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Interpretation der Kurzgeschichte "Die drei dunklen Könige" von Wolfgang Borchert

Alles zu Wolfgang Borchert  - Die drei dunklen Könige

Interpretation: „Die drei dunklen Könige“


Wolfgang Borchert, der von 1921-1947 lebte und den größten Teil seiner Werke über die Nachkriegszeit schrieb, gehört zu einem der wichtigsten Vertreter der Trümmerliteratur. Die von ihm ca. 1946-47 geschriebene Kurzgeschichte „ Die drei dunklen Könige“ handelt von einer Familie nach dem Krieg und deren Hoffnungen und die Furcht vor der Zukunft.
Die Kurzgeschichte besteht aus ungefähr 12 Abschnitten, die alle etwa gleich groß sind. Die wörtliche Rede wird nicht in Anführungszeichen gesetzt, was das Lesen etwas erschwert. Die Einleitung zieht sich von Zeile 1 bis Zeile 33, der Hauptteil von Zeile 34 bis Zeile 66 und der Schluss den restlichen Teil der Kurzgeschichte.
Es wird von einem Man erzählt, der mit Feuerholz durch die Stadt nach Hause läuft. Zuhause angekommen, seine Frau wartet auf ihn, entfacht er ein Feuer, welches etwas Licht in den Raum wirft. Ein kleines Baby wird angestrahlt und wenige Minuten später treten drei Männer in die Handlung ein. Sie suchen eine Unterkunft für eine kurze Rast. Jeder der drei ehemaligen Soldaten gibt der Familie ein Geschenk und beugt sich zum Abschied über das Kind, um dann das Haus zu verlassen. Der Mann und die Frau blickend den dreien nach und stellen fest, dass das Kind schreit. Die Frau bemerkt, dass es Weihnachten ist.
Die Überschrift „ Die drei dunklen Könige“ hat mehrere Beziehungen zum Text. Zum einen sind mit den düsteren Königen, die drei Männer gemeint, die für jedes Mitglied der kleinen Familie ein Geschenk haben. Zum anderen soll die Überschrift aber auch die Verbindung zur Weihnachtsgeschichte, in der Jesus geboren wird und von drei heiligen Königen mit Geschenken beschenkt wird, darstellen. Könige werden sie vielleicht aus dem Grund genannt, weil sie Geschenke und das Kind zum Schreien bringen. Denn das Kind hat bisher nicht geschrieen, erst als es die drei Männer erblickte. Es gibt viele Parallelen zur Weihnachtsgeschichte. Es ist dunkel und es gibt nur ein einziges Licht. In der Kurzgeschichte kommt es von dem kleinen Kaminfeuer, in der Weihnachtsgeschichte kommt es von der Sternschnuppe. In beiden Geschichten wird ein Kind am Weihnachtsabend geboren „[es] war erst eine Stunde alt…“ (Z. 19-20) und „ heute ist ja auch Weihnachten“ (Z.51). Außerdem handelt es sich um Familien, die kaum etwas besitzen, die aber trotz allen Leids glücklich sind. In der Überschrift verwendet Borchert ein Oxymoron. Dieses besteht aus dunklen und Könige. Jeder weiß, dass ein König reich und wohlhabend ist, aber das „dunkle“ vor dem König dreht den ganzen Sinn der Überschrift wieder um. Dadurch wird gezeigt, dass diese Geschichte keine Könige braucht. Allein durch die Gesten der Männer wird der Familie wieder ein kleinwenig Hoffnung gegeben.
Diese poetische Text ist eindeutig eine Kurzgeschichte der Nachkriegszeit. Es wird ein kurzer Ausschnitt aus dem Leben einer Familie beschrieben. Typisch für die Kurzgeschichte ist, dass man die Namen der Personen nicht erfährt, es einen unvermittelten Einstieg und ein abruptes Ende gibt. Vor allem ist wichtig, dass die Kurzgeschichte nicht länger als 20- 30 Minuten spielt.
Man erfährt schon beim Lesen der ersten Zeilen, dass es sich bei diesem Text um Trümmerliteratur handelt, was sehr typisch für Borchert ist. „Die Häuser standen abgebrochen gegen den Himmel“(Z.1/2). Er hinterlässt in seinen Werken, wie auch in diesem, einen Eindruck der Hilflosigkeit und der Einsamkeit. Eine Person, die unbekannt bleibt und als „Er“ bezeichnet wird, wandert durch die „dunkle Vorstadt“ auf der Suche nach Brennholz. Der Weg ist schwer zu finden, da „der Mond fehlt[]“ und die „Sterne [nicht da sind]) (Z.2+Z.6f.). Er läuft nach Hause um ein Feuer zu entzünden, denn der „…Atem [seiner Frau] hing weiß im Zimmer“(Z.10), was zeigt, wie kalt es in dem Zimmer sein muss. Seine Frau bittet ihn, nicht zu lachen, denn er denkt an den „mürbe[n] und süß[en]“(Z.12) Geruch eines Kuchens. Dieser wird durch den Vergleich des Geruchs vom Holz und von seiner Erinnerung an Kuchen in Erinnerung gerufen. Dies veranschaulicht, genauso wie „sein knochiges Knie“(Z.11) und die Haferflocken, dass die Familie nicht sehr viel zu Essen hat und glücklich sein kann, dass sie überhaupt Haferflocken hat. Durch Personifizierung des seufzenden Holzes wird gezeigt, dass es nicht gerade das beste Holz ist. Trotzdem glimmt bald ein Feuer und Borcherts