Referat: Die feudalhöfische Dichtung
Die Ritterlich-Höfische Dichtung
Gesellschaftlich-historische Grundlagen
Feudalismus/ Ständegesellschaft
hoch- und spätmittelalterliche Gesellschaftsordnung( gründet auf Lehnswesen
das Lehnswesen entstand im 7./8. Jh.( in Frankreich Bildung eines gut gerüsteten Reiterheer aus Berufskriegern
diese Ritter wurden vom König oder einem anderen Lehnsherren materiell ausgestattet( erhielten Land oder auch Ämter und besondere Rechte
als Gegenleistung für diese Lehen waren die Vasallen (vom keltischen Wort für Diener) dem Herren zu Treue, Gehorsam und Dienstleistungen verpflichtet ( Ritterdienst, Heerfahrt, Begleitung zu Krönung nach Rom..)
In Deutschland: differenzierte Struktur, die Heerschildordnung( 7 Stufen(1. König, 2. geistliche Fürsten, 3. Weltliche Fürsten, 4. Grafen und Freiherren, 5. Ministeriale (Dienstmannen), 6. deren Mannen, 7. alle übrigen ritterbürtigen Mannen, die kein Lehen vergeben konnten
Durch diese Verteilung der Macht wurde die Zentralgewalt des Königs geschwächt, außerdem war jeder Vasall nur seinem nächsten Herren zu Treue verpflichtet( Kronvasallen konnten eigenes Herrschaftsgebiet ausbauen( Grundlage zur Gründung von vom König abhängigen Adelsherrschaften
Als Gegenkraft zu dieser Adelsherrschaft wurden Lehen an die Reichskirche vergeben, um diese in den Reichslehnverband einzugliedern
Staufische Könige bemühten sich, adliges Eigengut sowie die Reichsverwaltung in die Zentralgewalt des Königs zu bringen( Versuch scheiterte
Führte in D. zum Zerfall( in Frankreich, England und den Kreuzfahrerstaaten hingegen entstanden feudalisierte, zentralisierte einheitliche Staatswesen
ca. Mitte 11.Jh.
Bevölkerungswachstum, Aufschwung der Städte
Kirche erlangte immer Größere Macht und versuchte, das gleichberechtigte Nebeneinander von weltlicher und geistlicher Herrschaft zugunsten der Geistlichkeit aufzulösen( in Deutschland: Investiturstreit (= Streit um die Macht geistliche Ämter zu vergeben)( dadurch überall in D. kirchliche Reformbewegungen
Entstehung neuer Bildungseinrichtungen ( Klosterschulen, Universitäten)( geistiger Aufbruch
Auch in Literatur und bildender Kunst neue Wege( nicht mehr nur auf Klerus beschränkt und in Latein, sondern in Volkssprache verfasst und Behandlung nicht-geistlicher Stoffe ( richteten sich an adliges Publikum , welches ausreichende Bildung besaß
Zeit der Kreuzzüge: Befreiung der heiligen christlichen Stätten aus der Hand des Islam
Spätmittelalter
12./13.Jh.: in Deutschland war der staufische Erbreichsplan gescheitert( Kampf zwischen Staufer und Welfen
Kreuzzüge: Fall Jerusalems 1187, Niederlage der Europäer
Papst Gregor VIII ruft zum 3. Kreuzzug auf( 1189 folgen ihm Friedrich Barbarossa, frz. König Philipp Augustus, engl. König Richard Löwenherz
Barbarossa ertrank 1190 an der Südküste Kleinasiens
Entstehung von Ritterorden in Heiligen Land (Templerorden, Johanniterorden, Deutscher Orden)
ab 4. Kreuzzug reine Eroberungspolitik
in Deutschland: nach Tod Barbarossas( Welfer Otto IV Kaiser
ihm folgte Friedrich II ab 1210( Herrschte über Sizilien, Italien und Deutschland
vernachlässigte D.( gab Fürsten königliche Rechte
- unter Barbarossa (1152-1190)( Ritterstand führende Schicht in Politik, Gesellschaft und Kultur
- im 12./13. Jh.: durch Entstehung ritterlich-höfischer Literatur (erst im westlich-romanischen, dann im
deutschsprachigen Raum) ( eigenständige europäische Kultur
- seit 11.Jh.: Ritter in den niederen Adel aufgestiegen( dadurch Entstehung der feudalhöfischen Dichtung
Höfische Dichtung
orientiert sich thematisch und formal an der höfischen Gesellschaft
im 11./12. Jh.(europ. Adel entwickelt einen eigenständige Kultur im Gegensatz zur geistlichen Kultur
1170-1250: Höhepunkt der Dichtung an den Höfen der Staufer und den Fürstenhöfen Thüringens und Österreichs
bedeutendste Dichter: Walther von der Vogelweide, Reinmar, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg
Besonderheiten
Mäzenatentum:
Dichter brauchten Unterstützung( oft jahrelanges Arbeiten an einem Werk, Pergament sehr teuer usw.
