Referat: Aichinger, Ilse - Das Fensterthater: Interpretation
Inhaltsangabe
Der Text "Das Fenster Theater", der von Ilse Aichinger 1949 geschrieben wurde,
handelt von einem Missverständnis zwischen einer Frau und einem alten Mann,
welche sich gegenüber wohnen. Die Frau steht an in ihrer Wohnung, im vorletzten Stock, an ihrem Fenster und wartet auf ein neues Geschehen. Sie entdeckt, kurz bevor sie sich vom Fenster abwenden will, dass der alte Mann gegenüber sein Licht anknipst, was ihr
Interesse weckt. Der Mann öffnet und nickt hinüber. Die Frau weiß nicht ob sie gemeint ist, da unter ihr nur eine Werkstatt ist, die um diese Zeit schon geschlossen ist und über ihr, ihrer Meinung nach, die Wohnung nicht bezogen ist. Der alte Mann bemerkt, dass er keinen Hut aufhat und verschwindet zurück in sein Zimmer. Kurz darauf kommt er mit Mantel und Hut wieder an das Fenster. Er nimmt ein weißes Tuch, lächelt und winkt dabei mit diesem, weit über die Brüstung. Der Mann nimmt seinen Schal und wand ihn wie ein Turban um seinen Kopf. Als der Mann einen Kopfstand macht, ruft sie die Polizei. Als die Polizei kommt, kann sich die Frau von dem Blick des Mannes entreißen und kommt atemlos bei den Polizisten an. Der alte, schwerhörige Mann reagiert nicht auf das Klopfen und Klingeln der Polizisten. Als diese die Tür aufbrechen, steht der Mann mit dem Rücken zur Tür immer noch am Fenster und macht weiterhin scherzhafte Bewegungen. Erst jetzt bemerkt die Frau, dass in der Wohnung über ihr jemand eingezogen sein muss. Am Fenster, steht ein kleiner Junge der dieselben Bewegungen macht. Die Frau realisiert nun, dass der alte Mann nicht sie, sondern das kleine Kind am Fenster gemeint hat.
Analyse
4 inhaltlich eng verknüpfte Sinnabschnitte
>;1. Abschnitt (Z: 1-19): handelnde Charaktere werden skizziert; grundsätzliche Verschiedenheut der Personen.
>;2. Abschnitt (Z. 20-51): offensichtlich erfolglos verlaufende Kommunikation zwischen den Akteuren, die Aktion, die dann durch die Reaktion der Frau, als sie die Polizei alarmiert, beendet dies scheinbar.
>;3. Abschnitt (Z.52-99): höchster Spannungspunkt als sie in die Wohnung des Mannes eintreten.
>;4. Abschnitt (Z.100-113): "banale Auflösung"; verdeutlicht vorangegangenen Text.
>;Einfache Wortwahl, Text enthält kaum Fachbegriffe
>;Parataxen und wenige Hypotaxen (garantieren flüssiges Lesen und lassen Zusammenhänge klarer werden).
>;Anschaulicher und lebendiger Stil, der Eintauchen in Geschehen ermöglicht und auf leichte Verständlichkeit abzielt.
>;Anschauliche Verben und Adjektive (Z.9 "rauschte"; Z.56 "gedämpften" ; Z.66 "loszureißen" ; Z.108 "krähte"), um jeweilige Situation anschaulicher zu gestalten und verständlicher zu machen.
Stilmittel
>;Titel-Metapher: Fenster-Theater
>;Repetition: In Z. 59-64 "Der alte Mann lachte jetzt, sodass sich sein Gesicht in tiefe Falten legte, streifte dann mit einer vagen Gebärde darüber, wurde ernst, schien das Lachen eine Sekunde lang in der hohlen Hand zu halten und warf es dann hinüber." und in Z. 108- 11 "Er lachte, strich mit der Hand über das Gesicht, wurde ernst und schien das Lachen eine Sekunde lang in der hohlen Hand zu halten. Dann warf er es mit aller Kraft den Wachleuten ins Gesicht.", gleichzeitig auch eine Personifikation, fungiert als Betonung der Gegensätze zwischen Mann und Frau bzw. Junge und Polizisten
>;Gegensatz/Symbolik: Licht und Dunkelheit > Das Anschalten des Lichts verdeutlicht seine Bereitschaft, mit seiner Umwelt, in diesem Fall mit dem Kind, in Kontakt zu treten. Das Kind hat wahrscheinlich nicht das Licht bei sich selbst eingeschaltet, aber er geht ganz natürlich und unbefangen auf das Spiel ein und verbirgt sich nicht. Anders als die Frau: Sie glaubt zwar, dass die Bewegungen und Gesten ihr gelten, doch selbst tritt sie nicht in Erscheinung. Sie bleibt bis zuletzt im Dunkeln und tritt sogar mehrmals einen Schritt zurück, um nicht gesehen zu werden. In Zeile 99 sieht sie "ihr eigenes finsteres Fenster", was bedeutet, dass bei ihr das Licht ausgeschaltet war. Diese Dunkelheit kann also hier als ein Symbol für Irrtum, Missverständnis und/oder Einsamkeit gesehen werden.
