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Facharbeit: Legasthenie

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FACHARBEIT aus dem Fach Pädagogik


THEMA: Legasthenie - Die Welt der verdrehten Buchstaben
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
1 EINLEITUNG
2 LEGASTHENIE - WAS IST DAS ÜBERHAUPT?
2.1 DEFINITION
2.2 STÖRUNG - SCHWÄCHE
3 SYMPTOMATIK
3.1 ERSCHEINUNGSFORMEN EINER LESESTÖRUNG
3.2 ERSCHEINUNGSFORMEN EINER RECHTSCHREIBSTÖRUNG
3.3 SEKUNDÄRE SYMPTOME
3.4 VORSCHULISCHE AUFFÄLLIGKEITEN UND PRÄVENTION (FRÜHERKENNUNG)
4 DAS KLASSISCHE DIAGNOSEVERFAHREN
5 URSACHEN
5.1 GENETISCHE DISPOSITION
5.2 STÖRUNGEN DER VISUELLEN UND AUDITIVEN WAHRNEHMUNG SOWIE VERARBEITUNG
6 THERAPIE UND FÖRDERUNG
6.1 LERNMOTIVATION
6.2 LERNSTOFF UND LERNTIPPS
7 INTERVIEW MIT BETROFFENEN ELTERN
8 SCHLUSSWORT
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

Vorwort
Als Thema für meine Facharbeit habe ich mich für Legasthenie oder auch Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten entschieden, da es mich sehr interessiert. Motiviert wurde ich, als ich erfuhr, dass mein Cousin davon betroffen ist und deshalb entschied ich mich dafür, meine Facharbeit über dieses Thema zu verfassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nichts über die eigentliche Problematik gelesen oder gehört. Das einzige, was ich wusste, war, dass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, das Lesen und Rechtschreiben zu erlernen. Ich wusste nichts darüber, wie sich solch eine Störung überhaupt äußert oder wie sie zustande kommt. Daher waren meine Interessen nicht auf irgendeinen bestimmten Bereich fixiert, sondern ich wollte so viel wie möglich über die gesamte Problematik erfahren und die Störung verstehen.

1 Einleitung
Das Thema Legasthenie oder auch Lese-Rechtschreib-Störung ist ein sehr komplexes und erst ansatzweise erforschtes Gebiet der Lernstörungen, aber auch sehr interessant und spannend. Man geht davon aus, dass etwa 3-7% der Schulkinder davon betroffen sind. Was allerdings wenige Wissen und auch nicht vermuten ist, dass beispielsweise sogar Albert Einstein Legastheniker war. Diese Tatsache, dass der Entdecker der Relativitätstheorie sogar Probleme im Lesen und Rechtschreiben hatte, gestaltet es als ein sehr spannendes Thema und lässt einige Fragen offen.
Diese Facharbeit stellt den Versuch dar, das Thema Legasthenie möglichst genau und verständlich zu beschreiben und zu erklären, soweit es in der vorgeschriebenen Seitenzahl zu bewältigen ist.
2 Legasthenie - Was ist das überhaupt?

2.1 Definition
Unter Legasthenie (lat. legere = lesen, Asthenie = Schwäche) oder auch Lese-Rechtschreib-Störung versteht man im Allgemeinen eine schwerwiegende Störung beim Erlernen des Lesens und des Rechtschreibens bei sonst normalem oder sogar überdurchschnittlichem IQ und normalen sonstigen Schulleistungen. Legastheniker sind also Menschen, die bei normaler Intelligenz und unter normalen schulischen und sozialen Umständen, trotz aller Anstrengungen, entscheidende Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens aufweisen oder dieses nur durch immense Bemühungen und Aktivität erlernen können.
Dabei sind jedoch im weiteren Verlauf der Schullaufbahn die Rechtschreibmängel oft widerstandsfähiger als die Merkmale der Leseschwäche.