Nur Fürsten konnten es sich leisten, die Dichter zu unterstützen( sog. Mäzene
Dadurch hatten diese großen Einfluss auf die Themen der Dichtung
Vortragskunst:
Dichtung wichtiges Element gesellschaftlicher Unterhaltung
Kaum Lesepublikum, sondern Vortragskunst( Klangwirkung der Sprache extrem wichtig
Funktionen der Dichtung
kulturell-emanzipierende Funktion: Kulturelle Befreiung von der Bevormundung durch den Klerus( Bildung einer weltlichen Adelskultur
kulturell-erzieherische Funktion: Gibt ein Idealbild vor; soll Vorbildwirkung auf das Verhalten der Adligen haben
kulturell-legitimierende Funktion: Durch idealisierende Darstellung der Adligen in der Dichtung, aber auch durch die Existenz einer kulturellen Leistung wurde der Machtanspruch der Herrschenden begründet
Formen/ Gattungen:
Epik:
- höfischer Roman : stellt Ritterideal dar (Minnedienst, Turniere...)
Beispiele: Hartmann von Aue „Erec“, „Iwein“ ; Wolfram von Eschenbach „Parzival“ ; Gottfried von
Straßburg „Tristan“
- Heldendichtung: dichterische Gestaltung der Heldensagen
Verfasser oft anonym
Heldenlied, Heldenepos, Heldenroman, Heldenballade
Geschichten aus dem 5.-7. Jh., kaum historische Ereignisse genannt
- Unterhaltsame Kleinepik (Novelle, Schwank, Fabel, Kurzerzählung)
Lyrik
Minnesang
Lieder (mit Instrumentalbegleitung)
Spruchdichtung
Stoffe:
Heldensagen: Nibelungenlied, Artus oder Tristankreis (aus dem inselkeltischen Raum)
Märchen
Legenden: Gregorius, Servatius
Antike Traditionen: Trojadichtung
Sprache und Dichtung:
Hoch entwickelte, überregionale Literatursprache( keine Dialekte
Nach schriftsprachlicher Norm
Themen der Dichtung
Heldentum/Heroik: -steht oft im Mittelpunkt der Dichtung
-Vorbildhaftes Kämpfertum( Fairness und Großmut oberstes Gebot für jeden
Ritter ( festgelegte Regeln, Schonen des besiegten Gegners)
-ritterliche Einzelkämpfe dargestellt (kaum Massenschlachten)
-festgelegte Ideologie des Ritters dargestellt
Treue: -Treuebegriff wichtiges Element der Dichtung
-Treue gegenüber Lehnsherrn, der dafür großzügig ist und dem Ritter seinen Lebensstandart
garantiert
Bildung: -Ritter muss nicht nur mutig im Kampf sein, sondern seinem Anspruch auf Macht durch
Bildung gerecht werden
-Ritter übten entweder selber Kunst oder zeigten Fähigkeit zum Kunstgenuss
-Fremdsprachenkenntnis erforderlich, bes. Französisch, denn Frankreich kulturell führendes
Land
-ein den Regeln gerechtes Verhalten( Kleidung, Tischsitten usw.
-sittliches Verhalten, Selbstbeherrschung, stolzes Selbstgefühl
Schönheitssinn: - äußerer Prunk sehr wichtig in der Dichtung( Beschreibungen von wertvollen
Rüstungen, Schätzen und herrlicher Kleidung usw.
