Stilistik des Verbs, des Adjektivs und Stillehre
Stilistik
1. Stilistik des Verbs
2. Stilistik des Adjektivs
3. Stillehre
Stilistik des Verbs
1. Wortwahl
Je allgemeiner und abstrakter ein Wort ist, um so geringer ist der Ausdruckswert. Je konkreter Worte sind, desto treffender lässt sich sagen, was wir sagen wollen.
Beispiele: Machen kann durch vieles ersetzt werden:
Ein Kleid (machen)schneidern
Platz (machen)schaffen
Ein Gesetz (machen)ausarbeiten
Etc.
2. Wortfelder und Stilschichten
Wenn man sinnverwandte Wörter zusammenträgt, erhält man ein Wortfeld.
Beispiel: STERBEN
Das Zeitliche segnen
Krepieren
Hinscheiden
Ins Gras beissen
Die Reise in die Ewigkeit antreten
In die Hölle kommen
Etc.
Diese Wörter kann man in Stilschichten einteilen:
Stilschicht
Merkmal
Wo oder Wer?
Beispiel (ohne Gewähr)
Gehoben
Feierlich, gepflegt
Gedichte
Ansprachen
"Gehobene Sprache"
Zu diesem Beispiel auch: Todesanzeigen
Augen für immer schliessen
Die Reise in die Ewigkeit antreten
Bildungssprache
Amtssprache
Papierdeutsch
Fremdwörter, steif offiziell, aufgebläht, redefremd
Literatur
Öffentliche Briefe
Zu diesem Beispiel auch: Todesanzeigen
umkommen
hinscheiden
erlöst werden
Standardsprache
Üblicher Schreibstil
Presse
Fernsehen
Sterben
Umgangssprache
Von ungezwungen über salopp bis burschikos
Redesprache
In die Hölle kommen
Zugrunde gehen
Erdrosselt werden
Derb
Vulgär
Grob ordinär
Schimpfworte
Lästerworte
Ins Gras beissen
Die Radieschen von unten sehen
Die Grenzen zwischen den Stilschichten sind oft fliessend:
Stilnuancen:
1. Scherzhaft: eine Grippe ausbrüten, stibitzen
2. Ironisch: ein feines Pärchen, meine bessere Hälfte
3. Abwertend: Luder, herumlümmeln
4. Verhüllend: Vollschlank, Unregelmässigkeit
5. Nachdrücklich: Entscheid fällen
3. Synonyme und Antonyme
Ein Synonym ist ein Wort oder ein Ausdruck mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung.
Bsp. Leben heisst atmen.
Ein Antonym ist ein Wort oder Ausdruck mit gegensätzlicher Bedeutung.
Bsp. Wer die Natur beherrschen will, muss ihr gehorchen.
4. Ableitungen
Ableitungen sind Verben welche von einer anderen Wortart abgeleitet werden. (Nomen)
Schnur (ver)schnüren
Angst verängstigen
Sklave versklaven
5. Vorsilben und Verbzusätze
Vorsilben sind unselbständig und mit dem Verb verwachsen
Bsp. Ver-, ent-, zer-, miss-, etc.
Bsp. Missverstehen
Verbzusätze sind selbständige Wörter, die sich in finiter Form vom Verb ablösen können.
Ab-, auf., herum-, zusammen-, etc.
Bsp. Herumreisen (Finit: Ich reiste herum)
2. Stilistik des Adjektivs
1. Das treffende Adjektiv
Was für ein schlechter Brief kann heissen:
Unübersehbar (Schriftbild)
Unerkennbar (Schriftbild)
Unübersichtlich (Schriftbild)
Unhöflich (Sprache)
Etc.
2. Ableitungen
Adjektive können aus Nomenwortfelder heraus bestimmt werden.
Bsp.
Vorspeise, Einrichtung, Witz, Übereinstimmung
geschmackvoll
oder:
Mitteilung, Umgebung, Geschäftspartner, Blick
vertraulich
Alle Adjektive muss man vor die Nomen setzen können und es muss Sinn ergeben.
3. Stillehre
In der Stilistik geht es nicht darum, "kostbare" Wörter für "gewöhnliche" einzusetzen.