Lichtmetaphorik setzt ein. „…[E]ine Handvoll warmes Licht […] [fällt] auf ein winziges [ ] Gesicht“(Z.17ff.). Es ist das Gesicht eines neugeborenen Kindes, das gerade schläft. Er, der jetzt „der Mann“(Z.16) genannt wird, macht sich Vorwürfe, dass er seine Familie nicht gut genug versorgen kann, weil er auch gar nicht die Mittel dazu hat. Für diese Wut, die dadurch verursacht wird, braucht er etwas an dem er sich auslassen kann, aber „er [hat] keinen, dem er dafür Fäuste ins Gesicht schlagen [könnte]“(Z.28 f.). So bleiben diese Aggressionen unbekämpft und häufen sich noch einige Male im Text Z.32f., 69f… . Unerwartet tauchen drei Männer auf, sie „wollen [sich] zehn Minuten hinsetzen“(Z.75). Trotz der Bitte, der Frau nicht einzutreten, kommen sie herein. Sie sind fast erfroren und freuen sich auf ein wärmeres Plätzchen als draußen. Aufgrund der Beschreibung sehen sie aus wie ehemalige Soldaten, die „alte Uniformen“(Z.41) tragen. Sicher war es so, dass nach dem Krieg, die Soldaten als sie nach Hause kamen, nur noch Trümmer vorfanden, keine Familie mehr, alle im Krieg gestorben und dann umherirrten und nicht ein noch aus wussten. Es scheint also, als ob diese Männer heimatlos sind und ihnen jede Unterkunft recht ist. Einer von ihnen bringt Tabak mit sich, ein anderer ein Holzesel für das Kind, von dem er stolz berichtet, er „habe sieben Monate daran geschnitzt.“ (Z.50). Eine besondere Ehre für das Kind, aber sicher auch nicht leicht für den Mann, denn vielleicht hat er den Esel für sein eigenes Kind geschnitzt. Nach der Rückkehr ins Haus gibt der dritte Mann der Frau zwei Bonbons mit dem Satz „Für die Frau sind die.“ (Z.60). Die Unsicherheit dieses Mannes wird durch die Inversion kenntlich gemacht.
Als die Männer sich zum Gehen bereit machen, beugen sie sich ein letztes Mal über das kleine Baby. Die Reaktion des Kindes ist gleichzeitig der Höhepunkt der Kurzgeschichte, welcher sich von Zeile 63-74 zieht. Hier ist das erste Mal eine Reaktion des Kindes zu bemerken. Beim Anblick der Drei stemmt das Kind plötzlich die Beine gegen den Körper der Mutter. Es wird in diesem Augenblick eine Wechselwirkung zwischen dem Kind und den Dunklen dargestellt. Die Dunklen nehmen Rücksicht auf das Kind um es nicht zu wecken. Das Kind mit seiner Reaktion bewegt die Dunklen jedoch zum Gehen. Vielleicht schämen sie sich auch, dass Kind geweckt zu haben. Durch die Übertreibung „die Füße [aufheben]“(Z.64), was praktisch unmöglich ist, zeigt Borchert noch einmal, dass sie alles versuchen um keinen Krach zu verursachen. Der Mann wundert sich über den Besuch und nennt sie „sonderbare Heilige“(Z.67). Als er jedoch bemerkt, dass die Haferflocken fehlen. Daraufhin nennt er sie ironisch „schöne Heilige“(Z.68).Verlassen von den Fremden, spiegelt sich in der Art und Weise wie die Eltern miteinander reden mehr Hoffnung wieder, als zu Beginn der Kurzgeschichte. Sie sind froh, dass ihr Kind lebt und wissen nicht recht, wie sie den Schrei des Kindes einordnen sollen. Der Mann erinnert sich wieder an den Kuchen. Diesmal aber nicht nur durch den Geruch des Holzes, sondern auch durch den süßen Schrei und das Gesicht seines Kindes, welches daraufhin auch gleich wieder einschläft. Erst ganz zum Schluss erfährt man, durch Wiederholung verdeutlicht, dass es gerade Weihnachten ist. Dadurch wird der Bezug zur Weihnachtsgeschichte noch einmal bekräftigt.
Wolfgang Borchert beschreibt in seiner Kurzgeschichte die Nachkriegszeit und wie unterschiedlich Menschen damit umgehen. Gefühle werden nicht durch „Furcht“ oder „Hoffnung“, sondern durch Umschreibungen und Handlungen dargestellt. Dies regt jeden Leser an sich mit diesem Text auseinanderzusetzen, denn er ist nicht gleich beim ersten Mal Lesen erfassbar.
Ich fand diese Kurzgeschichte sehr einfühlsam. Obwohl ich nicht gleich den Bezug zur Geburt von Jesus erkannt habe, hat mir die Geschichte trotzdem sehr gefallen. Sie weckte in mir die Frage, wie ich anstelle solch einer Person handeln würde. Und ich weiß, dass ich so nicht leben könnte. Ich bewundere die Menschen, die zu dieser Zeit lebten und ich bewundere auch Wolfgang Borchert, dass er sich den Mut genommen hat, diese Geschichten zu veröffentlichen.
1346 Wörter
Inhalt
Dies ist eine Interpretation zur Kurzgeschichte "Die drei dunklen Könige" von Wolfgang Borchert. Sie enthält ein paar Informationen zu Wolfgang Borchert. Außerdem findet man eine kurze Inhaltsangabe der Kurzgeschichte, die Deutung der Überschrift, eine Ausführliche Analyse des Textes mit Leitmotiven und sprachlichen Mitteln. (1347 Wörter)
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