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Dietrich Bonhoeffer-wer bin ich?

Frage: Dietrich Bonhoeffer-wer bin ich?
(1 Antwort)


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Hallo!

Hat jemand eine gute Interpretation zu dem Gedicht "Wer bin ich?" von Dietrich Bonhoeffer? Mir würde auch schon eine Internetadresse helfen, wo ich eine Interpretation dazu finden kann.
Danke für die Hilfe.
Frage von SchokiVanilla (ehem. Mitglied) | am 15.12.2008 - 20:43

 
Antwort von GAST | 17.12.2008 - 23:45
"...wo ich eine Interpretation dazu finden kann" - eine komplette, fertige und nicht einfach nur einen Ansatz? Ich finde das Gedicht ausgesprochen deutlich und "stark". Fällt dir wirklich gar nichts dazu ein, worauf du hinaus könntest?


Übergeordnete Frage: "Wer bin ich?" - vielleicht Autobiographisch?

"Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest
wie ein Gutsherr aus seinem Schloß"

- der Eingesperrte, Gefangene verhält sich nicht wie erwartet; sondern ist "heiter" und "fest", lässt sich nicht abbringen. Frage: wer sind "sie"?

"Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten."

- siehe oben. Bewacher sind Repräsentanten des Systems/der Regierung, die das lyrische Ich eingesperrt hat, eigentlich müsste man diesen feindlich gegenüber stehen.

"Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer, der Siegen gewohnt ist."

- Eigenschaften des lyrischen Ichs, Teil 3: gelassen, stolz (auf das, was er getan hat?) - "das Siegen gewohnt" - Vorausdeutung auf die Zukunft? Weiter gegriffen: der Widerstand gegen die Nazis wird Erfolg haben in Zukunft, der Sprecher weiß/ahnt es schon?

Rest des Gedichts:

"Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

-----------

Was sind denn deine Gedanken beim Lesen? Brainstorming zum Sammeln hat mir immer ganz gut geholfen, um einen Ansatzpunkt zu finden. :)

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