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Interpretation der Beschwerden der Gemeinden

Alles zu 18. und 19. Jahrhundert

Alexander Esser Samstag, 22. Oktober 2005


Stufe 12
Geschichte
S. 56 Einberufung der Generalstände
Auf Grund der hohen Staatsschulden geriet Ludwig XIV. 1989 stark unter Druck. Er sah die Einberufung der Generalstände und die dortige Durchsetzung höherer Steuern als letzen Ausweg. Dies war ein gefährlicher Weg, da besonders die ersten beiden Stände in dieser vorabsolutistischen Einrichtung viel Mitsprache hatten.
Die ersten beiden Stände erhofften sich durch die Generalstände, die erstmals seit 1614 wieder einberufen wurden, eine Einführung einer konstitutionellen Monarchie statt der absolutistischen Monarchie. In einer konstitutionellen Monarchie hätten die ersten beiden Stände wieder mehr Mitsprache und Macht.
Der dritte Stand erhoffte sich durch die Generalstände ebenfalls mehr Mitsprache. Er forderte, dass in den Generalständen nicht mehr nach Ständen sondern nach Köpfen abgestimmt wird. Der dritte Stand, der mit 98% den Großteil der Bevölkerung stellte, hätte dadurch wesentlich mehr Mitsprache.
Ludwig XIV. gab dieser Forderung zum Teil nach. Er ließ zwar weiterhin nach Ständen abstimmen, verdoppelte aber die Anzahl der Abgeordneten des dritten Standes. Die Bauern und Bürger wären damit in der Lage gewesen, die übrigen beiden Stände zu überstimmen. Beim Zusammentragen ihrer Beschwerden wurde jedoch deutlich, dass es im dritten Stand äußerst unterschiedliche Ansichten gibt. Während die einen nur eine Abschaffung der Privilegien des Adels und der Kleriker forderten, verlangten die anderen eine Umgestaltung des gesamten politischen Systems. Außerdem stellt sich die Frage, in wie weit die Abgeordneten des dritten Standes, die nur von Bürgern gestellt wurden, auch die Bauern repräsentierten. Eine einheitliche Meinung war also unwahrscheinlich, so dass der König durch die Generalstände keinen Machtverlust zu fürchten hatte. Zu diesem Zeitpunkt war die Bevölkerung dem König noch recht wohlgesonnen, erst in Folge des Scheiterns der Generalstände kam eine revolutionäre Stimmung auf.
S. 82f./M2 u. M3 Interpretation der Beschwerden der Gemeinden
In Quelle 2, den Beschwerden der Geme9inde Colmare, wird vor allem eine Abschaffung vieler Privilegien der ersten beiden Stände gefordert, nicht aber eine Neugestaltung des gesamten sozialpolitischen Systems oder etwa mehr Mitsprache. Viele Punkte, die die Bürger von Colmare kritisieren haben mit den Finanzen zu tun. So, fordern sie eine finanzielle Entlastung des dritten Standes und stattdessen eine höhere Besteuerung der ersten beiden Stände. Indirekte Steuern sollen abgeschafft werden, Kleriker sollten die Kosten für Pfarrhäuser und Kirchen selbst tragen, statt die Bürger ungerechtfertigter Weise zu verpflichten, ein Zehntel ihrer Einnahmen abzugeben. Für Straßenschäden sollte der Verursacher haften. Das „cahier“ ist reich an derartigen Beschwerden.
Des Weiteren gibt es einige Kritikpunkte, die indirekt auch mit dem Finanziellen zu tun haben. Durch Taubenschläge und Wild wird ein Teil der Ernte der Bauern vernichtet, wodurch die Bauern Einbußen bei der Ernte und somit auch finanzielle Einbußen haben. Das Abschaffen von Ämtern bzw. die Verringerung der Zahl der Geistlichen hätte auch eine Einsparung der Kosten zur Folge, die der dritte Stand sonst mittragen müsste.
Der letzte Beschwerdepunkt, in dem schnellere Gerichtsprozesse gefordert werden, scheint zunächst auf mehr Gerechtigkeit abzuzielen. Doch hängt auch eher mit Kostensenkungen zusammen. Durch lange und aufwendige Gerichtsprozesse haben Bauern ansonsten nämlich große Arbeitsausfälle.
Somit fordert die Gemeinde von Colmare nicht eine Neustrukturierung des Staates, sondern Abschaffung einiger Privilegien des Adels und des Klerus sowie eine gerechtere Verteilung des Reichtums im Staat. Dieser humanistische, soziale Gedanke kommt besonders im dritten Kritikpunkt zum Ausdruck: Die Bauern fordern eine Art soziales Sicherungssystem. Die Kirche soll so bedürftige Menschen finanziell unterstützen.
Über den finanziellen Aspekt hinaus geht das Kirchspiel Peumerit-Cap in ihrem Beschwerdeheft. Es hat viele ähnliche Forderungen wie die Gemeinde Colmare, jedoch auch einige Ergänzungen. So fordert es ebenfalls eine Haftung für Straßenschäden und eine Beteiligung der ersten beiden Stände an den Steuern. Bei der Aufhebung der Privilegien der ersten beiden Stände und auch bei der Forderung nach mehr Mitsprache geht Peumerit-Cap jedoch weiter als Colmare. Der dritte Stand solle die Zulassung zu sämtlichen „zivilen oder militärischen Tätigkeit[en]“ erhalten. Des Weiteren sollen Bürger auch unentgeltlich vom Wehrdienst freigestellt werden.
Wirklich deutlich werden die Unterschiede zu Colmare aber in der Forderung zu einer Änderung der politischen Ordnung: Im dritten Punkt fordert das Kirchspiel, vor allem eine Abstimmung nach Köpfen und nicht nach Ständen in den Provinzialständen. Der dritte Stand hätte dadurch deutlich mehr Mitsprache, da er den Großteil der Bevölkerung stellt. Zudem dürfte er nicht mehr durch den Adel oder Klerus vertreten werden, wodurch sichergestellt wird, dass auch wirklich die Meinung der Bürger und Bauern und nicht die der ersten beiden Stände Gehör findet.
Dass es sich bei der vorliegenden Quelle nicht um Forderungen einer Gemeinde, sondern um Forderungen eines Kirchspiels handelt, wird im ersten Punkt deutlich. Geht man davon aus, dass die Kritikpunkte nach ihrer Bedeutung geordnet wurden, so wäre dies der wichtigste Punkt. In ihm fordert das Kirchspiel das Aufhalten des Sittenverfalls und das Bestehenbleiben der römisch-katholischen Religion in Frankreich.
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Interpretation der Beschwerden der Gemeinden an den Französischen König. (784 Wörter)
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