- Nachweis standesgemäßer Lebensführung( Adel beanspruchte irdischen Reichtum
für sich
- adliger Mensch( schön, prächtig gekleidet, glanzvolle Lebensführung, edelmütig
- armer Mensch: dumm, hässlich, abstoßend, charakterlich fraglich
5. Toleranz: - Kreuzzüge( abendländisches traf auf orientalisches Rittertum
- Orient: kulturell hochentwickelt
- achtungsvolle Anerkennung der Tapferkeit des Gegners
- Entdeckung eines anderen hochentwickelten Monotheismus( im Gegensatz zum von der
Kirche erschaffenem Bild (Mohammedaner als bösartige Heiden)
( westliches und östliches Rittertum ist gleichberechtigt
6. Minne: althochdeutsch „minna“ bezeichnete ursprünglich „Gedenken“, dann „liebendes Gedenken“
und schließlich „Liebe“( zentrales Motiv für ritterliches Handeln
Die Lyrik
neben Minne weitere Stoffe und Themen: religiöse Gedichte, Kreuzzugs und Naturlieder, moraldidaktische und politische Spruchdichtung
wie die Epik stark von der Minneidee geprägt( dadurch oftmals Vorstellung: feudalhöfische Lyrik= Minnelyrik, dies ist aber stark vereinfacht, denn Minnelyrik ist nur ein Teil der feudalhöfischen L.
Hauptform: Lied
Besteht aus mehreren Strophen mit dreiteiligem Aufbau( 2 gleichgebaute Stollen bilden Aufgesang, Abgesang aus einem Stollen
Lied- und Strophenkomposition, Versgestaltung und Taktwahl sehr variabel(z.B. 2-, 3- und 4-teiliger Takt, Kadenzen (Versausgänge) vielfältig, Reimbindungen...
Leich: aus der kirchlich-liturgischen Sequenz entstandene lyrische Großform mit Verkettung zahlreicher ungleicher Strophen
Spruch: oftmals gesungener Spruch( schwer vom Lied zu trennen
Tagelied: Situation handelt vom Abschied der Liebenden nach einer Liebesnacht, Scheinwirklichkeit trifft auf die Realität, Personen: Ritter und Dame, deutlich betonte Erotik und gefährliche Situation, Tagesanbruch+ Weckvorgang+ Abschiedsklage (volkssprachliche, weltliche Lyrik)
Lyrik zeichnet sich durch Einheit von Wort- und Tonkunst aus
Mit Instrumentalbegleitung gesungen (Fiedel, Rotte [Spitzharfe oder Streichleier], Harfe und Laute)
Hochmittelalterliche Lyriker( Dichter, Komponist, Sänger und Instrumentalsolist in einer Person
Überlieferung
Sammelhandschriften: „Kleine Heidelberger Liederhandschrift“ (Ende des 13.Jh. in Straßburg geschrieben), „Weingartner Liederhandschrift“ (1300 in Konstanz), „Große Heidelberger Liederhandschrift“ (1310/30 in Zürich, nach seinem Initiator Rüdiger Manesse auch „Manessische Liederhandschrift“), „Jenaer Liederhandschrift“ (14.Jh., mit Notenwiedergabe der Melodien)
Minnesang
Zusammenfassende Bezeichnung für Liebeslyrik im12.-14.Jh.
Minne entwuchs der Vorbildhaften frz. Kultur
Soz. Wurzeln: in Südfrankreich konnten adlige Damen durch persönliche Erbfolge eigenes Land besitzen
Preisgesang vom Herren auf Herrin übertragen( beamtete Sänger (Troubadours) im Dienst der Damen
Verbindet Vasallentreue mit erotischen Motiven
diese Verbindung ist die Wurzel für Minnesang und der epischen Gestaltung des Minnethemas in D.
