
2 Entwicklung der Gattung Homo
2.1 Mögliche Hominini
2.2 Die Australopithecinen als Vormenschen
2.3 Die Gattung Homo
3 Folgen für den weiteren Verlauf der Evolution durch menschliche Beeinflussung
3.1 Natürliche und künstliche Selektion
3.2 Artenschutz
3.3 Veränderung des natürlichen Lebensraumes
3.4 Gentechnische Veränderungen des Erbgutes
III Fazit
IV Quellenverzeichnis
V Autorenerklärung


Einleitung

Die Gattung Homo bzw. ihr einziger rezenter Vertreter, der Jetztzeitmensch Homo sapiens, ist heute zweifelsohne die bedeutendste Art auf der Erde. Zum einen ist sie als einzelne Art weltweit verbrei­tet, zum anderen übt sie einen nie dagewesenen Einfluss auf die Umwelt aus, der aus der Evoluti­onsgeschichte noch nicht in dieser Form bekannt ist. Außerdem beschäftigt sich der Mensch mit Wissenschaft, Philosophie, Kunst und vielen anderen Dingen, die man von anderen heutigen Arten höchstens in einfachen Formen kennt.
Über die Entstehung des Menschen gab es bis zur Zeit Darwins bereits viele Hypothesen, doch die von ihm entwickelte Evolutionstheorie war insofern etwas Anderes, dass sie dem Menschen ihren besonderen Status in der Natur absprach, da die Evolutionstheorie behauptet, alle heute bestehenden Arten würden von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen und sich immer weiter bis in die heu­tigen Arten aufgespalten haben. Dass der Mensch die Krone der Schöpfung sei, hatte vorher die Kirche vehement verteidigt. Da der Mensch unter den heutigen Arten am Meisten den Affenartigen ähnelt, behauptete bereits Darwin, der Mensch sei am Nächsten mit den Affen verwandt. Durch Ge­nanalysen und Fossilfunde wurden diese Behauptungen anscheinend bestätigt, sodass die Verwandt­schaft zwischen Menschen und Affen heute die allgemeine Lehrmeinung ist.
Ebenfalls ist sehr klar erkenntlich, dass der Mensch stark in die Natur eingreift und einen großen Einfluss auf die Evolutionsmechanismen ausübt. Dieses aktuelle Thema, das heute von Seiten der Ökologie sehr häufig aufgegriffen wird und selbst politisch Konsequenzen hat, lässt sich auch von Seiten der Evolutionsbiologie beleuchten.
Vor allem aufgrund der Brisanz des Themas, da es sich mit der Entwicklung von uns selbst befasst und es große Meinungsverschiedenheiten darüber gibt, ist es wissenschaftlich aktuell und relevant. Auch die Tatsache, dass daran immer noch geforscht wird und einiges noch unklar und umstritten ist, trägt hierzu bei. Wegen dieser Tatsachen wurde mein Interesse an dem Thema geweckt, jedoch vertrete ich normalerweise die kreationistische Sichtweise auf die Entstehung der Natur. Nun möch­te ich das Thema einmal von der Seite der Evolutionstheorie her untersuchen.
In dieser Facharbeit möchte ich zuerst auf die Entwicklung des modernen Menschen eingehen. Dar­unter fällt die Einordnung in die phylogenetische Systematik und die Darstellung der evolutionären Entwicklung, nicht jedoch die Hominisation. Danach möchte ich mich dann mit der erweiterten Fra­gestellung befassen, inwiefern die Mechanismen der Evoluti­on wie Selektion und Adaption heute durch den Menschen beeinflusst werden. Jedoch werde ich da­bei versuchen, im Bereich der Evolu­tionsbiologie zu bleiben und nicht zu weit in die Ökologie vor­zudringen.

