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Referat: Ursachen und Anlässe der friedlichen Revolution in der DDR

Alles zu Deutsche GeschichteUrsachen und Anlässe der friedlichen Revolution in der DDR Das Rad der Geschichte läßt sich nicht zurückdrehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß es immer wieder zu Ausschreitungen kommt, die in gesellschaftlichen Veränderungen enden. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges 1945 kam es 1949 auch in Deutschland zu einer weitreichenden gesellschaftlichen Veränderung. Es kam aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen und Beteiligung fremder, ausländischer Mächte zur Teilung des gesamtdeutschen Staates. Deutschland wurde damals in vier Bereiche unterteilt, die den jeweiligen Besatzungsmächten zugeteilt waren. Auf alliierter Seite waren das Frankreich, England und die Vereinigten Staaten von Amerika. Auf gegnerischer Seite war dies die Sowjetunion. Die Alliierten gestatteten ihren Teilen als die Bundesrepublik Deutschland weiter zu existieren. Die östliche Besatzungszone der Russen wurde Zur Deutschen Demokratischen Republik gemacht und in ihr wurde der Sozialismus nach russischem Vorbild zur Staatsform. Die westdeutschen Militaristen setzten 1961 alles auf eine Karte, indem sie die Kriegshetze und Wühltätigkeit gegen die Deutsche Demokratische Republik verstärkten. Die westdeutschen Imperialisten hatten sich verrechnet. Am Morgen des 13. August 1961 nahmen Angehörige der Berliner Kampfgruppen und der bewaffneten Kräfte der DDR die bis dahin offene Grenze zwischen der DDR und Westberlin unter Kontrolle. Es kam zur aggressiven Abgrenzung zwischen Ost und West, was auch als ‘Mauerbau’ bekannt war. Von nun an stand der umfassende Aufbau des Sozialismus in aller Bereichen im Vordergrund. Der Sozialismus sollte zum Hauptinhalt aller Tätigkeiten der Arbeiterklasse und Werktätigen werden. Umfassender Aufbau des Sozialismus hieß vor allem, die Arbeitsproduktivität ständig zu steigern, die modernen Erkenntnisse der Wissenschaft nutzbringend anzuwenden und die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus allseitig und vollständig durchzusetzen. Die Produktion in Industrie und Landwirtschaft nahm einen wachsenden Aufschwung. Innerhalb von vier Jahren stieg die industrielle Produktion um 25 Prozent. Zugleich erhöhte sich die Qualität der Erzeugnisse, von denen viele an der Weltspitze konkurrieren konnten. Durch den Aufbau neuer moderner Industriebetriebe erhöhte sich die Erdölverarbeitung auf das Neunfache und die Produktion des wichtigen Plastrohstoffes Hochdruck-Polyäthylen sogar um das Zwölffache. In der BRD hat sich in der selben Zeit das Systems des staatsmonopolistischen Kapitalismus etabliert. Je größer die Erfolge der DDR im sozialistische Aufbau sind, je stärker also der friedliebende deutsche Arbeiter- und Bauernstaat ist und je mehr dadurch die Ideen des Friedens und des Sozialismus auch auf Westdeutschland ausstrahlen, um so eher werden die demokratischen Kräfte in Westdeutschland eine Wende herbeiführen. Wie der Verlauf der Geschichte deutlich macht, haben sich innerhalb von vierzig Jahren, seit 1949, zwei Länder völlig unterschiedlich entwickelt. Auf der einen Seite entwickelte sich der Kapitalismus und auf der anderen der Sozialismus. In der BRD gab es eine Verfassung, die den dortigen Staatsbürgern bestimmte Grundrechte zusicherte und diese auch verteidigte. In der DDR hingegen wurde eine Verfassung geschaffen, die dem Vorbild der Sowjetunion folgte und, statt den Bürger, den Staat unterstützte. Im weiteren Verlauf der Ausführungen wollen wir deutlich machen, wie und warum das