Facharbeit: Analyse des Grimmschen Märchens Allerleirauh
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis 3
Vorwort/Einleitung: 3
Definition von Märchen 3
Sind Märchen noch zeitgemäß? 4
Wozu dienen/dienten Märchen? 5
Die Gebrüder Grimm 6
Analyse des Grimmschen Märchens "Allerleirauh" auf Sprache und Symbolik 7
Schlussbemerkungen 15
Quellenverzeichnis 15
Alphabetisches Literaturverzeichnis 16
Internetquellen 16
Ich habe mich bei meiner Facharbeit für das Thema Märchen entschieden, da ich, seit dem ich zurückdenken kann, Märchen selber immer sehr gerne gelesen habe und mich schon immer für diese alte Textgattung interessiert habe. Ich kann zudem sehr viel eigenes Wissen in die Facharbeit einbringen, was die Arbeit sicherlich ein Stück weit erleichtert. Wenn ich mich an meine Zeit als Kleinkind zurückerinnere, denke ich sofort daran, wie mir von Verwandten Märchen wie Aschenputtel, Rumpelstilzchen und Hänsel und Gretel sowie viele weitere vorgelesen wurden. Schon immer war ich von diesen Märchen fasziniert. Dabei konnte ich mich durchaus mit den vorkommenden Helden identifizieren. Ich erwarte mir von der Facharbeit einen noch größeren Überblick über das von mir gewählte Thema und erhoffe mir neue, für mich vorher verborgene Eigenschaften von Märchen kennenzulernen und besonders hervorzuheben. Gespannt bin ich hierbei auf die Analyse von "Allerleirauh", da ich zum ersten Mal überhaupt eine Märchenanalyse verfassen werde.
Definition von Märchen
Märchen (abgeleitet von dem Wort Maere = Bericht, Nachricht) sind so genannte Prosatexte* , die seit je her hauptsächlich zur Unterhaltung dienten und von einzigartigen beziehungsweise phantastischen Begebenheiten erzählen. Im Gegensatz zu Sagen und Legenden, weisen Märchen keinerlei Realitätsbezug auf und sind somit frei erfunden. Diese Tatsache lässt sich dadurch begründen, dass in Märchen nicht immer Menschen die Hauptrolle einnehmen, sondern auch Tiere, Pflanzen, Riesen, Zwerge, Drachen, Feen und Hexen. Diese Fabelwesen sorgen für eine noch größere und unwahrscheinlichere Auffassung beim Leser und sind deshalb auch eher für Kinder geeignet, wobei es auch sogenannte "Erwachsenenmärchen" gibt. Die Handlung oder der generelle Ablauf eines Märchens verläuft oft streng nach einem bestimmten Muster. Meistens geht es um ein Abenteuer oder eine Prüfung, die der Held (oftmals in menschlicher Form) bewältigen muss. Jene Prüfung oder Aufgabe bekommt er von einer guten oder auch bösen Macht auferlegt. Ziel der Abhandlung ist "die Belohnung des Guten" und "die Bestrafung des Bösen". In fast allen Märchen gibt es ein "Happy- End". Bei Märchen unterscheidet man immer zwischen den uns eher bekannten Kunstmärchen und ihren Vorgängern, den Volksmärchen.
Kunstmärchen hingegen sind, abgesehen davon, dass sie verschriftet worden sind, auch von einem eindeutig identifizierbaren Autor verfasst bzw. veröffentlicht worden.
Sind Märchen noch zeitgemäß?
Diese Frage lässt sich einfach bejahen, da Märchen immer wieder über die Jahre hinweg sowohl aktualisiert als auch modernisiert wurden. Die Kernaussagen, beziehungsweise die Handlungen bleiben hierbei erhalten, allerdings werden nicht unwichtige Aspekte erneuert. Besonders beliebt sind Parodien von Märchen, die die Geschichte an sich zwar ins lächerliche ziehen aber dennoch einen selben oder ähnlichen Schluss aufgreifen.
