Geschichte zum Bild "La réproduction interdite" von René Margritte
Buch, Seite 10, A: Schreiben einer Geschichte zum Bild
Ich stieg an diesem Tag etwas eher als sonst in mein Auto, hatte meine Arbeit früher beendet. Ich ließ mich in den Sitz fallen und schloss – bevor ich den Schlüssel umdrehte – kurz meine Augen. Als ich später auf die Hauptstraße abbog bemerkte ich schon von weitem den abendlichen Verkehr auf den Straßen. Es war noch nicht spät, doch schon reichlich dunkel, da es mit Ende November auf den Winter und die Zeit der langen Nächte zuging. So blickte ich nur in grelle Lichter von Unmengen von Autos vor mir. Die Ampel an der nächsten Kreuzung, für welche ich anstand, schaltete auf grün und so langsam, wie die Vordersten erst wieder anfahren mussten, schafften es nur einige hinüber. Ich stand weiterhin, und das Rot der Ampel schien mir ins Gesicht. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme, während ich an zu Hause dachte. Mein eigenes Haus, das mir gleich – wie jedes Mal – freundlich entgegen blicken würde, wenn ich in die Garage fahre. Meine Kinder, die – wie jedes Mal – am Fenster sitzen würden um zu sehen, ob ich einkehre um mir dann freudig in die Arme zu laufen. Und meine Frau die – wie jedes Mal – ruhig, das Essen schon fertig, auf der Couch sitzend in ihr Buch vertieft sein würde, wenn ich hereinkomme.
Nein, ich wusste nicht, wieso mich in letzter Zeit immer häufiger so ein Gefühl überkam. Dieses Nichts, diese Leere. Ich sah meine Welt und mein Leben so deutlich vor mir und fragte mich nur eins: wo bin ich bei alledem geblieben?
Erneut eine Ampelschaltung. Wieder schaffte ich es nicht hinüber. Diesmal war das rote Licht noch näher, stechender, mir Kopfschmerzen bereitend. Ich blickte darauf und merkte erst recht, wie müde ich eigentlich war von dem langen Tag. Oder auch von meinem Leben? Ich schloss langsam wieder die Augen. Und ich sehe mich in meinem Haus stehen.
Im großen Wohnzimmer. Um mich herum spielen die Kinder, meine Frau steht in der Küche. Doch ich - ich scheine nicht wirklich da zu sein. Niemand bemerkt mich, für alle bin ich nicht anwesend, nicht vorhanden. Ich beginne zu rufen, ja gar zu schreien nach den anderen, nach Aufmerksamkeit. Nach mir selbst? Ich zittere. Ich hebe meine Hand vor meine Augen. Doch ich sehe nichts. Ich blicke hinunter zu meinen Füßen und gleite weiter aufwärts. Doch auch dort scheint alles zu sein – nur nicht mein Körper, nur nicht ich. Bin ich sogar für mich selbst nicht zuerkennen? Nicht wahrzunehmen? Ich bewege mich langsam in die Diele, zum größten Spiegel im Haus und ich schaue hinein. Meine, mich dort zu finden. Meine Hand, mein Körper beginnen vor meinen Augen wieder klarer zu werden. Doch im Spiegel erblicke ich bloß meine nichts - sagende Rückseite. Ich versuche, meinen Kopf zu drehen und gleichzeitig in den Spiegel zu schauen – um wenigstens einen kleinsten Teil von mir noch aufzunehmen. Doch kein Gesicht. Ich bleibe verborgen.
Ich fuhr erschrocken hoch, als ich aus dem kleinen Traum wieder erwachte und riss die Augen auf. Ich atmete schneller als gewöhnlich, meine Hände schmerzten, da ich mit ihnen mit aller Kraft, das Lenkgrad umklammert hielt und darunter waren sie schweißnass.
Doch bevor ich wieder richtig denken konnte, schaltete die Ampel um, auf grün, das dritte Mal nun, seitdem ich hier stehe.
Das grüne Licht schien mir entgegen, ich fuhr an. Und diesmal – kam ich hinüber.
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Frei erfundene Geschichte, mögliche Interpretation des Bildes, (593 Wörter)
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