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Lapicques, Charles - Le Tennis: Bildanalyse -

Alles zu KunstepochenBildanalyse - "Le Tennis" von Charles Lapicques aus dem Jahr 1965 - Ölgemälde

Das Ölgemälde "Le Tennis" von Charles Lapicques aus dem Jahr 1965 stellt sechs Tennisspieler dar, die im Vordergrund des Bildes der Sportart Tennis nach gehen. Vier von diesen Männern befinden sich im Mittelpunkt des Gemäldes. Ihre Beine führen zusammen und ihre Oberkörper auseinander. Einige überdecken andere. Die Tennisspieler sind durch Umrandungen klar vom Hintergrund abgegrenzt, ansonsten sind sie alle in weiß gemalt, ihre Kleidung und ihre Körper. Die Umrandungen der Tennisspieler sind in einem Violett und die Schattierungen der Figuren sind ebenfalls in Violett.
Der erste Spieler befindet sich an dem äußeren linken Rand des Ölgemäldes. Er ist nur zur Hälfte zu sehen: Sein rechter Arm, in dem er einen Tennisschläger hält, sowie sein Kopf sein anderer Arm und der linke Teil seines Oberkörpers und linken Oberschenkels sind auf dem Gemälde zu sehen. Die Beine, die Füße, sowie der Rest des Oberkörpers sind nicht mehr abgebildet. Dieser Spieler holt mit seinem rechten Arm und dem Tennisschläger gerade Schwung, der in diesem Fall eine Verlängerung seines Armes ist. Es sieht aus, als ob er gerade einen Ball schlagen wollen würde. Sein Gesicht wird dabei von seinem Arm überdeckt, sodass man keinerlei Gesichtszüge erkennen oder erahnen kann.
Der zweite Spieler kniet in der unteren linken Ecke des Bildes, auf dem Tennisspielfeld. Er stützt auf seinem rechten Knie und seinem rechten Arm. Das linke Knie hat er gebeugt und den Fuß aufgestellt. Sein Oberkörper ist zu seinem linken Knie geneigt und sein Blick geht geradeaus. Es wirkt, als wenn er im Hintergrund kniet, da er kleiner ist, als die anderen Tennisspieler. Man sieht ihn von der rechten Seite: Man kann den Rücken des Mannes sehen, ebenfalls einen Teil seiner Brust.
Der dritte Spieler ist der Mittelpunkt des Bildes. Er steht breitbeinig mit nach innen angewinkelten Knien auf dem Tennisplatz. Er neigt sich zu linken Seite des Bildes und hält seinen Tennisschläger, ebenfalls in der Rechten Hand, etwa auf Hüfthöhe. Er schaut auf diesen Arm. Seinen linken Arm hat er angewinkelt: Der Oberarm des Spielers fällt normal von der Schulter abwärts, der Unterarm ist jedoch angespannt im 90 Grad Winkel vom Körper weg gestreckt. Man kann seine komplette Brust und einen Unterkörper von vorn sehen. Jedoch lehnt er sich mit seiner linken Schulter ein wenig nach Hinten. Wodurch er sich zur rechten Bildseite hin öffnet.
Der vierte Spieler steht genau hinter dem dritten Spieler. Seine Beine sind im Zwischenraum der Beine des dritten Spielers zu sehen und sind länger als die Beine des dritten Spielers. Sie sind dunkel violett schattiert und verlaufen mit dem Körper des Spielers in einer Linie. Der vierte Spieler streckt sich nach links und es sieht aus, als ob er schnellst möglich zum nächsten Ball gelangen möchte. Seinen rechten Arm schreckt er aus und im 90 Grad Winkel von sich weg. Der Tennisschläger ist in diesem Fall wieder eine Verlängerung seines Armes. Man sieht bei diesem Spieler nur den Rücken und den Hinterkopf. Er hat sich vollkommen abgewandt.
Der fünfte Spieler ist ebenfalls im Mittelpunkt des Bildes. Jedoch weiter im Hintergrund. Er hat die selbe Beinhaltung wie der dritte Spieler, nur schwingt er seinen Oberkörper nach links während er nach rechts sieht. Seinen rechten Arm schwingt er dabei über seine linke Schulter, sodass man seinen Tennisschläger hinter seinem Kopf hervor kommen sieht.
