Bertolt Brecht - Das Leben des Galilei - Analyse des 7. (siebten) Bildes
Bertolt Brecht - Leben des Galilei
Das siebte Bild spielt am 5. März 1616 im Hause des Kardinals Bellarmin in Rom. Galilei ist ebenfalls wie seine Tochter Virginia zu diesem Ball eingeladen. Die Kardinäle wollten diese "zufällige Zusammenkunft" dafür nutzten, Galileis Lehre zu verbieten.
In den Ballsaal hinein kommen die beiden Kardinäle Barberini und Bellarmin, welche die Masken von einem Lamm, als Zeichen der Unschuld, und einer Taube, als Zeichen des Friedens tragen. Galilei trägt keine Maske, was am Ende des Gespräches in den Regieanweisungen deutlich wird. Dies könnte ein Symbol für die Ehrlichkeit Galileis sein, der im Gegensatz zu den Kardinälen mit offenen Karten spielt.
Direkt am Anfang des Gespräches teilt Barberini mit, dass er sich auch "leider" einmal mit Astronomie beschäftigt hat und "das hängt an einem an wie die Krätze." (Seite 66 unten) Dies belegt, dass auch der Kardinal sich mit der Wissenschaft beschäftigt hat und ihr verfallen ist.
Bellarmin antwortet, dass man mit der Zeit gehen muss und er im Prinzip auch die Wissenschaft unterstützt, solange sie der Bibel nichts entgegen setzten. (vgl. "Uns missfallen nur Lehren, welche die Schrift falsch machen" Seite 66 unten)
Galilei setzt diesem Satz einen Spruch aus der Bibel entgegen, der die Wahrheit enthält, dass man die Lehren nicht zurückhalten darf, da das Volk auch ein Recht auf Information hat und man beim Volk ansonsten in Ungnaden fallen würde.
Barberini setzt jedoch hingegen, dass "der Weise verbirgt sein Wissen". (Seite 66 unten) Dies deutet darauf hin, dass ein Wissender sein Wissen weise einsetzten soll, denn mit seiner Lehre hat er auch die Macht und er kann steuern wann und wem er von seinem Wissen Peis gibt.
Galilei, der immer original Bibelsprüche weiß, im Gegensatz zu Barberini, kontert noch zwei Bibelzitate von dem Kardinal, bevor dieser ihn mit dem Satz "Kann man den Fuß setzen auf glühende Kohle, und der Fuß verbrennt nicht? konfrontiert. Im Übertragenen Sinne könnte dies heißen, dass er Galilei versteckt andeuten will, was passiert, wenn er seine Lehren weiter verbreitet: er wird verbrannt!!!
Anschließend will er Galilei noch überzeugen, dass er auch davon profitieren könnte, wenn er sich der Obrigkeit beugt: er könnte den Genuss mehrer Damen wahrnehmen, als im heutigen Sinne Prostitution. Jedoch folgt Galilei im nur widerstrebend und ist, wie der Kardinal feststellt an ernsterem Gespräch interessiert.
Ein anderer wichtiger Aspekt in dem Gespräch ist der Glaube an die Vernunft, den Galilei besitzt. Barberini hat diesen Glauben nicht, denn er hält "die Vernunft für unzulänglich".
Als der Kardinal in fragt, wo die Vernunft ist, antwortet Galilei zornig: "ich glaube an die Vernunft". (Seite 68)
Barbarini fordert seine Sekretäre auf, die wissenschaftliche Unterhaltung nicht mitzuschreiben, da es ein Gespräch unter Freunden sei.
Mit dem Satz "Bedenken Sie einen Augenblick, was es die Kirchenväter und so viele nach ihnen für Mühe und Nachdenken gekostet hat, in eine solche Welt (sie nicht etwa abscheulich?) etwas Sinn zu bringen" (Seite 68 Mitte) wird deutlich, dass die Kardinäle Gott nur erfunden haben. Es hat sie "Mühe und Nachdenken gekostet" die Bauern ruhig zu stellen ihnen "etwas" Sinn zu geben.
Er bezeichnet die Bauern öffentlich als dumm (und die Dummheit dieser Armen), da sie halbnackt arbeiten und den Adligen dafür die Füße küssen. Hier wird noch einmal deutlich, dass die Obrigkeit, dargestellt durch die Kardinäle, nur einen Gott konstruiert haben um ihre Ansprüche an der Macht zu sichern. Nun haben sie die Aufgabe diesen Sinn weiterzuführen, um den Plan zu perfektionieren.