System der DDR zum scheitern verurteilt war und welchen Einfluß die Bevölkerung auf bestimmte Geschehnisse hatte. Der Ausbruch und der Erfolg der "friedlichen Revolution" in der DDR können nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden. Ein ganzes Ursachenbündel und zahlreiche Anlässe haben dazu beigetragen, daß der SED-Staat zusammenbrach. Die Ursachen lassen sich in drei Grade unterteilen, die nach ihrer Wichtigkeit geordnet sind. An erster Stelle steht die Idee der Perestrojka und die damit verbundenen Demokratisierungsprozesse in einigen osteuropäischen Staaten. Man versuchte von der damaligen Sowjetunion ausgehend den Ostblock neu zu strukturieren, um mit dem Westen konkurrieren zu können, bzw. das eigene Überleben zu sichern. Entscheidende Voraussetzung war die Abkehr Gorbatschows von der Besschnew-Doktrin, die in der Vergangenheit die Souveränität der sozialistischen Staaten dekretiert hatte. Während im kommunistischen Machtbereich bis dato ein allgemeingültiges Modell des Sozialismus vom Kreml vorgegeben war, machte Gorbatschow bereits kurz nach seinem Amtsantritt den verbündeten Ländern zusagen zu einem eigenen Entwicklungsweg. Gorbatschow proklamierte ein "neues Denken". Auf die selbe Ebene, bzw. gleichgestellt mit dem selben Grad gehört die Lernfähigkeit der SED-Führung. Diese sahen keine Notwendigkeit darin, ihr Land neu "tapezieren" zu müssen, wenn ein Nachbar seine Tapete wechselt. Dies bezieht sich wiederum auf die von der Sowjetunion ausgehende Umgestaltung. Die DDR-Führung nutzte diesen vergrößerten innen- und außenpolitischen Spielraum, der ihr von der Sowjetunion gegeben wurde jedoch nicht in geringsten Maße. Die Führung unter Erich Honecker betrieb weiterhin ihre Politik unter dem Motto "Sozialismus in den Farben der DDR". Man predigte Erneuerung, war aber in der Realität gegen jegliche Reformen. Mit dem Leugnen der meisten Probleme und deren allgemeiner Verdrängung entstand ein Problemstau, der nicht mehr zu stoppen war. Es beschäftigen sich noch heute viele Wissenschaftler mit der Frage, warum die DDR-Führung alle Wege der Modernisierung verbaute und sogar den kleinsten Versuch im Keim erstickte. Es entstand ein System von Korruption und Mißwirtschaft. Die Mehrheit der sich mit diesem Gebiet auseinandersetzenden Wissenschaftler ist der Meinung, daß es der Führung nicht gelungen war, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu begreifen, daß das Gesellschaftsmodell stalinistischer Herkunft an sein Ende gekommen war. Im Vergleich mit der Sowjetunion und anderen sozialistischen sich verändernden Ländern, erschien die Politik der DDR als ein Festhalten an überholten Vorstellungen und fortdauernde politische Repression. An zweiter Stelle stehen die inneren Strukturprobleme der DDR. Darin enthalten sind die Wirtschaftskrise, die nachlassende Bereitschaft der Bevölkerung, grobe Verstöße gegen Recht und Verfassung hinzunehmen, sowie die fortschreitende Erstarrung des bürokratischen Apparates. Gründe für die verschlechterte Wirtschaft ist der Zustand der Produktionsanlagen und die schlechte Infrastruktur. Die in den Fabriken genutzten Anlagen, sowie die Produktionsweisen sind zum größten Teil sehr veraltet. Ein Großteil der im gesamten Land beschäftigten Personen ist im Reparaturbereich tätig. Der Handel mit den Westeuropäischen Ländern, insbesondere der Bundes Republik ist seit 1985 rückläufig. Ebenfalls eine negative Tendenz ist bei den Importen mit den OECD-Ländern erkennbar. Weiterhin ist auch die Kaufkraft der DDR-Währung gesunken. Um 1980 1 DM im Westhandel zu erlösen wurden 2,40 Mark benötigt. Im Jahre 1989 mußten bereits 2,40 Mark aufgebracht