Der sechste und letzte Spieler neigt sich dem vierten Spieler entgegen. Auch er zeigt dem Betrachter nur den Rücken. Seinen rechten Arm streckt er vor seiner Brust nach links aus und sein Tennisschläger ist die Verlängerung seines Arms. Den linken Arm hat er im Ellenbogen abgeknickt.
Des weiteren befinden sich auf dem Bild noch zwei Personen die aussehen wie Schiedsrichter.
Sie sitzen auf Stühlen, beide in der gleichen Haltung: Sie haben das rechte Bein über das linke geschlagen und ihre Hände auf das rechte Bein abgelegt. Der erste der beiden sitzt in der unteren rechten Bildecke. Er ist etwa auf der gleichen Höhe wie die Tennisspieler. Der zweite der beiden sitzt im Hintergrund zwischen dem ersten und dem vierten Spieler.
Im Hintergrund der Spieler sind aus braunen und blauen Farben Schatten hinter den Spielern angedeutet. Sie verlaufen direkt hinter jedem Spieler und umgeben sie.
Der Boden ist in unterschiedlich große Felder eingeteilt, die durch weiße Linien begrenzt werden und mit Farben gefüllt sind. Auf der linken Seite des Bildes befindet sich ein Tennisnetz und dahinter noch ein weiter bunter Tennisplatz. Ganz im Hintergrund sitzt dann der zweite von den beiden Schiedsrichter und hinter ihm befindet sich eine Tribüne voller Menschen.
Das Bild ist sehr dynamisch. Es gibt viele Linien, die in verschiedene Richtungen führen und viele verschiedene Farben. Die Klarheit liegt in der Einfachheit der Sportler. Durch ihre Farblosigkeit und einfache Linienführung des Künstlers sind sie sehr gut heraus zu kristallisieren.
Charles Lapicques wollte sich mit seinem Malstil von den anderen Künstlern zu der Zeit abheben. Bereits unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeichnete er sich durch einen eigenen Stil gegenüber anderen künstlerischen Strömungen seiner Zeit aus.
Das Gemälde ist mit Ölfarbe gemalt worden. Diese ist sehr deckend aufgetragen worden. Charles Lapicques hat mit den Farben quantitativ und qualitativ gearbeitet. Die Personen sind alle in dem gleichen Farbschema gemalt worden. Sie bestehen nur aus violetten Linien und flächendeckend weißer Farbe. Die Schatten der Personen dagegen sind in den verschiedensten Farben gemalt worden. Charles Lapicques hat keine Gegenstandfarbe verwendet. Doch auch Symbolfarbe lässt sich nicht erkennen. Die Farben sind völlig los gelöst von den eigentlichen Gegenständen jedoch nicht auf eine bestimmte Weise an- oder zugeordnet. Doch das Bild hat eine Menge Farbkontraste durch die starke Anwendung von verschiedenen Farben. Genau in der Mitte des Bildes treffen die Farben Blau, Rot und Braun aufeinander und bilden einen sehr starken Farbkontrast. Auch zwischen dem blauen Schatten des dritten Sportlers und dem roten, orangenen und rosanen Boden entsteht ein Farbkontrast. In diesem Fall sogar ein Kalt-Warm-Kontrast. Da eine kalte Farbe (Blau) auf eine warme Farbe trifft (Rot). Das Tennisnetz mit seiner blauen Farbe bildet einen Kontrast mit dem darüber liegenden lachsfarbenen und graubraunen Boden.
Die starken und kräftigen Farben der Schatten und des Bodens bilden mit dem Weiß der Figuren einen Qualitätskontrast, der zwischen Hintergrund Vordergrund entsteht. Dadurch werden die Figuren auch noch stärker hervor gehoben.
Das Bild hat keine direkte Beleuchtung. Doch das Licht muss von unten links auf die Sportler gefallen sein. Das verrät die Schattenbildung. Der vierte Sportler zum Beispiel hat einen sehr gut sichtbaren Schatten auf dem Rücken, der verrät, dass das Licht von der anderen Seite eingefallen sein muss. Außerdem verraten die bunten Schatten bei diesem Bild ganz eindeutig, dass die Lichtquelle außerhalb des Bildes (ca. zwischen Sportler Zwei und Sportler Drei) stehen muss. Bei diesem Bild gibt es kein Eigenlicht und auch kein Reflexlicht. Da keine leuchtenden oder reflektierenden Gegenstände abgebildet sind.
