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'Chemische Fabrik im Frühlingswind' - Gedichtsanalyse

Alles zu Beat Brechbühl  - Chemische Fabrik im Frühlingswind

Hausaufgabe Deutsch: 28.05.00


Verfassen einer Gedichtsanalyse!
Das Gedicht „Chemische Fabrik im Frühlingswind“ von Beat Brechbühl (1977) gehört zum Bereich der Naturlyrik. Es ist aus dem Band „Träumhämmer“ entnommen, das 1977 im Benziger Verlag erschienen ist. Es thematisiert die Umweltzerstörung, die hier im Kontrast zum Frühling dargestellt wird. Die äußere Form des Gedichtes wirkt chaotisch, da es weder ein Reimschema, noch eine Unterteilung in Strophen gibt. Dies zeigt bereits, dass etwas aus der Ordnung geraten ist. Es werden Motive aus drei Themengebieten genannt. Zur Natur (Berge, Frühling, Wasser, Frühlingswind), zum Menschen (Eierstöcke, Magen, Darmwände, Leute, Lungen, Herzen, Haut, Mund, Lippen, Zähne) und schließlich noch zu chemischen Fabriken (Ausfluß, Heißluft). Auf den ersten Blick, sieht der Leser bereits, dass es in diesem Gedicht um die chemische Industrie und ihre Wirkung auf den Menschen und auf die Natur geht. Die Überschrift vermittelt eine scheinbare Idylle, da es eine „Chemische Fabrik im Frühlingswind“ ist. Jedoch zeigt das Gedicht selbst die wahre Realität. Die erste Strophe beschreibt die chemische Fabrik. Dort gibt es „Gelbe Berge“ (Z.1). Die sind wahrscheinlich zum einen gelbe Schwefelberge, da Schwefel eine gelbliche Farbe oder, allerdings könnte es sich auch um zerstörte Berge handeln, die schon mit einer gelben Schwefelschicht bedeckt sind. Dass es sich um Schwefel handelt, lässt sich in Zeile 10/11 erkennen: „mit schwefelstarren Herzen“. Die erst Zeile wird weitergeführt mit den Adjektiven „gelbe giftgelbe“ (Z.1). Dies ist eine Alliteration und eine Klimax, die sich an dieser Stelle beide auf das folgende Substantiv „Eierstöcke“ (Z.2) beziehen. Die Farbe Gelb wir hier nicht mit Sonne und Wärme in Verbindung gesetzt, sondern mit Schwefel und Gift. Die Eierstöcke sind eine Metapher für die Maschinen in der Fabrik. Sie sind der Ursprung der Abgase, die hier als „gelber Ausfluß [und] gelbe Heißluft“ (Z.3-4) umschrieben werden. Sie sind jedoch hier nicht der Ursprung des Lebens, sondern sie bringen den Tod! Durch das Adjektiv giftgelb wirken sie sogar geradezu ekelerregend. Durch die Anapher gelber – gelbe werden hier erneut die Giftigkeit und die zerstörerische Wirkung hervorgehoben. Der Zeilensprung zwischen dem ersten und dem zweiten Vers (giftgelbe Eierstöcke) zeigt noch einmal das Chaos. Am Ende des vierten Verses steht ein Punkt, was zeigt, dass dort ein Satz zuende ist. Jedoch taucht in den ersten vier Versen kein einzigen Verb, bzw. Prädikat auf, was erneut den chaotischen Charakter verstärkt. Die folgenden vier Verse beschreiben die Folgen für die Umwelt. So wird gesagt: „Der Frühling ist in diesem Magen zum Kotzen“ (Z.5-6). Obwohl der Leser eigentlich nur schöne Dinge mit dem Frühling assoziiert, wird hier ein abstoßender und ekelerregender Eindruck erweckt, durch die Verbindung Magen – Kotzen. Jedoch ist der Magen hier eine Metapher für das Gebiet oder evtl. das Tal in dem die Fabrik liegt. Die Leute die dort wohnen, haben keinen schönen Frühling, es gibt keinen schönen Neubeginn für die Menschen die dort leben. Auch wird das vorliegende Chaos durch einen Zeilensprung betont. die nächsten beiden Verse zeigen, dass die Bedrohung durch die Fabrik dauert haft ist: „tag/nacht flimmern die Darmwände vom gelben Wasser“ (Z.7-8). Die Worte „tag/nacht“ zeigen, dass die Fabrik 24 Stunden am Tag läuft und so durchgehen die Umwelt verpestet. Die Darmwände stehen hier für die Leitungsröhren der Fabrik, die die Abwässer und