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Über die Bezeichnung Emigrant

Alles zu Bertolt Brecht  - Lyrik

Über die Bezeichnung Emigrant - Gedichtsanalyse




In dem Gedicht "Über die Bezeichnung Emigrant", verfasst von Bertolt Brecht, entstanden während seines Exilaufenthalts, geht es um das Lyrische Ich, welches gegen den Begriff Emigrant plädiert und auf eine baldige Rückkehr in seine Heimat hofft, jedoch auch gegen diese Heimat rebelliert.

Das Gedicht wirkt wie eine Gefühlsbeschreibung während eines Exilaufenthalts, in welcher der Autor, Bertolt Brecht, über das Lyrische Ich seine Erfahrungen sowie Gefühle beschrieben und verarbeitet hat.


Schon in der ersten Zeile erklärt das Lyrische Ich, sein Abneigung gegen den Bergriff "Emigrant". Es findet den Bergriff unangebracht und grenzt ihn von den Begriff Auswanderer stark ab. Für ihn gibt es einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen. Es selbst bezeichnet sich als Auswanderer und nicht als Emigrant. Im weiterem Verlauf des Gedichtes verteidigt das Lyrische Ich sein Auswanderersein, indem er verdeutlicht, dass er nicht freiwillig ins Exil gewandert ist.
Sein Exilantsein ist schon die erste Anspielung auf Brechts Leben, da er auch ins Exil flüchten musste.
Das Lyrische Ich möchte ebenfalls nicht im Exil bleiben, geschweige denn das Exil als Heimat nehmen, da er schon eine eigen Heimat hat. Doch aus dieser Heimat wurde das Lyrische Ich vertrieben, es musste fliehen. Durch die drei negativen Begriffe "flohen", "Vertrieben" sowie "Verbannt", die hintereinander in der siebten Zeile auftauchen, könnten die negative Stimmung des Lyrischen Ichs widerspiegelt werden. Durch den Einbau einer Epiphrasis in der siebten Zeile: "Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte" stellt das Lyrische Ich sein gezwungenes Auswandern klar, indem er den Abgeschlossenen Satz fortsetzt, um seien Gefühle und seine Widerstandslosigkeit zu verdeutlichen.
In der letzten Zeile, der ersten Strophe grenzt er die Begriffe "Heimat" und "Exil" voneinander ab. Anstatt zu schreiben: " Und (...) ein Exil soll das Land sein (..)", fügt er die Wörter " kein Heim" (Z. 8) ein. So wird deutlich, dass das Exil keine Heimat ist.
In der zweiten Strophe wird aufgezeigt, dass das Lyrisch Ich, zusammen mit den anderen Exilanten auf eine baldige Rückkehr hofft, sowie auf eine Verbesserung der Situation in seiner Heimat. Das erkennt man dadurch, dass die Exilanten jeden neuen "Ankömmling", d.h. jeden neuen Flüchtling genauestens über die Heimat befragen. Durch dieses gründliche Befragen der neuen Exilanten, wird auch die Unruhe der alten Exilanten deutlich. Anscheinend warten sie ungeduldig auf eine Verbesserung im eigenen Land, um wieder zurückzukehren. Interessant ist, dass die Flüchtlinge zwar auf eine Rückkehr hoffen, jedoch der eigenen Heimat weder vertrauen noch vergeben. Das Misstrauen wird deutlich, indem sich die Exilanten nicht von der Ruhe nahe der Grenzen täuschen lassen. Sie behaupten genau wissen, was hinter der Grenze, in ihrer Heimat passiert. Mit der Zeile:" Wir hören die Schreie (..)", welche genaugenommen unlogisch erscheint, da die Flüchtlinge sich in einem anderem Land befinden und die Schreie nicht hören können, könnte gemeint sein, dass die neu "Ankömmlinge" von dem Leid der anderen berichten. Deshalb misstrauen die Exilanten dem Schein der Ruhe. Außerdem können sie nicht der Heimat und den Leuten aus ihr für diese Taten vergeben. Sie können nicht vergeben, dass sie verbannt und vertrieben wurden. Durch die Repetitio in der Zeile 14 wird die Enttäuschung und die Wut gegenüber der Heimat deutlich: " (...) Und auch verzeihend nichts, (...), nichts verzeihend.".
Die letzte Zeile des Gedichtes klingt wie eine Kampfansage gegen die Heimat, eine Rebellion gegen sie. Das lyrische Ich sieht ein, dass sich die Situation in seiner Heimat nicht bessern wird, da immer wieder neue Menschen aus der Heimat flüchten und von dem Elend im eigenem Land berichten: "Zeugt von der Schande, die jetzt unser Land befleckt".
Dieses Elend wird auch durch die Metapher "zerrissenen Schuhn" deutlich. Die zerrissenen Schuhe stehen hier für das Elend, für die Armut sowie für schlechte Verhältnisse.
In der letzten Zeile wird der Widerstand der Exilanten transparent. Dieser Widerstand spiegelt sich wieder in der letzten Zeile: " Das letzte Wort Ist noch nicht gesprochen". Dieser Satz wirkt wie eine Kampfansage, gegen die eigene Heimat und verdeutlicht den Mut sowie die Hoffnung der Exilanten auf eine bessere Heimat.


