Frisch, Max - Homo Faber, Charakterisierung des Walter Faber
Charakterisierung von Walter Faber
Der Roman-Bericht "Homo faber" von Max Frisch ist eine in die Moderne einzuordnende Literatur. Homo faber bezeichnet den technischen Menschen, für den Tatsachen mehr zählen als Emotionen und bezieht sich auf die Hauptrolle des Berichtes, Walter Faber. Der Protagonist, welchen ich im Folgenden charakterisieren werde, führt uns durch das Buch und berichtet das Geschehen aus seiner Sicht.
Walter Faber ist während seiner Berichterstattung 50 Jahre alt. Seit Ende des zweiten Weltkrieges arbeitet er als Ingenieur für die UNESCO. Vorher wohnte er in der Schweiz. Dort lernte er seine Jugendliebe Hanna kennen, die von ihm sogar schwanger wurde. Da Faber kurz danach ein Stellenangebot als Ingenieur bekam, weiß er nicht, dass Hanna und er ein gemeinsames Kind haben.
Wir begegnen Walter Faber 1957 in New York, als er sich von seiner Freundin Ivy verabschiedet, denn er ist geschäftlich auf dem Weg nach Mexiko. Im Flugzeug lernt er Herbert Hencke kennen. Als sich heraus stellt, dass Herbert einen Bruder namens Joachim hat, der einmal Fabers Freund gewesen ist, beschließt er, Joachim mit Herbert zu besuchen. Doch als sie ankommen, ist Joachim schon tot. Faber fliegt zurück nach New York und dort trennt er sich von Ivy. Er entschließt sich nun mit dem Schiff nach Europa zu reisen. Auf dieser Reise lernt er Sabeth kennen. Faber bemerkt schon bald, dass sie seine gemeinsame Tochter mit Hanna sein muss und doch verliebt er sich in Sabeth. In Paris angekommen, trennen sich anfangs die Wege der beiden, doch als sie sich wieder sehen, beschließt Walter Faber mit Sabeth zu reisen. Sie fahren über Italien nach Korinth und auch Sabeth verliebt sich in ihn. In Korinth erleidet Sabeth einen Schlangenbiss. Faber bringt sie sofort ins Krankenhaus nach Athen, wo auch Sabeths Mutter wohnt. Dort erliegt Sabeth ihrer Verletzung. Allerdings wird festgestellt, dass sie nicht an dem Schlangenbiss gestorben ist, sondern an einer Schädelfraktur. Faber erinnert sich, dass er sie bei einem Streit einmal grob angefasst hatte und sie dabei gestürzt ist. Er bleibt kurz bei Hanna, fährt dann aber nach New York und noch einmal geschäftlich nach Mexiko. Schließlich macht er in Cuba kurz Halt, denn er möchte nicht über New York fliegen und reist dann wieder nach Europa, bis er schließlich in Athen ankommt und dort vermutlich im Krankenhaus stirbt.
Der Protagonist Walter Faber lebt inmitten von Technik; er ist das Urbild des Technikers. Für ihn ist das Leben ein mathematischer Prozess, beruhend auf den Prinzipien der Wahrscheinlichkeit. Er glaubt nicht an Fügung und Schicksal. Für Faber besteht das Leben nur aus Zufällen "Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit Formeln und Wahrscheinlichkeiten zu rechnen."(S. 22). Da er ein vollkommener Rationalist ist, vertraut er nur auf Tatsachen, mathematische Formeln und Beweise, deswegen bezieht er sich auch ständig auf Statistiken und Theorien "Ein Blick auf die Statistik: Rückgang der Tuberkulose beispielsweise, Erfolg der Prophylaxe, Rückgang von 30% auf 8%." (S.106).
Walter Faber verschließt sich vor Gefühlen und Emotionen, denn für ihn würde das bedeuten Schwäche zu zeigen. Seine Bewunderung gilt den Dingen, die keine Gefühle zeigen, wie zum Beispiel den Maschinen, welche nur einem bestimmten Ziel entgegen arbeitet und Fabers Ziel ist es wie eine Maschine zu sein, denn er empfindet Hoffnungen und Ängste nur als störend "Vor allem aber: die Maschine erlebt nichts, sie hat keine Angst und keine Hoffnungen, die nur stören, keine Wünsche in bezug auf das Ergebnis, sie arbeitet nach der reinen Logik der Wahrscheinlichkeit..." (S.75). In seinem Beruf als Ingenieur geht Walter Faber vollkommen auf. Er ist ein "Workaholic", denn er steht unter Arbeitszwang wie eine Maschine "Ich mußte zu meinen Turbinen" (S. 55).
Faber ist nicht nur Realist, sondern auch Perfektionist, was zu seinem technischen Leben passt, denn er ist beruflich äußerst gewissenhaft und verantwortungsvoll "Ich gelte in beruflichen Dingen als äußerst gewissenhaft, geradezu pendantisch; jedenfalls ist es noch nicht vorgekommen, dass ich eine Dienstreise aus purer Laune verzögerte, geschweige denn änderte." (S.33).