adlige, verheiratete Dame( Hüterin der Bildungswerte und Erzieherin des Ritters
Minnesang ist Zeugnis modischer, kulturbewusster Lebensführung und nicht Liebesbeziehung
Gegensatz: erotischer Anspruch ((Ehe der Dame(konventioneller Minnesang: Frauenpreis, Sehnsuchtsklage, Trauer über Verweigerung des erhofften Lohnes
Kulturell vorwärtsweisende Züge: 1. Überwindung des christl. Lebensideals(Lebensbejahung, Entdeckung weiblicher Sinnlichkeit 2.erster Ansatz zur Befreiung der weibl. Persönlichkeit( in der dichterischen Fiktion über den Mann gestellt 3. Liebe als Ausdruck individueller Leidenschaft, freie Partnerwahl
Höhepunkt 1207 Sängerwettstreit auf der Wartburg
Einflüsse
1.Vagantendichtung:
Beginn des 12.Jh.(fahrende Spielleute
Lagen mit geistlichen Sängern im Wettstreit
Inhalte: Erzählungen mit viel Phantasie, Humor und Ausgelassenheit von der Brautwerbung,
Geschichten aus dem Orient(durch Kreuzzüge nach Europa gelangt), Abenteuer älterer
germanischer oder jüngerer einheimischer Helden („König Rother“, “Roland“, „Herzog
Ernst“), Tierepos, Spruchdichtung
Vaganten (bes. Gruppe der Spielleute)(erzählen vom Kneipenleben, Leidenschaft und Lebensgenuss,
ironisch werden kirchl. Und soz. Missstände aufgegriffen
1225(handschriftliche Zusammenfassung(“Carmina Burana“
2. Provencalische Liebeslyrik (Troubadours)
Mitte 11. bis Mitte 13.Jh. in Frankreich
Nach Kunst der Antike
In Volkssprache verfasst
Troubadours aus dem Adel, z.B. Guillaume IX
Thema: Stilisierung des ritterlichen Lebens
Begleitet von Fiedel oder Laute
3. Kirchliche Marienlyrik
4. von Geistlichen verfasste Huldigungsgedichte
Entwicklung
Frühphase:
2 Zentren:
Donau: - ca.1150-1170
-Vertreter: Kürenberger, Meinloh von Sevelingen, Dietmar von Aist
-volksliedhaft, unbeschwert
-Thema: Sehnsucht nach Liebe; Frau noch nicht stilisiert, kommst selbst zu Wort, Schönheit
der Natur beschrieben
Rhein: -Ende 12.Jh.
-Einflüsse aus Frankreich
-Vertreter: Friedrich von Hausen, Heinrich von Veldeke
Klassische Phase
Hohe Minne
Minnedienst als oberste ritterliche Pflicht
Ritter brachte als Gefolgsmann seiner Herrin kunstvolle Lieder dar, die die Hoffnung auf Erfüllung ausdrückten, aber im Bewusstsein, diese niemals zu erhalten( Leiden an der Liebe als Lebensinhalt
Preisen der Schönheit und Tugend der Dame oder Beklagen ihrer Unnachgiebigkeit und Härte
Frau nicht individuelle Persönlichkeit, sondern stilisiert als irdisches Abbild alles Schönen und Guten( fiktive ideale Gestalt
Mit dem „Frauendienst“ konnte ein Ritter Maßhalten, Anstand und Treue unter Beweis stellen (=ritterliche Tugenden)( damit adelt und erhöhte er sich selbst
Vertreter: Friedrich von Hausen an der Nahe (gest.1190, Freund Barbarossas)
Hartmann von Aue (1160-1210, 15 Lieder überliefert( 1. Hohe Minne 2. Abkehr von feudalhöfischen Idealen- Liebeserfüllung im Mittelpunkt 3. Kreuzzuglieder)
Heinrich von Morungen (1150-1222 im Leipziger Thomaskloster, 33 Lieder überliefert: erst konventioneller Minnesang, dann aber projiziert er die Minne in Träume und Phantasien, wo eine Liebeserfüllung möglich ist, starke Umsetzung der Themen(neben Walther v.d. Vogelweide sicherlich der wortgewandteste Lyriker seiner Zeit)
Reinmar von Hagenau (1170-1205, bekanntester Vertreter konventioneller Minneauffassung, wirkte am Hofe der Bebenberger in Wien, Lehrer Walthers)
Walther von der Vogelweide
Leben
1170-1230 geboren in Österreich (Geburtsort umstritten, „von der Vogelweide“ vielleicht nur Künstlername)
wahrscheinlich begraben im Kreuzgang des Würzburger Neumünsters
gilt als wichtigster Lyriker seiner Zeit
begleitete dass politische Geschehen zwischen 1190 und 1230( gilt als Chronist seiner Zeit
bis 1198 an der Wiener Residenz unter Babenberger Herzog Friedrich I( nach dessen Tod musst er den Hof verlassen
nächste 2 Jahrzehnte als fahrender Sänger( beschreibt seinen Weg mit Seine, Mur, Po und Trave , Elbe, Rhein und ungarische Grenze
sein Weg führt ihn zu den Höfen des Staufers Phillip (1198-1201), des Welfen Otto IV (1212/13), des Staufers Friedrich II (ab 1213) sowie andere große Adelshöfe seiner Zeit: Landgraf Herrmann v. Tübingen, Markgraf Dietrich v. Meißen, Bischof Engelbert v. Köln, Bischof Wolfger v. Passau usw.
