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Quellentext beurteilen : Nietzsche "Die Reichsgründung...."

Frage: Quellentext beurteilen : Nietzsche "Die Reichsgründung...."
(3 Antworten)

 
Ich habe eine Ausarbeitung in Geschichte, mit folgender AUFGABE:
"Setzen Sie sich kritisch mit den Hauptaussagen des Textes auseinander und erarbeiten Sie sich eine eigene Meinung zu den geäußerten Auffassungen!"

QUELLE:
Friedrich Nietzsche: Die Reichsgründung und der deutsche Geist (1873)

Die öffentliche Meinung in Deutschland scheint es fast zu verbieten, von den schlimmen und gefährlichen Folgen des Krieges, zumal eines siegreich beendeten Krieges zu reden: um so williger aber werden diejenigen Schriftsteller angehört, welche keine wichtigere Meinung als jene öffentliche kennen und deshalb wetteifernd beflissen sind, den Krieg zu preisen und den mächtigen Phänomenen seiner Einwirkung auf Sittlichkeit, Kultur und Kunst jubilierend nachzugehen.
Trotzdem sei es gesagt: Ein großer Sieg ist eine große Gefahr. Die menschliche Natur erträgt ihn schwerer als eine Niederlage; ja es scheint selbst leichter zu sein, einen solchen Schlag zu erringen, als ihn so zu ertragen, dass daraus keine schwerere Niederlage entsteht. Von allen schlimmen Folgen aber, die der letzte mit Frankreich geführte Krieg hinter sich dreinzieht, ist vielleicht die schlimmste ein weitverbreiteter, ja allgemeiner Irrtum: der Irrtum der öffentlichen Meinung und aller öffentlich Meinenden, dass auch die deutsche Kultur in jenem Kampfe gesiegt habe und deshalb jetzt mit den Kränzen geschmückt werden müsse, die so außerordentlichen Begebnissen und Erfolgen gemäß seien. Dieser Wahn ist höchst verderblich: Nicht etwa weil er ein Wahn ist - denn es gibt die heilsamsten und segensreichsten Irrtümer -, sondern weil er imstande ist, unseren Sieg in eine völlige Niederlage zu verwandeln: in die Niederlage, Exstirpation des deutschen Geistes zugunsten des "deutschen Reiches".

SOooooo.... Die sache ist die, ich hab die Hauptaussagen schon, und auch einen Anfang für meine Meinung...
Aber ich weiß nich wie ich das noch weiter ausführen soll...
den letzen teil also (meinung) und ich brauche noch einen passenden abschluss....

Meine bisherige AUSARBEITUNG ist hier:

