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Facharbeit: Erörterung: Steigendes BIP = Steigender Wohlstand?

Alles zu Individuum, Gruppe, Institutionen

Inhaltsverzeichnis



Einleitung 2
Hauptteil 2
Charakteristika des Bruttoinlandsproduktes 2
Grenzen der Aussagekraft des BIPs als Wohlstandsindex 2
Wohlstandsverteilung 2
Sozio-kultureller Wohlstand 3
Nachhaltigkeit 3
Weitere nicht messbare Wirtschaftsaktivitäten 4
Suche nach Alternative 4
Fazit 4
Quellen 5

Einleitung
Die Wohlstandsentwicklung eines Landes ist ein häufiges Thema in Politik und Presse; dabei beziehen sie sich meist auf die Höhe des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Doch spiegelt sich der reale Wohlstand einer Gesellschaft wirklich im BIP wider? Dies erörtere ich, indem ich zuerst das BIP erkläre und versuche herauszufinden, ob ihm wichtige Faktoren für eine gesamtheitliche Wohlstandsmessung fehlen, und wenn ja, welche dies sind. Abschließend fasse ich das Ergebnis dieser Erörterung zusammen und fälle dazu mein persönliches Urteil.

Hauptteil
Charakteristika des Bruttoinlandsproduktes
Das BIP ist ein Sozialprodukt und gibt die gesamte Wertschöpfung von Gütern und Dienstleistungen, die dem Endverbrauch dienen, innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft, binnen einer Periode an. Es summiert sich aus der gesamten Bruttowertschöpfung zuzüglich des Saldos "Gütersteuern abzüglich Gütersubventionen" und ist deshalb ein Produktionsindikator.
Eine Erhöhung des BIPs geht mit insgesamt höheren Gewinnen und Löhnen der Unternehmen und folglich höheren Steuereinnahmen einher.

Grenzen der Aussagekraft des BIPs als Wohlstandsindex
Jedoch wurde dieser Produktionsindikator oft als der allgemeine Wohlstandsindikator gesehen, nach dessen Wert z. B. der Erfolg von Politikern bewertet wird. Zwar resultiert aus einem hohen BIP oft hoher Wohlstand (durch mehr Geld können sich die Menschen ihre individuellen Wünsche besser erfüllen), doch beschreibt dieses Maß von totalem materiellem Wohlstand weder Distribution noch sozio-kulturellen und ökologischen Wohlstand. Hier wird Quantität mit Qualität gleichgesetzt. Aber: Wie sind die Einkommen verteilt? Wie hoch ist der Lebensstandard und die Lebensqualität? Wie nachhaltig und wie ökologisch ist das Wachstum? Außerdem kann das BIP nur Wirtschaftsaktivitäten erfassen, bei denen für den Staat sichtbar Geld fließt.

Wohlstandsverteilung
Die Verteilung des Wohlstandes ist wichtig, um die wirkliche Wohlstandsentwicklung zu beurteilen: Beispielsweise ist es irreführend, von einem höheren Wohlstand einer Gesellschaft zu sprechen, wenn das Einkommen eines reichen Bruchteils der Bevölkerung stark steigt, während das Einkommen der breiten Masse absackt, selbst, wenn das gesamte Sozialprodukt ansteigt. Um die Einkommensverteilung aussagekräftig darzustellen, ist es deshalb ratsam, das Medianeinkommen zu berücksichtigen.
Dieses ist das Einkommen, welches in der Mitte aller Einkommen stehen würde, sortierte man diese nach der Höhe. Dieses Messverfahren ist für die Berechnung des allgemeinen Wohlstandes besser geeignet als zum Beispiel das Pro-Kopf-Einkommen (Sozialproduktgröße geteilt durch Bevölkerungsanzahl), da so einzelne, stark nach oben oder unten abweichende Einkommen das Ergebnis nicht verzerren.

Sozio-kultureller Wohlstand
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Wohlergehens ist der Lebensstandard und die Lebensqualität, d. h. der Umfang von sozio-kulturellem Wohlstand. Hierbei gibt es viele Fälle, bei denen ökonomisches Wohlergehen und Lebensqualität konkurrieren: So führt ein Krieg zu einer Erhöhung des BIP (Die Rüstungsindustrie steigert während - die Baubranche nach dem Krieg - ihren Umsatz), die Lebensqualität hingegen sinkt (Kultur wird zerstört, Angst der Menschen, Tod etc.). Auch die bewusste Verkürzung der Lebensdauer von Produkten lässt das BIP prosperieren, da sich der Konsument, dessen Produkt kurz nach Ablauf der Garantie verschleißt, ein neues Produkt kauft. Die allgemeine Lebensqualität wird dadurch jedoch nicht erhöht.
Daraus folgt, dass man bei Messung von Wohlstand auch Indizes, welche den Lebensstandard besser als das BIP zeigen, zur Rate ziehen sollte. Am bekanntesten ist der Human Development Index (HDI), der neben ökonomischen Wohlstand auch Bildung und Lebenserwartung einberechnet.