Auch heute noch werden Märchen gerne besonders Kleinkindern vorgelesen. Grade im Alter von etwa 3 bis 6 Jahren befinden sich Kinder in ihrer geistigen Entwicklung in einer Art "magischen Weltansicht", die es dem Kind erleichtert, Naturereignisse und Bezüge zur Physik und Technik durch jene "magischen Kräfte" zu erklären. Hierbei ist es jedoch auch sinnvoller, Kindern aktuelle Versionen der "veralteten" Märchen vorzutragen, da es bei der Lektüre leicht zu Verständnisproblemen kommen könnte. Märchen haben sich über Jahrhunderte hin entwickelt und beeinflussen das Leben des Einzelnen, indem sie uns Menschen den Bezug zu Entwicklungen, Beziehungen und Entscheidungen darstellen. Märchen deuten sich durch Symbolik und Sprache und stehen dadurch stellvertretend für wichtige menschliche Lebenssituationen, die besonders, wie oben schon aufgeführt, Kinder gut erkennen. Vor allem mit den schon genannten Helden im Märchen können sich Kinder gut identifizie-ren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Helden desselben oder eines anderen Geschlechts sind. Es kommt hauptsächlich darauf an, welch "große und abenteuerliche Tat" der Held begeht.
Ein wichtiger Aspekt ist zudem, dass Märchen die Phantasie anregen und sich der Zuhörer von dem, was er erzählt bekommt, ein eigenes Bild im Kopf macht. Gerade in unserer hochtechnisierten und modernen Gesellschaft ist es wichtig, Platz für eigene Ideen zu schaffen. Märchen sind zudem Vermittler von traditionellen Werten wie Vertrauen, Respekt, Ehrlichkeit und Verantwortung und somit gleichbedeutend zeitlos.
Wozu dienen/dienten Märchen?
Einst dienten Märchen in der mündlichen Überlieferung der Unterhaltung des Volkes. Bevor sie also von den Gebrüdern Grimm gesammelt und schriftlich veröffentlicht wurden, wurden sie über Jahrhunderte hinweg ausschließlich mündlich überliefert. Besonders bei Familien waren Märchen sehr beliebt, da zum Anfang des 19. Jahrhunderts speziell Mütter geeignete Vorlesebücher für ihre Kinder suchten. Diese Vorlesebücher waren leicht zu verstehen. Neben ihrem Unterhaltungswert beinhalteten sie zusätzlich immer eine Lehre. Den Kindern sollte anschaulich dargestellt werden, wie man sich zum Beispiel gegenüber Erwachsenen zu benehmen hat, aber auch, dass man "halten soll, was man verspricht". Auch gesellschaftliche Normen wie die Belohnung von harter Arbeit und Fleiß beziehungsweise Bestrafung für Faulheit werden vermittelt. Märchen weisen jedoch nicht nur positive Eigenschaften auf. Zum Teil weisen einige Märchen eine enorme Brutalität auf. Beispielsweise bei dem Märchen "Hänsel und Gretel" wird eine Hexe in den Ofen gestoßen oder beim "Rotkäppchen" frisst der Wolf das Kind bei lebendigem Leibe auf. Hierbei muss man immer bedenken, dass es zwar eine der Absichten von Märchen ist, das Böse zu bestrafen, man sollte allerdings immer im Hinterkopf behalten, dass diese Märchen Kindern vorgelesen werden, die möglicherweise eine solche Tat für "normal" halten. Was man abschließend jedoch festhalten kann, ist die Tatsache, dass Märchen in der Erziehung von Kindern trotz ihrer Grausamkeit (auch heute noch) sehr hilfreich sein können. Hierzu ein abschließendes Zitat des bekannten amerikanischen Kinderpsychologen Bruno Bettelheim (28. August 1903 in Wien; 13. März 1990 in Silver Spring, Maryland, USA)
"Grausamkeiten in Märchen, die zwar genannt aber niemals geschildert werden, sind gerade notwendig für die psychische Entwicklung des Kindes [...]. Man erkennt klar, dass eine Eliminierung der Grausamkeiten aus Märchentexten einen Verlust der Attraktivität dieser Märchen für Kinder nach sich zieht."
