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Theodor W. Adorno !

Frage: Theodor W. Adorno !
(3 Antworten)

 
Hallo,
ich schreibe Donnerstag eine Arbeit über Theodor W.
Adorno "Tabus über den Lehrberuf"...arbeite mich gerade Schritt für Schritt durch den Text, der allerdings doch in gewisser Hinsicht schwer verständlich ist. FÜr die Klausur müssen wir u.a. folgende Frage beantworten können:
In einer historischen Herleitung wird der Beruf des lehrers verbunden mit dem des Hofmeisters, des schreibers, des mönches, des unteroffiziers und gar des Henkers.daraus leiten sich unterschiedliche wertschätzungen ab, die für den gesellschaftlichen status des lehres von bedeutung sind und die du nachvollziehen sollst.
Könnte mit jemand das Bearntworten?
Vielen Dank schonmal im Vorraus !
GAST stellte diese Frage am 28.04.2009 - 17:55

 
Antwort von GAST | 29.04.2009 - 03:02
Originaltexte von Adorno sind nie ohne. ;)

Wie kann es eigentlich sein, dass du heute bereits weißt, welche Frage du am Donnerstag in der Klausur beantworten können musst? Hat euer Lehrer euch die Klausur schon mal im Voraus zum Angucken verteilt.....?


Daher erstmal soviel:
Überleg dir mal, welches das entscheidende Kennzeichen jedes dieser Berufe ist - hier wird ja offensichtlich verglichen. Was zeichnet den Unteroffizier aus? Er gibt Befehle, bekommt diese aber selber "von oben", entscheidet also auch nicht selbst, sondern ist mehr Vermittler. Was macht der Mönch? Missionieren vielleicht? Was macht der Henker? Usw.
Dann kannst du, erstmal relativ unabhängig von Adorno, versuchen die Vergleiche dieser Merkmale mit dem Lehrerberuf selber nachzuvollziehen. Inwiefern ist ein Lehrer so eine Art Unteroffizier? Und was bedeutet das für den Lehrer selbst, für die Institution Schule, für die Schüler?

Adornos Text selbst ist dann erst der letzte Schritt. :)

 
Antwort von GAST | 29.04.2009 - 11:57
Wir haben das Fach Werte und Normen nur einmal die Woche und dann 1 1/2 stündig...da wir den text vor 2 wochen bekommen haben, und letzte woche ausgefallen ist, und den keiner versteht, hat er uns aufgaben gegeben, die so höchstwahrscheinlich ein wenig abgewandelt in der arbeit drankommen...er würde es ansonsten auch riskieren, dass alle weniger als 4 Punkte schreiben^^
Übrigens Danke, ich denke mit der Frage werde ich nun fertig. allerdings gab es noch 2 fragen. Muss hier sozusagen die kernaussage finden, und was damit gemeint ist. in den klammern habe ich geschrieben, was mir dazu einfällt, oder wo ich probleme hatte)
vielleicht könntest du mir da auch ein wenig weiterhelfen =)

1) dem lehrer werden gegebenheiten angelastet, für die er gar nichts kann:

a) die entfremdung, die das kind erlebt, bzw erleben kann, wenn er das elternhaus verlassenund in die schule gehen muss, tritt ihm in der gestalt des lehrers gegenüber.
( was meint adorno hier genau mit entfremdung. Beim nachschlagen des wortes habe ich nur gelesen, dass es eben bei geschiedenen eltern aufrtiit, wenn das kind sich von dem einen elternteil abwedent.und was ist mit der gestalt des lehres gemeint?)

b)das vollstrecken von zwangsmaßnahmen in der schule steht im weiteren sinn mit der psychischen gewalt, die gesellschaftlich zwar bedeutend aber zugleich verpönt ist, in verbindung.
(ist mit psychische gewalt gemeint, wenn der lehrer den schüler wohlmöglich durch äußerungen einschüchtert oder gar loß stellt vor der ganzen klasse)

c) der lehrer agiert gegenüber den naturgemäß schwächeren kindern und spielt so (ungewollt) den starken mann und parodiert diese rolle auch zugleich.
( dass der lehrer den kindern physisch überlegen ist ist keine frage, und psychisch eben aufgrund seiner erfahrung oder eben das wissen, welches er besitzt. Aber was ist genau damit gemeint, dass er diese rolle parodiert, sprich ins lächerliche zieht?)

