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2 Fragen 1930

Frage: 2 Fragen 1930
(1 Antwort)

 
Hallo :)
Ich habe zu folgendem Text zwei Aufgaben:

Die „Frankfurter Zeitung" über die politische Verantwortung für den Koalitions­bruch in ihrem Leitartikel vom 28.
3.1930:

Es gibt ein Maß von Einsichtslosigkeit, das zur Schuld wird. Diese Schuldeiner wirklich unerlaubt großen Einsichtslosigkeit hat gestern die Mehrheit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion auf sich geladen. Denn auch wenn man, wie wir, durchaus in Rechnung stellt, was der Sozialdemokratie in den ganzen eindreiviertel Jahren des Bestandes der großen Koalition das Zusam­menarbeiten mit der Deutschen Volkspartei wirklich nicht leicht gemacht hat, wenn man die Intransigenz der Deutschen Volkspartei jetzt bei der Frage der Arbeitslosenversicherung als dem letzten Streitobjekt schon in Anbetracht der Kleinheit dieses Objektes nicht weniger als großartig findet - so bleibt unab­weisbar, daß gerade darum die sozialdemokratische Fraktion dem gestern schließlich gefundenen Kompromiß hätte zustimmen müssen, um Größeres, Wichtigeres zu wahren. Der Gewerkschaftsflügell der Sozialdemokratie hat vor lauter Fachlich-Speziellem die Politik nicht gesehen... Es ist seit langem deutlich, daß im Zentrum und noch mehr in der Deuschen Volkspartei starke Kräfte am Werke sind, um die innere deutsche Politik, vor allem in den wirt­schaftlich-sozialen Fragen, stärker nach rechts zu führen. Nämlich nach rück­wärts, weg von der Entwicklung der letzten zehn Jahre. Doch sind bisher diese Kräfte noch einigermaßen gebunden gewesen...
Die Volkspartei hat es eilig gehabt, aus dem törichten Beschluß der sozial­demokratischen Fraktion sofort ein fait accompli zu machen. Die Entwick­lung soll nach rechts. Und das, worauf im Augenblick alle Aufmerksamkeit und alle Kraft zu konzentrieren ist, kann nur noch sein, daß vor allem die Demokratie und ihre Verfassung dabei nicht Schaden erleiden. Die künftige Regierung, wie sie auch aussehen möge, muß aus Männern bestehen, die die Verfassung zu wahren entschlossen sind und sich auf Parteien und Gruppen stützen, die dafür ihrerseits Gewähr leisten... Da hat man ein Problem der Verfassungstreue, das unmittelbar akut ist. Darüber hinaus: die parlamentari­sche Demokratie hat gestern eine Schlappe erlitten, schon droht für die Steuer­reform der Artikel 48 - wir dürfen nicht ins Schlittern kommen.

1. Welche Vorwürfe werden in dem Leitartikel gegen die SPD erhoben, welche gegen die DVP? Wem erkennt der Autor das größte Maß an Schuld zu? Belegen Sie Ihre Aussagen.
2. "Der Gewerkschaftsflügel der Sozialdemokratiehat vor lauter Fachlich-Speziellem die Politik nicht gesehen." Erläutern Sie dieses Zitat aus dem Artikel.

_________
Ich habe auch Lösungsansätze, jedoch denke ich, dass es nicht genügend sind

Zu 1. würde sich sagen, dass er folgende Vorwürfe der SPD macht:
- hätte dem Kompromiss zustimmen müssen
- hat nicht an das wirklich Große & Wichtige gedacht (sondern nur an sich selbst?!)
-> das Wichtige war, die Regierung vor den Rechten zu schützen (?!)
- hat nicht die Politik überblicken können, weil sie nur an das "Fachlich-Spzielle" gedacht hat (was war in dem Fall das Fachlich-Spezielle ? )

Zu den Vorwürfen an die DVP:
- hat es der SPD nicht leicht gemacht, weil sie nicht wirklich hinter dem Kabinett standen
- mangelnde Bereitschaft zu Konzessionen
- will die innere deutsche Politik nach rechts führen -> rückwärts, weg von der Entwicklung
- hat es ausgenutzt, dass die SPD nicht zustimmen wollte, um Entwicklung nach rechts zu treiben
- kann Demokratie und Verfassung schaden bzw will sie nicht wahren (?)


Ich bin nicht sicher wem er das größere Maße an Schuld zuweist. Auf der einen Seite ist ja die DVP diejenige Partei, die die Entwicklung nach rechts ziehen will und der Verfassung somit schaden wird, aber auf der anderen Seite hätte die SPD es verhindern müssen, indem sie den Kompromiss eingeht und an das wirklich Wichtige denkt. Ich würde gern wissen, wie eure Meinung dazu ist und ob ihr noch weitere Vorschläge habt.

Bei der zweiten Aufgabe bin ich ziemlich verunsichert, weil ich nicht wirklich weiß, was mit diesem Satz gemeint ist.. Es wäre also toll, wenn es mir jemand erklären könnte, dann kann ich versuchen sie zu lösen.

Wäre toll, wenn jemand helfen kann =)
GAST stellte diese Frage am 06.12.2008 - 10:28


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Antwort von andeeII (ehem. Mitglied) | 06.12.2008 - 22:14
Zu 1.
Ich würde aus dem,
was im Artikel steht, meinen, daß der Leitartikler letztlich der DVP die größere Schuld zumißt, da sie die treibende Kraft hinter der Rechtstendenz der deutschen Wirtschafts- und Sozialpolitik ist. Die SPD hat sich mit ihrem verfehlten/voreiligen Koalitionsbruch quasi vor den Karren der DVP spannen lassen, die DVP hat dies für ihre Ziele ausgenutzt (Stichwort fait accompli, also Tatsachen geschaffen).
Ich befürchte jedoch, daß dein Lehrer sich am 2. Satz des Artikels festbeißen wird, in dem die Begründung für den SPD-Schuldspruch^^ quasi auf dem Silbertablett serviert wird...

Zu 2.
Eine der Kernaufgaben einer ordentlichen Gewerkschaft ist das Eintreten für die Arbeiterschaft im Allgemeinen und für ihre Mitglieder im Speziellen (und das galt damals ja noch in ungleich höherem Maße als heute in Zeiten von chronischem Mitgliederschwund bei allen Gewerkschaften) - und zwar vordringlich und kompromißlos.
Dieses sozusagen "gewerkschafts-inhärente" Ziel kollidierte bei dieser konkreten Frage der Arbeitslosenversicherung (du weißt bestimmt genauer als ich, worum es damals genau ging?^^) natürlich mit der "Staatsräson". Diese erfordert manchmal u.U. schmerzhafte Kompromisse - die mit einer Gewerkschaft des Jahres 1930 wohl weniger machbar waren als in heutigen Zeiten....

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