Die Gebrüder Grimm
Die Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm stammen aus Hanau bei Darmstadt. Sie studierten zusammen Rechtswissenschaft an der Marburger Universität. Mehreren Erzählungen zufolge reisten die Brüder quer durch das Land, um sich für ihre Märchen zu inspirieren und die später gesammelten Werke schriftlich zu fixieren. 1812 schließlich entstand die erste Auflage der "Grimmschen Märchen". Noch heute gelten die Gebrüder Grimm als die Wegbereiter für die ersten Germanisten. Zu den wohl bekanntesten Werken, die man auch heute noch in jedem Märchenbuch findet, zählen: "Die Bremer Stadtmusikanten", "Rumpelstilzchen", "Der Froschkönig", "Der gestiefelte Kater", "Frau Holle", "Hänsel und Gretel", "Rapunzel", "Rotkäppchen", "Dornröschen", "Aschenputtel" und viele weitere Kunstmärchen. Ein Großteil der oben genannten Beispiele zeichnet sich besonders dadurch aus, dass jene Märchen eine spezielle Moralvorstellung aufweisen.
Analyse des Grimmschen Märchens "Allerleirauh" auf Sprache und
Symbolik
Zu Beginn des Märchens erfährt der Leser direkt von der Tragik, die der Tod der Königin mit sich bringt. Die Königin sieht sich selbst als "Schönheitsideal" und es wird durch den Vergleich der einem Wunsch nahe kommt "so nimm keine, die nicht ebenso schön ist, als ich bin, und die nicht solche goldene Haare hat, wie ich habe" deutlich, wie eitel und selbstverliebt sie ist bzw. war. Der König zweifelt zunächst daran, erneut die große Liebe zu finden. Die Reichsräte zwingen den König, eine neue Frau zu heiraten. Dafür muss eine Frau gesucht werden. Die Boten durchqueren das Land vergeblich auf der Suche nach einer möglichen Frau des Königs. Der König entscheidet aus seiner Verzweiflung heraus, seine eigene Tochter, die seiner verstorbenen Frau vom Aussehen sehr ähnlich ist, zu heiraten. Dieser inzestuöse Wunsch löst bei den Räten Unbegreiflichkeit und Erschrecken aus und sie versuchen den König von seinem Vorhaben abzubringen, indem sie ihm mit Gottes Zorn drohen:" Gott hat verboten, daß der Vater seiner Tochter heirate, aus der Sünde kann nichts Gutes entspringen, und das Reich wird mit ins Verderben gezogen". Mit "kann nichts Gutes entspringen" ist das Gebären einer Fehlgeburt gemeint, die bei einem solchen Vergehen droht. Die Räte sind nicht nur über das anstehende Leid des Königs besorgt, sondern auch über ihr eigenes Leid, was "das Reich mit ins Verderben gezogen" deutlich macht. Die Königstochter ist gleichfalls entsetzt und versucht, die von ihr gestellten (aus ihrer Sicht eigentlich unmöglich zu realisierenden) Bedingungen als "Schutzmaßnahmen" für die geplante Hochzeit einzusetzen. Dies sind jedoch keine gewöhnlichen Kleider sondern "eins so golden wie die Sonne, eins so silbern wie der Mond, und eins so glänzend wie die Sterne".Sie vergleicht jedes Kleid mit einem erhellenden Planeten und weist den einzelnen Kleidern spezifische Eigenschaften zu. Besonders auffällig in diesem Abschnitt ist die Tatsache, dass sie ihren Vater mit "Euren" anspricht, was ihren Respekt gegenüber ihm deutlich macht. Die nächste, fragwürdige aber zugleich auch gewollte Forderung der Königstochter war ein "Mantel von tausenderlei Pelz und Rauhwerk", für den jedes Tier im Königreich ein Stück Haut dazu geben sollte. Mit dieser Forderung werden zwei Dinge klar: Erstens will sie Zeit gewinnen, da sie denkt, diese Aufgabe ist seitens ihres Vaters nicht zu bewältigen und ihr Vater könnte (vielleicht) die Absicht, sie zu ehelichen, wieder aufgeben und zweitens scheint sie zu hoffen, die Tiere des Königsreiches werden von ihrem Vater verschont, da sie als Nahrungsquelle für das Königreich dienen. Anderseits könnte aber auch eine geringe Einschätzung gegenüber der im Königreich vorhandenen Tierwelt bei ihr vorherrschen, da sie mit ihrer Forderung nach dem Mantel eine (sinnlose) Jagd nach allerlei Tierarten, die ein Fell haben, in Kauf nimmt. Diesbezüglich empfindet sie folglich kein Mitleid oder Schamgefühl für dieses barbarische Vergehen. Der König jedoch ist bereit ihr jeden noch so absurden Wunsch zu erfüllen, wenn er am Ende seinen Willen durchsetzen kann, nämlich die geplante Hochzeit mit seiner Tochter. So befiehlt er den "geschicktesten Jungfrauen", die sich besonders durch Reinheit und Unberührtheit auszeichnen, die drei Kleider zu weben und seinen Jägern alle Tiere des Reiches einzufangen und ihnen ein Stück Haut abzuziehen. Langsam beginnt die Königstochter zu realisieren, dass es keinen Ausweg mehr gibt und sie entscheidet sich für die Flucht aus dem Schloss. Hier zeigt sie zum ersten Mal die Eigenschaft eines sehr scheuen Wesens ihrerseits, das teilweise animalische Instinkte in ihr weckt (Flucht in den Wald, Versteck in hohlem Baum). Neben ihren drei Kleidern, die in eine "Nußschale" passen und ihrem Mantel, packt sie zudem einen goldenen Ring, eine goldene Spindel und eine goldene Haspel mit ein, die allesamt etwas Besonderes/Herausragendes symbolisieren. Auffällig ist auch die Bedeutung der Zahl "3" (3 Kleider, 3 Wertgegenstände) in diesem Zusammenhang. Die Zahl "3" steht als Symbol für die Selbstsuche und dient der Erfüllung. Die in der "Nußschale" enthaltenen Kleider symbolisieren den Keim, der von der Schale geschützt wird, bis ihre Identität zu bestimmten Zeitpunkten von diesen Kleidern widergespiegelt wird. Nun zieht sie sich den Mantel von "allerleih Rauhwerk" an und schwärzt sich ihr Gesicht und ihre Hände mit Ruß schwarz. Zum ersten Mal kann man erschließen, woraus sich der Name "Allerleirauh" zusammensetzt (allerlei-Rauh(werk) Neologismus). Dann "befiehlt sie sich Gott", was zeigt, dass sie sehr gläubig ist und vor der Anwesenheit des Schöpfers keine Angst hat. Sie geht die ganze Nacht orientierungslos, bis sie müde ist und in einem "hohlen Baum" letztendlich einschläft. Sie demütigt sich also selber, beweist aber gleichzeitig Charakterstärke. Der Wald symbolisiert hierbei eine unbewusste und gleichzeitig geheimnisvolle Welt, der Baum schützt sie und behütet sie auf eine mütterliche Art und Weise. Eines Tages kommt der König (des für sie fremden Königreiches) samt seinem Jagdgefolge (Jäger und Jagdhunde) in den Wald. Sowohl die Jäger, als auch der König selber, halten das, was sich in dem Baum befindet, für ein wildes Tier. Noch denkt keiner, dass es sich um einen Mensch, geschweige denn die Königstochter selbst handelt.Die Jäger nähern sich dem vermeintlich "wunderlichen" aussehenden und schlafenden Tier, um es laut Befehl des Königs lebend mit zum Schloss zu nehmen. Diese erkennen beim Anfassen "des Tieres", dass es sich nicht um ein Tier, sondern um ein Mädchen handelt. Sie scheint sehr ängstlich und schreckhaft zu sein, da sie für eine ungewisse Zeit keinen Mensch getroffen hat und im Tiefschlaf von den Jägern des Königs geweckt wird. Sie gibt sich den Jägern zu erkennen, indem sie den Jägern zuruft: "Ich bin ein armes Kind, von Vater