d)das wissen, dass er vermittelt, ist nicht seine eigene erkenntnis. er "wiederkäut" es nur, gerät aber um überzeugend zu sein und um lernerfolg zu erzielen, leicht in versuchung sich selbst in den Glanz des Wissens zu stellen.
( der lehrer studiert ja um dieses wissen zu erlangen, welches er später im unterricht benötigt.in dem sinne „wiederkäut“ er es ja, da hunderte lehrer es vor ihm schon so gelernt haben, und er es nicht aus eigenen erkenntnissen und forschungen erlangt hat. so lässt sich der lehrer aber dazu verleiten, sich zu hinzustellen, als ob er dieses wissen durch eigene forschungen erlangt hat. …geht das so, ich habe die vermutung die kernaussage noch nicht getroffen zu haben)

e) in direktem kontakt zu den schülern stehend agiert er emotional; anders als z.B.der arzt oder jurist sich zu seiner klientel verhält. diese emotionalität kann entgleisen, indem sie im konkreten agieren im unterricht gegenüber der geforderten professionellen sachlichkeit die oberhand gewinnt. verzichtet der lehrer aber auf emotionale teilhabe, kann das auf die schüler wie gleichgültigkeit wirken und seine pädagogische wirkmöglichkeit einschränken.
( ist damit gemeint dass der arzt und jurist ein gewissen abstand zu seinen klienten/patienten behält, während dieser abstand zwischen schüler und lehrer aufgehoben ist? und dass die gefahr besteht, dass die emotionalität des lehres so die oberhand gewinnt, obwohl er sachlich handeln müsste?....zugegeben….ich komme nicht an die kernaussage…gibt es vielleicht ein beispeil, wie man das erklären könnte)

f) er hat als beamter ein geregeltes einkommen und muss sich nicht wie freiberufler am markt beweisen.
(meiner meinung nach wird es dem lehrer zum vorwurf gemacht. Er kann selbst ja nichts dafür, dass ein lehrer ein beamter ist, der sein geregeltes einkommen und einen sicheren arbeitsplatz hat. er kann sich in sicherheit wiegen, da er sich nicht wie den oben genannten freiberufler beweisen muss. Er muss andere nicht jeden tag von den qualitäten seiner arbeit überzeugen um geld zu verdienen. So ist zu sagen, dass der lehrer es einfach hat das erlangte wissen immer und immer wieder an schüler weiterzugeben, ohne sich neu beweisen zu müssen)


3) die ansprüche der gesellschaft, für die er ein zustehen hat, verlangen eine ausrichtung seines verhaltens an den herrschenden normen.das gilt für sein auftreten in der öffentlichkeit, seine kleidung etc. das macht ihn leicht weltfremd, bedeutet tendenziell seine erotische neutralisation und verlangt von ihm, Über-Ich-Ideale zu vertreten, also stets so etwas wie vorbildlich zu sein.

Zu 3) habe ich um ehrlich zu sein keine produktiven ansätze gefunden, die kernaussage herauszuschreiben. Ich weiß auch nicht was genau mit „erotische neutralisation“ gemeint ist da diese wörter auch i-wie nicht zusammenpassen. Erotisch bedeutet für mich eher etwas sinnliches, wobei neutralisation so „sachlich“ klingt.

 
Antwort von GAST | 29.04.2009 - 23:32
Es ist jetzt wahrscheinlich schon zu spät - ich hoffe du kriegst die Klausur morgen dennoch gut hin. :)

Zu a. Mit Entfremdung meint Adorno etwas Ähnliches wie Marx in seinen Schriften. Entfremden heißt,
ich habe mit dem, was ich tun muss, nichts zu tun, es ist mir "fremd", ich habe keinen Bezug dazu. Der Lehrer steht als neue Bezugsperson für den Schüler stellvertretend für die Institution Schule, in der sich das Kind nun -anstatt in seiner Familie- aufhalten muss. Mit Scheidungskindern hat das überhaupt nichts zu tun. :)

Zu b. hast du dir schon richtige Gedanken gemacht. Das Bloßstellen vor der Klasse ist da ein gutes Beispiel.

Zu c. Ein Lehrer parodiert seine Rolle in der Schule z.B. indem er vorgibt, die Schüler dürften viel mitbestimmen, sich als Kumpeltyp aufführt usw. Letztendlich MUSS der Lehrer Noten vergeben und über die Kinder "verfügen" in einem gewissen Sinne. Vorzugeben, dass das nicht so ist, versuchen einige Lehrer, um sich beliebt zu machen.

