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Wir informieren uns zu Tode (Neil Postman)

Frage: Wir informieren uns zu Tode (Neil Postman)
(2 Antworten)


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Oh schreck, mein Aufsatz ist mal wieder zu lang, ich hoffe, ich kann zwei Beiträge hintereinander öffnen?^^ Wenn nicht, dann kommt der Rest später (falls es euch nichts ausmacht)

Es geht um den Text von Neil Postman "Wir informieren uns zu Tode".
Ich würde mich freuen, wenn jemand mal über meine textgebundene Erörterung schauen kann. Frage: Wo kann ich den Text dazu hochladen, weil es ist nicht der komplette Artikel, den ich vor mir liegen habe....bin neu im Forum.


Textgebundene Erörterung

Neil Postman (1931 – 2003) war ein US-amerikanischer Medienwissenschaftler, der sich in seinem Artikel „Wir informieren uns zu Tode“, der am 02.10.1992 in der ZEIT veröffentlicht wurde, kritisch mit der alltäglichen Informationsflut auseinander setzte. Denn wo wir hinschauen, gibt es Informationen in Hülle und Fülle. Es fängt morgens in der Straßenbahn an, wenn die nächste Haltestelle angekündigt oder regionale Neuigkeiten über den Bildschirmen angezeigt werden. Es begegnen uns weitere Informationen den ganzen Tag über und es hört erst auf, wenn wir abends müde ins Bett gehen.

Während 1992, als der Artikel veröffentlicht wurde und das Internet noch nicht für jeden Haushalt zugängig war, ist es heute nicht mehr wegzudenken und die Hauptinformationsquelle schlechthin. Das Wort „Information“ ist zunächst einmal laut Duden mit den Begriffen „Nachricht“, „Werbung“ oder „Belehrung“ definiert. Aber woher bekommen wir diese Informationen? Wie wird uns die Information vermittelt? Ich möchte im Folgenden auf die Thesen von Postman näher eingehen, in dem ich zunächst eine Textanalyse erstelle und versuche, Pro und Contra von der Informationsflut zu erörtern. Der Begriff Informationsflut definiert die Verbreitung von riesigen Datenmengen, bei der es laut Postman uns mittlerweile schwer fällt, zu unterscheiden, was wirklich relevant bzw. irrelevant ist.
Der Artikel beginnt damit, wie der Informationsfluss im Laufe des 20. Jahrhunderts zugenommen hat. Dabei behauptet der Autor im ersten Abschnitt (Zeile 1 – 5), dass wir zwar eine Information kaufen oder verkaufen können, letztlich aber keine Lösung für die auftretenden Probleme besitzen. Postman belegt dies auch mit einigen Beispielen, woher die Informationen herkommen können: Allen voran durch Zeitungen, Fernsehen, Radio, Telefon. Mit der Zeit ist dadurch eine Menge an Informationen zusammen gekommen, die ständig erweitert werden. So behauptet Postman, dass „die Informationen zu einer Art Abfall geworden“ sind (Z. 14). Informationen würden uns wahllos treffen, richten sich an keine bestimmte Person und wir hätten die Kontrolle darüber verloren. Wir hätten keinerlei Vorstellung mehr darüber, wer wir sind, was wir unter dem Universum verstehen, und würden nicht einmal mehr eine Beziehung untereinander besitzen. Postman kritisiert, dass wir nicht mehr wissen, Woher wir wirklich kommen, wohin wir gehen und warum wir diesen Weg wählen. Wir hätten den kohärenten, also zusammenhängenden, Rahmen für eine orientierte Definition von Problemen verloren. Anhand von diesen problembelasteten Informationen ist es uns nicht mehr möglich, nach Lösungen zu suchen. Demzufolge können wir auch nicht mehr die relevanten von den irrelevanten Informationen trennen. Neil Postman behauptet sogar, dass „wir unter einer Art kulturellem AIDS leiden“ (Z. 26) würden. Während früher anhand von Informationen tatsächlich nach Lösungen gesucht wurde, würden heute Kontexte erfunden, indem eigentlich sinnlose Informationen scheinbar sinnvoll verarbeitet werden können. Der Autor vertritt demzufolge ebenso die Ansicht, dass durch diese Informationsschwemme ein „wachsendes Ohnmachtsgefühl“ entsteht (Z.33). Daraus resultiert seiner Meinung nach das Gefühl der Passivität, die uns unvermeidlich daran glauben lässt, dass wir nur Interesse an uns selbst haben und zunehmend egoistischer werden. Neil Postman fragt sich in diesem Artikel, ob von uns als Gesellschaft tatsächlich erwartet wird, eine Lösung zu finden, wenn in den Nachrichten von Problemen aus Krisengebieten oder dem Klimawandel berichtet wird. Durch den wachsenden Egoismus tun wir maximal etwas für uns selbst jedoch nicht für unsere Umwelt. Seine These ist daher, dass unsere wirklich ernsten Probleme nicht aus mangelhafter Informationslage herbeigeführt werden, sondern dass wir uns nicht mehr bewusst sind, was wirklich relevant und bedeutsam sei. Dabei bringt er Beispiele von Misshandlung an Kindern, Hungersnot oder Nuklearkatastrophe an den Leser. Postmans Lösungsvorschlag sieht vor, dass wir für ein besseres Bewusstsein eine glaubhafte Erzählung brauchen. Er meint konkret die Geschichte der Menschheit – Vergangenheit ist nicht unwichtig, es ist jedoch bedeutender, dass wir im Hier und Jetzt leben und uns an der Zukunft orientieren. Für eine Kultur würden Ideale entwickelt werden und dem Handeln Autorität verliehen. Das Problem sieht er jedoch darin, dass die Menschen nicht mehr an eine Erzählung glauben.