Kurzer Überblick über die Systematik und Entwicklung der Hominidae

Die Menschenaffen, wissenschaftlich Hominidae, sind eine Artenfamilie innerhalb der Ordnung der Primaten. Die äußere Systematik ist in Abbildung 1 dargestellt und bedarf keiner weiteren Erklä­rung, da die Entwicklung der Hominidae in dieser Arbeit erst ab der Abspaltung als eigenständiges Taxon beschrieben wird. Diese Abspaltung erfolgte vermutlich vor etwa 17 - 14 Millionen Jahren im mitt­leren Miozän ab, als das Klima im Herkunftsgebiet Afrika sich veränderte. Das hatte einen Rückgang der Vielfalt der Pro­consuloiden, die als letzte gemeinsame Vorfahren der Menschenarti­gen (Hominoidea) gelten, zur Folge, wobei sich die Hominidae und die Gibbons (Hylobatidae) als zwei eigenständige Taxa abspalteten.[1]
Die innere Systematik der Menschenaffen umfasst die Triben Pongini, Gorillini, Panini und Homi­ni. Von jeder Linie ist nur noch jeweils eine Gattung vertreten, die einen fast identischen Namen wie der Tribus hat: Die Gattungen Pongo (Orang-Utans), Gorilla, Pan (Schimpansen) und Homo (Menschen). Diese Gattungen werden aufgrund von Anatomie und genetischer Analyse als dem Menschen am Nächsten angesehen.
Aufgeteilt werden sie zunächst in eine asiatische (Ponginae) und eine afrikanische (Homininae) Li­nie. Den Ursprung der asiatischen Linie mit dem Orang-Utan als einzigen rezenten Vertreter sieht man vor etwa 16 - 15 Millionen Jahren, als durch eine globale Erwärmung Menschenaffen aus Afri­ka nach Europa und Asien auswanderten. So sind im asiatischen Raum im mittleren und späten Miozän Fossilien der Arten Korapithecus, Sivapithecus, Ankarapithecus und Lufengpithecus gefun­den worden, die als Verwandte der Orang-Utan-Vorfahren interpretiert und ebenfalls dem Tribus der Pongini zugeordnet werden, jedoch bis auf den Orang-Utan vermutlich im Verlaufe klimatischer Änderungen wie der Verstärkung des Monsun durch die Anhebung des Tibet-Plateaus wieder ausstarben.[2] Wie nah diese Arten, vor allem der Sivapithecus, jedoch mit den Vorfahren der Orang-Utans verwandt waren, ist umstritten. Während einige Autoren eine enge verwandtschaftliche Nähe annehmen, wird diese von anderen Autoren angezweifelt.[3] Ebenfalls in Asien, hauptsächlich Südostasien, wurden Zähne und Kieferknochen des Gigantopithecus, eines vermutlich bis zu drei Meter hohen und 500 Kilogramm schweren Menschenaffen, der im Pleistozän gefunden wurde und wahrscheinlich vor etwa 100.000 Jahren ausgestorben ist, gefunden. Jedoch ist auch seine Position in der Entwicklung nicht klar, wobei er aber normalerweise als ein Seitenzweig der asiatischen Linie angesehen wird.[4]
Die afrikanische Linie umfasst die Gorillas, Schimpansen und Menschen. Ihre Vorfahren blieben bei der Auswanderungswelle, durch die die asiatische Linie entstand, in Afrika und die heutigen Ar­ten sind bis auf den Menschen auf die tropischen Gebiete des zentralen Afrikas beschränkt. Die Ab­spaltung der Gorillas wird mit der fossilen Gattung Chororapithecus aus dem Miozän als ersten nachweislichen Vertreter auf etwa 10 Millionen Jahre geschätzt.[5] Das bestätigt die genetischen Analysen, nach denen die Schimpansen näher mit den Menschen verwandt sind als die Gorillas.[6] Die Auftrennung zwischen Schimpansen und Menschen ist umstritten, nach der Untersuchung der Unterschiede in der DNA und der Zeit, die für die Bildung dieser Unterschiede benötigt wurde (mo­lekulare Uhr) erfolgte die Aufspaltung vor etwa 7,5 Millionen Jahren.[7]

Entwicklung der Gattung Homo

Mögliche Hominini

Als erste Gattungen der Linie der Hominini in Abgrenzung zu den Panini werden immer wieder Sa­helanthropus, Orrorin und Ardipithecus genannt.[8] Der im Tschad gefundene Sahelanthropus, von dem ein erwachsener Schädel und einige Zähne 2001 von einer französischen Gruppe um Michel Brunet entdeckt wurden, wurde von ihnen aufgrund von ausführlicher Analyse als 6 - 7 Millionen Jahre altes Exemplar einer Gattung innerhalb der Hominini und somit älteste bisher bekannte Art der Hominini ausgewiesen, woraus folgt, dass Sahelanthropus ein direkter Vorfahre des Menschen sei.[9] Auch die bereits 2000 entdeckte Gattung Orrorin, auch als "Millenium-Man" bekannt und auf etwa 6 - 5,5 Millionen Jahre datiert, wurde zuerst der direkten Abstammungslinie des Menschen zu­geordnet.[10] Eine Arbeit über die Zuordnung dieser beiden Gattungen kam zu dem Ergebnis, Sahe­lanthropus gehöre vor allem aufgrund seiner nicht beweisbaren Bipedie, da der Schädel nicht genug Anhaltspunkte bieten würde, nicht unbedingt zu den Hominini, während Orrorin jedoch ein eher ge­eigneter Kandidat wäre.[11]
Die im späten Miozän und frühen Pliozän gefundene Gattung Ardipithecus gehört ebenfalls zu die­sen umstrittenen Gattungen.[12] Sie wird auf 5,7 - 4,4 Millionen Jahre datiert und Rekonstruktionen kommen zu dem Ergebnis, dass Ardipithecus bereits aufrecht gegangen sei.[13] Zuerst gefunden wur­de 1994 die Art Ardipithecus ramidus, die von ihren Entdeckern zuerst als Australopithecus ramidus deklariert wurde, in einem Corrigendum 1995 jedoch als eigene Gattung in Ardipithecus ramidus umbenannt wurde.[14] Vor allem mit seinem berühmten und fast vollständig erhaltenen Vertreter "Ardi", gefunden 2009 und datiert auf 4,4 Millionen Jahre, der wichtige anatomische Erkenntnisse über die evolutionäre Entwicklung weg von den Schimpansen lieferte. Seine Anatomie stellt vor al­lem die These in Frage, der Knöchelgang, den man heute noch bei Schimpansen und Gorillas findet, sei der Bipedie vorausgegangen. Kritische Stimmen zweifeln jedoch an der Qualität der Rekon­struktion.[15] Der später gefundene Ardipithecus kadabba wurde zuerst als Ardipithecus ramidus ka­dabba beschrieben, jedoch kurz darauf aufgrund von primitiveren Merkmalen als eigene frühere Art ausgewiesen.[16] Jedoch ist seine Zuordnung zu der Stammeslinie des Menschen weniger gut be­gründet als bei Ardipithecus ramidus.[17]

