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Die verkannte Muttersprache Deutsch

Frage: Die verkannte Muttersprache Deutsch
(3 Antworten)


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Kann mir bitte jemand helfen....

ich lese den Text jetzt bestimmt schon zum 10000 mal und verstehe ihn nich! Ich brauche eine Inhaltsangabe darüber.
Die EInleitung habe ich schon,nur wie soll ich jetzt weiter machen wenn ich den Text nicht verstehe -.-
Grüße A.Distel
Frage von A.Distel (ehem. Mitglied) | am 01.09.2011 - 17:50


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Antwort von matata | 01.09.2011 - 18:30
Gib an,
wer den Text geschrieben hat und wo man ihn nachlesen kann im Internet!
________________________
 e-Hausaufgaben.de - Team

 
Antwort von GAST | 01.09.2011 - 19:59
Gefunden bei "zeit-online" (Teil 1):

Zitat:
Sprachkultur Die verkannte Muttersprache
Das Deutsche genoss einst den Ruf einer ausgezeichneten Wissenschaftssprache
Unter dem Titel "Welche Sprache für Europa? Verständigung in der Vielfalt" stellt der französische Sprachwissenschaftler Claude Hagège vom Collège de France die Frage, ob eine der großen europäischen Sprachen die Befähigung zur Bundessprache in Europa habe. Hagèges Antwort: Nein. Und das Englische? In seiner internationalisierten angloamerikanischen Form sei es keine europäische Sprache mehr.
Als "kleinster gemeinsamer Nenner für die unmittelbaren Kommunikationsbedürfnisse auf globaler Ebene" könne es nicht mit der Kultursprache Großbritanniens gleichgesetzt werden. Daher sei nicht einzusehen, daß die Sprache der Britischen Inseln in den europäischen Staaten erste schulische Fremdsprache sei. Und da das Unterrichtswesen souveräne Angelegenheit des Gesetzgebers ist, stellt Hagège die rhetorische Frage: "Könnte man in dieser Hinsicht nicht die Gesetze ändern?"
Ja, der Mann ist Franzose. Man sieht die deutschen Landsleute wieder einmal überlegen lächeln. Die französische Sprachpolitik?
Die Quoten für französische Filme und Chansons? Der gegenwärtige Feldzug gegen die Dominanz des Englischen im Internet? Wie weltfremd!
Ganz anders ist es hierzulande. Das ungeliebte Deutsche gilt vielen als komplizierter und konsonantischer Regionaldialekt, der Vorstellungen von Kohlsuppe, Hausmeisterrügen, Behördenfluren und Beförderungshinweisen zu wecken scheint. Das Eintreten für die innere Weiterentwicklung der deutschen Sprache und für die Stabilisierung ihrer grenzüberschreitenden Verbreitung gilt in weiten Kreisen als anrüchig oder zumindest als verschroben. Erinnert es nicht an Weltfremdheit, Chauvinismus und Größenwahn des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins? Sprachpflege und Sprachbewußtsein sind in Deutschland historisch und ideologisch vorbelastet. Können sie vielleicht aber auch vernünftig, mit Maß gehandhabt werden? Daß das Deutsche in den zwanziger Jahren über die Grenzen hinaus den Ruf einer ausgezeichneten Wissenschaftssprache genoß, daß es noch heute - gerade in Frankreich - aufgrund seines transparenten und ausbaufähigen Wortschatzes und seiner präzisen Ordnungsinstrumente für räumliche und zeitliche Beziehungen als geeignete Fremdsprache für die besseren Schüler gilt, nimmt bei uns kaum jemand zur Kenntnis. Größenwahn oder Kleinmut: Zwischen diesen Polen irrt und wirrt es mächtig. Ein vernünftiges, ausgewogenes Sprachbewußtsein ist nicht zu erkennen.
Die Dominanz des Englischen, die Hagège mit Verve in Frage stellt, ist unstrittig. Dieter E. Zimmer hat das in dieser Zeitung (ZEIT Nr. 30/1996) kenntnisreich dargelegt. Er hat aber auch davon abgeraten, sich noch dagegen zu wenden. Ist nicht die internationale Verständigung der Wissenschaftler ein entscheidender Vorteil für die Forschung? Können sich grenzüberschreitende Zusammenschlüsse wie die Europäische Union die Kosten der Vielsprachigkeit leisten?