Der Artikel wurde in einer normalen Sprache verfasst, die leicht zu verstehen ist. Postman verwendet in den Argumenten seiner Thesen allen voran Hypotaxen, die anschließend mit Beispielen unterstrichen sind. Auf mich macht es den Eindruck, als wenn er dem Leser damit verdeutlichen will, dass die Informationsflut eine zunehmende Bedrohung für die Gesellschaft darstellt und wir nach Lösungen suchen müssen, um etwas daran zu ändern. Häufig beginnen seine Sätze mit „Wir wissen…“(Z.19), „Wir verfügen…“(Z.20) (bildet in diesen Beispielen eine Anapher), „Wir hören…“ (Z. 35), was sein Anliegen verstärkt, Kritik an der Informationsflut auszuüben. Die These „Wir leiden unter einer Art kulturellem AIDS“ bezeichne ich als Paradoxon, weil AIDS zwar eine tödliche Immunkrankheit ist, allerdings sehr dramatisch mit der Kultur und somit auch der Information in Verbindung gebracht wird. Die Kultur ist jedoch in jeglicher Form eine unterhaltende Bereicherung für die Gesellschaft und Informationen sind nicht grundsätzlich als negativ anzusehen. Währenddessen gibt es für AIDS nachwievor keine Heilungschancen und ist demzufolge in jedem Fall als negativ zu betrachten. Wie wichtig ihm die Kritik an der Informationsflut ist, verdeutlicht sein bereits erwähnter Lösungsvorschlag am Ende des Artikels. Dem kann ich zwar zustimmen, aber es würde schon helfen, wenn wir uns bewusst hinterfragen, was uns tatsächlich interessiert und woher wir die Information beziehen wollen. Schaue ich lieber RTL oder Arte? Lese ich lieber BILD oder FAZ? Lohnt es sich, diese Informationsquellen regelmäßig zu nutzen? Wenn wir keine Werbung im Briefkasten erhalten wollen, ist es bereits hilfreich, einen entsprechenden Aufkleber anzubringen. Dadurch können wir selbst unsere eigene Informationsflut erheblich filtern.
Frage von weltenbummlerin88 (ehem. Mitglied) | am 05.01.2013 - 00:10


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Antwort von weltenbummlerin88 (ehem. Mitglied) | 05.01.2013 - 00:11
Hier Teil II, also Fortsetzung meiner Erörterung(echt sorry für die Länge - hab schon versucht zu kürzen :/ ):