Die Australopithecinen als Vormenschen

Als früheste unzweifelhafte Arten in der Ahnenreihe des Menschen gelten die Australopithecinen, speziell die Arten der Gattung Australopithecus, wobei als erster Vertreter dieser Gattung der 4,2 Millionen Jahre alte Australopithecus anamensis genannt wird. Ob dieser der direkte Nachfahre des Ardipithecus ramidus ist, ist jedoch umstritten.[18]
Die Australopithecinen gelten als bereits aufrecht gehende, aber noch recht primitive Arten. Das wird unter anderem mit fossilen Fußspuren von Australopithecus afarensis begründet.[19] Die exakte Anordnung der einzelnen Arten im Stammbaum ist jedoch nicht gesichert. Der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk schreibt zum Australopithecus anamensis: "Während der Schädel eher men­schaffenähnlich wirkt, ist der Bau der Extremitäten nur mit Mühe von dem des modernen Menschen zu unterscheiden. Im Gegensatz zur späteren Art Australopithecus afarensis war der aufrechte Gang bei dem früheren Australopithecus anamensis offenbar schon voll entwickelt. Für diese para­doxe Situation gibt es nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder gehören die in Kanapoi gefun­denen Oberschenkelknochen nicht zu Australopithecus anamensis oder Australopithecus anamensis ist kein direkter Vorfahre von Australopithecus afarensis. Im zweiten Fall eröffnet sich die höchst spannende Aussicht, dass die ersten Angehörigen der Gattung Homo vielleicht sogar direkt auf Australopithecus anamensis zurückzuführen sind."[20] (siehe Anhang 1, Abbildung 6, Fundorte der Australopithecinen in Afrika) Dass Australopithecus afarensis direkt von Australopithecus anamen­sis ab­stammt, ist heute jedoch fast sicher.[21] Die Position von Australopi­thecus afarensis als direkte Vor­fahren des Menschen verteidigte vor allem der Entdecker der gut er­haltenen Fossilien von "Lucy" und "First Family" (beides Australopithecus afarensis).[22]
Die Einordnung der weiteren Arten, Australopithecus africanus (3,0 bis 2,5 Millionen Jahre), Aus­tralopithecus bahrelghazali (3,5 bis 3,0 Millionen Jahre, als eigene Art umstritten), Australopi­thecus garhi (2,5 Millionen Jahren) und Australopithecus sediba (2,0 Millionen Jahre) ist nicht klar und wird unterschiedlich konstruiert. Als gesichert gilt aber, dass von der Gattung Australopithecus die ausgestorbene Gattung Paranthropus und die bis auf den Menschen ebenfalls ausgestorbene Gat­tung Homo abstammen. Ob Paranthropus vielleicht ebenfalls zur Gattung Australopithecus gehört, ist umstritten. Vertreter dieser Theorie der "grazilen" und "robusten" Australopithecinen ist unter anderem Friedemann Schrenk.[23] Das wesentlich kräftigeres Gebiss von Paranthropus deutet jeden­falls auf hartfaserige Pflanzennahrung hin, die ihn von den frühen Vertretern der Gattung Homo trennt.[24] Er wurde im oberen Pliozän bis Pleistozän gefunden und starb vermutlich vor etwa 1 Mil­lionen Jahren aus. Die weiter zum Menschen führenden Australopithecinen entwickelten sich ver­mutlich als teilweise Fleischfresser weiter, da ihr Gebiss auf eine omnivore (Allesfresser) Lebensart mit unter anderem fleischlicher Nahrung hindeutet.[25] Da sie jedoch nicht die Voraussetzungen zur Jagd wie beispielsweise entsprechende Zähne oder Klauen besaßen und Wurfwaffen erst in späteren Schichten gefunden wurden, deutet es auf eine Lebensweise als Aasfresser hin.[26]