Charles Lapicques hat in seinem Gemälde keine Strukturlinien eingefügt. Es gibt weder Fluchtlinien noch eine Horizontlinie in den Bild. Doch gedachte Linien hat das Bild sehr viele. Die Sportler sind Linien, die alle in verschiedene Richtungen führen. Sportler 3, 4, 5 und 6 sind alle von einem Punkt in der Nähe des Mittelpunktes ausgerichtet. Sie führen nach unten zusammen und nach Oben öffnen sie sich alle in andere Richtungen. Der erste Sportler bildet eine parallele Linie zu dem sechsten Sportler und der zweite Sportler bildet eine Linie genau senkrecht zu dem Punkt, an dem sich die Linien der Sportler 3, 4, 5, und 6 treffen. Die wirklich gezeichneten Linien in dem Gemälde von Charles Lapicques dienen der Darstellung und Umrahmung von Gegenständen, Figuren und Hintergrund. Dieses und die flächendeckend aufgetragene Farbe führen auf den Malstil des Bildes zurück: Pop Art. Auch wenn der Stil stark verfremdet wurde und daher nicht für jedermann sofort erkennbar ist, so lässt sich bei genauerem Hinsehen doch feststellen, dass Das Gemälde zum Pop Art zählt.
Für die Zeit in der das Bild entstanden ist, ist es ein sehr untypisches Gemälde. Die Künstler des Pop Art arbeiteten alle mit größeren und weniger Flächen, außerdem arbeiteten sie mit weniger vielen verschiedenen Farben. Charles Lapiques jedoch entschied sich ganz bewusst dafür sein Bild so zu malen. Das Bild wirkt sehr frei von allen Zwängen, unkonventionell und ein wenig unkontrolliert.
Die Zeit in der das Bild entstanden ist, lässt erahnen wieso das so ist. Im Jahre 1933 kommt in Deutschland Hitler an die Macht und beginnt den Zweiten Weltkrieg. Für Charles Lapiques findet dieser in seiner Heimat Frankreich und dessen kompletter Umgebung Europa statt. Der Wiederaufbau seines Landes war noch nicht all zu lange beendet. Im Jahr 1965 waren dann die ersten direkten Präsidentschaftswahlen in Frankreich und die Aufregung im Land war sehr groß.
Lapiques jedoch kapselte sich davon ab und malte Dinge die für die Gesellschaft völlig uninteressant waren. Sein Fokus liegt auf dem Sport. Etwas was die Menschheit seit Jahrhunderten verbindet und zu fairen Auseinandersetzungen zwingt. Die große Anzahl an Sportlern auf seinem Bild lässt darauf schließen, dass er großen Wert auf die Verbundenheit von Sportlern und Sport legt, ebenso wie das Zusammenführen der Sportler 3, 4, 5 und 6 in der Mitte des Bildes.
Ich denke, dass die vielen kräftigen Farben und die starken Kontraste eben für die starke sportliche Leistung sowie den Leistungsdruck im Sport stehen. Da ich nicht weiß, ob Charles Lapique selbst Sportler war, ist es schwer einzuschätzen in wie weit er eine persönlichen Bezug zu seinem Motiv hatte. Vielleicht war es nur die Faszination für den Sport Tennis, vielleicht war es Leidenschaft, und vielleicht war es auch ein Symbol für das Streben gegen Zwänge der Gesellschaft. Das bewusste Abnabeln von den Dingen, die für die Gesellschaft interessant sind, sowie die Wahl eines Themas, welches die Menschheit seit Jahrhunderten begleitet, ist wohl ein starker Hinweis darauf.
Ich persönlich mag das Bild sehr, da es aus der Reihe springt. Es ist unkonventionell, frisch und mutig. Die vielen Farben und Linien sprechen mich an und da ich ein großer Sportfan bin, hat das Bild für mich einen persönlichen Wert.
Inhalt
Bildanalyse zu dem Ölgemälde "Le Tennis" von Charles Lapiques aus dem Jahr 1965 mit kurzer Bildinterpretation und eigener Meinung. (1756 Wörter)
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