werden. Die Grundversorgung des Staates war immer gegeben. Die Vielfalt der Angebote war nicht sehr hoch, ebensowenig wie die Dauer des Angebotes. Bereits in den Abendstunden waren die meisten Regale leer. Der Schwerpunkt des Verkaufs lag nur in der Notwendigkeit und nicht in der Qualität, dem Sortiment, der Mode oder der Technik. Ein weiterer Punkt der sehr zum Untergang beitrug, ist der Vertrauensbruch der Partei mit der Bevölkerung. Dies geschah zum größten Teil durch die gefälschten Wahlen. Der Ein-Parteienstaat versucht massiv, seine Existenz zu sichern, indem die Wahlergebnisse manipuliert wurden. Bei jeder Wahl wählten über neunzig Prozent die SED. Die Kommunalwahlen von 1989 machten erstmals die Unzufriedenheit der Menschen deutlich. Bei mehreren Nominierungsversammlungen kam es zu heftige Diskussionen. Aufgrund dieser Tatsachen wurden viele Versammlungen bereits von Beginn an, unter dem Ausschluß der Öffentlichkeit durchgeführt, um die Kontrolle zu gewährleisten. Daraufhin kam es zu einem wachsenden Engagement der Kirche. Es wurde aufgerufen, den Wahlen fernzubleiben oder gegebenenfalls mit "Nein" zu stimmen. Im weiteren Verlauf veranlaßte die Kirche in den meisten Städten eine fast flächendeckende Beobachtung der Auszahlung der Wahlergebnisse. Es kam zu einem starken Unterschied zwischen den offiziell bekanntgegebenen Ergebnissen und den wirklich von den Bürgern abgegebenen Stimmen. In den meisten Wahlbüros wurden zuletzt, nicht wie von Egon Krenz 98,85 Prozent der Stimmen erzielt, sondern nur etwa 20 Prozent. Es gab auch eine Nichtbeteiligung von ebenfalls etwa 20 Prozent. Daraufhin erstatteten zahlreiche Personen Anzeigen wegen Wahlfälschung. Ein letzter Faktor der die ökonomischen Umstände der DDR negativ beeinflußte war die Selbstüberschätzung des Politbüros. Die Erfolge, die in der Vergangenheit erreicht wurden, wurden übertrieben genossen und über die eigentlichen Probleme gestellt. Man überspielte die derzeitige Lage und genoß den Ruhm. Die Stimmung des Volkes hatte unter dieser Überheblichkeit zu leiden. Das Volk sah nur noch das Land und die Probleme, von denen es überschüttet war. Die Erfolge, die noch erzielt wurden, oder persönliche Glücksgefühle standen im Hintergrund. Die SED-Führung hatte ihre Macht mißbraucht und machte aus der DDR einen Staat der unter der totalen Kontrolle der Partei lag. Was waren aber die Symptome bzw. die Gründe für diesen Machtmißbrauch.? Es gab fünf wesentliche Anzeichen.
1) Die Konzentration der Macht in den Händen eines arroganten Alleinherrschers. Honecker benutze den Staat um seine Vorstellungen von einem Staat zu verwirklichen, der nur für ihn da ist.
2) Weiterhin wurde die Wirtschaft und die Produktion nicht vom Bürger bzw. dem Konsumenten beeinflußt, sondern von einer dafür zuständigen Komandozentrale. Dieser fehlte es an Verständnis für Bedürfnisse und Wünsche des Konsumenten im sozialen, sowie im gesellschaftlichen Bereich. Die Lebensqualität der Bevölkerung stand nicht im Mittelpunkt der Aufgabenfelder der Komandozentrale.
3) Der Staat verfaßte Regeln für die Ausübung von Kultur, Wissenschaft und Bildung. Es kam dazu, daß einige Personen damit absolut nicht konform gehen konnten und die DDR verließen.
4) Auch in der DDR gab es in der Vergangenheit Bürger, die mit der Politik nicht übereinstimmten und ihre negative Einstellung deutlich machten. Es kam zur politischen Entmündigung und zur Bestrafung Andersdenkender. Es wurden Geschichten erfunden, die dafür sorgten das gewisse Personen aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurden oder bei größeren Verstößen auch mit lebensgefährlichen Strafen verurteilt wurden.