Die Gattung Homo

Dieser Teil der Nachfahren der Australopithecinen führt zu der kurz darauf auftretenden Gattung Homo, deren erste Vertreter von Bernard Wood als "Transitional hominins" (Übergangsmen­schen)[27], deutsch unter anderem von Friedemann Schrenk als "Urmenschen" bezeichnet wurden.[28] Zu den direkt auf Australopithecus folgenden Arten gehören Homo rudolfensis (Pleistozän, 2,4 - 1,4 Millionen Jahre) und Homo habilis (Pleistozän, 2,4 - 1,6 Millionen Jahre).[29] Sowohl ihre Ver­wandtschaft untereinander als auch die Frage, aus welcher Art der Gattung Australopithecus sie stammen, sind ungeklärt und können anatomisch vermutlich erst nach dem Fund weiterer Fossilien geklärt werden.[30]
Weiterhin sind die Fundorte und die geografischen Gegebenheiten des Pleistozäns, in dem die Wäl­der und tropischen Gebiete zurückgingen und savannenartige Ebenen sich ausbreiteten, in denen Homo habilis und Homo rudolfensis wie auch die Paranthropus-Arten gefunden wurden, Anlass zu Vermutungen über ihre Herkunft, da die Australopithecinen in den tropischen Wäldern beheimatet waren und es außerdem Differenzen durch die Lage der Fundorte gibt. So wurden die Funde des Homo rudolfensis in Ostafrika, die des Homo habilis in Südafrika gemacht. Ein mögliches Szenario für die gleichzeitige Entstehung von Homo rudolfensis aus Australopithecus afarensis in Ostafrika und Homo habilis aus Australopithecus africanus in Südafrika wäre ein Zurückbleiben der "Homo-Vorfahren" in der Savanne, während die restlichen Australopithecinen bis auf Paranthropus in Ostafrika mit dem schrumpfenden tropischen Wald mitzogen. Diese Isolation voneinander und die Anpassung an die Lebensbedingungen führte nach Schrenk zu der unabhängigen Entwicklung von Homo rudolfensis und Homo habilis. Da diese gleichzeitige Entwicklung der Gattung Homo seiner Meinung nach jedoch unwahrscheinlich ist, zieht er in Erwägung, Homo habilis als Australopithecus habilis zu betrachten.[31] Ein Grund für die Zuordnung der beiden Arten zu der Gattung Homo sind ihnen zugeordnete Steinwerkzeugfunde, jedoch auch anatomische Merkmale, die sie von Australopithecus unterscheiden,[32] wobei manche Forscher, darunter auch Wood, die Arten in Australopithecus rudolfensis und Australopithecus habilis umbenennen wollen, da sie diese anatomischen Unterschiede als nicht groß genug ansehen und Werkzeuge nicht nur auf die Gattung Homo beschränken.[33] Schrenk hingegen sieht Werkzeuge als Beginn der Kultur, indem sie halfen, unabhängiger von Umwelteinflüssen zu werden. Während Paranthropus seinen Körper auf harte Nahrung spezialisierte, spezialisierten sich H. rudolfensis und H. habilis auf Werkzeuge, wodurch ihr Körper auch für andere (geografische und klimatische) Gegebenheiten geeignet blieb.[34]
Die weitere Entwicklung aus diesen beiden Homo-Arten ist ungesichert. Es gibt sogar eine Hypo­these, nach der Homo rudolfensis bereits aus Afrika ausgewandert sein soll, da er mit dem 1,8 bis 1,7 Millionen Jahre Meganthropus javanicus auf der indonesischen Insel Java in Verbindung ge­bracht wird.[35] Als ziemlich sicher gilt aber auf jeden Fall, dass sich der auf Homo rudolfensis und Homo habilis folgende etwa 1,9 - 1,5 Millionen Jahre alte[36] Homo ergaster, eine weiterentwickelte und dem heutigen Menschen ähnlichere Art, die von manchen Forschern auch dem Homo erectus als früher Vertreter zugeordnet wird, aus Homo rudolfensis entwickelt hat.[37] Homo erectus wird auf 1,8 Millionen bis 30.000 Jahre datiert und zählt definitiv zu den Vorfahren des modernen Men­schen.[38] Er weist einen im Gegensatz zum heutigen Menschen kräftigeren Körperbau auf, außer­dem sieht man seine Kopfform mit seiner niedrigen Stirn und seinem kräftigen Überaugenwulst als primitiver als die heutigen Menschen an. Jedoch zeigen Forschungen über seine Lebensweise sowie Vermutungen über seine Reisemöglichkeiten nach Indonesien, dass er intelligenter war, als bisher angenommen.[39] Das Gehirnvolumen nahm sehr schnell zu, die Gehirnstruktur ähnelt dem heutigen Menschen und auch die feinere Zahnstruktur und Kaumuskulatur zeigen, dass sie "umfunktioniert" wurden, da sie nicht mehr grob die Nahrung zerkleinern mussten, was die Werkzeuge bereits leisteten, sondern vor allem Pflanzennahrung verdaulich machen mussten, indem sie sie möglichst fein bis auf Zellniveau aufspalteten. Auch die Entwicklung der Werkzeugkultur ging voran, darunter auch die Entwicklung von Jagdwaffen sowie die Nutzung des Feuers, ebenfalls setzen einige Forscher in diese Zeit den Verlust des tierischen Fells sowie eine erste Andeutung von Sprache und einem funktionierenden Sozialgefüge.[40] Für die Entwicklung in diesem Zeitraum gibt es zwei Haupttheorien, die die weitere Evolution der Gattung Homo modellieren. Als Grundlage für beide dient Homo ergaster bzw. Homo erectus. Erwiesen ist, dass sowohl in Asien wie in Europa Fossilien der Gattung Homo gefunden wurden, die dem Homo erectus stark bis schwach ähneln und als eine Auswanderungswelle aus Afrika gedeutet werden. "Die Kernfrage ist, ob die verschiedenen Homininen-Formen Asiens, Afrikas und Europas wirklich derselben oder aber unterschiedlichen Spezies zuzurechnen sind."[41] Die erste, englisch "lumper" genannte Theorie, geht von wenigen Arten und vielen verschiedenen Variation des Homo erectus aus. Die weite Verbreitung von Fossilien der Gattung Homo, die normalerweise entweder Homo erectus oder eigenen Arten zugeordnet werden, werden auf wenige Arten reduziert und größtenteils als lokale Varianten des Homo erectus gedeutet. Die zweite, englisch "splitter" genannte Theorie, deklariert die meisten dieser lokalen Varianten als eigene Arten.[42] Der Streit zwischen diesen beiden Theorien, von denen es auch Extreme gibt zeigt sich auch heute noch beispielsweise an Homo ergaster, Homo heidelbergensis sowie Homo neanderthalensis.[43]