Neil Postmans These, „Informationen sind zu Abfall geworden“ basiert darauf, dass im Laufe des 20.
Jahrhunderts sich zwar immer mehr Informationen ansammeln, aber nur die Wenigsten davon nützlich sind. Zunächst einmal erinnert sich Postman auch in anderen Beiträgen daran, dass am Anfang der Technisierung die Bürokratie in Einzelteile zerlegte: Die Informationen wurden somit anonym und waren für Jedermann immer schneller und umfangreicher zugänglich, demzufolge aber auch zunehmend intransparent. Durch Abfall wird die Umwelt jedoch zunehmend verschmutzt. Ich meine also zu behaupten, dass Postman die Ansicht vertritt, dass Informationen eine Umweltverschmutzung geworden ist, weil sie immer weniger einen Nutzen für uns hat.
Die Informationsflut, der „Abfall“ wie Postman sagt, bringt weitere Nachteile mit sich: Für das menschliche Gehirn gibt es eine begrenzte Aufnahmekapazität. Ist diese erreicht, erkennen wir eine zunehmende Erschöpfung, Fachleute sprechen dabei von einer „Informationsasthenie“. Zwischen 2001 und 2012 stieg die Nutzung des Mediums Internet ebenso rasant: Während im Jahr 2001 die Internetnutzung bei ca. 35% lag, waren es im letzten Jahr bereits 75,5%. Eine Ursache dafür könnte der technische Fortschritt sein. Denn in den Straßenbahnen sind einige Leute zu beobachten, die während ihrer Fahrt sich mit ihrem Handy die Zeit vertreiben. Hierdurch erhalten auch hier Informationen jeglicher Form und geben sie weiter. Die Zunahme der Internetnutzung spielt auch hier eine wesentliche Rolle. Dagegen hat es einen Rückgang bei den Printmedien gegeben: Kürzlich wurde die „Financial Times Deutschland“ wegen stark rückläufigen Umsatzzahlen gar komplett eingestellt, weitere Zeitungsverlage werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren folgen, weil immer mehr Leute das Internet bevorzugen. Auch ich nutze lieber das Internet als die Zeitung, weil das Internet auf dem aktuellsten Stand berichtet, während dieselbe Information erst morgen in der Zeitung zu lesen ist. Zudem sind die Informationen im Internet oftmals kostenlos zugänglich, während ich für eine Zeitung ein Abo eingehen müsste.
In seiner These „Wir leiden an einer Art von kulturellem AIDS“ geht es Postman darum, dass gesellschaftliche Institutionen auch darüber entscheiden können, was für uns tatsächlich wichtig ist und was nicht. Jedoch besteht das Problem darin, dass die Informationsmenge ständig anwächst und die gesellschaftlichen Institutionen immer weniger Einfluss auf uns nehmen. Die Informationsflut wächst immer schneller, aber wie bereits erwähnt, hat der Mensch eine Aufnahmekapazität irgendwann erreicht. Politiker reden sehr viel am Tag, aber hierzulande sinkt die Wählerschaft, weil sich immer weniger Leute für Politik interessieren. Ebenso informiert uns die Kirche darüber, dass wir wieder mehr an Gott glauben sollen, aber hierzulande nimmt die Religionszugehörigkeit immer mehr ab. Früher waren diese Interessen dagegen noch anders gelagert.
Abschließend möchte ich festhalten, dass ich auch der Meinung bin, dass gesellschaftliche Institutionen, wie TV-Anstalten – Postman hat vor allem das Fernsehen kritisiert – bzw. weitere mediale Einrichtungen auch eine gewisse Macht auf das Publikum ausüben. Sie veröffentlichen bewusst verzerrte Informationen, teilweise erscheint ein Artikel in mehreren Publikationen. Wird dadurch nicht meine Meinung beeinflusst? Scheinbare – in meinen Augen – seriöse Zeitungen wie der SPIEGEL verweisen sogar unter anderem auf die BILD. Letztere ist zwar die Zeitung, die am meisten in Deutschland gelesen wird, sie ist aber vor allem jene Zeitung, die stark polarisiert und übertreibende Sensationslust regelrecht zelebriert. Zum Beispiel wenn es darin heißt „Das Monster von XZ hat die 8-jährige AB entführt und misshandelt“, oder „Hat Jörg Kachelmann seine Freundin vergewaltigt?“. Ich kenn hier zwar das Problem, hab aber keine Antwort darauf – und es kann keiner von mir oder von anderen Lesern/Zuhörern verlangen, dass ich auch nach einer Lösung finden werde. Gerade wenn Informationen mir irrelevant erscheinen, versuche ich sie von vornherein auszufiltern und fokussiere mich dann lieber auf die relevanten Informationen, z.B. die nächste Klausur, wo ich eine Lösung wissen muss.


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Antwort von weltenbummlerin88 (ehem. Mitglied) | 05.01.2013 - 17:10
Oh, hab im Eifer des Gefechts wohl vergessen zu sagen, dass mal bitte jemand drüber schauen soll und das möglichst bis morgen, den 06.01.2013...! :) Danke im Voraus und sorry für die Länge des Aufsatzes!

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