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Kafkaeske Geschichte

Frage: Kafkaeske Geschichte
(1 Antwort)

 
Moin,
ich bin im 13.
Jahrgang und wir sollen als Klausurersatz für das Fach Deutsch eine kafkaeske Geschichte schreiben. Ich habe mich mit dem Thema auseinander gesetzt, bin mir nun aber nicht sicher, ob ich die kafkaeske Idee richtig verstanden habe. Hier erst mal meine Geschichte:


Die Einöde

Gebeutelt von einem weiteren monotonen, mit Akkordarbeit geprägten ewig gleichem Arbeitstag, macht sich Justus Harm auf seinen Weg in das Wohnviertel der Stadt. Er geht allein, kaum Menschen leben noch hier, vorbei an großen Propagandaplakaten, die von einer längst vergangenen Zeit und einer längst vergangenen Ideologie zeugen. Justus selbst, im grauen Einheitsanzug, einen wie ihn jeder in der Stadt trägt, beachtet sie längst nicht mehr. Angekommen in der heimischen Wohnzelle steht, wie jeden Tag der letzten zwanzig Jahre, grauer Nahrungsbrei auf dem Speiseplan. Nichts als wiederaufbereiteter Müll, zerstampft zu grauen Mehl und durchsetzt von lebenserhaltender Chemie. Justus ist bekannt, woher diese Geschmacksneutralität stammt, immerhin ist er dabei beteiligt, sie herzustellen. Einer der wenigen Menschen in der Fabrik, mit der wohl unbedeutendsten Beschäftigung, dem einteilen von dreierlei (grobes, normales und feines) Mehl in verschiedene Behälter, mit der sich immer wiederholenden Handbewegung von links nach rechts. Ja man kann Justus als funktionierendes Mitglied der Gesellschaft bezeichnen, einer Gesellschaft aus nicht einmal 10.000 Menschen und in der jede graue Zinnfigur seinen festen Platz einhält. Niemand rebelliert, niemand wehrt sich gegen sein monotones Leben, jeder hat sich damit abgefunden, das wohl diese Form der Gemeinschaft ein Höchstmaß an Funktionalität und das Fortbestehen der Menschlichen Rasse gewährleistet.
Zu hause angekommen, die Tür hinter sich geschlossen, geht Justus in seine Küche, nimmt eine kleine silbrig glänzende Tüte aus einem der matt weißen Regale, schüttet den Grauen, fein mehligen Inhalt in eine Schüssel und gießt behutsam eine kleine Menge Wasser darüber. Das Mehl saugt sich sofort damit voll, und nach mehrmaligem Rühren wird aus dem Mehl ein unappetitlicher, ebenso grauer Brei. Justus setzt sich an den Tisch und schlingt jeden Löffel der grauen Pampe widerwillig in sich hinein. Nach vollendeter Prozedur begibt er sich auf wankenden Beinen in sein matt weißes Schlafzimmer.
Müde legt sich, alle Viere von sich gestreckt, Justus auf seine weiße Matte. Auch Heute hat er den Hunger nicht besiegen können, er frisst sich schon seit Jahren durch seine Eingeweide, der Brei nützt nicht zum Leben, nur zum überleben. Und so geschmacklos lebt Justus nun schon seit langer Zeit vor sich hin, erledigt jeden Tag fleißig seine Aufgaben wie atmen, arbeiten, essen und trinken, dreht sich stets im Kreis. Öde, ein ödes Überleben, mit diesen Gedanken durch Hirn kreisend schließt er schließlich seine schweren Lieder und schläft allmählich ein.