Da fällt es auf den ersten Blick schwer, anders als mit Nein zu antworten. Aber es drängen sich doch einige Gegenfragen auf.
Ist es in wissenschaftsbasierten Gesellschaften wie den europäischen vertretbar, wenn wichtige Erkenntnisse nicht mehr in den Muttersprachen zu vermitteln sind? Ist es nicht auch ein demokratisches Erfordernis, daß entwicklungsentscheidende Erkenntnisse in die Muttersprache übertragen werden? Bei allem Verständnis für das berechtigte Anliegen der immer wieder zitierten Spitzenforschung, Nobelpreise zu gewinnen: Ist es wirklich zu begrüßen, daß ganze Fachwortschätze im Deutschen nicht mehr zur Verfügung stehen, und zwar in Schlüsselfächern wie den Biowissenschaften oder der Informatik? Wenn auch in diesen Fächern der Zug schon abgefahren ist: Ist es sachgerecht, daß andere Disziplinen, zum Beispiel die Sozialwissenschaften, auf dem besten Wege dazu sind?
Internationalität bedeutet doch nicht die Aufgabe eigener kultureller Identität, die zuallererst in der Sprache gründet, sondern das bewußte Anverwandeln anderer Kulturen und Wissensbestände. Dafür sorgt - besonders bei der Vermittlung von Fachwissen an die Allgemeinheit - die Übersetzung von fremdsprachigen Fachbegriffen. Sprachen erhalten sich so die Fähigkeit, neuartige Sachverhalte der eigenen Sprachgemeinschaft verständlich zu machen - eine eigentlich selbstverständliche Verpflichtung. Wissenschaftssprachen, auch die deutsche, bereichern schließlich auch die Gemeinsprache. Es ist daher nicht schlüssig, einerseits den "Ausbaurückstand" des Deutschen zu konstatieren und andererseits zum Bremsen der unnötigen inneren Anglisierung aufzufordern.
Die reine Funktionalität, mit der manche die Verwendung des Englischen begründen, ist häufig nicht überzeugend. Viele osteuropäische Wissenschaftler mit Deutschkenntnissen sind inzwischen gezwungen, auf Kongressen in der Bundesrepublik den Kopfhörer aufzusetzen, um der Simultanübersetzung zu lauschen. Die Konferenzsprache ist Englisch. Der Linguist Ulrich Ammon hat die bezeichnende Situation beschrieben, in der sich deutschsprachige Wissenschaftler "auf deutschem Boden vor deutschem Publikum auf englisch abquälen".
Ebenso bezeichnend sind Situationen wie jene, in der ein deutscher Wissenschaftler trotz Simultanübersetzung auf englisch vorträgt, woraufhin ein französischer Kollege auf deutsch antwortet. Kurz, eine gewisse Neigung zum öffentlichen Nachweis von Fremdsprachkenntnissen, schärfer formuliert: eine Art Bildungsdünkel mag eine Ursache für die Dominanz des Englischen in deutschen Breiten sein. Das Verdikt "Die Spitzenforschung spricht Englisch" erweist sich damit nur in Grenzen als Tatsachenbeschreibung. Häufig ist es Verbrämung des ambitiösen Anspruchs, dazuzugehören. Eine Frage des Sprachbewußtseins also. Man mag von staatlicher Sprachpolitik wenig halten. Sprachpolitische Auswirkungen hat aber auch der Beschluß der Gesellschaft Deutscher Chemiker, in ihren beiden Fachzeitschriften nur noch englischsprachige Artikel zuzulassen.
Ein weiterer Aspekt: Lesefähige Fremdsprachenkenntnisse können innerhalb weniger Monate erworben werden. Ist es da akzeptabel, daß manche Forscher glauben, keine Minute dafür erübrigen zu können?
Und schließlich: Es wird darüber nachgedacht, ob das rückläufige Interesse ausländischer Studenten an einem Studienaufenthalt in Deutschland durch Abbau der Sprachbarriere behoben werden kann.
Ist vielleicht aber auch die Qualität der hiesigen Studienbedingungen ein Grund für die Bevorzugung anderer Wissenschaftsstandorte?
Auch auf der Ebene der internationalen Politik, insbesondere in der Europäischen Union, stellt sich die Frage nach Einsprachigkeit oder Sprachenvielfalt.