Galilei erklärt, dass er ein gläubiger Sohn der Kirche sei, doch da schneidet ihm Barberini das Wort ab und erklärt, dass Galilei entsetzlich sei, da er Gott Fehler in der Astronomie vorwerfen will. Er probiert das auf ironische Weise zu unterstreichen: "Wie, Gott hat nicht sorgfältig genug Astronomie studiert, bevor er die Heilige Schrift verfasste???" (Seite 68 unten)
Als Galilei darauf hinweist, dass man sowohl die Astronomie als auch die Bibel falsch interpretieren kann, wird er mit der Frage "Aber wie die Bibel aufzufassen ist, darüber haben schließlich die Theologen der Heiligen Kirche zu befinden, nicht?" (Seite 68 Mitte) mundtot gestellt.
Genau diese schwache Minute Galileis nutzten die Kardinäle, um Galilei zu verwarnen und gleichzeitig ihre Machtposition zu verdeutlichen. Hier wird spätestens klar, dass man Galilei einzig alleine aus diesem Grund eingeladen wurde und man vorhatte ihn hier zu verwarnen. Belegt wird diese These auch, durch die Sekretäre, die Abmahnung mit schreiben und auch wiederholen müssen. Bei einem normalen und zufälligen Gespräch wären keine Sekretäre dabei.
Man teilt ihm mit, dass er seine Lehre, die Sonne sei im Zentrum der Welt und alles drehe sich um sie, nicht länger verbreiten darf, da die "töricht, absurd und ketzerisch im Glauben ist"(Seite 69).
Dies ist für den Wissenschaftler Galilei ein Schock und er fragt entsetzt nach, was das für Konsequenzen haben wird.
Doch bevor die Kardinäle anfangen können, zu antworten, ertönt aus dem Ballsaal folgende Strophe: "Sprach ich: die schöne Jahreszeit geht schnell vorbei: Pflücke die Rose, noch ist es Mai" (Seite 69) Dies könnte eine allgemeine Vorrausdeutung sein: noch ist es für Galilei eine gute Zeit, die jedoch mit dieser Verwarnung vorbei ist. Jetzt bricht die kalte Jahreszeit an, in der sich Galilei der Obrigkeit beugt!!!
Da Barberini nicht sofort auf die Frage, was die Verwarnung denn nun heißen soll, antwortet, fragt Galilei weiter, warum die Tatsachen denn falsch sein, da das Collegium Romanum seine Lehre anerkannt habe. Man sieht hier, dass Galilei immer noch –im Übertragenen Sinne- blind ist. Er hat die Machtstruktur immer noch nicht durchschaut, die ihm jedoch durch den Antwortsatz Bellarmin langsam klar werden: "Mit den Ausdrücken der tiefsten Genugtuung in der für Sie ehrendsten Weise." (Seite 69 unten) Es wird deutlich, dass die Kardinäle stellvertretend für die Kirche, Galileis Beweise anerkannt haben; diese aber trotzdem nicht anerkennen dürfen, da dies ihren alten Lehren widerspricht.
Bellarmin erklärt, dass weitere kirchliche Forschungen gesichert sind, da "die Wissenschaft [..] die höchst geliebte Tochter der Kirche" ist. (Seite 70 oben) Ebenso wie die Sätze "Wir brauchen Sie mehr als sie uns" (Seite 70 Mitte) und "Auch die wären besser als braver Doktor der Schulmeinung kostümiert hier erschienen" (Seite 70 unten) wird hier der Widerspruch der Kardinäle deutlich. Die Kirche braucht die Wissenschaft um ihre Macht zu sichern. Für Galilei heißt das, dass er öffentlich die "Schulmeinung" vertreten soll, aber heimlich weiterforschen darf und auch soll. Die Kirche braucht Galilei um die Macht zu erhalten und auszubauen und zwar mit dem Wissen welches Galilei besitzt.
Eine andere Textstelle, die unterstreichen soll, wie wichtig der Obrigkeit die Macht ist, ist folgende: "Wenn es keinen Gott gäbe, müsste man ihn erfinden" (Seite 70 unten) sagt der Kardinal Barberini am Ende des Gespräches zu Galilei. Man muss sich vorstellen, was für eine Brisanz diese Aussage enthält: Ein Kardinal, der die Kirche vertreten soll und für sie sprechen soll, und demnach auch an Gott glaubt, sagt, dass man einen Gott, wenn es ihn nicht gibt, erfinden müsste. Dieses eben genannte Zitat enthält eine wichtige Kernaussage, die auch Galilei die Augen geöffnet hat: Der Obrigkeit ist es egal, ob es einen Gott gibt, Hauptsache das "dumme" Volk glaubt, dass die Machtherren von Gott ernannt wurden, dieses Volk zu lenken; d. h. der Kirche geht es nicht um den Glauben sondern lediglich um den Gedanken der Machterhaltung.