Zu g. gehen deine Überlegungen schon in die richtige Richtung. Wissen ist immer überholbar - an den Unis etwa wird das allerneuste Stand gelehrt, in den Lehrplänen der Schulen kommt der nicht vor. Der Lehrer muss also z.T. sehr arg verkürztes Wissen lehren, das er vor den Schülern aber als das Gültige vertreten muss. "Glanz des Wissens" geht hier in die Richtung, dass das Wissen in den einzelnen Fächern als glanzvoll, gültig und über jeden Zweifel erhaben präsentiert wird. Eigene Erkenntnisse sollte übrigens jeder Student während des Studiums erarbeiten, ansonsten ist da was schief gelaufen. In der Schule allerdings ist das von Lehrern nicht (mehr) gefragt, sie müssen Lehrplänen folgen.

Zu e. denkst du schon wieder richtig. Schüler und Lehrer haben eine engere Beziehung als Arzt und Patient oder Anwalt und Klient, allein schon durch die Zeit, die ein Lehrer mit den Schülern verbringt. Ich versuch mal ein Beispiel, in dem Professionalität abhanden kommt. Lehrer sind ja auch nur Menschen, und haben in ihrem bisherigen Leben bestimmte Erfahrungen gemacht - früher als Schüler z.B. mit Mitschülern und Lehrern. Diese Erfahrungen prägen den heutigen Lehrer. Professionell verhält der Lehrer sich, wenn er diese persönlichen Erfahrungen nicht automatisch auf seine heutigen Schüler überträgt. Und: Niemand mag alle Menschen, mit denen er im Leben so zu tun hat, das geht Lehrern nicht anders. Aus einem bestimmten Grund mag ein Lehrer dann vielleicht einen bestimmten Schüler "lieber" als einen anderen. Das darf auch ruhig so sein - es darf allerdings auf keinen Fall das Verhalten des Lehrer, etwa beim Verteilen von Strafarbeiten, Noten usw. maßgeblich beeinflussen. (So ganz lässt sich das wohl nicht immer vermeiden, aber man muss sich als Lehrer immer wieder selbst überprüfen: behandle ich meine Schüler fair oder lasse ich mich von persönlichen Gefühlen leiten, weil ich Schüler X nicht besonders mag?)

Zu f. Recht hast du. Jetzt könnte man Adorno natürlich vorhalten, dass das dem Lehrer auch nicht hilft. Selbst verbeamtet und mit sicherem Arbeitsplatz bzw. Einkommen muss ich mich als Lehrer beweisen, sonst steigen mir meine Schüler nämlich auf den Kopf. Wenn ich mich da nur hinsetze und 50% Einsatz zeige - und mehr nicht -, dann endet es irgendwann damit, dass meine Schüler mich und mein Fach nicht mehr ernstnehmen, gefrustet sind und diesen Frust an mir auslassen. Macht mir mein Job dann noch Spaß? Wohl kaum. Dass der Lehrer sich nicht "am Markt" beweisen muss, stimmt. Dass er sich überhaupt nicht beweisen muss, stimmt mMn nicht.

Zu 3. Erotisch neutral heißt genau das: nicht sinnlich, sondern neutral. Wobei: wieviele kleine Mädchen verknallen sich irgendwann in der 5. und 6. Klasse mal in ihren Biolehrer? Haufenweise. Sooo ganz scheint Adorno also auch hier nicht richtig zu liegen. Dass die Schule als Institution und der Lehrer als ihr Vertreter die Gesellschaft mit ihren Normen repräsentieren, stimmt. Deswegen kommen Kinder aus bildungsnahen, bürgerlichen Schichten in Schulen besser klar - einfach, weil sie diese Normen schon von zuhause kennen und sich nicht umgewöhnen müssen.


Bei allen Schriften Adornos muss man zwei Dinge beachten:
1. Sie sind nicht aktuell.
2. Adorno hat selber massive, einschneidende Erfahrungen mit der Nazi-Propaganda-Maschinerie gemacht. Das hat sein Weltbild und seine Theorien natürlich geprägt.

So schlau Adorno war, und so viele "richtige" Dinge er geschrieben und gesagt hat, muss man seine Ansätze heute z.T. kritisieren bzw. aktualisieren. Lehrer heute sind anders als Lehrer es zu Adornos Schul- und Lebzeiten waren. Heute laufen Lehrer durchaus mal in Jeans und Sneakern herum, "verbrüdern" sich mit älteren Schülern in Sport-AGs. Der Lehrerberuf hat tendenziell an Ansehen verloren, Eltern unterstützen heute nicht unbedingt das, was der Lehrer sagt - während früher das Kind grundsätzlich erstmal Unrecht und zu gehorchen hatte.

Wenn dir Aspekte von Adorno schleierhaft sind, dann darfst du das äußern. Auch der hatte die Weisheit nicht gepachtet. :)

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