Von gutem Stil sprechen wir, wenn wir das, was wir sagen wollen, so sagen können, wie wir es sagen möchten, sprachliche Form muss dem gedanklichen Gehalt entsprechen. (Also wenn jemand Arschloch meint, kann er auch Arschloch sagen. Es ist zwar unhöflich aber nicht stillos)
Fehler der Stilistik können sein:
1. Informationen fehlen:
Der Unfall wurde von einem Ford beobachtet.
Der Unfall wurde von einem Fahrer eines Fords beobachtet.
2. Falsche Verknüpfungen
Junger Schreiner sucht Stelle als Musikbauer oder Revision.
Junger Schreiner sucht Stelle als Musikbauer oder für Revisionsarbeiten.
3. Falsche Bezüge oder Gedankenlosigkeit
Graubünden ist ein gebirgiges Volk, das sich vorwiegend von Touristen ernährt.
Im Gebirge Graubündens leben Menschen, die vorwiegend vom Tourismus leben.
4. Zu viele Wörter
Kinos sind immer noch Orte, an denen man ausschliesslich Filme aller Art sehen kann
Kinos sind immer noch Orte, an denen man Film aller Art sehen kann.
Füllwörter
Gemeinplatz (Wasser ist nass)
Pleonasmen (einander gegenseitig mögen)
Umständlichkeiten
Füllwörter:
Adverbiale Füllwörter
Adjektive und Partizipien, mit denen ein Nomen mehr gewichten soll
Floskeln
Doch, noch, auch, gerade, schon, immer, wohl, wirklich, irgendwie, ganz, total, voll, natürlich
Die gestellten Fragen, verschiedene Muster, einzelne Teilnehmer, gemachte Erfahrung
Nun einmal, letztes Endes, in der heutigen Zeit
Ob man die einzelnen Füllwörter weglassen kann, kann man testen, in dem man schaut ob der Sinn des Satzes sich mit weglassen verändert.
Gemeinplätze:
Was versteht man unter Gemeinplätzen? Gemeinplätze entstehen, wenn man Selbstverständliches sagt. Man kann sie durch folgende Fragen vermeiden:
Was weiss mein Zuhörer? ( weglassen)
Was weiss er nicht/was ist ihm neu? ( beibehalten)
So wird der Satz:
Es gibt viele, die sagen sie sind frei. Frei ist jemand, der sich frei fühlt. Nicht frei ist jemand, der sich nicht frei fühlt.
Zu:
Es gibt viele die sagen sie sind frei. Doch meiner Ansicht nach reicht nicht zu sagen man sei frei, sondern man muss es auch fühlen. (Den letzten Satz kann man weg lassen, da er noch einmal wiederholt, was ich schon gesagt habe.)
Pleonasmen
Zahlreiche Pleonasmen rühren daher, dass dem Sprecher oder Schreiber die Bedeutung einer Redensart oder eines Fremdworts nicht bewusst wird:
Im augenblicklichen Moment
Unser Signet-Zeichen
Ein heikles Dilemma
Etc.
Pleonasmen sind schwierig zu erkennen, wenn sie die Wiederholung der Informationin einem längeren Satzelement verbirgt oder wenn sich der Inhalt eines Nebensatzes von selbst versteht.
Ich bin nicht in der Lage, die Preise zu einem tieferen Preis liefern zu können.
Der Zug überfuhr eine Kuh, die auf den Schienen stand.
Das Häuschen muss einer Strasse weichen und wird abgebrochen
Etc.
5. Komplizierte Aussagen
Der Satz:
In Wien angekommen, blieb ich noch ungefähr 5 Tage in dieser Stadt.
Wird zu:
Ich blieb ungefähr 5 Tage in Wien.
Man muss darauf achten keine umständlichen Sätze zu machen. Wiederholungen, Pleonasmen und Füllwörter können weggestrichen werden sofern der Sinn des Satzes der gleiche bleibt.
Inhalt
Wortwahl, Wortfelder, falsche Verwendungen, Ableitungen. Falsche Verwendung von Worten. Ist eher schwierig zu beschreiben, da Stillehre nun mal einfach Stillehre ist. (941 Wörter)
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