5) Die Presse- und Informationsfreiheit wurde in keiner Weise gewährleistet. Die Medienlandschaft wurde in eine trockene und trostlose Informationswüste verwandelt, in der zensierte Berichte an der Tagesordnung waren. Horst Spindermann sah ein weiteres Problem darin, daß der Sozialismus der DDR administrativ war und nicht demokratisch. Spindermann sagt, daß man den administrativen Sozialismus als Vorstufe für eine Demokratie hätte nutzen sollen. An dritter Stelle kommt nun die Bundesrepublik Deutschland ins Spiel. Die Attraktivität der BRD, die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegen, aber durch Mauer und Absperrungen abgetrennt war, schien unerreichbar. Die Bedeutung dieses Faktors ist deutlich an der Fluchtrate erkennbar. Sobald sich ein Schlupfloch im "Eisernen Vorhang" auftat, nutzten die DDR-Bürger ihre Chance für eine Flucht in den Westen. Ausreiseanträge, Übersiedlungen und Botschaftsbesetzungen ließen die Gefahr einer extremen und unkontrollierbaren Flüchtlingswelle deutlich werden. 28 Jahre lang hatte die SED-Führung es geschafft, die DDR nach außen hin hermetisch gegen den Westen abzuschirmen. Nach §213 des Strafgesetzbuches der DDR war der "ungesetzliche Grenzübertritt" verboten. Im Januar 1989, gab Erich Honecker bekannt, daß der antifaschistische Schutzwall den Frieden in Europa gerettet hätte und daß er solange erhalten bleiben würde, bis nicht die Bedingungen, die zu seiner Erbauung beitrugen, geändert werden würden. Honecker sagte, daß die Mauer noch weitere 50 bis 100 Jahre bestehen würde. Dies erzeugte eine weitere Stärkung des Volkes, die Zustände und gesellschaftliche Situation zu verändern und zu verbessern. Im August 1989, kam es zu einer Flüchtlingswelle, bei der die Flüchtlinge die Ständige Vertretung in Ostberlin und die deutschen Botschaften in Budapest, Prag und Warschau besetzten. Nach vielen Verhandlungen mit Ungarn ließ die ungarische Regierung die Flüchtlinge nach Österreich ausreisen. Die DDR-Führung sprach von Abwerbung und Entführung. Später ließ auch Polen aufgrund von Verhandlungen, die Flüchtlinge ausreisen. Insgesamt kamen 1989 343854 Übersiedler in die Bundesrepublik. Ebenfalls an dritter Stelle gehören die in Nuancen unterschiedlich aber in Ziel und Endergebnis ähnlichen politischen Aktionen, die von der BRD seit 1965 gegenüber der DDR betrieben wurden. Darunter gehören auf jeden Fall die Politik des "Wandels durch Annäherung und die Politik des Beharrens auf der nationalen Einheit. Von Seiten der SPD wurde gesagt, daß sie zusammen mit weiteren Verbündeten seit dem Mauerbau 1961 Schritt für Schritt versucht hat, diese durchlässiger zu machen. Man versuchte, so den Menschen das Leben zu erleichtern und nationenübergreifend den Zusammenhalt zu stärken. Man wollte dem deutschen Volk bei seiner Wiedervereinigung behilflich sein. Was brachte nun dieses Volk dazu, sich nach so langer Zeit gegen die Zustände aufzulehnen und die Initiative zu ergreifen? Die Bürger der DDR nutzten jede ihnen einfallende Möglichkeit, um sich von dem diktatorartigen Regime der SED-Führung zu befreien. Dabei waren Legalität oder Illegalität nicht der entscheidende Punkt. Die Anlässe dieser friedlichen, von unten ausgehenden, Revolution sind verschiedene. Die Zeit war geprägt von Demonstrationen, Ausreisen, legal, sowie illegal, und Gefühlen, die den Menschen zeigten, daß es Zeit für Veränderungen war und daß es Hoffnung gab. Ein Gefühl von persönlicher Freiheit breitete sich aus, daß den Menschen in der DDR Kraft gab, um diesen Kampf gegen das Regime zu führen. Die Demonstrationen begannen in Leipzig und breiteten sich von dort ausgehend über die gesamte DDR aus. Am 04. September ‘89, versammelten sich mehrere Leute nach dem Gottesdienst auf der Straße, um friedlich ihre negative