Interpretation : Marc Chagall, „Mose vor dem brennenden Dornbusch“
Interpretation : Marc Chagall, „Mose vor dem brennenden Dornbusch“
Marc Chagalls Gemälde „Mose vor dem brennenden Dornbusch“ entstand 1966 und thematisiert die bekannte, biblische Szene aus dem Buch Exodus, die der Titel bereits anspricht.
In dem Gemälde kniet Moses vor einem Baum mit brennender Krone, über dem ein hell leuchtender Kreis mit einbeschriebenem Jahwe Zeichen und ein geflügeltes, menschenähnliches Wesen schweben. Rechtsseitig ist vereinzelt Vieh zu erkennen; insgesamt ist Moses Bereich (rechts von der Bilddiagonalen) eher dunkel und weltlich, während die linke Seite das helle Übernatürliche repräsentiert. Auffällig sind die Lichtstrahlen, die vom Himmel ausgehen und scheinbar an Moses Kopf reflektiert werden.
Die zugehörige Bibelszene aus Exodus 3 beschreibt den direkten, verbalen Kontakt zwischen Gott und Moses, in dem die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten angekündigt wird. Gott beauftragt darin Moses, die Israeliten bei ihrem Ausmarsch anzuführen und in das Land Kanaan zu führen. Als Moses Gott daraufhin fragt, bei welchem Namen er ihn nennen soll, antwortet dieser in Vers 14: „Ich bin der 'ich bin da`“. Dieser Ausdruck der Ansprache und der unsagbaren Nähe von Gott zu Moses und dem Menschen dient wohlmöglich als Vorlage für das Gemälde.
Die Deutung von Chagalls Kunstwerk muss demnach zwar bibelorientiert ausfallen, ist aber keineswegs als eine eins zu eins Übersetzung aus der Vorlage zu verstehen, da der Maler der Szene einige Veränderungen beigibt. So kommt die schwebende Gestalt am Himmel in Exodus nicht vor und in dem Gemälde kniet Moses vor einem Baum mit unversehrtem Stamm und verhüllt sein Gesicht nicht.
Da Moses in dem Gemälde das einzige emotionale Wesen darstellt, liegt das Hauptaugenmerk auf ihm. Sein Gesicht und die auf dem Herzen liegende Hand lassen eine Betroffenheit erkennen, die wohl von der fast greifbaren Erfahrung mit Gott und der Angst vor dem Auftrag der Befreiung rührt.
Auf der anderen Seite wird das Übernatürliche in dem Bild einerseits als abstrakte Erleuchtung und andererseits als ein dem Menschen ähnelndes Wesen gezeigt und stellt Gott damit in ein dualistisches Licht; Einerseits ist er die unbegreifbare Offenbarung, die mit ihrer Intensität und Macht fast erdrückend wirkt (allerdings nicht abwehrend, da das Bild keinen Dornenbusch, sondern lediglich einen Baum zeigt), andererseits ist er eine dem Menschen präsente Instanz, da er die Welt zwar unangetastet lässt, sich aber mit seinen Eigenschaften nicht vollständig der menschlichen Vorstellungskraft entzieht (sichtbar an dem Bild des fliegenden Menschen.
Damit zeigt Chagall in seinem Gemälde sowohl das alttestamentliche, als auch das moderne Verständnis von der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Die Frage, ob und wie der Mensch Gott nennen kann oder soll, hat im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren, aber die Betroffenheit und die Ehrfurcht vor der Vorstellung einer mosaischen, direkten Gottesbegegnung ist nach wie vor unverändert.
Marc Chagalls Gemälde „Mose vor dem brennenden Dornbusch“ entstand 1966 und thematisiert die bekannte, biblische Szene aus dem Buch Exodus, die der Titel bereits anspricht.
In dem Gemälde kniet Moses vor einem Baum mit brennender Krone, über dem ein hell leuchtender Kreis mit einbeschriebenem Jahwe Zeichen und ein geflügeltes, menschenähnliches Wesen schweben. Rechtsseitig ist vereinzelt Vieh zu erkennen; insgesamt ist Moses Bereich (rechts von der Bilddiagonalen) eher dunkel und weltlich, während die linke Seite das helle Übernatürliche repräsentiert. Auffällig sind die Lichtstrahlen, die vom Himmel ausgehen und scheinbar an Moses Kopf reflektiert werden.
Die Deutung von Chagalls Kunstwerk muss demnach zwar bibelorientiert ausfallen, ist aber keineswegs als eine eins zu eins Übersetzung aus der Vorlage zu verstehen, da der Maler der Szene einige Veränderungen beigibt. So kommt die schwebende Gestalt am Himmel in Exodus nicht vor und in dem Gemälde kniet Moses vor einem Baum mit unversehrtem Stamm und verhüllt sein Gesicht nicht.
Da Moses in dem Gemälde das einzige emotionale Wesen darstellt, liegt das Hauptaugenmerk auf ihm. Sein Gesicht und die auf dem Herzen liegende Hand lassen eine Betroffenheit erkennen, die wohl von der fast greifbaren Erfahrung mit Gott und der Angst vor dem Auftrag der Befreiung rührt.
Damit zeigt Chagall in seinem Gemälde sowohl das alttestamentliche, als auch das moderne Verständnis von der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Die Frage, ob und wie der Mensch Gott nennen kann oder soll, hat im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren, aber die Betroffenheit und die Ehrfurcht vor der Vorstellung einer mosaischen, direkten Gottesbegegnung ist nach wie vor unverändert.
Inhalt
Bildbeschreibung und ausführliche Deutung des Gemäldes "Mose vor dem brennenden Dornbusch" (447 Wörter)
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