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Schuld in "Faust1" und "Der Vorleser"

Frage: Schuld in "Faust1" und "Der Vorleser"
(1 Antwort)

 
Hallo!
Ich schreibe bald in Deutsch Abitur und bräuchte noch ein paar Denkanstöße! Wir haben im Unterricht "Faust1", "Der Vorleser", "Draußen vor der Tür", "Woyzeck" und "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" gelesen und dabei vor allem über die Themen "Liebe" und "Schuld" gesprochen.

Fallen euch irgendwelche Parallelen auf?
Ich hab mir schon über Fausts und Michaels Schuld Gedanken gemacht:
Was haltet ihr davon? fallen euch Fehler auf oder fallen euch noch andere Aspekte ein?
Dankeschön!
Faust:
•Er ist im religiösen Sinne schuldig, weil er einen Pakt mit dem Teufel eingeht und nicht an die göttliche Gnade glaubt, bzw. auf sie hofft; er stellt sich außerdem mit Gott auf eine Stufe: Hybris
•er ist im strafrechtlichen Sinne schuldig, weil er am Tod von Gretchens Mutter schuld ist, und ihren Bruder tötet:
oer war Schuldfähig, da er zurechnungsfähig war; oder stand er unter Mephistos Einfluss und kann deswegen nicht für seine Taten verantwortlich gemacht werden?
oWillensfreiheit, da er sie nicht hätte töten müssen
•Er ist im moralischen (ethischen) Sinne schuldig:
oEr verstößt gegen die sittlichen Normen, indem er mit Gretchen schläft ohne sie zur Frau zu nehmen
oEr ist sich im klaren darüber, welches Schicksal einer ledigen Mutter droht (gesellschaftliche Ausgrenzung); trotzdem denkt er nur an sich und verlässt Gretchen nach der Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse; (oder stand er wieder unter Mephistos Einfluss, der ihn mit zur Walpurgisnacht nimmt um ihn von Gretchen abzulenken?) Aber hätte er sich nicht von Mephistos Einfluss befreien können und den „richtigen Weg“ erkennen müssen, da er doch über freie Entscheidungsmöglichkeit verfügt? Er ist sich seiner moralischen Verantwortung bewusst, da er weiß, dass er Gretchen Unglück bringen wird. Er entscheidet sich bewusst dafür auf sie keine Rücksicht zu nehmen und sie mit sich ins Verderben zu reißen. (Höhle)

Michael:
•Schuld im ethischen Sinne:
oEr verstößt gegen die sittlichen Normen indem er als Fünfzehnjähriger eine Beziehung mit einer sehr viel älteren Frau eingeht
oer verstößt gegen sein Gewissen indem er nicht zu seiner Beziehung mit Hanna steht; er fühlt sich schuldig, weil er im Schwimmbad nicht zu ihr gegangen ist. (er glaubt er ist verantwortlich für ihr Verschwinden; aber: sie hat ihn aus Angst vor ihrer Bloßstellung verlassen);
oer verstößt gegen sein Gewissen indem er nicht verhindert, dass Hanna für Verbrechen, die sie vermutlich nicht begangen hat, verurteilt wird.
Er ist sich seiner moralischen Verantwortung bewusst (er zieht auch seinen Vater zu Rate), versäumt aus Egoismus aber trotzdem zu handeln
Er hatte eine freie Entscheidungsmöglichkeit: niemand hat ihn gezwungen nicht zum Richter zu gehen; seltsamerweise fühlt er sich weniger schuldig, nachdem er beim Richter gewesen war ohne mit ihm über Hanna zu reden; er versucht sich die Situation schön zu reden, indem er sich einredet, er werde schuldig, wenn er zum Richter gehe, weil er damit Hannas Privatsphäre verletze und ihr ihre freie Entscheidungsmöglichkeit nehme


Er befindet sich in einem inneren Konflikt:
owenn er versucht Hanna zu verstehen, fühlt er sich schuldig weil er versucht eine Verbrecherin zu verstehen
owenn nicht versucht sie zu verstehen, fühlt er sich schuldig, weil er seiner Verantwortung Hanna gegenüber nicht nachkommt
er fühlt sich schuldig, weil er als Junge eine Verbrecherin geliebt hat; er war aber zu diesem Zeitpunkt nicht schuldfähig, weil er sich seiner moralischen Verantwortung nicht bewusst war (er wusste ja nichts von Hannas Vergangenheit als Kazettaufseherin; - er wusste aber von der deutschen Vergangenheit und hätte vielleicht stutzig werden können, als Hanna jede Frage nach ihrem vorherigen Leben abblockte – trotzdem war er sich seiner Verantwortung nicht bewusst)

•er fühlt sich ohne Grund schuldig; Hanna redet ihm ein schlechtes Gewissen ein (z.B. der Brief bei ihrem Fahrradausflug)
•er ist im rechtlichen Sinne schuldig:
oweil er für Hanna zum Verbrecher wird (er klaut um mit ihr Zeit verbringen zu können)
oweil er dem Gericht Beweise vorenthält: er hilft Hanna nicht, indem er dem Richter nicht eröffnet, dass Hanna Analphabetin ist und somit nicht für alle ihr vorgeworfenen Taten verantwortlich gemacht werden kann. Dies tut er nicht nur weil er auf Hannas Gefühle Rücksicht nimmt, sondern vor allem um sich selber nicht bloßzustellen. Obwohl er einen wichtigen Beitrag zum Prozess leisten könnte verzichtet er darauf um seine Beziehung mit Hanna zu verstecken und lässt damit zu, dass eine „( teilweise) Unschuldige“ verurteilt wird.
GAST stellte diese Frage am 13.03.2005 - 16:31

 
Antwort von GAST | 13.03.2005 - 16:33
Kein
Bock zu lesen :)

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