und Mutter verlassen, erbarmt euch mein und nehmt mich mit". Sie scheint sich selbst bewusst zu sein, dass es sich um die Jäger des Schlosses handelt und damit verbunden sie nicht mehr alleine und hilflos im fremden Wald herumirren muss.Ihr fehlt diesbezüglich auch die menschliche Nähe und man könnte denken, es hätte sich ein Umdenken in ihrem Kopf breit gemacht. Sie lässt sich auf ein "neues Abenteuer" ein und nimmt freiwillig in Kauf, von fremden Menschen mitgenommen zu werden, nur weit weg von ihrem Vater, der sie gegen ihren Willen heiraten will. Die Jäger zeigen "Allerleirauh" nach der Ankunft im Schloss ihren Schlafplatz, "ein Ställchen unter der Treppe, wo kein Tageslicht reinkam". Auch wenn die Jäger optisch wohl erkannt haben, dass es sich bei dem "Wesen", was im "hohlen Baum" hauste, um ein Mädchen handelt, behandeln sie "Allerleirauh" wie eine ungelernte Dienstmagd. Sie muss alle schlecht anfallenden Arbeiten erledigen und bekommt zudem auch noch einen menschenunwürdigen Schlafplatz zugeteilt, was ihrem entsprechenden "Gesellschaftsstand" zu dieser Zeit entspricht (niedriges Volk). Während das Mädchen zuvor hauptsächlich mit "sie" beschrieben wird, wird sie im weiteren Verlauf unter anderem mit "es (erwachte)", "ihm (ein Ställchen)" oder "Rauhtierchen, (da kannst du wohnen und schlafen)" umschrieben. Dieser Wechsel von geschlechtsspezifischen und geschlechtsunspezifischen Umschreibungen lassen die Vermutung zu, dass die Verkleidung der Königstochter ein animalisches Aussehen in sich trägt und das Mädchen zu einer Art "Mischform", undefinierten Geschlechtes, wird.Eines Tages gibt es ein Fest im Schloss und sie fragt den Koch, ob sie hinaufgehen und zusehen dürfe. Dieser erlaubt es ihr, jedoch darf sie nur kurzzeitig ihre Küchenarbeit zu unterbrechen. In diesem Abschnitt wird klar, dass sich die Gesellschaft nicht nur vom äußeren Stand unterscheidet, sondern auch vom generellen Leben im Schloss her. Die Reichen oder auch der Adel leben in den oberen Gemächern des Schlosses, streng getrennt von der Unterklasse, den ärmeren Leuten, die in den Kellerräumen oder Arbeitsräumen wohnen und für sie arbeiten müssen.Voller Tatendrang zieht sie sich ihren Pelz noch aus und wäscht sich, dann zieht sie ihr Kleid an, das "wie die Sonne glänzt". Als sie beim Fest erscheint, "traten ihr alle aus dem Weg, denn niemand kannte sie, und alle meinten nicht anders, als daß es eine Königstochter wäre". Die Leute scheinen erstaunt über den Anblick des Mädchens zu sein. Durch ihr Auftreten wirkt sie besonders edel, graziös und elegant dazu.Der König ist der Erste, der auf sie zukommt und gleich mit ihr tanzt. Er "dachte in seinem Herzen", dass er eine solche Schönheit noch nie zuvor gesehen hätte. Mit dem Paradoxon "dachte in seinem Herzen" wird schnell klar, dass er nach kürzester Zeit große Gefühle für sie empfindet. Nicht ohne Grund symbolisiert man das Herz generell als "Zentrum der Gefühle". Nachdem der Tanz jedoch zu Ende ist, verneigt sie sich und verschwindet unbemerkt. Sie scheint einen Plan zu haben und will durch eine Art "Versteckspiel" etwas erreichen. Kurz nach ihrem Verschwinden kehrt sie wieder in ihr "Ställchen" zurück und verwandelt sich von der edlen, graziösen und eleganten Frau zu "Allerleirauh", indem sie ihren Fellmantel wieder anzieht und sich Gesicht und Hände dreckig macht. Seit ihrer Rückkehr auf das Schloss hat sie also zwei Persönlichkeiten eingenommen: Es entsteht