Zuerst gibt es die asiatischen Funde, von denen der 1 Million Jahre alte sogenannte "Java-Mensch" das erste gefundene Exemplar des Homo erectus darstellt. Er wurde von seinem Entdecker, Eugene Dubois zuerst Anthropithecus erectus, dann auf Grundlage von Ernst Haeckels Theorie des Affen­menschen, den dieser Pithecanthropus nannte, in Pithecanthropus erectus umbenannt.[44] Neben den indonesischen Funden gibt es auch die die Funde in China, die bis auf wenige Ausnahmen ca. 600.000 bis 300.000 Jahre alt sind und durch den Fund am Sterbeort sowie in der Nähe gefundene Werkzeuge gut die Lebensweise von Homo erectus rekonstruieren lassen.[45] Zumindest die Funde auf Java und anderen indonesischen Inseln werden auch von Vertretern der zweiten Theorie dem Homo erectus zugeordnet, da sie die Grundlage für seine Beschreibung bilden. Nicht betroffen da­von ist der jedoch indonesische sogenannte Homo floresiensis (95.000 - 12.000 Jahre), der von Vertretern der ersten Theorie als Zwergform von Homo erectus beschrieben wird. "Although some scientists believe that this tiny hominin was a modern human with a physical disorder, recent evid­ence suggests that Homo floresiensis was a distinct species."[46] Die Datierung von Funden, die in Verbindung mit der Auswanderung nach Asien stehen, beispielsweise im Nahen Osten, bestätigen, dass sich die erste Auswanderung des Homo erectus aus Afrika möglicherweise schon vor etwa 2 bis 1,5 Millionen Jahren ereignete.[47]
In Europa wurden ebenfalls mit Homo erectus vergleichbare Fossilien gefunden, die auf einen Zeit­raum von etwa 600.000 bis 28.000 Jahre datiert werden, nämlich zuerst in Mitteleuropa, dann über ganz Europa, jedoch mittlerweile auch teilweise bis in den nahen Osten bis hin nach Asien. Diese werden den Arten Homo heidelbergensis und Homo neanderthalensis zugeordnet,[48] wobei auch hier ein Streit um die Zugehörigkeit zu Homo erectus besteht. Von ihnen ist Homo neanderthalensis, besser als Neandertaler bekannt, der Bekannteste. Diese europäischen Funde weisen eine gegenüber Homo erectus noch größere Robustheit auf und sehen dem heutigen Menschen bereits ähnlich,[49] auch wenn sie nicht als dessen Vorfahren, sondern allenfalls als koexistent angesehen wird. Vermu­tet wird, dass Homo neanderthalensis von Homo heidelbergensis abstammt, da sowohl die Geogra­fie wie auch die körperlichen Merkmale passen, da auch Homo heidelbergensis kräftig, jedoch nicht so wie der Neandertaler, gebaut ist und die Datierung von 600.000 bis 100.000 gegenüber dem Ne­andertaler mit 200.000 bis 28.000 Jahren ebenfalls stimmt.[50] Beide haben außerdem einen Überau­genwulst, der ähnlich wie der von Homo erectus, jedoch längst nicht so stark ausgeprägt ist. Auch die Stirn ist nicht so tief wie die von Homo erectus, das Gehirnvolumen ist beinahe so groß wie das vom modernen Menschen. Diese Fakten veranlassten sogar einige Wissenschaftler der ersten Theo­rie,Homo erectus, Homo heidelbergensis und Homo neanderthalensis sowie einige weitere Arten Homo sapiens zuzuschreiben.[51]
Ebenfalls gefunden wurde Homo erectus in Afrika, was die sogenannte Out-of-Africa-Theorie stützt, die besagt, dass der moderne Mensch Homo sapiens in Afrika seinen Ursprung nahm. Da Homo erectus wie oben erwähnt bereits viele Eigenschaften besaß, die der heutige Mensch hat und genau die Lücke auffüllt, die zwischen den Übergangsmenschen und dem modernen Menschen steht, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Homo sapiens von Homo erectus abstammt. Da nun die ältesten Funde von Homo sapiens in Afrika, genauer Äthiopien, gefunden wurden, etwa 200.000 - 195.000 Jahre alt sind[52] und Homo erectus ebenfalls aus Afrika kommt, hat sich diese Theorie heu­te durchgesetzt im Gegensatz zu der bisherigen Theorie, nach der der moderne Mensch an vielen verschiedenen Orten parallel aus Homo erectus entstanden wäre. Bestätigt wurde das auch durch genetische und linguistische Analysen, die auf einen gemeinsamen Beginn hinweisen.[53] Von Afrika aus konnte sich Homo sapiens dann langsam über den Nahen Osten auf dem gesamten Globus aus­breiten.[54] Dazu trug auch die oben schon erwähnte fehlende Spezialisierung des Körpers bei, wo­durch er wie die auch früheren Homo-Arten nicht für andere Gegebenheiten ungeeignet war und sich mit Werkzeugen aushelfen konnte. Das bedeutet, dass unsere biologische Anpassung im Ver­lauf der kulturellen Evolution zurückgetreten ist und wir uns biologisch kaum noch weiterentwi­ckelt haben.[55]