Nachhaltigkeit
Des Weiteren zeigt das BIP nicht, wie nachhaltig das Wohlergehen der Menschen steigt. 61 der 100 umsatzstärksten Unternehmen der Erde treiben die BIPs der Länder durch Öl- und Gasförderung in die Höhe. Der dadurch erzielte ökonomische Wohlstand von heute ist aber teilweise die Armut von morgen: Die Folgekosten, die durch den zukünftigen Ressourcenmangel und den Klimawandel enstehen, werden ebenso wie andere Arten von "Schulden" nicht berücksichtigt. Der Genuine Progress Indicator (zu deutsch etwa: "Wahrer Fortschrittsindikator") ist ein Beispiel für einen Index, der den BIP durch Abzug der Kosten, die durch fehlende Nachhaltigkeit entstehen, ergänzt.

Weitere nicht messbare Wirtschaftsaktivitäten
Dass das BIP nur Werteproduktion, bei dem für den Staat sichtbar Geld fließt, erfassen kann, ist ein offensichtliches Defizit. So wird der durch Schattenwirtschaft, Tauschhandel, Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgungswirtschaft) und unbezahlte Arbeit verursachter Wohlstand nicht beachtet. Da diese aber mancherorts Großteile der Wirtschaftsaktivität ausmachen, wie die Subsistenzwirtschaft in Afrika, ist es schwer möglich, die dortige Prosperität anhand des BIPs zu beziffern. Ein Indikator, der diese Aktivitäten befriedigend messen kann, ist aber aufgrund fehlender Transparenz bzw. Unmöglichkeit des Messens nicht in Sicht.

Suche nach Alternative
Angesichts dieser ganzen Mängel des BIPs als Wohlstandsindikator sind Wissenschaft und Politik seit Jahren auf der Suche nach einem alternativen allgemeinen Wohlstandsindex, der möglichst alle Aspekte des Wohlstandes beachtet. Dabei gibt es bereits viele Indikatoren, dessen Gründer der Meinung sind, dass alle Facetten beansprucht werden:
Zum Beispiel der Wohlstandsindex des britischen Thinktanks "Legatum Institute": Hier wird Wohlstand als Zusammenspiel von Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, Unternehmertum, Sicherheit, Sozialen Strukturen, Regierungsführung und persönlichen Freiheiten gesehen und berechnet. In Deutschland wurde hierfür 2010 die Enquete-Komission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" eingerichtet, die zur einen Hälfte aus gewählten Volksvertretern, zur anderen Hälfte aus Wissenschaftlern zusammengesetzt ist.
Weil jedoch Wohlstand ein äußerst subjektiver Begriff ist, und deshalb die Meinungen darüber auseinander gehen, welche Aspekte zum Wohlstand gehören und wie stark sie jeweils gewichtet werden, ist ein gesamtheitlicher Wohlstandsindex immer eher eine politische Agenda als ein objektives Messinstrument.

Fazit
Durch die Auseinandersetzung mit der gegebenen Fragestellung wurde deutlich, dass das BIP ein gutes Mittel ist, um die Wirtschaftsaktivität von Ländern zu beobachten und es sich auch häufig proportional zum Wohlstand entwickelt. Es ist jedoch aufgrund vieler Mängel nicht dazu geeignet, als allgemeiner Wohlstandsindikator zu dienen. So sollten für eine differenzierte Wohlstandsmessung neben dem BIP Indikatoren, die fehlenden Aspekte beleuchten, zu Rate gezogen werden. Außerdem ist es objektiver, wenn man Wohlstand multidimensional anhand vieler verschiedener Indikatoren bewertet, da in einem gesamtheitlichen Wohlstandsindex aufgrund von der Gewichtung und Auswahl der einzelnen Indikatoren immer persönliche Einstellungen stecken.

Quellen
Titelbild: http://www.bkult.de/media/png/thumb-up-md.png 07.01.2012
http://www.beyond-gdp.eu/de/key_quotes.html 06.01.2012
http://wirtschaftswunder.ftd.de/2009/09/18/joseph-stiglitz-das-mas-des-glucks/ 06.01.2012
Autor: Joseph Stiglitz
http://de.statista.com/statistik/faktenbuch/173/a/gesellschaft/soziales/armut/ 07.01.2012
http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/36922747_kw50_pa_wachstum/index.html 07.01.2012
http://www.stern.de/wirtschaft/geld/wohlstandsindex-so-gut-geht-es-uns-deutschen-1919401.html 07.01.2012
http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/subsistenzwirtschaft/subsistenzwirtschaft.htm 07.01.2012
Inhalt
Hausarbeit: Erörterung: Steigendes BIP = Steigender Wohlstand? Alternative Bemessungskriterien,
J1 Wirtschaft G8, Note 15NP (1096 Wörter)
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