eine Art "Rollenspiel", in der sie ohne jegliche Angst durch den von ihr betriebenen Rollentausch verschiedene Erfahrungen und Perspektiven kennenlernt. Zum einen ist sie die Küchenhilfe, das arme Mädchen, das jede schlechte Arbeit erledigen muss. Auf der anderen Seite ist sie die edle Schönheit, für die sich der König interessiert. Doch hinter beiden (mehr oder weniger) Fassaden steckt immer noch die Königstochter, die auf der Suche nach ihrem Glück ist. Hier kommt die Kunst des Theaters zum Vorschein, der Schauspieler (hier die Schauspielerin) schlüpft in eine Rolle, die entsprechend "gespielt" werden muss. Als sie wie gewohnt ihre Arbeit erledigen möchte, hindert sie der Koch und möchte, dass sie sich frei nimmt, um am nächsten Tag die Suppe für den König zuzubereiten. Er droht ihr mit Essensentzug, wenn "ein Haar in der Suppe" sein sollte. Das "Haar in der Suppe" stammt ursprünglich aus dem Bereich der Gastronomie. Es steht für einen Makel, der überflüssig ist. Im vorliegenden Kontext schenkt der Koch "Allerleirauh" sein gesamtes Vertrauen, allerdings muss sie die Konsequenzen tragen, falls die Suppe dem König nicht schmecken sollte. Am nächsten Tag bereitet das Mädchen die (Brot-) Suppe vor und legt ihren goldenen Ring mit in die Schüssel hinein. Der goldene Ring symbolisiert, so auch in diesem Beispiel, einen Wunschring. Sie wünscht sich, dass der König den Ring findet und nach ihr sucht, damit sie ihn wiedersehen kann. Ringe besitzen zu der Zeit nur reiche Leute, die damit auch gerne ihren Gesellschaftsstand zeigen möchten. Der König isst die Suppe nach dem Tanz und ist von ihrem Geschmack begeistert. Auf dem Grund des Gefäßes jedoch findet er den jenen goldenen Ring und fragt sich, wie dieser wohl dahin gekommen ist? Als er nach dem Koch fragt und von diesem eine Erklärung will, befürchtet jener schon das Schlimmste und droht "Allerleirauh" mit Schlägen. Er nimmt für sie so gesehen die Rolle des Erziehers ein und scheint sie lieb gewonnen zu haben, obwohl ihm der Verlust der Arbeitsstelle wegen ihr zu drohen scheint. Deshalb nimmt er die Schuld auf sich, nachdem der König fragt, wer die Suppe gekocht habe. Der König jedoch kennt die Suppe seines Koches gut und ahnt, dass jemand anderes dahinter steckt: "Die Suppe war auf eine andere Art und viel besser gekocht als sonst". Dieser Satz ist für den Koch zwar eine herbe Kritik, jedoch hat sich sein Vertrauen in "das Rauhtierchen" ausgezahlt. Der König möchte "Allerleirauh" nun persönlich sprechen, doch aus ihr lässt sich kaum eine hilfreiche Antwort entlocken. Sie hinterlässt einen sehr bedauernswerten Eindruck und kommt sehr traurig und bemitleidenswert rüber: "Ich bin ein armes Kind, das keinen Vater und Mutter mehr hat.". Zudem klagt sie dem König ihr Leid, ist sehr pessimistisch und scheint kein Selbstbewusstsein zu haben: "Ich bin zu nichts gut, als daß mir die Stiefeln um den Kopf geworfen werden.". Dieser Satz wiederholt sich im weiteren Verlauf noch einmal und steht somit stellvertretend für ihre Selbsterniedrigung. Von einem goldenen Ring würde sie nichts wissen, sie scheint sich aber darüber zu freuen, dass dem König der Ring aufgefallen ist. Dieses "Rollenspiel" scheint der Königstochter zu gefallen, denn so hat sie die Möglichkeit, Reaktionen des Königs zu testen und damit verbunden auch seine Charaktereigenschaften kennenzulernen (der strenge aber auch liebevolle Herrscher). Sie verliebt sich in den König und