Einstellung zum damaligen Weg der SED-Führung deutlich zu machen. Dieser 04. September war ein Montag und seit daher wurden die Demonstrationen immer montags abgehalten und bekamen daher den Namen "Montagsdemos". Die Sprüche, die von den Demonstranten in den Abend hinaus gerufen wurden, beinhalteten zu diesem Zeitpunkt noch keinen Gedanken, der sich mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten befaßte. Man versuchte das eigene Land zu verbessern. Die Bürger taten daß, was ihnen laut Verfassung zusteht. Sie wollen, daß die Regierung nach dem Willen des Volkes handelt. Die Demonstranten wollten eine Anerkennung der Verfassung unter der ihnen zugesicherten Menschenrecht. Sie wollten Meinungsfreiheit. Die SED-Führung, unter Erich Honecker, sollte in ihrer Unterdrückung gestoppt werden und das Volk sollte endlich als solches akzeptiert werden. Leider war es zu diesem Zeitpunkt in Leipzig nur ein kleiner Anfang. Die Staatssicherheit der DDR griff in das Geschehen ein und verhaftete gezielt die Bürgerrechtler, die die Demonstration geplant hatten. Sie wollten versuchen, somit den "Keim allen Übels" ersticken und der SED-Führung die Zukunft sichern. Ein weiteres Problem, was wenige Bürgerrechtler sahen, war die internationale Position des Westens. Rundfunkanstalten aller Art vermittelten keinerlei Bilder, bzw. Eindrücke der wirklichen Situation in der DDR. So kam es, daß sich in Berlin eine Gruppe traf, die sich aus der BRD eine Videokamera einschmuggeln lassen hat. Von Berlin aus machten sie sich auf den Weg nach Leipzig, um die dortigen Geschehnisse zu dokumentieren und so den Westen und auch den Rest der Welt zu informieren. Auf ihrem Weg wechselten sie mehrere Male ihr Fahrzeug, meistens einen Trabant, und gelangten am Abend des 02. November nach Leipzig. Dort postierten sie sich auf dem Dach der Kirche und wollten Aufnahmen machen. Sie hatten jedoch Angst, ihre Kamera aus der Plastiktüte zu holen und die Demonstration aufzunehmen. Am 09. November 89 rangen sie sich endlich dazu durch und nahmen unter lebensgefährlichen Bedingungen das auf, was die Welt sehen sollte. Man erhoffte sich so Unterstützung von außerhalb. Ihre nun letzte Sorge war, wie sie von diesem Dach wieder ungesehen herunterkamen. Aber glücklicher Weise wurden sie von einem Kirchenoberhaupt entdeckt, der ihnen bei der Flucht half. Hatten doch am Anfang alle Demonstranten für eine bessere DDR gekämpft, so hatten sich die Einstellungen der Menschen jetzt geändert. Die Sprüche auf den Transparenten, Plakaten und die in den Mündern der Leute wandelten sich. Am Anfang war das Motto: "Wir sind das Volk". Mit der Zeit kam ein Gefühl von Einigkeit auf. Man sah die Deutschen als "ein Volk". Am Ende war die höchste Stufe erreicht. Die Sprüche lauteten: "Deutschland einig Vaterland". Die DDR-Bürger waren in einer revolutionären Welle und diese Welle war unaufhaltbar. Die Welle der Demonstrationen hatte sich über das ganze Land ausgebreitet. Es gab Demonstrationen in Berlin, Rostock, Halle, Magdeburg und anderen kleineren Städten wie z.B. Neubrandenburg. Aber die friedliche Revolution war nicht nur von Demonstrationen geprägt, sondern auch von einem extrem starken Willen, die Welt westlich des eisernen Vorhangs zu ergründen. Man wollte ausreisen und nicht nur in den Osten. Tausende reisten über die CSSR und Polen nach Ungarn aus. Dort türmten sich die Karawanen der "Trabbis" und Wartburgs. Nach langem Warten von mehreren Tagen, wurde diesen Menschen die Ausreise gestattet. Viele DDR-Bürger legten ihre Staatsbürgerschaft in Prag in der deutschen Botschaft ab, um so in die BRD einreisen zu können. Diese Menschen hatten den glauben an ihr Vaterland verloren. Sie sahen keine Möglichkeit mehr, den Staat unter der SED-Führung zu retten. Berlin, wo