Herkunft: vielleicht ministerialer Herkunft oder ritterbürtig(besitzt literarische Kenntnisse (volkssprachliche Gattungstraditionen, lateinische Hofdichtung, vagantische Liebesdichtung), Sprachkenntnisse + vielfältiges Hintergrundwissen(wahrscheinlich aus Reiseerfahrung
Überliefert sind ca. 70 Lieder und 100 Sprüche: in der „kleinen Heidelberger Liederhandschrift“ (151 Strophen), der „Weingartner“ (112 Strophen, der großen Heidelberger Liederhandschrift“ (447 Strophen), Hinweise auf Walthers Strophen auch in der „Carmina Burana“, in Michael de Leones Würzburger Hausbuch, der Kolmarer Meisterliederhandschrift...
Erhält 1220 von Friedrich II sein langerhofftes Lehen
Spätere Meistersinger zählen ihn zu den „Zwölf Alten Meistern“, sein Minnesang reflektieren Neithart, Tannhäuser, Ulrich von Liechtenstein u.a., seine Sangspruchdichtung wirkt aus Reinmar von Zweter, Bruder Wernher usw.
Minnesang
in seiner ersten Zeit am Wiener Hof zeigt sich Walther noch als Schüler Reinmars( konventionelle „hohe Minne“, die unter Reinmar ihren Höhepunkt erreicht hatte
einfache Lieder mit Reinmar-, Morungen- und lateinisch vagantischen Anklängen( Betonung des „fröide“ –Motivs und die Typenvielfaltweisen schon auf seine Eigenart hin
durch Bekanntschaft mit Morungens Liedern( Bruch mit der wân- Minne( sog „Reinmar- Fehde“
Grundsätzlich literarische Hintergründe: Realitätsbezug der wân-Minne in Frage gestellt
Reinmar weist seinen Schüler in einem Lied zurecht zurecht(Walthers „Frauenmonolog“ erneuter Angriff gegen Reinmar (stellt sich selbst als vorbildlichen Minnediener dar)(Reinmars Antwort: sein großes Preislied
1203 nimmt Walther die Fehde wieder auf: Großer Frauenpreis( stellt alle deutschen Frauen gegen Reinmars Minnedame, reagiert mit seinem Lob deutscher Frauen auch auf Angriffe provençalischer Troubadours gegen die Deutschen
erörtert in mehreren Liedern die Einseitigkeit und Unnatürlichkeit des konventionellen Frauendienstes („Saget mir ieman, waz ist minne?“)
Neue Definition für Minne: Beglückung, Liebe zwischen Mann und Frau in höfischer Umwelt, neue Idee der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Minne
Nicht jede Dame ist von vorn herein minnewürdig, sondern muss selbst wie der Werbende den festgesetzten idealen Eigenschaften zu entsprechen ( Frauenlob nur noch der Würdigen, nicht mehr der „frouwe“ als fraglosem Idealbild( dadurch auch Kritik am ethnischen Zustand de Gesellschaft
In dieser Minneauseinandersetzung entstanden die Lieder: „Herzeliebez frowelin“, „Nemt, frowe, diesen kranz“ und „Under der linden“( öffnet sich der Volkspoesie und vagantischen Lyrik( soziale Schranken und feudaler Erziehungsauftrag ignoriert
12 Märchenlieder oder „Niedere Minne“ erhalten
Inhaltlich bewusster Gegenpol zur Hohen Minne: Elemente aus Pastourellen, Tanzliedern, Vagantendichtung mit höfischen Begriffen( vermittelt zwischen höfischem Ideal und natürlicher Sinnlichkeit
provokatives Darstellen von Partnerinnen ohne soz. Auszeichnung, die aber bereit sind, die Liebe zu erwidern
Liebe wird als Kraft dargestellt, die wahre Schönheit schafft, geringen Besitz adelt und zusammen mit „triuwe“ und „staetekeit“ jede Frau minnewürdig macht
In der „Neuen Hohen Minne“ ( Dame steht für höfischen Wert und Ansehen, aber sie zeigt als „friundin“ Entgegenkommen(in diesen als spät eingestuften Liedern betont Walther sein vorbildhaftes höfisches Verhalten und rechnet mit dem Verfall von Minne, Minnesang und Lebenseinstellung ab
Seine Alterslieder nähern sich in Ton und Thematik den Mahnsprüchen: Klage über neue Zeit, Verfall von Sitte und Ordnung, erzieherische Mahnungen an die Jungen, Skepsis gegenüber Vergangenem und Abkehr von dieser Welt