Folgen für den weiteren Verlauf der Evolution durch menschliche Beeinflussung

Natürliche und künstliche Selektion

Selektion ist ohne Zweifel der bedeutendste Evolutionsmechanismus.[56] Schon Charles Darwin be­nannte sein Werk "Über die Entstehung der Arten" eigentlich im Original "On the Origin of Spe­cies by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life", auf deutsch "Über die Entstehung der Arten durch die natürliche Zuchtwahl, oder die Erhaltung der stärkeren Rassen im Kampf um das Überleben".[57] Daraus kann man schon im Titel den Mechanismus "Natürliche Selektion" bzw. "Überleben des Stärkeren" herauslesen.[58]
Unter natürlicher Selektion versteht man das "Aussortieren" von "schlechteren Genen", indem diese möglichst wenig an Nachkommen weitergegeben werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass der­jenige, der seine Gene am meisten an die Folgegeneration weitergibt, der "Fitteste" ist. Daraus folgt das Prinzip des "Überleben des Stärkeren", obwohl dieser Stärkere nicht unbedingt der physisch Stärkere sein muss. Dieses Prinzip ist in der Natur häufig anzutreffen. Im Extremfall sterben Indivi­duen mit nachteiligen Eigenschaften früher und hinterlassen weniger bis gar keine Nachkommen, sodass dieses Gen über kurz oder lang verschwindet.[59] Beispiele dafür sind zu langsame Raubtiere, die keine Beute jagen können oder eine zu auffällige Färbung, wodurch ein Tier eher von Fressfein­den gesehen wird. Dadurch werden negative Eigenschaften aussortiert und die Gesamtqualität der Population steigert sich.[60]
Der Mensch ist wie jedes andere Individuum ein Individuum in diesem Prozess der natürlichen Se­lektion und ist damit denselben Einflüssen ausgesetzt wie andere Arten, der natürlichen und der se­xuellen Selektion.[61] Sein Einfluss auf seine eigene Selektion und auf die anderer Arten ist jedoch wesentlich komplexer als der jeder anderen Art, da er sich die Natur nicht nur als Nahrungsquelle oder für einen Bau, sondern in viel größerem Maße zunutze macht. So baut er beispielsweise Ess­pflanzen selbst an oder hält Vieh, das er essen kann.[62] Auch besitzt er die Fähigkeit zur Arbeitstei­lung, sodass man nicht selbst Nahrung produzieren muss, sondern auch andere Produkte herstellen kann, die er mit anderen Menschen gegen Nahrung tauschen kann.[63] Extrem wichtig ist auch die Technik, die dem Menschen die Möglichkeit gibt, mit weniger physischer Arbeit oder wenigen Menschen Güter zu produzieren.[64] Auch die Fähigkeit, Nahrung einzulagern und somit für schlech­tere Zeiten aufzusparen, macht ihn fähig, wie in Kapitel 2.3 schon erwähnt unabhängiger von Um­welteinflüssen zu sein.[65]
Sicherlich ist das größte Beispiel für das Eingreifen in die natürliche Selektion die Zucht. Dabei werden nicht unbedingt die für das Individuum, sondern die für den Züchter vorteilhaften Eigen­schaften künstlich vom Züchter "ausselektiert", indem er in der konventionellen Zucht nur diejeni­gen zur Vermehrung zulässt, die die von ihm gewollten Eigenschaften besitzen. Diese Art von Se­lektion ist eine künstliche, da die Absicht des Züchters für das Individuum nicht unbedingt positiv sein muss.[66] Wenn die Selektion durch menschliches Verhalten unabsichtlich geschieht, ist es trotzdem eine Art der natürlichen Selektion, da der Mensch das tut, was beispielsweise auch Raubtiere mit anderen Arten tun. Man kann dieses Phänomen beispielsweise bei Populationen von Speisefischen beobachten. Durch die extreme Fischerei werden die Populationen stark reduziert und somit die meisten fortpflanzungsfähigen Fische herausgenommen. Jedoch können kleinere Fische dem Netz manchmal entgehen, wenn sie nicht zwischen die anderen Fische geraten. Also können sich hauptsächlich die Fische vermehren, die klein genug sind, um aus dem Netz zu entkommen. Und tatsächlich beweisen Studien einen Rückgang der durchschnittlichen Größe innerhalb der letzten Jahre, da die großen Fische fehlen und sich auf Dauer nur die kleinen und frühreifen Fische reproduzieren.[67] Eine Extremform der natürlichen Selektion unter Einfluss des Menschen ist die übermäßige Ausbeutung von Tier- oder Pflanzenpopulationen. Dabei geht es jedoch meistens nicht mehr um die Selektion von Individuen in einer Population, sondern um die Selektion von ganzen Populationen oder Arten im Konkurrenzkampf mit dem Menschen.[68] Beispielhaft konnte man das in Amerika bei den Büffeljagden in den Jahren 1870 bis 1902 beobachten. Weiße Jäger vernichteten dabei den gesamten amerikanischen Bisonbestand von etwa 60 Millionen auf weniger als tausend Tiere.[69] Jedoch wurden diese Massenjagden nicht nur aus Profitgier, sondern aus reinem Spaß von "Sonntagsjägern" im Zug betrieben. Da die Bisons keine Chance gegen die Menschen mit ihren Gewehren hatten, wurde ihre Art beinahe völlig ausselektiert, bis sich der Bestand durch den Artenschutz wieder erholen konnten.[70] Eine weitere Problematik von menschlicher Beeinflussung der natürlichen Selektion ist die Einführung von fremden Arten in andere Lebensräume. Dabei haben die eingeführten Arten in manchen Fällen keine Konkurrenz unter den einheimischen Arten und verdrängen diese, da sie nicht auf einen solchen Konkurrenten eingestellt sind. Beispiel dafür sind eingeschleppte Pflanzen, die den heimischen Pflanzen- und Insektenbestand gefährden.[71]