Das Gedicht ist wie eine Prosa verfasst. Es ist ein sehr freies Gedicht, welches nicht an Verse gebunden ist und ebenfalls besitzt es keine Reime. Ich glaube der Autor hat die Prosa als Gedichtform gewählt, weil er möglicherweise nicht durch Reime und bestimmte Rhythmen seine Gefühle ausdrücken wollte, sondern eher sollte das Gefühl durch die Sprache verdeutlicht werden.
Die gewählte Sprache des Gedichtes ist nämlich sehr leicht verständlich und unkompliziert. Der Leser versteht die Aussage des Autor relativ schnell. Es könnte jedoch auch sein, dass der Autor sowohl keine Reime, sowie bestimmte Rhythmen gewählt hat um seine jetzige Situation zu veranschaulichen. Meisten geben Reime und bestimmte Rhythmen einem Gedicht eine gewisse Struktur, ebenfalls lassen sie das Gedicht positiver wirken, da sie es oftmals"verschönern". Es könnte sein, das Brecht die Situation des lyrischen Ichs nicht "verschönern" wollte.
Auffällig im Gedicht sind die abrupten Satzabbrüche, Anakoluthen, die die Emotionen, des Lyrischen Ichs widerspiegeln könnten. Es wäre möglich, dass das Lyrische Ich ist immer stark von seinen Gefühlen ergriffen ist, dass er aufhören muss weiter zu schreiben. Die Trauer über den Begriff Emigrant, die verzweifelte Hoffnung, an eine baldige Rückkehr sowie die Wut über die eigene Heimat. Diese Gefühle ergreifen das Lyrische Ich.
Durch diese Anakoluthen werden im Gedicht bestimmte Wörter hervorgehoben. "Emigranten" (Z. 2), "aufnahm" (Z. 9) und "Schreie" ( Z.16). Diese der Wörter spiegeln die Themen des Gedichtes wieder. Der Begriff " Emigranten" steht für das unfreiwillige Auswandern des Lyrischen Ichs, der Begriff "aufnahm" könnte für das Exil stehen, da das Exil die Exilanten aufnahm und der Bergriff "Schreie" könnte für das Elend im eigenen Land stehen.
Das Gedicht besitzt keine einheitlichen Strophen mit einheitlichen Zeilen, viel mehr sind Enjambements auffällig. Diese Enjambements könnten möglicherweise für die Verwirrung der Lyrischen Ichs stehen. Die Situation des Lyrischen Ich ist nämlich sehr kompliziert. Es möchte zwar zurück in die Heimat, kann der Heimat aber gleichzeitig nicht vergeben und rebelliert gegen sie durch seine Kampfansage am Ende des Gedichts. Diese Rebellion gegen die eigene Heimat und die gleichzeitige Verbundenheit zu ihr ist sehr kompliziert sowie auch verwirrend für das Lyrisch Ich und wird durch die Enjambements deutlich.
Auffällig ist, dass das Gedicht nur aus Aussagesätzen und einem Ausrufesatz besteht. Fragesätze gibt es keine. Der Grund dafür, warum es keine Fragesätze gibt, könnte sein, dass das Lyrische Ich sicher darin ist, dass die Heimat und die Leute aus der Heimat schlimme Taten ausüben und es deshalb seine Meinung nicht zu hinterfragen braucht. Fragwürdig ist, warum ausgerechnet der Satz: "Ach, die Stille der Stunde täuscht uns nicht!" ein Ausrufe Satz ist. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass möglicherweise direkt gegen die Heimat gerichtet ist. Die Exilanten wollen zwar zurück in die Heimat, aber missachten gleichzeitig die schlimmen Taten nicht und verstecken sich nicht vor der Wahrheit. Obwohl die Heimat etwas Eigenes ist, lassen sie sich nicht vom dem Schein ihrer Heimat täuschen, sie schließen nicht die Augen von der Realität. Genau diese Haltung soll durch den einzigen Ausrufesatz gegen die Heimat repräsentiert werden.
Unübersehbar sind die mehreren Inversionen im Gedicht, wie z.B in der Zeile: "Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten". Wie wir wissen, sind Inversionen in der Sprache Umstellung des üblichen Satzbaus. Möglicherweise sollen durch diese Umstellungen im Satzbau, die Umstellung des Denkens von den Autor repräsentiert werden. Das Lyrische Ich musste sich ebenfalls umstellen. Früher hat es in seiner Heimat gelebt, jetzt muss es im Exil leben. Früher hat er möglicherweise die Heimat nicht hinterfragt und stand hinter ihr. Jetzt misstraut es der Heimat und widersetzt sich ihr durch seine Kampfansage.


