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Klausur: Der Richter und sein Henker - Abschiedsbrief von Tschanz

Alles zu Friedrich Dürrenmatt  - Der Richter und sein Henker

Deutschklausur: Abschiedbrief Tschanz verfassen (Der Richter und sein Henker)



Aufgabe: Auch wenn es im Roman nicht ausdrücklich so benannt wird, kann man davon ausgehen, dass Tschanz' Unfall (S.118) Selbstmord war. Stell Dir vor, dass er kurz vor seinem Tod einen Abschiedsbrief an Anna verfasst, in dem er umfassend seine Taten, Gedanken und Hintergründe für sein Handeln sowie Gründe für seinen Selbstmord offenbart.

9. November 1948
Liebste Anna,

es tut mir alles so leid. Ich weiß, dass Du, nachdem Du diesen Brief gelesen hast, mich für das, was ich getan habe, zutiefst verabscheuen, ja, hassen wirst, doch ich denke, dass ich Dir nun die Erklärungen schuldig bin.

Es fing alles damit an, dass ich deinen Verlobten, Ulrich Schmied, kennen lernte. Er hatte alles gehabt, was ich immer haben wollte: Reiche Eltern, eine überragende Ausbildung und eine ansehnliche und wundervolle Frau - Dich.

Ich war so neidisch auf ihn. Dadurch, dass er in dem Maße gebildet war - er durfte das Gymnasium besuchen und konnte sogar Griechisch und Lateinisch - feierte er großen Erfolg und hatte eine große Zukunft vor sich; wer will das nicht?

Mit jedem Lob, das man für ihn aussprach, und jeder noch so milden Bewunderung stieg meine Eifersucht. Ich dachte mir aber, dass jeder Fehler macht und so find ich an, ihn zu beschatten. Ich beobachtete ihn wochenlang und überwachte jeden seiner Schritte. So gelang ich an eine geheimnisvolle Sache: Dein ach so lieber Freund besuchte feine Gesellschaften eines gewissen Herrn Gastmann; ich dachte mir schon, dass er dies nicht zum Vergnügen tat - obgleich es sicher welches ist - sondern zur Spionage. Ich wollte den Grund wissen und so fielen mir durch Zufall Dokumente mit dem Fall in die Hände. Gastmann ist ein Verbrecher.
Ich fasste einen Entschluss, denn so leichtes Spiel würde ich nicht noch einmal haben: Einen Mord begehen und die Schuld einfach auf einen anderen schieben.
Ja, Anna, ich habe Schmied umgebracht.
Und ich hatte alles sorgfältig geplant: Ich fuhr über Ligerz nach Schernelz und ließ den Wagen im Twannbachwald stehen, ich durchquerte den Wald auf der Abkürzung durch die Schlucht, wodurch ich auf die Straße Twann-Lamboing gelangte. Bei den Felsen wartete ich, bis Schmied kam, mich erkannte und verwundert stoppte. Du hättest sein Gesicht sehen sollen! Er hat mir die Tür geöffnet, ich musste zögern und dann ist es passiert.

Und dann kam Bärlach ins Spiel. Ich dachte mir: Der Mann ist alt, krank und gebrechlich. Er würde die Schuld Gastmanns sehen und ich wäre aus dem Spiel.
Doch ich habe ihn unterschätzt. Nach und nach ahnte ich aber, dass er mir gegenüber nicht mit offenen Karten spielte und ich verzweifelte allmählich.
Als er mir dann in der Nacht auf Samstag begegnete, wie ich Deinem Freund, packte mich Entsetzen. Mich plagte ein schlechtes Gewissen. Ich plante dies zu beseitigen und überfiel Bärlach in der darauffolgenden Nacht. Doch es gelang mir nicht ihn umzubringen.
Ich sprach noch mit Dir am Nachmittag und fuhr dann nach Ligerz. Ich wollte Gastmann stellen und diesmal fiel es mir nicht schwer zu töten. Ich wusste, dass meine Tat ruhmreich werden würde.

Doch meine Freude war nicht von langer Dauer. Am vergangenen Abend war ich bei Bärlach eingeladen und ich dachte eigentlich an ein nettes Gastmahl mir zu Ehren. Leider war es anders. Ich erfuhr von Bärlachs Wissen, von seiner Stärke. Er hat mich entlarvt und er weiß, dass ich Schmieds Mörder bin. Ich bin in Fallen getappt. Es war alles umsonst.

Anna, glaub mir, ich liebe Dich von tiefstem Herzen, doch ich kann nicht anders. Ich muss fort von dieser Welt. Ich wollte Schmieds Erfolg, seinen Posten, seinen Wagen und seine Freundin und hatte alles für einen Moment. Doch so richtig habe ich es nie geschafft - ich bin ein Versager. Bärlach weiß auch Bescheid und ich traue ihm nicht, er wird mich verraten. Noch einen Mord zu begehen wäre zu riskant gewesen.
Du wirst mich nun nur noch als Mörder, als Narr und als Feigling sehen, doch ich bitte Dich, wenn Du an mich zurückdenkst, erinnere Dich auch an meine guten Seiten.

Ich bin verzweifelt, doch ich muss es tun. Ich werde mich umbringen. Es ist sozusagen Selbstjustiz. Verzeih mir.

In Liebe,
Tschanz
Inhalt
Klassenarbeit zum Buch + Film "Der Richter und sein Henker".
Aufgabe: Auch wenn es im Roman nicht ausdrücklich so benannt wird, kann man davon ausgehen, dass Tschanz’ Unfall (S.118) Selbstmord war.
- Stell Dir vor, dass er kurz vor seinem Tod einen Abschiedsbrief an Anna verfasst, in dem er umfassend seine Taten, Gedanken und Hintergründe für sein Handeln sowie Gründe für seinen Selbstmord offenbart. (600 Wörter)
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