Artenschutz

Der Artenschutz ist die Umkehrung zu dem in Kapitel 3.1 bereits beschriebenen Konkurrenzkampf der Arten mit dem Menschen. Dabei versucht der Mensch, die Arten, die bereits nahe am Ausster­ben stehen und somit bereits fast ausselektiert worden sind, wieder zu vermehren und zu verbreiten, um die Artenvielfalt zu erhalten.[72] Die Frage ist dabei, inwiefern das eine Beeinflussung der Evolution ist. Zum einen kann man anführen, dass die Arten die Verlierer des Konkurrenzkampfes sind und eine Ausrottung somit evolutionsbiologisch gerechtfertigt wäre. Damit wäre dieses Handeln gegen die normalen Prinzipien der Evolution, die keine Fairness kennt, sondern hauptsächlich ausselektiert.[73] Andererseits kann man es auch als normales egoistisches Handeln betrachten, da der Mensch begriffen hat, dass er von der Natur abhängig ist und jetzt für seinen eigenen Vorteil dementsprechend zu handeln versucht.[74]

Veränderung des natürlichen Lebensraumes

Die Tatsache, dass sich die Umwelt stetig verändert hat, sieht man bei der Untersuchung der Evolu­tionsgeschichte sehr deutlich. Ein Beispiel dafür war der bereits in Kapitel 2.3 erwähnte Rückgang des tropischen Waldes in Afrika oder die Perioden der Eiszeiten.[75] Mit der Umwelt verändern sich auch die Arten, indem sie sich den sich ändernden Bedingungen anpassen. Diese Änderungen lau­fen kontinuierlich ab und bis heute fort.[76] Der Mensch jedoch ändert den Lebensraum selbst. Sein hauptsächliches Werk hierin besteht in Rodung, aber auch beispielsweise im Erdbau oder der Um­weltverschmutzung.[77] Einer sehr plötzlichen Veränderung des Lebensraumes sind die meisten Ar­ten nicht gewachsen, da die Anpassung an neue Bedingungen in der Regel langsam erfolgt. Wenn diese Veränderung tödliche Folgen für die Individuen hat, ist es wahrscheinlich, dass die Population ausstirbt, weil sie sich nicht schnell genug an die neuen Umstände anpassen kann.[78]

Gentechnische Veränderungen des Erbgutes

Die heutige Gentechnik greift genau dort in die Evolutionsmechanismen ein, wo die Grundlage für Vielfalt liegt, nämlich in die DNA.[79] Während die Vielfalt durch Vermischung von väterlichen und mütterlichen Genen und Mutationen der DNA nicht zielgerichtet entstanden ist,[80][81] greift die Gen­technik mithilfe von Veränderungen, die man evolutionsbiologisch als "gesteuerten Mutationen" be­schreiben kann, in diese Grundlage der Evolution ein. Damit ist das Verfahren der Gentechnischen Veränderung im Licht der Evolutionsbiologie ein zielgerichtetes, nicht zufälliges Mutieren und so­mit eine gesteuerte Evolution.[82] Mit dieser Technik ist der Mensch in der Lage, selbst die Eigen­schaften genetisch festzulegen, die er gebrauchen kann, ohne vorher eine langwierige Züchtung durchführen zu müssen. Außerdem kann die Gentechnik als Quelle für Vielfalt dienen, womit man den Prozess der Artbildung beschleunigen kann.