Walter Faber kann mit mystischen und künstlerischen Dingen nichts anfangen; er ist ein Pragmatiker, der praktisch lebt, denkt und handelt "Manchmal ging er mir auf die Nerven wie alle Künstler, die sich für höhere oder tiefere Wesen halten, bloß weil sie nicht wissen, was Elektrizität ist." (S.39). Das vor allem zeigt, dass Walter Faber sich nicht von seinen Gefühlen lenken lässt und damit auch kein Romantiker ist, denn wer romantisch ist, zeigt Emotionen, lässt sich von ihnen leiten und vergisst logische Tatsachen "Wir sprachen über Sternbilder - das Übliche, bis man weiß, wer sich im Himmel noch weniger auskennt als der andere, der Rest ist Stimmung, was ich nicht leiden kann." (S.90). Um seine Gefühle und Emotionen nicht zum Vorschein kommen zu lassen, verschließt er sie in seinen Filmen, deshalb hat er auch immer eine Kamera dabei "[...] und nahm sofort meine Kamera [...]." (S.23).
Außerdem lehnt Walter Faber die Natur ab; gegenüber der Fruchtbarkeit der Natur empfindet Faber sogar ein Ekelgefühl "Was mir auf die Nerven ging: die Molche in jedem Tümpel, in jeder Eintagspfütze ein Gewimmel von Molchen - überhaupt diese Fortpflanzerei überall, es stinkt nach Fruchtbarkeit, nach blühender Verwesung." (S.51). Faber empfindet die Natur als weiblich und damit lehnt er eigentlich auch das Weibliche ab, obwohl er am Anfang des Roman-Berichtes eine Freundin hat. Im Laufe des Geschehens trennt er sich jedoch von Ivy, denn sie verkörpert für ihn die Welt und Lebensweise, die er verlassen will "In eurer Gesellschaft könnte man sterben, sagte ich, man könnte sterben, ohne das ihr es merkt, von Freundschaft keine Spur, sterben könnte man in eurer Gesellschaft!" (S.67). Hanna nahm schon immer eine Sonderstellung in Bezug auf Frauen ein "[...] ganz abgesehen davon, dass wir uns wirklich liebten." (S.46). Sie war seine große Liebe und ist auch die Mutter seines Kindes. Außerdem stellt Hanna eine Beziehung zu Fabers Vergangenheit dar. Sabeth, das Kind von Walter und Hanna ist eine ganz besondere Frau in Fabers Leben. Sie wandelt Faber im Laufe des Buches und legt Grundsteine, die für ihn das Kommunizieren mit Frauen ermöglichen. Walter Faber ist in sie verliebt, denn sie ist jung und noch voller Leben. Faber hat Angst vor dem Alterwerden und möchte nicht mit dem Tod konfrontiert werden "Nur wegen dieser blöden Bemerkung von Williams (dabei mag er mich, das weiß ich!) blickte ich immer wieder, statt meinen Fisch zu essen, in diese lächerlichen Spiegel, die mich insgesamt in achtfacher Ausfertigung zeigten: Natürlich wird man älter - Natürlich bekommt man bald eine Glatze" (S.98). Das Älterwerden ist ein natürlicher Prozess, genauso wie sein Bartwuchs und auch diesen mag er nicht "- ich vertrage es nicht unrasiert zu sein -" (S.10). damit zeigt sich, dass Faber die Kontrolle über sein Leben haben will. Er plant sein Leben bis ins Detail; er fühlt sich nur dann wohl, wenn ihm alles untergeordnet ist. Erst im Laufe des Romans findet Walter Faber heraus, dass dieses Ideal unmöglich zu erreichen ist. Schon hier kann man sehen, dass die Rolle "Walter Faber - der Techniker" durch seine Unsicherheit im Laufe des Berichtes zerbrechen wird.
Mit dem Erscheinen Sabeths in Fabers Leben, fängt er an sich zu wandeln. Walter Faber ist eigentlich ein Einzelgänger "Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe [...]." (S.92), doch statt seine Gefühle für sie zu verbergen, ist er sehr offen zu ihr "Ich dachte an Heirat wie noch nie -" (S.108).
Mit Sabeths Tod fängt Fabers Weltbild vollkommen an zu zerbrechen. Er erkennt nun seine Fehlorientierung und deren Gründe "Mein Entschluß, anders zu leben -"(S.175). Auf seiner Kubareise beginnt der Protagonist sich den Eindrücken seiner Umwelt zu öffnen und erfreut sich am Leben "Er grinst nur und putzt weiter - Ich liebe ihn. Seine Zähne - Seine junge Haut" (S.174). Bezeichnend für sein Lebensgefühl sind aber auch Trauer "Ich weine." (S.176) und Alleinsein "Sehr allein." (S.177). Die Gedanken an seine Krankheit kann er nicht mehr unterdrücken. Ein Besuch bei Professor O. stellt die Beziehung zum Tod dar, denn auch Professor O. ist schwer krank "Er sah grauenhaft aus [...]." (S.193). Schließlich muss auch Walter Faber ins Krankenhaus nach Athen, wo er stirbt.
Walter Faber kommt am Ende des Roman-Berichtes zur Selbsterkenntnis und zu seiner Identität, die für ihn allerdings mit dem Tod endet. Er muss sich eingestehen, dass nicht alles rational und vorhersehbar ist und so findet das Schicksal und auch der Tod doch noch Platz im Leben eines "Homo fabers".
Inhalt
"Homo faber" - May Frisch: Charakterisierung des Walter Faber
- Kurze Einleitung
- Charakterisierung des Protagonisten
(- Belege in Form von Zitaten) (1388 Wörter)
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- Charakterisierung des Protagonisten
(- Belege in Form von Zitaten) (1388 Wörter)
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Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
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