Günther Kunert "Ninive"
GÜNTHER KUNERT „NINIVE“
Gliederung
A: Kurzbiographie des Autors Günter Kunert
B: Texterschließung zu Günter Kunerts Parabel „Ninive“
Inhalt und Aufbau
Gegenwärtige Situation
Begründung mit Bezug auf Bibelgeschichte
Ergebnis und Einsicht
Parabelcharakter
Vergleich Berlin und Ninive
Verschmelzung von Bild- und Sachebene
Typisierung durch Jona
didaktischer Aspekt
III. Stilmittel und Leitbegriffe
Alliteration
Personifikation
Symbol
Stimmung des Textes
Leitbegriffe
IV. Epochenmerkmale und Sprache
dunkle Atmosphäre
Typisierung
Ausgeliefertheit
unterschiedliche Zeitebenen
Umgangssprache
V. Sozialkritischer Aspekt
1. Verhalten Deutschlands im zweiten Weltkrieg
2. Verhalten des Staates gegenüber seinen Gegnern
3. selbstverschuldete Zerstörung
VI. Bezug zur Bibel
Kontrast zur Bibelgeschichte
Ausschluss religiöser Absichten
Bibelgeschichte als Mittel der Verständnis
Hauptmotiv der Sozialkritik
Günter Kunert wurde am 6. März 1929 in Berlin geboren. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung blieben ihm nach Besuchen der Volksschule, durch die nationalsozialistischen Rassengesetze, Weiterbildungsmöglichkeiten verwehrt. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs begann er jedoch ein Grafik Studium in Ost-Berlin, das er nach fünf Semestern abbrach. 1948 trat er in die SED ein, deren Mitgliedschaft ihm 1977, zwei Jahre vor seiner Ausbürgerung aus der DDR, entzogen wurde. Seitdem lebt Günter Kunert als freier Schriftsteller in Schleswig-Holstein.
In Günter Kunerts 1968 verfasster Parabel „Ninive“ wird mit Einbeziehung der Bibelgeschichte des Propheten Jona und der Rettung der Stadt Ninive Berlin beschrieben, das durch die Folgen seines eigenen Handelns im zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurde. In der Bibelgeschichte geht es um den Propheten Jona der nach einem Fluchtversuch vor Gott von einem Wal verschlungen wird, in dessen Leib er zur Einsicht kommt und zur Buße seiner Sünden von Gott in die Stadt Ninive geschickt wird. Dieser soll er den durch ihre Untaten heraufbeschworenen Untergang prophezeien, der jedoch durch die büßenden Bewohner und damit Gottes Vergebung abgewendet werden kann.
Die Parabel selbst ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil (Z.1-13), der zur Gegenwart geordnet werden kann, wird die durch den Krieg zerstörte Stadt bzw. die als Behausung dienenden Höhlen der Überlebenden detailliert beschrieben. Gegen Ende des Abschnitts lässt sich eine Überleitung (Z.11ff) zum zweiten Teil erkennen, in der durch das Auftauchen Jonas und des Wals ein erster Bezug zur Bibel genommen wird.
Im folgenden Absatz (Z.14-26), wobei ein Zeitsprung in die Vergangenheit erfolgt, wird zuerst die Situation der Stadt mit einem Kontrast zur Bibel begründet; denn in der Parabel ist der Prophet, der die Stadt retten soll für alle Zeit im Innern des Wals gefangen und nicht in der Lage sie zu warnen (Z.14-20). Danach werden in einem Einschub der wieder in die Gegenwart fällt, die Taten aufgezählt, die durch die Ausbleibende Warnung des Propheten nicht verbüßt werden konnten (Z.20-24) und schließlich noch einmal auf die aussichtslose Situation des Propheten aufmerksam gemacht (Z.24-26).
Die Handlung und das Ergebnis der Geschehnisse werden im letzten Teil abschließend zusammengefasst (Z.27-30) und enden mit der Einsicht der „Untaten“(Z.20).