Die Quelle, die uns vorliegt, wurde von Friedrich Nietzsche 1873 verfasst und ist ein Ausschnitt der „Ersten Unzeitgemäßen Betrachtung“ mit dem Titel „David Strauss – der Bekenner und der Schriftsteller“. Zum einen war dieses Werk Nietzsches im Auftrag seines Freundes Richard Wagner verfasst worden, zum anderen stellt es gleichzeitig eine Kritik an der deutschen Bildung und der deutschen Kultur insgesamt dar.
Der Titel dieses Werkes bedeutet, Friedrich Nietzsche war sich bewusst, dass er an seinen Zeitgenossen vorbeiredete, ihnen nichts zu sagen hatte. Sein Zeitgenosse David Strauss diente hier nur als Musterexemplar für die Bürger des deutschen Volkes, vor allem für die Schriftsteller, die – wie Nietzsche in der Betrachtung erwähnt – „den Krieg […] preisen und den mächtigen Phänomenen seiner Einwirkung auf Sittlichkeit, Kultur und Kunst jubilierend nach[…]gehen“
Nietzsche, selber gebürtiger Sachse – und somit preußischer Staatsbürger – fühlte sich nach dem Krieg gegen Österreich (1866) als Preuße auf der Seite der Sieger und bewunderte Bismarck. Einschließlich bis 1870 war er ein engagierter Preuße, Parteimann Bismarcks und Anhänger der deutschen Einheit. Nachdem er jedoch einen Sanitäter-Einsatz im Frontgebiet im Krieg gegen die Franzosen absolviert hatte, und 1870 von den grausamen Eindrücken des Lazaretts krank und überwältigt zurückkehrte, schwand sein „Hurra-Patriotismus“ und er begann, die Politik des bis dahin von ihm verehrten Landes in Frage zu stellen und sie zu kritisieren und erstmals an der Echtheit des Staatswesens zu zweifeln.
Die „Erste Unzeitgemäße Betrachtung“ entstand unter folgender Frage Nietzsches: „Gilt das, was gestern einmal Fortschritt war, auch heute noch als solcher? Hat sein spiegelnder Glanz nicht inzwischen einige matte Töne hinzubekommen?“
In dem Textausschnitt kritisierte er nun diejenigen, die den Krieg gegen Frankreich verherrlichten und seine „schlimmen und gefährlichen Folgen“ nicht sahen, bzw. nicht sehen wollten. Des Weiteren sprach er davon, dass ein großer Sieg eine große Gefahr für den Gewinner bzw. die Gewinnernation darstelle. Er war der Meinung, dass Krieg verdummt, Niederlagen aber erfindungsreich machen. Denn eine Niederlage im Allgemeinen stellt gleichzeitig einen Untergang und einen Neuanfang dar. Mit anderen Worten heißt dies, Frankreich hatte als Verlierer des Krieges die Hoffnung auf einen Neuanfang und in somit auch für das Erwachen neuen – sowohl politischen als auch kulturellen – Lebens. Im Bezug darauf mahnte er das deutsche Volk vor nationaler Überheblichkeit. Nietzsche selber war zwar Befürworter der Kaiserproklamation, gleichzeitig bereitete es ihm jedoch Sorgen, dass die „öffentlich Meinenden“ unter einem weit verbreiteten Wahn leiden würden, der sie in dem Glauben lasse, die deutsche Kultur habe in dem Krieg gegen Frankreich gesiegt. So diente der „Unzeitgemäße Betrachter“ dazu, der deutschen Nation vor Augen zu halten, dass sie sich auf dem Weg befand, sich in einer Illusion zu verlieren.
Denn der Sieg gegen Frankreich war militärischer Art, ein Triumph der militärischen Elemente, der Kriegsführung Bismarcks, der Zucht und der Disziplin. Nicht jedoch der Sieg einer „Einheit des künstlerischen Stiles in allen Lebensäußerungen eines Volkes“ - wie Friedrich Nietzsche den Begriff Kultur definierte. Er befürchtete, dass der Begriff der Kultur in Deutschland bereits verlorengegangen war und der von ihm erwähnte „höchst verderblich[e] Wahn“ der Öffentlichkeit wäre im Stande, den Rest der jener Kultur zu zerstören.
Die deutsche Kultur war der Nachahmung fremden Wesens und Lebensart gewichen und es gab keinen einheitlichen Stil mehr. Nietzsche bezeichnete diese Mischung aller möglichen Stile als „Jahrmarktsbuntheit“ . Mit Vorliebe würden die Deutschen auch das Wesen Paris’ kopieren, was ihn zu der Auffassung bringt, die deutsche Kultur müsse sich – auch wenn der politische Krieg nun vorbei war – noch gegen die französische Zivilisation und ihren Geist behaupten. Denn sonst bestehe die Gefahr der Ausrottung der deutschen Kultur zugunsten des (preußischen) Machtstaates.
Meiner Meinung nach können Friedrich Nietzsches Aussagen grundsätzlich geteilt werden. Man denke z.B. nur an den Charakter des Reiches als Macht- und Obrigkeitsstaat und die Art, mit der er gegründet wurde – durch eine Entscheidung von oben, nicht Mitsprache des Volkes. Auch gab es den von circa 1871 bis 1878 andauernden Kulturkampf Bismarcks mit der Kirche, der die deutsche Kultur erneut aufwirbelte. Ein weiterer Punkt, der Nietzsches Positionen meiner Meinung nach stützt ist das Pressewesen und die damit verbundene Propaganda – man denke nur an Stichworte wie aufkeimender Antisemitismus, Rassismus, Sozialdarwinismus oder Patriotismus.

Wäre wirklich ganz ganz toll, wenn jemand die Muße hätte, mir mit der Meinung zu helfen. mir fehlen einfach die Wörter.
Wäre echt toll, wenn ihr au eure meinung zu schreiben könntet...
Ich danke schonmal im Voraus =)
GAST stellte diese Frage am 28.10.2007 - 13:39

 
Antwort von GAST | 28.10.2007 - 13:55
Och bitte Leute...
ich bin voll am verszweifeln... :(

Wollt ihr mich so im stich lassen? :`( *sniff*

 
Antwort von GAST | 28.10.2007 - 14:09
DEINE Meinung (mit dem Grundgesetz als Maßstab) ist gefragt..

 
Antwort von GAST | 28.10.2007 - 14:43
Ja klar, meine meinung..-.-
Nur wenn mir nix einfällt...
Ich weiß, dass ich grundsätzlich mit Nietzsche übereinstimme.
Aber es ist halt die Formulierung zum Schluss und ein geeigneter Abschluss.... FEHLEN mir...
Und dann ist es immerhin noch besser jemanden zu fragen, als gar keinen Abschluss zu haben.
Es ist ja nicht so, dass ich will, dass mir jemande die Arbeit schreibt... v_v

Wieso eigentlich "Grundgesetz" NonPlusUltra? o_ô

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