Walthers Minnesang( vielfältige strophisch-metrisch-musikalische Formen, Liedtypen und Darstellungsweisen
Spruchdichtung
bisher war Spruch (Heischespruch, Preisspruch, Scheltspruch, didaktischer Spruch( z.B. bei Herger oder Spervogel) ohne größere inhaltliche oder formale Ansprüche gewesen, Reservat fahrender Sänger
Walther führte sie an das formale Niveau des Minnesangs heran
machte den Spruch zur Waffe im politischen Tageskampfe
Im Vordergrund Sprüche politisch-weltanschaulichen Inhalts:
Schildert feudal-anarchische Zerrüttung, beklagt den Verfall der Zentralgewalt in D.
Thronstreit zwischen Staufer und Welfen, Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum, zwischen königl. Zentralgewalt und fürstl. Partikulargewalt sind Inhalte seiner Dichtung
Ab 1198 Sprüche für Staufer Friedrich I, ab 1212 für Otto IV (Kaiser welfischen Geschlechts), ab 1213/14 für Staufer Friedrich II ( behandeln Probleme mit Fürsten und Papst, den Bann von 127 und die Kreuzzüge)
Abwechselnd für Welfen und Staufer(unterstützte immer den König der am ehesten seine Ideale verwirklichen konnte, aber Anhänger der Reichsidee, deshalb Ablehnung päpstlicher Ansprüche
Drei „Reichssprüche“: 1. Reichsspruch( fordert starke Zentralgewalt „ich saz ûf eime steine“ 2.Reichsspruch ( „ich hôrte ein wazzer diezen“) ( misst die Gesellschaft mit den idealisierten Verhältnissen im Tierreich, 3.Reichsspruch („ich sach mit mînen ougen“) ( richtet sich direkt gegen Papst Innozenz III
Diese Angriffe waren prinzipiell und persönlich( erste literarische Papstfehde der deutschen Literatur
Prangert persönliche Haltung des Papstes an („Neuer Judas“)
„Papstsprüche“: „saget an, her Stoc, hât iuch der bâbest her gesendet“(kritik an den Opferforderungen der Kirche, wirft ihr Besitzgier vor, Verdrehung der Lehre Gottes; „ahî , wie kristenlîche nû der bâbest lachet“(2. Papstspruch)
Kritik am Papsttum wird zur Kritik am ganzen Klerus( schlechtes Vorbild für Gläubige
Positives Gegenbild in der Gestalt des Klausners, der Ideale des Priestertums verkörpert (Armut statt Reichtum, Weltabkehr statt Weltmachstreben, Demut statt Herrschsucht) und den Verfall der Kirche beklagt
Keine Kritik gegen das Christentum, sondern gegen menschlich- klerikale Missstände
Weitere Themen und Formen:
einen Marienleich
3 Kreuzzuglieder (Palästinalied)( ruft zur „vart“ auf
das Alter als Stunde der Abrechnung mit Leben und Welt( neu in der Lieddichtung
Elegie( Leben ist vergänglich wie ein Traum, Klage um Verfall der Sitte, Aufruf zum Kreuzzug als ritterliche Pflicht und Heilschance, nur Gottesliebe sei die wahre Minne
bis Ende 13.Jh.: hohes Ansehen bei zeitgenössischen Dichtern (Gottfried von Straßburg, Hugo von Trimberg) bis hin zu den Meistersingern, dann wurde er vergessen
Ende 18.Jh.: man begann sich seiner zu erinnern (Bodmer)
1822 Uhland „Walther, ein altdeutscher Dichter“, Lachmann (1827), Simrock (Übersetzung, 1833)
Spätzeit der Minne
Walther von der Vogelweide( Höhepunkt der feudalhöfischen Dichtung
Nach ihm 6 bedeutende Lyriker: Ulrich von Liechtenstein, Burkhart von Hohenfels (1190-1242), Gottfried von Neifen (1200-1255), Ulrich von Winterstetten (1220-1280)( traditionelle Schaffenslinien
Neithard und Tannhäuser( neue Wege
Ulrich von Liechtenstein (1200-1275, Repräsentant der feudalhöfischen Ideologie): autobiographische Dichtung „Frauendienst“ (1255)( 58 Minnelieder enthalten( Versuch, Minneideale in die Realität zu übertragen( dadurch wird Minne unfreiwillig parodiert (hackt sich für Minnedame den Finger ab, trinkt ihr Waschwasser...)