Der Parabelcharakter wird insofern sichtbar, dass es sich um einen zur Erzählung ausgeweiteten Vergleich zwischen dem biblischen Ninive und dem nationalsozialistischen Berlin handelt. Bild und Sachebene sind hierbei verschmolzen. Etwas Abstraktes, in diesem Fall die Zeit wird mit etwas Konkretem, dem Wal verdeutlicht (Z.16f). Weiterhin fällt die Typisierung durch den Propheten Jona auf, der die verfolgten Menschen darstellt, die gegen die Taten des nationalsozialistischen Regimes waren (Z.24ff). Der didaktische Aspekt kommt am Ende der Parabel, mit einer Umschreibung der Goldenen Regel zum Ausdruck (Z.27f), die besagt: Was du nicht willst, dass man dir tu, dass füg auch keinem andern zu.
Diese Schlussfolgerung oder Lehre wird durch Verdeutlichung der prekären Situation verständlich gemacht. An mehreren Stellen verwendet der Autor Stilmittel die der Eindringlichkeit dienen wie beispielsweise das mit einer Alliteration verknüpfte Klimax (Z.24f) und die Alliteration der „[...]Stalagmiten und Stalaktiten[...]“(Z.1f), die gleichzeitig als Umschreibung der Höhlen dienen. Zur besseren Anschaulichkeit dient die mit einer Alliteration verbundene Personifikation (Z.6f), sowie die Symbolfunktion des Wals (Z.16f). Ein weiteres Symbol, jedoch im umgekehrten Sinne, sind die brennenden Kerzen (Z.1), die für die Dunkelheit stehen. Diese Dunkelheit bestimmt auch die Stimmung des Textes und wird mit Leitwörtern wie „schwarz[e]“(Z.6) oder „finster[en]“(Z.15) verstärkt.
Auch für die moderne Literatur ist diese dunkle Stimmung typisch, die oft einer Gefängnisatmosphäre gleichkommt, wobei in dieser Parabel sofort ein Zusammenhang mit den als Behausung dienenden Höhlen auffällt (Z.1-7). Ebenso auffallend ist die Zeitdarstellung in unterschiedlichen Zeitebenen, bei dieser Parabel ein Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit und der Gebrauch von Umgangssprache wie beispielsweise„hockten“(Z.9) und „Kram“(Z.9). Ein weiteres Merkmale der Epoche der Moderne, ist die Figurendarstellung durch eine Typisierung, in diesem Fall durch den Propheten Jona in seiner fremdbestimmte, ausgelieferte Lage (Z.15), die die Situation der DDR Bewohner beschreibt und in der DDR-Literatur häufig Verwendung fand.
Mit dieser Parabel will der Autor an eben dieser Situation und dem Verhalten des durch die Stadt Berlin ausgedrückten Deutschlands Kritik üben. Er erwähnt wörtlich die „Untaten“(Z.20), die unter dem nationalsozialistischen Regime im zweiten Weltkrieg begangen wurden und protestiert gegen dessen weiteres Verhalten gegenüber den Menschen, mit dem Vergleich des im „Rachen [des Wals] gejagt[en], zerrissen[en], zermalmt[en] und zermahlen[en] [...] Prophet[en] [...]“ (Z.24f), der die vom Staat und seinen Anhängern verfolgten Gegner des Regimes darstellt. Seiner Meinung nach ist Berlin an seiner eigenen Zerstörung schuld. Die Menschen wollten vor „Übermut“(Z.27) nicht wahrnehmen, dass alle ihre Taten auf sie selbst zurückfallen würden und sahen ihre Fehler erst ein, als es schon zu spät war (Z.27-30).
