Referat: Nasenaffe, Nasalis larvatus
Nasenaffe, Nasalis larvatus
Der Nasenaffe gehört zur der Gruppe der Schlankaffen und ist ein Herdentier. Es klingt schon etwas merkwürdig, denn neben ihrer großen Nase, die am meisten auffällt, hat der Nasenaffe einen ziemlich dicken Bauch.
Ausgewachsene Nasenaffen sind relativ große Tiere. Die Männer werden über 70 cm lang und bis zu 24 kg schwer, während die Weibchen mit einer Länge bis zu 60 cm und einem Gewicht von nur 12 kg wesentlich kleiner sind. Die Schwänze der Nasenaffen sind etwa so lang wie der Rumpf. Die Nase, der die Tiere ihren Namen verdanken, ist hingegen nur bei den Männchen markant vergrößert. Erst bei einen geschlechtreifen werden Männchen, mit etwa 7 Jahren, entwickelt sich ein wahres Nasenungetüm. Das Wachstum dieser Nasengurke scheint nicht enden zu wollen, und bei alten Männchen hängt dieses offenbar unter hormonalem Einfluss stehendes Organ 10 cm lang und hindernd vor dem Mund herab. Beim Essen muss eine Hand das Gebilde zur Seite schieben, während die andere den Nahrungsbissen rasch in die Mundöffnung bugsiert. Weibchen haben, ebenso wie die Jungtiere, kleine Nasen, die von den Ausmaßen der Nasen der Männchen aber weit entfernt sind. Die Farbe des Fells ist ziegelrot, an der Körperunterseite und den Wangen wird es heller und an den Armen und Beinen geht es in einen Grauton über.
Die natürliche Heimat des Nasenaffen ist die indiomalaiische Insel Borneo. Angesiedelt wurde der Nasenaffe aber auch in Kalimantan, in den beiden malaysischen Bundesstaaten Sabah und Sarawaksowie dem eigenständigen Sultanat Brunei. Auf der Insel Borneo bewohnt er hauptsächlich die Mangroven-, Sumpf- und Flussuferwälder des küstennahen Tieflands und hält sich zumeist in unmittelbarer Nähe eines Wasserlaufs auf.
Gerne bezieht er abends zum Schlafen einen Baum, der direkt am Wasser steht. Warum der Nasenaffe stark am Wasser gebunden ist, weiß man noch nicht. Eine Erklärung wäre die, dass der große Affe auf das in Gewässernähe besonders reichliche Nahrungsangebot angewiesen ist. Die Böden im Ufer- und Überschwemmungsbereich von Fliesswässern sind erwiesenermaßen nährstoffreicher als anderswo, weil dort ständig irgendwelche Schwebstoffe abgelagert werden und ufernahe Waldstücke sind somit produktiver als uferferne. Durch das Leben an den Wasserläufen ist der Nasenaffe sehr oft gezwungen, von einem Ufer zum anderen hinüberzuwechseln, um alle in seinem Lebensraum vorhandenen Futterquellen nutzen zu können. Dieses tut er auch ohne zu zögern, denn er ist ein sehr guter Schwimmer und Taucher. Er besitzt Ansätze von Schwimmhäuten zwischen den Zehen. Doch auch auf den Bäumen bewegen sich die Nasenaffen sehr geschickt. Sie sind Baumbewohner.
Für den Naturschützer heißt dies, dass für die Erhaltung gesunder, langfristiger überlebensfähiger Nassenaffenpopulationen ungewöhnlich große Waldgebiete unter Schutz gestellt werden müssen. Ein arger Feind der Nasenaffen ist heute der Mensch, wobei der menschbedingte Lebensraumverlust mit Abstand die schlimmste Gefahr für die Affen darstellt. Die küsten- und flussnahen Bereiche des Tieflands auf Borneo, in denen die Nasenaffen zur Hauptsache vorkommen, sind die dichtestbesiedelten Teile der großen Insel. Viele der Mangroven-, Sumpf- und Flussuferwälder sind von der ansässigen Bevölkerung wie auch den kommerziellen Holzfällerfirmen dermaßen stark genutzt worden, dass nur noch einzelne Bäume übriggeblieben sind.
Eine weitere Gefahr für die Nasenaffen ist das Errichten der oft illegal riesigen Shrimpteich-Anlagen (Shrimpaquakulturen) auf den ehemaligen Mangrovengebieten. Die Regierungen verkaufen ihre Mangrovenwälder zu Spottpreisen an in- und ausländischen Investoren. Diese roden den einzigartigen Gezeitenwald für die Shrimpteich – Anlagen. Aber die Nutzung des Gebietes für die Shrimpzucht ist nicht von langer Dauer. Nach nur drei- bis maximal zehnjähriger Nutzung werden die Shrimpteiche aufgegeben. Aufgrund der Verseuchung der Teichböden mit Chemikalien ist eine Aufforstung über Jahrzehnte hinweg meist unmöglich. Der Bevölkerung bleibt nichts, außer einer dauerhaft zerstörten Umwelt.
Eine ernstzunehmende Gefahr für die Nasenaffen stellt in manchen Gegenden Borneos ferner die Bejahung dar. Diese ist zwar illegal, da die Nasenaffen in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet unter strikten gesetzlichen Schutz stehen. Ungenügend ist jedoch der Vollzug des Naturschutzgesetzes, da es vielerorts an Personal mangelt und es ist ohnehin sehr schwierig, größere Flusssysteme regelmäßig zu überwachen. Unsinnigerweise dient die Bejagung der Nasenaffen in den wenigsten Fällen der Nahrungsversorgung der Bevölkerung, sondern einzig der Freizeitgestaltung von manchen Freizeitjägern. Sie fahren mit ihren Motorbooten den Flüssen entlang und schießen auf die Nasenaffen, die die Angewohnheit haben am Abend an den Flussufern sich zu versammeln. Auch der Fang von Nasenaffen für den Tierhandel kommt seit kurzem in Mode. Dieser Fang ist illegal, doch finden sich immer wieder Besitzer.
Zurzeit werden Schutzgebiete für die Nasenaffen in Kalimantan und in Borneos errichtet, doch ob dieser Schutz für das Überleben der Art, d. h. für die Erhaltung gesunder, langfristig überlebensfähiger Nassenaffenbestände ausreicht, erscheint angesichts des außergewöhnlichen Platzbedarfes der Tiere jedoch fraglich. Es ist deshalb, auch zugunsten der übrigen Tier- und Pflanzenwelt Borneos unbedingt wünschenswert, die vorhandenen Schutzgebiete auszuweiten, die in erschreckendem Tempo stattfindende Waldzerstörung einzuschränken und en Vollzug der Naturschutzgesetze zu verbessern.
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