Analyse des siebten Bildes (Gespräch zwischen Galilei und den Kardinälen)
Das siebte Bild spielt am 5. März 1616 im Hause des Kardinals Bellarmin in Rom. Galilei ist ebenfalls wie seine Tochter Virginia zu diesem Ball eingeladen. Die Kardinäle wollten diese "zufällige Zusammenkunft" dafür nutzten, Galileis Lehre zu verbieten.
In den Ballsaal hinein kommen die beiden Kardinäle Barberini und Bellarmin, welche die Masken von einem Lamm, als Zeichen der Unschuld, und einer Taube, als Zeichen des Friedens tragen. Galilei trägt keine Maske, was am Ende des Gespräches in den Regieanweisungen deutlich wird. Dies könnte ein Symbol für die Ehrlichkeit Galileis sein, der im Gegensatz zu den Kardinälen mit offenen Karten spielt.
Bellarmin antwortet, dass man mit der Zeit gehen muss und er im Prinzip auch die Wissenschaft unterstützt, solange sie der Bibel nichts entgegen setzten. (vgl. "Uns missfallen nur Lehren, welche die Schrift falsch machen" Seite 66 unten)
Galilei setzt diesem Satz einen Spruch aus der Bibel entgegen, der die Wahrheit enthält, dass man die Lehren nicht zurückhalten darf, da das Volk auch ein Recht auf Information hat und man beim Volk ansonsten in Ungnaden fallen würde.
Barberini setzt jedoch hingegen, dass "der Weise verbirgt sein Wissen". (Seite 66 unten) Dies deutet darauf hin, dass ein Wissender sein Wissen weise einsetzten soll, denn mit seiner Lehre hat er auch die Macht und er kann steuern wann und wem er von seinem Wissen Peis gibt.
Galilei, der immer original Bibelsprüche weiß, im Gegensatz zu Barberini, kontert noch zwei Bibelzitate von dem Kardinal, bevor dieser ihn mit dem Satz "Kann man den Fuß setzen auf glühende Kohle, und der Fuß verbrennt nicht? konfrontiert. Im Übertragenen Sinne könnte dies heißen, dass er Galilei versteckt andeuten will, was passiert, wenn er seine Lehren weiter verbreitet: er wird verbrannt!!!
Ein anderer wichtiger Aspekt in dem Gespräch ist der Glaube an die Vernunft, den Galilei besitzt. Barberini hat diesen Glauben nicht, denn er hält "die Vernunft für unzulänglich".
Als der Kardinal in fragt, wo die Vernunft ist, antwortet Galilei zornig: "ich glaube an die Vernunft". (Seite 68)
Barbarini fordert seine Sekretäre auf, die wissenschaftliche Unterhaltung nicht mitzuschreiben, da es ein Gespräch unter Freunden sei.
Mit dem Satz "Bedenken Sie einen Augenblick, was es die Kirchenväter und so viele nach ihnen für Mühe und Nachdenken gekostet hat, in eine solche Welt (sie nicht etwa abscheulich?) etwas Sinn zu bringen" (Seite 68 Mitte) wird deutlich, dass die Kardinäle Gott nur erfunden haben. Es hat sie "Mühe und Nachdenken gekostet" die Bauern ruhig zu stellen ihnen "etwas" Sinn zu geben.
Er bezeichnet die Bauern öffentlich als dumm (und die Dummheit dieser Armen), da sie halbnackt arbeiten und den Adligen dafür die Füße küssen. Hier wird noch einmal deutlich, dass die Obrigkeit, dargestellt durch die Kardinäle, nur einen Gott konstruiert haben um ihre Ansprüche an der Macht zu sichern. Nun haben sie die Aufgabe diesen Sinn weiterzuführen, um den Plan zu perfektionieren.
Galilei erklärt, dass er ein gläubiger Sohn der Kirche sei, doch da schneidet ihm Barberini das Wort ab und erklärt, dass Galilei entsetzlich sei, da er Gott Fehler in der Astronomie vorwerfen will. Er probiert das auf ironische Weise zu unterstreichen: "Wie, Gott hat nicht sorgfältig genug Astronomie studiert, bevor er die Heilige Schrift verfasste???" (Seite 68 unten)
Als Galilei darauf hinweist, dass man sowohl die Astronomie als auch die Bibel falsch interpretieren kann, wird er mit der Frage "Aber wie die Bibel aufzufassen ist, darüber haben schließlich die Theologen der Heiligen Kirche zu befinden, nicht?" (Seite 68 Mitte) mundtot gestellt.