die Teilung Deutschlands aufgrund der Teilung Berlins am deutlichsten zu sehen war, war der Schauplatz für die ersten direkt offenen Grenzen. Auf einer Pressekonferenz gab Günter Schabowski Auskünfte, die erst für den nächsten Tag bestimmt waren. Die Presse fragte ihn direkt nach dem Punkt der Ausreise in den "Westen". Auf diese Frage antwortete Schabowski um 19:07, daß die Grenzen offen sind, und daß es jedem Bürger gestattet ist, in den Westen auszureisen. Das Personal an den Grenzen war von dieser Aktion noch nicht informiert. An den Grenzübergängen in Berlin versammelten sich Tausende von Menschen. Die Nacht war erleuchtet von Kerzenschein, dem Symbol der Wende, und vom Gesang der Menschen. An einigen Grenzübergängen wurde den DDR-Bürgern die Möglichkeit geboten, nach Westberlin auszureisen. Bedingung für die Ausreise war der "Stempelbefehl". Dieser Stempel wurde auf den Ausweis bzw. den Paß gedrückt, und er somit ungültig gemacht. Den Bürgern war es egal. Sie hatten zwar offiziell nicht mehr die Möglichkeit zurückzukommen, aber darüber machte sich zu diesem Zeitpunkt keiner der Ausreisenden Sorgen. Der Grenzübergang Bornholmer Straße war der meistbesuchteste aller. Um 22:30 Uhr wuchs dem Polizeipersonal und den Grenzleuten das Geschehen über den Kopf. Die, die zuvor versucht hatten, den Sturm aufzuhalten, entschieden jetzt aus eigenem Ermessen, daß es keine Hoffnung mehr auf Besserung gab. Es wurde der Befehl zum "Fluten" gegeben. Die Schlagbäume wurden gehoben und die Bürger stürmten über die Grenzen. Auf westberliner Seite wurden sie herzlichst empfangen. Überall schrien die Leute "Die Grenze ist offen!". Es breitete sich aus wie ein Lauffeuer. Aus Berlin und auch vom Umkreis kamen Unmengen von Menschen. Viele von ihnen kamen mit den eigenen Autos. Aber die meisten von den jetzt "Rübermachern" hatten nicht die Flucht aus dem Vaterland im Sinn. Sie wollten nur daß, was die Menschen auf ihren ersten Demonstrationen forderten. Sie wollten ausreisen, um den Westen kennenzulernen, aber nicht um dort zu leben. Sie wollten ihre persönliche Freiheit. Die Medien, jetzt von beiden Seiten, fragten viele, was sie jetzt vorhaben, und ob sie auf Dauer im "Westen" bleiben wollten. Die Antworten ähnelten sich meistens. "Nö, wir wollen nur mal rüber schaun, ob es wirklich geht, aber wir fahren heut’ noch zurück, Wir müssen ja morgen früh wieder zur Arbeit, ‘ne ?! Gegen 23:00 Uhr waren mehrere Grenzen in Ost- bzw. Westberlin offen und ermöglichten so den Bürgern ein wenig mehr Freiheit. Aber der Drang nach Freiheit ließ nicht nur die Grenzen aufgehen. Es gab auch Personen, bei denen der Wille und der Drang nach Einheit besonders deutlich wurde. Einige kletterten beim Brandenburger Tor auf die Mauer und von dort nach Westberlin. Die Feuerwehr der DDR versuchte zwar diese Menschen mit Wasserwerfern "herunterzuspühlen", gab aber nach etwa einer halben Stunde die Aktion auf. Die ersten Mauerspechte wurden geboren. Man reichte einer wildfremden Frau Hammer und Meißel rauf und sie fing an symbolisch, die Mauer zu vernichten. Beamte, die zuvor die Grenze sicherten, verließen diese teilweise, um sich am Geschehen und dem Treiben zu beteiligen. Sie waren letztendlich auch nur Menschen. Von westberliner Seite wurden Bustouren angeboten, die Bürgern beiderseits das Passieren der Grenze erleichtern sollte. Diese waren alle gratis. Auf dem Kuhdamm wurde die Nacht zum Tag gemacht. In Bars und Kneipen, sowie Restaurants aller Art, wurde gefeiert bis früh in den Morgen. Überall war eine Stimmung von Erfolg und Fröhlichkeit zu hören und zu spüren. Wildfremde Menschen unterlagen ihren Gefühlen und fielen sich gegenseitig vor Rührung in die Arme. Den Menschen standen Tränen in den Augen. Diese Nacht war für alle unvergeßlich. Der Wille