Neithart von Reuenthal (1180-1240)(Parodierung durch gezielte Attacken: Außenseiterrolle, aber sein Vorbild bis ins 15./16.Jh. nachgeahmt (als Figur in Schwankdichtungen und Fastnachtspielen „Neithart-Spiele“)
Neitharts Dichtung: Sommerlieder (beinhaltet Beschreibung der Natur, Tanzszene) und Winterlieder (Klage über vergangenen Sommer, Tanzszene(satirisch gemeinte Minneklage)( stellt sich selbst als Ritter dar, ansonsten wird die Minne in bäuerliches Milieu verlegt( gegen Minnekult aber auch gegen aufstrebende, unterdrückte Bauern( stärkere Wirklichkeitszuwendung , neue thematische Bereiche und poetische Verfahren (Ausbau Pastourelle und Parodie), Unbekümmertheit
Tannhäuser (1200-1266): fahrender Sänger, der sich zeitweilig am Hofe Friedrich II aufhielt
Tannhäusersage: habe am Venusberg geweilt, da seine Bitten um Absolution vom Papst abgelehnt wurden, habe sich endgültig ins Reich der Venus zurückgezogen( Sage Grundlage für viele künstlerische Adaptionen (Heine, Wagner)
Überlieferung: 6 Leiche, mehrere Minnelieder und –parodien (Minnedame wird dadurch verhöhnt, dass sie unlösbare Aufgaben stellt, wie Beschaffung der Arche, eines Sterns usw.), 1 Kreuz- und Klagelied
Spielen an einem unwirklichen Ort, starke Betonung des Sinnlichen
Ende der feudalhöfischen Dichtung
schneller Niedergang der ritterlich-adligen Gesellschaftsschicht
Walther von der Vogelweide zeigt den Zerfall der Welt(Dichter Konrad von Würzburg stellt die Welt als Frau mit verführerischer Vorderseite und einem von Würmern zerfressenen Rücken dar
Durch Geldwirtschaft verlor Lehnswesen an Bedeutung(Ritterstand verarmte, Städte blühten auf
Geistliche verdrängen die Ritter wieder aus kulturtragender Rolle
Meistersinger aus dem Bürgertum( Gesang nach handwerklichen Regeln festgelegt (Silbenzahl, Versbau usw.)
Weite Verbreitung des einfachen Volksliedes
Inhalt
Vortrag über die feudalhöfische Lyrik mit dem Menschenbild der Zeit, geschichtliche Hintergründe. Der Schwerpunkt liegt auf dem MInnesang und dem Leben und Werk von Walther von der Vogelweide (2887 Wörter)
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Schlagwörter
Minne Walther von der Vogelweide | Feudalhöfische Lyrik | 12./13. Jh. Feudelhöflische | Gedichte | Dichtung | Geschichtliche | Minnegesang | Werk | Vortrag | Referat | Feudalismus/ | Ständegesellschaft | Gesellschaftlich-historische | Grundlagen | Ritterlich-Höfische | Dichtung | Hochmittelalter | Spätmittelalter | Mäzenatentum | Vortragskunst | Funktionen | Formen | Gattun | Heldendichtung | Epik | Stoffe | Themen | Treue | Ende | Entwicklung | Minnesänge
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