>;Vergleich: Z. 13-16 > "Licht [...] machte den merkwürdigen Eindruck, den aufflammende Straßenlaternen unter der Sonne machen"
Z. 40-41 > "wand den Schal wie einen Turban um seinen Kopf"
Charakterisierung
Der Titel verrät schon einiges über die eigentliche Handlung. Theater kennt jeder: Zuschauer, in dieser Geschichte die Frau, sitzen auf ihren Plätzen und sehen Schauspieler, also dem alten Mann, bei ihrer Darstellung zu. Das Fenster spielt auch eine zentrale Rolle in dieser Geschichte, da es die Bühne und die Zuschauerplätze ersetzt.
Gleich zu Anfang, bekommt der Leser einen kurzen Einblick in das Leben der Protagonistin. Die Frau lebt isoliert in einem Hochhaus und hat kaum Abwechslung, da sie anscheint an ihrer Wohnung gebunden ist. Sie wirkt reserviert, verschlossen und unsicher. Sie wartet schon lange auf eine etwas Aufregendes und ist voller Spannungs- und Sensationsgier. (Sie ist eigentlich auch eine Art Voyeur, der die anderen Menschen und ihre Privatsphäre durchschauen will.) Zu diesem Schluss kommt man, weil sich die Frau vom Fenster abwenden will, doch sie dann sieht, dass ein Licht im anderen Haus eingeschalten wird. Nur dieses unbedeutende Licht, lässt sie am Fenster bleiben. Bei ihr ist das Licht ausgeschaltet (Symbol der Dunkelheit).
Den alten Mann könnte man als Gegenteil betrachten. Er ist zwar schwerhörig, doch trotzdem bereit zu Kommunikation (Gesten als Kontaktaufnahme: Lächeln, winken). Er wirkt freundlich, aktiv und phantasievoll, ebenso wie der kleine Junge in der Wohnung über der Protagonistin (Alte Mann und Junge: Symbol des Lichts).
Interpretation
Ein alter Mann erscheint und beginnt mit einer freundlichen Begrüßung - er nickt. Zuerst war die Frau sich unsicher doch dann geht sie - in Annahme, dass die Wohnung über ihr leer steht und dass sich unter ihr eine geschlossene Werkstatt befindet - fälschlicherweise davon aus, dass der Mann mit ihr kommunizieren möchte. Sie bewegt leicht den Kopf, nur um seine Reaktion zu testen, und fühlt sich durch sein erneutes Nicken in ihrer falschen Annahme bestätigt. Sie sieht sich weiter seine scherzhaften Bewegungen und Emotionen an und ist völlig vertieft in den Anblick des Mannes. Als der Mann vom Fenster verschwindet, ruft sie die Polizei, doch die Gründe dafür sind unklar. Entweder weil sie Angst hat, dass sich der ältere Mann sich selbst verletzt, weil sie sich belästigt fühlt, sie denkt, dass der Mann verrückt wäre oder einfach wegen Schaulust, wie er von der Polizei abgeführt werden könnte. Sicher ist aber, dass sie endlich eine Sensation erleben könnte. Doch durch diese ganze Aufregung schafft sie es nicht sich klar am Telefon auszudrücken, was wiederum dazu führt, dass die Polizei den Gefährdungsgrad der Situation maßlos überschätzt und ein Überfallkommando schickt. Die Tür des Mannes wird aufgebrochen, denn dieser ist schwerhörig und kann somit nicht was das Klopfen reagieren. Die Frau dringt sofort hinter der Polizei in die Wohnung, was wieder ihre Neugier verdeutlicht. Dann erkennt sie, und auch die Polizei, mit wem der alte Mann immer noch tatsächlich kommunizierte. In der Wohnung über ihr ist ein Junge mit seinen Eltern eingezogen und der Mann hatte sich mit ihm unterhalten - nicht mit der Frau. "Und dann warf es mit aller Kraft den Wachleuten ins Gesicht" (Zeile 112) ist das Lachen des Jungen gegenüber gemeint, das die Menschen in der Wohnung gegenüber total aus der Bahn wirft und sie schockiert. Die Autorin will uns mit dieser Kurgeschichte mitteilen, dass unsere Gesellschaft schon viel zu schaulustig ist. In unserer Gesellschaft ist es so, dass z.B. bei Formel-1 Events extra bei den gefährlichsten Kurven viele Leute sitzen, um einen Unfall zu sehen.
Inhalt
Eine komplette Ausarbeitung zu das Fenster-Theater von Ilse Aichinger. Ausführliche Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation. (1279 Wörter)
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