nach Freiheit war aber nicht allein. In Halle kam erstmals die Umwelt und die damit verbundene Umweltverschmutzung ins Spiel. Es wurden erstmals Daten bekannt, die über die Chemiefabriken informierten. Es wurde dem Volk bewußt, daß keinerlei Filter genutzt wurden, um die Abwasser und Abgase zu bereinigen. Bei Vergleichen mit ausländischen Städten wurde festgestellt, daß die Belastung um mehr als 300% höher ist. Den Bürgern wurde bewußt, in welcher Misere sie sich befanden. Würde dies weiter gehen, wäre das Land in wenigen Jahren verseucht und nicht mehr bewohnbar. Es war also auch in diesem Bereich Zeit für Veränderungen. Aber wie sollten diese Veränderungen erreicht werden? Man hatte seit den letzten vierzig Jahren die selben Politiker an der Macht, die seit dieser Zeit die selbe alte Politik betrieben. In diesem Zeitraum waren Veränderungen jeglicher Art unbedeutsam und vorallem unerwünscht. Es bestand also keine Möglichkeit mit dieser politischen Spitze die DDR in eine bessere und konkurrenzfähigere Zukunft zu führen und somit das Leben wieder auf ein akzeptables Level zu heben. Es gab also nur eine Chance und diese wurde auf den Demonstrationen und Kundgebungen gefordert. Man wollte eine politische Führung mit den Politikern des Volkes; mit Politikern, die die Stimme des Volkes vertraten. Es gab viele Anlässe, die das ‘Faß zum überlaufen brachten’. Einige haben wir versucht darzustellen, und einige wurden bereits in den Ursachen deutlich. Wichtig ist noch einmal zu erwähnen, daß der Wille des Volkes nach freien Wahlen auch ein wichtiger Anlaß war. Egon Krenz fälschte jede Wahl zu seinen Gunsten. Bei den Wahlen wurde entweder gewählt, oder nur ‘gefaltet’. Beim ‘Falten’ wurde der Wahlzettel ohne anzukreuzen gefaltet und in den Kasten gesteckt. Damit akzeptierte man die allgemeine Meinung und die Stellung der Politiker. Bei den meisten Wahlen war das ‘Falten’ in der Mehrheit. Als es bekannt wurde, erlangte das Volk Kraft, Kraft die es nutzte und somit weiter auf sein Weg kam, frei zu sein. Die Demokratie war in greifbarer Nähe. Es gab aber auch unzählige Ursachen, die wir nicht nannten. Alle diese Ursachen hier darzulegen wäre falsch, denn sie würden bei weitem den Rahmen sprengen. Wir haben versucht, eine gute Auswahl zu treffen, um die Bandbreite abzudecken und die Vielfalt zu zeigen. "Beziehungen DDR - UdSSR sind beispiellos in ihrer Intensität und Vielfalt Erich Honecker schätzte ein, daß die sozialistische Entwicklung der DDR auch im 40. Jahr ihres Bestehens von politischer Stabilität und wirtschaftlicher Dynamik gekennzeichnet sei. Unter Führung der SED würden die Werktätigen der DDR erfolgreiche Anstrengungen zur weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft unternehmen und schöpferische Initiative entsprechend dem Grundsatz ,Je stärker der Sozialismus - desto sicherer der Frieden , entfalten. " Noch am 29.06.1989 konnte man diese Schlagzeilen in jeder ostdeutschen Tageszeitung lesen. Wie es trotz der positiven Einschätzung der Situation durch die Regierung zu einem so raschen Machtwechsel kommen konnte, wurde bereits im ersten Teil geklärt. Wie aber verlief dieser Umbruch speziell in Neubrandenburg? Begonnen hat die friedliche Demonstration der Ostdeutschen bereits am 19.08.1989 mit der " Massenflucht " . Mehrere hundert DDR - Bürger fliehen über die " grüne Grenze " von Ungarn nach Österreich und oft weiter nach Westdeutschland. Durch eine ungarisch - österreichische Veranstaltung an der gemeinsamen Grenze bietet sich für die Vorläufer die Chance " ihres Lebens ". Im August werden es bis zu 3000 DDR - Bürger in den Westen geschafft haben. Bereits im September des gleichen Jahres öffnet Ungarn die Schlagbäume an der Grenze zu Österreich. Rund 7000 " Ausreisewilligen " ist es erlaubt, das