 
Antwort von GAST | 01.09.2011 - 20:00
und hier der Rest:

Zitat:
Bekanntlich gehört das Deutsche zu den Arbeitssprachen der Europäischen Kommission, rangiert aber in der behördlichen Praxis - unter anderem als Ergebnis jahrelanger Abstinenz deutscher Eurobeamter in der Sprachenfrage - weit abgeschlagen hinter dem Englischen und dem Französischen. In proportionaler Sicht ist das eigentlich nicht einzusehen, zählt doch das Deutsche die meisten Muttersprachler in der Union. Dieter E. Zimmer aber rät den Deutschen angesichts der enormen Kosten und der Schwerfälligkeit, die die Übersetzungs- und Dolmetscherdienste mit sich bringen, auf den Status ihrer Sprache in der Gemeinschaft zu verzichten.
Unter reinen Kostengesichtspunkten kann man dem vielleicht zustimmen.
Andererseits aber wird allerorten über die mangelnde Identifikation der Bürger mit dem Vorhaben der europäischen Einigung geklagt.
Steht zu vermuten, daß die Identifikation durch eine politische Bundessprache der Gemeinschaft zunimmt? Im Gegenteil: Eine verordnete Einsprachigkeit wäre angesichts der gegenwärtigen Euroskepsis das letzte, was die angeschlagene Europaidee gebrauchen könnte.
Europäer wird man nicht zu Billigpreisen, wie einer der brillantesten Autoren wissenschaftlicher Prosa, der Linguist Harald Weinrich, einmal zutreffend gesagt hat. Ohne "freudig akzeptierte Mehrsprachigkeit" könne ein geeintes Europa kaum gedacht und nicht verwirklicht werden. "Gewiß kann nicht jeder Europäer polyglott sein", so Weinrich, "aber lernfaul und sprachengeizig kann man sich diesen Menschentyp auch nicht vorstellen." Für dieses Anforderungsprofil sprechen vor allem historische Gründe. Claude Hagège nennt sie in seinem überaus lesenswerten Buch: Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten sei Europa keine Neue Welt, in der Immigranten aus einer Einheitssprache einen Faktor des Zusammenhalts gemacht haben.
Die europäischen Staaten hätten vielmehr seit langem ihre Identitäten auf der Grundlage von kulturellen Eigenarten errichtet, die fest in den Sprachen verankert seien. Warum, so stellt sich die Frage, soll also das Deutsche auf seinen Platz verzichten?
Es gibt wohl ebenso gewichtige historische und kulturelle wie zweckgerichtete Gründe, die dazu führen, daß hierzulande die Dominanz des Englischen auf internationalem Parkett und sein zunehmendes Gewicht im deutschen Wortschatz als unumgänglich oder auch begrüßenswert angesehen werden. Darunter auch den, daß das Englische für viele Nachkriegsjahrgänge etwas durchaus Befreiendes hatte. Es war Reaktion auf eine vernagelte Alltagswelt, auf deutsche Untugenden wie Kadavergehorsam, Kasernenhofton und Autoritarismus. Unter der Last einer kompromittierenden Vergangenheit hat das Deutsche den Sprung in viele moderne oder postmoderne Wissensgebiete und Lebensbereiche nicht geschafft, obwohl es funktional alle Voraussetzungen dafür bietet. Das Englische hat dagegen den Trumpf, daß es ein anderes Lebensgefühl zum Ausdruck bringt. Doch ist Provinzialismus nicht mit semantischen Mitteln auszutreiben. Im Gegenteil: Viele Ausländer empfinden gerade die hektische Orientierung am angloamerikanischen Vorbild als unsouverän und provinziell. So forderte kürzlich ausgerechnet ein amerikanischer Humboldt-Stipendiat in der FAZ eine deutsche Kulturpolitik in universeller, weltbürgerlicher Absicht, da die deutsche Sprache so viele Schätze menschlicher Zivilisation in sich berge. "Der einzige mögliche Zweck einer deutschen Kulturpolitik, die nicht provinziell sein wollte, ist es", so der wohlmeinende Kritiker, "diese menschliche - eben nicht nur deutsche - Zivilisation zu kultivieren und zu schützen." Wir wollen nicht übertreiben: Ansätze zu einem neuen Sprachbewußtsein wären auch schon etwas.


Chapeau all denen, die sich diesem langen Text nähern wollen.

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