Brecht, der Autor des Gedichtes, hat die Gefühle und Erlebnisse, die er während seiner Exilaufenthalte hatte, auch mit diesem Gedicht verarbeitet. Möglicherweise plädiert Brecht gegen den Bergriff Emigrant, da er, wie wir wissen, an mehreren Orten ins Exil geflüchtet ist und mit dem Begriff wahrscheinlich sehr vertraut war, jedoch möglicherweise im negativen Sinn.
Er hat sich wahrscheinlich auch nicht, genau wie das Lyrische Ich, als Emigrant gefühlt.
Wie schon erwähnt musste Brecht fliehen, er wurde aus seiner Heimat verbannt. Auch seine deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm aberkannt, aufgrund seiner Werke, die auch gegen den damaligen Nationalsozialismus gerichtet waren. Doch er gab trotzdem nicht auf. Obwohl er nicht mal mehr in seiner Heimat lebte, hat er gegen sie rebelliert, genauso wie das Lyrische Ich, mit seiner Kampfansage. Brecht hat weiter hin Werke verfasst und sogar versucht diese nach Deutschland illegal zu transportieren. Dieser Mut von ihm und auch die Rebellion gegen die eigene Heimat spiegelt sich auch in dem Gedicht wieder.
Aufgrund dieses Vorwissens bin ich der Meinung, dass Brecht über das Lyrische Ich seine eigenen Erfahrungen sowie Gefühle beschrieben und verarbeitet hat.






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Inhalt
In dem Gedicht "Über die Bezeichnung Emigrant", verfasst von Bertolt Brecht, entstanden während seines Exilaufenthalts, geht es um das Lyrische Ich, welches gegen den Begriff Emigrant plädiert und auf eine baldige Rückkehr in seine Heimat hofft, jedoch auch gegen diese Heimat rebelliert. (1540 Wörter)
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