Land zu verlassen. Diese Zahl steigt innerhalb von drei Tagen auf ca. 15000 " Flüchtlinge", die in die BRD gelangen. In den DDR - Zeitungen spricht man daraufhin von " organisiertem Menschenhandel ". Aufgrund dieser Ereignisse bilden sich Oppositionsgruppen wie beispielsweise das "Neue Forum" (NF) und die Bürgerbewegung "Demokratie jetzt". Aufrufe dieser Gruppen werden weitergeleitet und besonders in Neubrandenburg durch Pastoren bestmöglich verbreitet. Die Kirche macht weiterhin "Druck". In Eisenach beginnt eine fünftägige Synodaltagung (Versammlung von geistlichen Laien ) des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Am 19.09.1989 wird von ihnen der Beschluß verabschiedet, in dem dringend notwendige Reformen in der DDR gefordert werden. Zwischendurch greift die Regierung ein. In Leipzig werden ca. 100 Personen festgenommen, die sich nach dem Friedensgebet an einer nicht genehmigten Demonstration beteiligt haben sollen. Die Antwort kommt vom Neuen Forum. Es fordert eine offizielle Zulassung der Vereinigung. Wir befinden uns immer noch im September. Die neubrandenburger Pastoren Kruse, von Saß und Müller regen ein Friedensgebet nach dem Leipziger Vorbild an. Evangelische und katholische Gemeinden haben sich zu diesem Zweck vereint und ein wöchentliches Treffen vereinbart. Am 01.10.1989 treffen rund 6000 DDR-Bürger als Flüchtlinge aus der DDR in Prag ein, darunter etwa 800 aus Warschau. Bis zum 03.10. wächst der Flüchtlingsstrom in Prag erneut auf rund 7600 Menschen an, obwohl die Polizei das zu verhindern sucht. Einen Tag darauf beendet die Polizei in Leipzig mit Gewalt eine Demonstration von 25000 Menschen. Sie traten für Reformen und demokratische Erneuerung ein. Die Sicherheitskräfte bekommen zum ersten Mal Unterstützung von den Einheiten der Betriebskampfgruppen. Auch in Magdeburg und Dresden werden Demonstrationen teilweise mit Gewalt aufgelöst, womit die Regierung versucht, einen Putsch zu verhindern. Zum 40. Jahrestag der DDR (07.10.) findet eine Parade der NVA in Berlin und eine Flottenparade vor Rostock statt. Michail Gorbatschow (sowjetischer Partei - und Staatschef), der selbstverständlich an den Aktivitäten teilnimmt, mahnt im seiner Festrede Reformen an. Sein Satz "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." wird zu einer wichtigen Losung der Erneuerung. In Berlin kommt es am Abend zu spontanen Demonstrationen gegen die alte Regierung. "Wir bleiben hier!" und "Gorbi, hilf uns!" wird gerufen. Demonstrationen für Meinungsfreiheit und Reformen werden in verschiedenen Städten der DDR gewaltsam und zum Teil mit großer Brutalität aufgelöst. Viele Demonstranten werden verletzt und mehr als 1000 von ihnen wurden bis zum 13.10. festgenommen. Im Pfarrhaus von Schwante im Bezirk Potsdam wird von rund 40 DDR - lern die Sozialdemokratische Partei in der DDR ( SDP ) gegründet. Zu ihren Geschäftsführern wählen sie den Historiker Ibrahim Böhme, der später als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit enttarnt wird. An diesem Abend stellen auch viele Neubrandenburger Kerzen in die Fenster als Zeichen der Hoffnung. Am Montag, dem 09.10., kommt es in Leipzig zur bisher größten Demonstration. Der Ruf " Wir sind ein Volk - keine Gewalt " verhindert einen blutigen Zusammenstoß. Die aufmarschierten Sicherheitskräfte halten sich zurück. Dies ist der offizielle Beginn der " friedlichen Revolution ". Endlich findet das erste Friedensgebet in Neubrandenburg statt, zu welchem 30 bis 50 Teilnehmer erwartet werden. Es kommen 250! Es wird von Demos in anderen Städten und von Übergriffen der staatlichen Organe sowie von Verhaftungen und Schnellverfahren berichtet. Für alle Aktionen vor Ort bittet man um Zusammenhalt und Solidarität.
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