Dieser Fehler ist den in der Bibelgeschichte vorkommenden Einwohnern der Stadt Ninive nicht passiert. Zwar wird durch die Erwähnung der von Deutschland im zweiten Weltkrieg besetzten Länder [..] „Ägypten, „Polen“ und Frankreich[s] [...]“deutlich, dass es sich bei der Stadt mit dem Namen Ninive um Berlin während dieser Zeit handeln muss, jedoch tauchen erhebliche Unterschiede zum Ninive aus der Bibel auf. In der Parabel wird der Prophet Jona von dem Wal „ [...]verschlungen auf Nimmerwiedersehen“(Z.12f) und konnte durch das Ausbleiben seiner Prophezeiung die Stadt nicht vor ihrem Untergang retten. Das biblische Ninive allerdings kann sich durch die vom Propheten überbrachte Nachricht seiner Taten bewusst werden, sich durch seine Reue Gottes Gnade verdienen und somit die Zerstörung verhindern.
Es wird zwar ein Bezug zur Bibel sichtbar, ob jedoch eine religiöse Absicht dahinter steckt ist fraglich. Günter Kunert ist kein sehr religiöser Mensch und hat eine sehr skeptische Weltansicht, was in einem Abschnitt der Parabel sichtbar gemacht wird. Es wird das „[..] endlose[n] Innere der Zeit“ erwähnt, „der die Unverständigen ein äußeres Antlitz gaben, nämlich das des großen Fisches, damit sie sich ein Bild machen konnten und verstehen“(Z.16ff). Das lässt darauf schließen, dass Günter Kunert die Bibel als eine Art verbildlichte Überlieferung sieht, in der die Geschehnisse der Vergangenheit vereinfacht Dargestellt sind, da sie vom Verstand der Menschen nicht erfasst werden konnten. Daher kann man wiederum annehmen, dass er den Vergleich zur Bibelgeschichte ebenfalls nur verwendet, um seine Parabel zu verbildlichen und dadurch leichter verständlich zu machen. Eine religiöse Absicht ist ihm folglich nicht nachzuweisen und auszuschließen, da sich wie bereits besprochen eher kritische Absichten des Autors gegen den nationalsozialistischen Staat, in dem er aufwuchs, durchsetzen.
Mit seiner Parabel „Ninive“ will Günter Kunert auf die „Untaten“(Z.20) Deutschlands im zweiten Weltkrieg und der Zeit danach aufmerksam machen und spricht gleichzeitig eine Warnung an alle Menschen aus die sich zuviel Macht anmaßen. Denn wie er sagt „[...]vollzog sich an ihm [ihr], was es [sie] an andern vollzogen: ein Urteil“(Z.27f).Damit beschreibt er die Machtinhaber, die sich ein Urteil über andere erlaubten, das ihnen nicht zustand und ihre Taten, die als Strafe schließlich auf sie selbst zurückfielen.
Durch den Kontrast zur Bibelgeschichte, den bereits erwähnten, nicht wieder „[...]an die Ufer des Lebens [ge]speit[en]“(Z.26) Propheten und somit die folgende Zerstörung der Stadt, will Günter Kunert die Arroganz der Menschen zum Ausdruck bringen. Denn auch wenn Menschen versuchten vor den Folgen der im zweiten Weltkrieg verübten Taten zu warnen, um eine rechzeitige Einsicht zu ermöglichen wurden sie nicht gehört, sondern verfolgt und zum Schweigen gebracht. Somit folgte zwangsläufig die Einsicht als es schon zu spät war.
Inhalt
Texterschließung mit Gliederung zu Günther Kunerts Parabel "Ninive", geschrieben als Hausaufsatz mit der Note 2.
(Inhaltsangabe, Aufbau, Stilmittel, Epochenmerkmal und Sprache, Interpretation) (1294 Wörter)
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Schlagwörter
Günther Kunert | Ninive | Inhaltsangabe | Zusammenfassung | Analyse | Interpretation | Parabel | Texterschließung mit Gliederung | Stilmittel
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Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
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