Fazit

Basierend auf der in den ersten zwei Kapiteln dargestellten evolutionären Entwicklung des Men­schen kann man nachvollziehen, wie diese verlief. Es wurde dargestellt, wie sich zuerst die Men­schenaffen in eine asiatische und eine europäische Linie auftrennten und die afrikanische Linie spä­ter die gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen hervorbrachte, die sich dann vor etwa 7,5 Millionen Jahren trennten. Daraufhin wurde die Entwicklung der Hominini detailliert be­schrieben, wobei die Entwicklung der "Möglichen Hominini", der Vormenschen, der Urmenschen und der Frühmenschen dargestellt wurde.
Jedoch kam ebenfalls die große Uneinigkeit in vielen Bereichen auf. Die Formulierung "ist umstrit­ten" findet sich in den ersten zwei Kapiteln sehr häufig. Für mich als Vertreter des bibeltreuen Krea­tionismus zeigt sich darin unter anderem die große hypothetische Basis, auf der die "Evolutionäre Entwicklung" des Menschen gebaut ist. Ebenfalls kommt das deutlich zum Ausdruck, wenn man die Fossilienfunde betrachtet, aus denen ein Teil der Arten rekonstruiert wurde. So wurden von Gi­gantopithecus bisher lediglich ein Unterkiefer und einige Zähne gefunden, aus denen man schließt, wie er ausgesehen haben soll, da man ihn mit heutigen Arten vergleicht und Hypothesen aufstellt. Dabei ist es nicht schwer, eine Fehleinschätzung wie die des sogenannten Nebraska-Man zu ma­chen: Von ihm wurde ein Zahn gefunden, aus dem ein vollständiger Mensch in der Entwicklung re­konstruiert wurde. Von dem Zahn wurde jedoch später herausgefunden, dass er zu einer ausgestor­benen Art, die weder mit den Menschen noch den Affen nah verwandt war, gehört hatte.[83] Auch die Theorie der "lumper", die bis auf Homo rudolfensis und Homo habilis alle Arten der Gattung Homo dem modernen Menschen zuordnen, zeigt, dass diese überhaupt nicht so primitiv gewesen sein müssen. Wäre das aber der Fall, wäre innerhalb des Übergangs von Homo rudolfensis zu Homo er­gaster/erectus eine größere kulturelle Entwicklung passiert, was aufgrund der Fundlage vorstellbar ist.
In Kapitel 3 wurde das Eingreifen des Menschen in die Evolutionsmechanismen der Selektion, Ad­aption und Mutation behandelt. Dabei wurde festgestellt, dass der Mensch in großem Maße in den natürlichen Ablauf dieser Mechanismen eingreift, indem er sie beispielsweise in der Zucht für seine Zwecke nutzt oder indirekt durch aktives Ausrotten einer Art wie dem amerikanischen Bison diese Art ausselektiert, da sie sich nicht gegen ihn durchsetzen kann. Die Amerikanischen Bisons und ver­gleichbare Großwildjagd sind nur eins von vielen Beispielen, in denen der Mensch ganze Arten teil­weise einfach zum Vergnügen ausrottet, da sie nicht vor der menschlichen Technik fliehen können. Als Gegenstück haben wir den Artenschutz aufgezeigt. Ebenfalls ist gezeigt worden, dass der Mensch durch starke Veränderung von Lebensräumen vielen Arten ebenfalls wenig Chancen auf ein Weiterexistieren gibt. Auch die Gentechnik und damit die gesteuerte Mutation wurden als Beispiele für menschliche Beeinflussung aufgezählt, die in der Lage ist, den artbildenden Prozeß zu beschleunigen. Fakt ist jedoch, dass diese Technik kaum dafür genutzt wird.
Es zeigt sich sehr deutlich, dass der Mensch stark auf die weitere Evolution einwirkt. Da seine Ein­griffe jedoch mit großen Verlusten an Arten einhergehen, sind sie nicht sehr positiv für die weitere Zukunft. Daher kann man beinahe behaupten, dass der Mensch die Evolution in eine Devolution verkehrt, da viele durch den Menschen verursachten Änderungen bei weiterem gleichbleibendem Verhalten nicht mehr reversibel sind und zu einer Reduzierung auf einige wenige Arten, hauptsäch­lich Nutzarten, hinauslaufen würden. Diese Entwicklung sollte man im Auge behalten, da von ihr die Zukunft abhängt.

Quellenverzeichnis

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Zrzavý, J., et al.: Evolution. Ein Lese-Lehrbuch. 2. Auflage, Springer Spektrum, Berlin Heidelberg, 2013
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Facharbeit über die Entwicklung des Menschen und seine Rolle in der heutigen Evolution

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