spürt, dass ihre Liebe, wenn auch noch "verschleiert", vom König wiedergegeben wird. Nach einer Weile gibt es wieder ein Fest auf dem Schloss und wieder fragt "Allerleirauh" den Koch um Erlaubnis, am Fest teilzunehmen. Der Koch erlaubt ihr das Fest zu besuchen, allerdings mit der Bedingung, dass sie dem König erneut die Brotsuppe kochen soll, die er so gerne isst. Wieder läuft sie in ihr "Ställchen", zieht den Mantel aus und wäscht sich wie beim vorigen Mal das Gesicht und die Hände. Dieses Mal trägt sie das Mondkleid. Der Mond steht für Geheimnisse und Täuschungen, jedoch ist der Mond zugleich auch ein Schönheitssymbol. Wieder wird sie für eine Königstochter gehalten und wieder tanzt der König mit ihr. Doch so schnell wie sie gekommen war, so schnell verschwindet sie auch wieder. Für den König führt dies sichtlich zur Verwirrung und er kann sich nicht erklären, wieso sie immer nach dem Tanz das Schloss verlässt. Sie spielt das Spiel der "geheimnisvollen Frau" mit dem Mondkleid, was ihre Rolle diesbezüglich natürlich noch mehr unterstreicht. Sie macht sich also wieder zum "Rauhtierchen" und beginnt erneut damit, die Suppe für den König zu kochen. Dieses Mal gibt sie die goldene Spindel in die Schüssel und hofft wieder, dass der König diese finden würde. Die Spindel symbolisiert die Schicksalsverwirklichung, die sie ja mit ihren Handlungen zufolge "spinnt". Als der König also wieder seine Suppe isst, schmeckt diese ihm genauso gut wie die davor und er bittet erneut den Koch zu sich, der wieder gestehen muss, dass "Allerleirauh" die Suppe gekocht hat. Wieder tut sie so, als würde sie nichts von einer Spindel wissen und wiederholt erneut, dass sie mit Stiefeln an den Kopf beworfen wurde. Sie spielt souverän ihre Rolle als "Allerleirauh" und tut nichts, was auffallen und ihre wahre Identität Preis geben könnte. Eines Tages wird zum dritten Mal ein Fest im Schloss veranstaltet und es läuft wie die vorigen Male genauso ab wie sonst. Dieses Mal sagte der Koch zwar: "Du bist eine Hexe, Rauhtierchen, und tust immer etwas in die Suppe, davon sie so gut wird, und dem König besser schmeckt, als was ich koche;", erlaubt ihr dann aber trotzdem das Fest zu besuchen. Indem er sie als "Hexe" bezeichnet, bezieht sich diese Anschuldigung auf das Essen, das von ihr durch wirksame Rezepturen verzaubert wird und dem König immer eine Köstlichkeit ist. Also zieht sie ihr Sternenkleid an, welches als Symbol für das individuelle Schicksal steht. Wieder tanzt sie nur mit dem König und dieser will sie diesmal bei sich behalten. Er sagt, sie hätte noch nie zuvor so schön ausgesehen, wie an jenem Abend und steckt ihr unbemerkt einen goldenen Ring, (wobei hier wieder das Symbol des Wunschringes zutrifft Wunsch, dass sie bleibt) an ihren Finger. Als der Tanz sich dem Ende neigt, versucht er sie mit seinen Händen festzuhalten und sie so durch seine Hände an sich zu binden, doch sie reißt sich von ihm los und verschwindet vor seinen Augen. Abgehetzt kommt sie in ihrem Ställchen an. Doch weil sie länger als sonst geblieben ist, vergisst sie in der Eile ihr Kleid auszuziehen und färbt einen Finger nicht mit Ruß ein. In der Küche angekommen kocht sie dem König wieder die Brotsuppe und legt die goldene Haspel hinein. Diese symbolisiert genau wie der Ring und die Spindel die Wiederspiegelung des Selbstbildes der Frau. Als der König die Suppe aufgegessen hat, findet er die Haspel auf dem Grund des Tellers und lässt "Allerleirauh" rufen. Anhand ihres weißen Fingers, des Rings, den er ihr ansteckte und dem durch den Mantel schimmernden Sternenkleid erkennt er sofort, mit wem er es zu tun hat. "Allerleirauh" kann nun nicht mehr fliehen und belässt es auch dabei. Sie scheint ihrer Sehnsucht nach Liebe endlich in der Person des Königs gefunden zu haben, der sein eigenes Königreich zukünftig mit ihr teilen wird. Der König reißt ihr den Mantel ab. Es erscheint ihr goldenes unverkennbares Haar und das unter dem Mantel verborgene Sternenkleid. Ihr Rollenspiel hat ein Ende gefunden, die Tarnung ist endgültig aufgeflogen. Sie wischt sich Ruß und Asche als Zeichen der Erlösung und Befreiung aus dem Gesicht und "da war sie schöner, als man noch jemand auf Erden gesehen hatte.". Dem König kann man die Erleichterung sicher anmerken, die er verspürt, als er endlich in ihr Gesicht blickt und zu ihr spricht: "Du bist meine liebe Braut, und wir scheiden nimmermehr voneinander.". Zum krönenden Abschluss und als Symbol für eine neue Generation feiern sie ihre Hochzeit und leben glücklich miteinander vereint.
Aufgrund des unschwer zu erkennenden inzestuösen Inhalts (der Vater will seine leibliche Tochter heiraten), findet man das Märchen von "Allerleirauh" heute in keinem Märchenbuch mehr.
Schlussbemerkungen
Auch wenn es sehr aufwendig war, hatte ich doch sehr viel Spaß bei der Bearbeitung meiner Facharbeit. Ich habe sowohl über das Thema Märchen, als auch über die Bedeutung der Symbolik viel gelernt und fand besonders die Bearbeitung des Grimmschen Märchens "Allerleirauh" sehr interessant. Als Fazit schätze ich besonders die Erfahrung, mal eine Facharbeit geschrieben zu haben. Mir hat besonders gefallen, dass wir zum einen unser Thema selbst wählen durften und außerdem uns die Zeit leicht einteilen konnten, also nicht in Zeitdruck gekommen sind (wie bei einer Klausur).
Quellenverzeichnis
Alphabetische Literaturverzeichnis
a) BETTELHEIM, BRUNO, Kinder brauchen Märchen, 1. Aufl. Stuttgart: DVA GmbH, 1977
b) BRÜDER GRIMM, Kinder-und Hausmärchen, 1. Gesamtaufl. München: Winkler Verlag, 1984
c) FREUND, WINFRIED Schnellkurs Märchen, Originalausgabe Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag; 2005
d) VON BONIN, FELIX Kleines Handlexikon der Märchensymbolik, Originalausgabe Stuttgart: Kreuz Verlag GmbH&Co.KG, 2001
Internetquellen
- Unbekannter Autor http://www.schreiben10.com/referate/Deutsch/14/Marchen---Bruder-Grimm-reon.php erstmals aufgerufen: Januar 2013
- Unbekannter Autor http://maerchen.woxikon.de/autoren erstmals aufgerufen: Januar 2013
- Ludwig Bechstein http://www.sagen.at/infos_quellen_links/def_maerchen.htm erstmals aufgerufen: Januar 2013
- Unbekannter Autor http://www.schultreff.de/referate/deutsch/r0072t00.htm erstmals aufgerufen: Januar 2013
- Unbekannter Autor http://www.schultreff.de/referate/deutsch/r0072t00.htm erstmals aufgerufen Februar 2013
- Bild: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/58394 Illustra-tion von Gustave Doré
Inhalt
Hier eine von mir persönlich verfasste Facharbeit zum Thema Märchen, mit besonderem Hinblick auf die Gebrüder Grimm und eines ihrer vielleicht eher unbekannteren Märchen: "Allerleirauh". Dabei wird die Symbolik erklärt, die in vielen andern Märchen auch zum Tragen kommt. Ein Hinweis auf die Bedeutung der Märchen für Kinder, auch in der heutigen Zeit rundet die Facharbeit ab. (4460 Wörter)
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