Schadstoffe in die Umwelt pumpen. Das gelbe Wasser steht für die Schadstoffe. Nun folgen die Wirkungen auf den Menschen, was sich an dem Substantiv „Leute“ (Z.9) erkennen lässt. Nun werden die Leute weiter beschrieben: „die Leute mit den gelben Lungen, mit schwefelstarren Herzen“ (Z.9-11). Die Zeilensprünge zeigen, dass die Natur aus der Ordnung geraten ist. Die Bewohner der Region haben Lungenerkrankungen, da sich Schwefel in ihren Lungen abgelagert hat. Dies erklärt, warum die Lungen gelb sind. Der Neologismus „schwefelstarr“ bezieht sich auf die Eigenschaften des Schwefels. Schwefel ist ein giftiges Pulver. Das bedeutet, dass Herzen der Einwohner leblos und krank sind. Da das Herz ein Symbol für Gefühle ist, bedeutet dies, dass die Leute keine Gefühle mehr empfinden und somit auch nichts gegen die Umweltverschmutzung unternehmen. Sie „schlafen“ (Z.12) und nehmen daher die Umwelt nicht mehr wahr. Der Neologismus „in ausgepflasterter Haut“ (Z.12) zeigt nochmals die Passivität der Bürger und die körperlichen Schäden. Die vorletzte Strophe gibt eine Erklärung für dieses Verhalten der Bürger und Arbeiter. „Und eine duftende Decke (der Aktionäre) legt sich auf unseren Mund“ (Z.14-16). Das lyrische Ich bezieht sich hier selbst mit in den Kreis der Bürger ein, was durch das Personalpronomen „unseren“ zu sehen ist. Mit der duftenden Decke der Aktionäre ist eine Verharmlosung gemeint, die von den Besitzen der Fabrik betrieben wird. Auch die Alliteration „duftende Decke“ zeigt, dass diese Stelle eher ironisch gemeint ist. Da das ganze von den Aktionären ausgeht, wird klar, dass alle Leute nur am Geld interessiert sind, unabhängig von den Folgen. Das die Bürger geradezu zum schweigen gebracht werden, lässt sich an den folgenden vier Versen erkennen: „Die Lippen sind von Säure zerfressen. Die Zähne lösen sich auf“ (Z.16-19). Diese Metaphern zeigen, dass die Leute rein körperlich nicht mehr in der Lage sind, sich gegen die Fabrik und ihre Besitzer zu wehren. Ohne Lippen und ohne Zähne können sie nicht mehr sprechen. Durch alle diese Bilder wird dem Leser eine sehr ekelerregende und abstoßende Situation vermittelt, die durch den ironischen Abschluss des Gedichtes nur noch weiter betont wird: „Hurra der Frühling Hurra.“ (Z.20-21). Dies ist blanke Ironie, da es absolut nichts gibt, über das man sich freuen könnte. Auch die Anapher „Hurra-Hurra“ betont dies. Außerdem hat die vorliegende Situation absolut nichts mit dem Frühling zutun, der positiv ist und einen Neuanfang darstellt. So wird schnell klar, dass Beat Brechbühl mit diesem Gedicht die Umweltzerstörung anprangern möchte. Die Umsetzung erfolgt in diesem Gedicht sehr interessant und originell. Die Organmetaphorik und die bildliche Darstellungsweise vermitteln dem Leser ein sehr deutliches Bild, dessen Wirkung eindeutig ist. Auch die vielen Zeilensprünge, die Reimlosigkeit und das Fehlen von Versen verstärkt den bildlichen, chaotischen Charakter des Gedichtes. Ich bin mir sicher, dass der Autor sein Ziel erreicht hat, den Leser auf durchaus anschauliche und auch witzige Weise auf die Thematik aufmerksam zu machen. Das Thema, bzw. die Umweltzerstörung ist auch heute noch ein wichtiges Thema, das viel zu häufig übergangen wird. Wie im Gedicht gesagt, so kommt es auch heute noch vor, dass die Umweltfragen von einflussreichen Persönlichkeiten einfach verdrängt werden, da diese um ihr Geld bangen. Alles dies hat Beat Brechbühl in seinem Gedicht sehr gut verarbeitet.


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Gedichtsanalyse des Gedichtes 'Chemische Fabrik im Frühlingswind' von Beat Brechbühl. (Naturlyrik) (1054 Wörter)
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