Genau diese schwache Minute Galileis nutzten die Kardinäle, um Galilei zu verwarnen und gleichzeitig ihre Machtposition zu verdeutlichen. Hier wird spätestens klar, dass man Galilei einzig alleine aus diesem Grund eingeladen wurde und man vorhatte ihn hier zu verwarnen. Belegt wird diese These auch, durch die Sekretäre, die Abmahnung mit schreiben und auch wiederholen müssen. Bei einem normalen und zufälligen Gespräch wären keine Sekretäre dabei.
Man teilt ihm mit, dass er seine Lehre, die Sonne sei im Zentrum der Welt und alles drehe sich um sie, nicht länger verbreiten darf, da die "töricht, absurd und ketzerisch im Glauben ist"(Seite 69).
Dies ist für den Wissenschaftler Galilei ein Schock und er fragt entsetzt nach, was das für Konsequenzen haben wird.
Doch bevor die Kardinäle anfangen können, zu antworten, ertönt aus dem Ballsaal folgende Strophe: "Sprach ich: die schöne Jahreszeit geht schnell vorbei: Pflücke die Rose, noch ist es Mai" (Seite 69) Dies könnte eine allgemeine Vorrausdeutung sein: noch ist es für Galilei eine gute Zeit, die jedoch mit dieser Verwarnung vorbei ist. Jetzt bricht die kalte Jahreszeit an, in der sich Galilei der Obrigkeit beugt!!!
Da Barberini nicht sofort auf die Frage, was die Verwarnung denn nun heißen soll, antwortet, fragt Galilei weiter, warum die Tatsachen denn falsch sein, da das Collegium Romanum seine Lehre anerkannt habe. Man sieht hier, dass Galilei immer noch –im Übertragenen Sinne- blind ist. Er hat die Machtstruktur immer noch nicht durchschaut, die ihm jedoch durch den Antwortsatz Bellarmin langsam klar werden: "Mit den Ausdrücken der tiefsten Genugtuung in der für Sie ehrendsten Weise." (Seite 69 unten) Es wird deutlich, dass die Kardinäle stellvertretend für die Kirche, Galileis Beweise anerkannt haben; diese aber trotzdem nicht anerkennen dürfen, da dies ihren alten Lehren widerspricht.
Bellarmin erklärt, dass weitere kirchliche Forschungen gesichert sind, da "die Wissenschaft [..] die höchst geliebte Tochter der Kirche" ist. (Seite 70 oben) Ebenso wie die Sätze "Wir brauchen Sie mehr als sie uns" (Seite 70 Mitte) und "Auch die wären besser als braver Doktor der Schulmeinung kostümiert hier erschienen" (Seite 70 unten) wird hier der Widerspruch der Kardinäle deutlich. Die Kirche braucht die Wissenschaft um ihre Macht zu sichern. Für Galilei heißt das, dass er öffentlich die "Schulmeinung" vertreten soll, aber heimlich weiterforschen darf und auch soll. Die Kirche braucht Galilei um die Macht zu erhalten und auszubauen und zwar mit dem Wissen welches Galilei besitzt.
Eine andere Textstelle, die unterstreichen soll, wie wichtig der Obrigkeit die Macht ist, ist folgende: "Wenn es keinen Gott gäbe, müsste man ihn erfinden" (Seite 70 unten) sagt der Kardinal Barberini am Ende des Gespräches zu Galilei. Man muss sich vorstellen, was für eine Brisanz diese Aussage enthält: Ein Kardinal, der die Kirche vertreten soll und für sie sprechen soll, und demnach auch an Gott glaubt, sagt, dass man einen Gott, wenn es ihn nicht gibt, erfinden müsste. Dieses eben genannte Zitat enthält eine wichtige Kernaussage, die auch Galilei die Augen geöffnet hat: Der Obrigkeit ist es egal, ob es einen Gott gibt, Hauptsache das "dumme" Volk glaubt, dass die Machtherren von Gott ernannt wurden, dieses Volk zu lenken; d. h. der Kirche geht es nicht um den Glauben sondern lediglich um den Gedanken der Machterhaltung.
Inhalt
Analyse des siebten Bildes (Gespräch zwischen Galilei und den Kardinälen) aus Bertolt Brechts "Leben des Galilei". (1206 Wörter)
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Analyse | Siebtes Bild | Galilei | Kardinäle | Leben des Galilei | 5. März | 1616 | Bellarmin | Gesprächsananlyse
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