>>Dort, dort!<<, flüstert mir der kleine Vogel ins Ohr, der schon seit Stunden neben mir her fliegt, obwohl ich doch erst seit ein paar Minuten hier im Walde umher spaziere. >>Komisch!<<, sage ich mir, als ich nun an dieses Zeitproblem denke, >>wie kann dies nur sein? Der Vogel, er verfolgt mich gewiss schon lange, mag es sogar sein, dass es schon tage sind. Tage? Wie kann ich denn tage hier im Walde verbringen, dies ist ja geradezu eine Unverschämtheit, da ich doch nicht nur ab und an hier spazieren gehe, denn ich wohne ja hier, es ist mein Wald, erst ich habe ihn doch erschaffen!<< >>Dort, dort!<<, flüstert er wieder, mein Freund von Vogel und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich beachte es nicht, habe es den ganzen Weg über nicht beachtet, warum auch? Ist auch er nicht mein Vogel, habe ich nicht auch ihn erschaffen? Ich weiß es in diesem Augenblick nicht, vielleicht habe ich es vorher gewusst oder weiß es später, doch nun bin ich unfähig, auf mein Gedächtnis zurückzugreifen. Ich setzte also weiterhin immer schön den einen Fuß vor den anderen und gehe meinen Weg, den Weg der Unendlichkeit, dahin. >>Überlege jetzt noch einmal langsam, wie lange du dich schon hier herumtreibst!<<, zwinge ich mich zu denken, doch finde ich darauf einfach keine Antwort. Ich setze meinen Weg fort, da ich die schlechte Angewohnheit habe, jedes mal, wenn ich intensiv über etwas nachdenke, stehen zubleiben. Erst jetzt spüre ich die Kälte unter meinen nackten Füßen, doch da es nicht meine Füße sind, mit denen ich gehe, mache ich mir darüber keine großen Sorgen. Auch spüre ich nun, dass irgendetwas um mich herum passieren zu scheint, ich spüre unbekannte Ströme, die durch meinen Körper fließen, die Anwesenheit einer unbekannten Macht und vor allem spüre ich mich selbst, der ich mir nun das unbekannteste Etwas auf der Welt bin. Ich habe das Gefühl mich aufzulösen, das Gefühl, diesen mir unbekannten, dadurch bösen Mächten nicht mehr standhalten zu können, kurzum: Ich sterbe gerade lebendig. So nahe wie jetzt bin ich Gott noch nie gewesen. Spitzbübisch sage ich mir:>>Ich habe es doch gewusst! Gott ist der Teufel selbst!<< Und lache, lache lauter und lauter, und fange schließlich an zu weinen. >>Gewiss, nun bin ich dort, dort!<<, spreche ich verzaubert aus. Der Vogel nickt und flüstert das letzte mal: >>Dort,dort!<<

Nun die Fragen:
1. Wird die bildliche Deutung sichtbar? Sprich dass er sein Leben nicht mehr lebenswert ist und er nur noch fuer seine Traumwelt lebt?
2. Dass er sein Leben nicht mehr aktiv verändert und dies durch die Geschmackslosigkeit, die er auch selber erzeugt, paradoxiert.
3. Wird eine doppelte Ebene erzeugt?
4. Wird ersichtlich, dass er sich in einer Zwischenwelt befindet? Also zwischen Tod und Leben, was darin beschrieben wird, dass es nicht zum leben aber zum überleben reicht?!
Der Tod ist sein Arbeiterleben und das Leben was er anstrebt ist der Traum...

Wie könnte ich die Geschichte bildlicher dastellen? Welche Aspekte kann ich dafür einbringen?!
Wenn ihr Vorschläge oder ähnliches habt postet es mir doch bitte :)

mfg
Daniel
GAST stellte diese Frage am 22.03.2009 - 18:49


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Antwort von Melondolphin (ehem. Mitglied) | 22.03.2009 - 20:16
ein paar sprachliche ungereimtheiten gibt es:

"Ja man kann Justus als funktionierendes Mitglied der Gesellschaft bezeichnen,
einer Gesellschaft aus nicht einmal 10.000 Menschen und in der jede graue Zinnfigur seinen festen Platz einhält."
"und" ist überflüssig
es heisst wohl eher "erhält"

"Müde legt sich, alle Viere von sich gestreckt, Justus auf seine weiße Matte."
stell "Justus" am besten noch vor das erste Komma

"Auch Heute hat er den Hunger nicht besiegen können, er frisst sich schon seit Jahren durch seine Eingeweide, der Brei nützt nicht zum Leben, nur zum überleben."
dieses "nützt" liest sich komisch...

zu 1: wenn du mir nicht gesagt hättest, dass er nur für seine traumwelt lebt, dann hätte ich es nicht so gedeutet...der traum kommt mir eher wie eine art alptraum vor, keinesfalls aber wie einer für den es sich lohnt weiterzuleben. z.b. justus` kalte füsse .und der vergleich von gott und teufel
ich finde es ausserdem komisch, dass der erste teil der geschichte in personaler erzählweise geschrieben wurde und der zweite dann aus justus` sicht
das gleiche gilt dann für nr. 4...das arbeiterleben erscheint nicht erstrebenswert, das ist dir gut gelungen...aber der traum gefällt mir nicht ;)

alles in allem erinnert mich besonders der erste teil sehr an "1984" von George Orwell. diesen stil haben wir in der schule immer "dystopisch" genannt..man kann es aber sicher auch kafkaesk nennen

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