In der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10; F81.0) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Legasthenie als eine Lese- und Rechtschreibstörung wie folgt definiert:
"Das Hauptmerkmal ist eine umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Leseverständnis, die Fähigkeit, gelesene Worte wieder zu erkennen, vorzulesen und Leistungen, für welche Lesefähigkeit nötig ist, können sämtlich betroffen sein. Bei umschriebenen Lesestörungen sind Rechtschreibstörungen häufig und persistieren oft bis in die Adoleszenz, auch wenn einige Fortschritte im Lesen gemacht werden. Umschriebenen Entwicklungsstörungen des Lesens gehen Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache voraus. Während der Schulzeit sind begleitende Störungen im emotionalen und Verhaltensbereich häufig."
Außerdem wird in der ICD-10 zwischen einer Lese- und Rechtschreibstörung und einer isolierten Rechtschreibstörung unterschieden, wobei es sich bei der isolierten Rechtschreibstörung um eine "Beeinträchtigung der Entwicklung von Rechtschreibfertigkeiten [...], ohne Vorgeschichte einer Lesestörung." handelt.
2.2 Störung - Schwäche
Im Zusammenhang mit Legasthenie oder der umschriebenen Lese-Rechtschreib-Störung hört man auch oft den Begriff der Lese-Rechtschreib-Schwäche oder auch sekundäre Legasthenie. Dieser ist jedoch deutlich von dem Begriff Legasthenie abzugrenzen, da diese zwar dieselben bzw. sehr ähnliche Symptome aufweisen, jedoch aus anderen Gründen und häufig nur vorübergehend verursacht werden.

Gründe für eine vorübergehende Lese-Rechtschreib-Schwäche sind zum Beispiel:
eine mangelhafte Beschulung in den Bereichen Lesen und Rechtschreiben
eine psychische, neurologische oder andere Erkrankung
Sinnesbehinderung (Seh- oder Hörstörung)
mangelnde Intelligenz
Eine Legasthenie kann daher anders als die Lese- Rechtschreibschwäche auch im Falle einer vorliegenden Hochbegabung auftreten.

Weitere häufig verwendete Begriffe für Legasthenie sind:
Dyslexie, Lese-Rechtschreib-Störung, Lese-Rechtschreib-Schwäche, LRS, Wortblindheit, Alexie
3 Symptomatik
3.1 Erscheinungsformen einer Lesestörung
Kinder, die leseschwach sind, haben Probleme beim Erlernen der ersten Buchstaben und des Alphabets. Sie haben oft Schwierigkeiten, die Buchstaben zu benennen, verwechseln sie, stellen sie auf den Kopf oder erkennen sie in Wörtern nicht wieder. Besonders bei ähnlichen oder spiegelverkehrten Buchstaben (p-q,m-n,i-j,n-u,M-W,B-D) treten die meisten Probleme auf. Das Aufsagen des Alphabets und Lesen von Wörtern funktioniert meist nur stockend, vor allem das Lesen von unbekannten und längeren Wörtern und Sätzen gelingt nicht flüssig. Außerdem sind leseschwache Kinder meist unfähig, den Inhalt des Gelesenen wiederzugeben, da es nicht verstanden wird. Bereits bekannte Wörter werden auch oft auf unterschiedliche Weise wiedererkannt. Im Laufe der Schulzeit lernen die meisten legasthenen Kinder mit der Krankheit umzugehen und auch zu lesen, jedoch ist ihr Lesetempo im Vergleich zu anderen Kindern derselben Altersgruppe deutlich verlangsamt.

Obwohl man nicht von charakteristischen Fehlern einer Legasthenie sprechen kann, werden im folgenden Abschnitt die häufigsten Probleme von leseschwachen Kindern noch einmal zusammengefasst dargestellt:

Klassische Probleme im Bereich des Lesens:
Probleme, Buchstaben zu benennen und das Alphabet aufzusagen
Schwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren in der Zeile
Niedrige Lesegeschwindigkeit
Häufiges Stocken
Ersetzen von Wörtern durch ein dem Sinn entsprechenden Wort
Auslassen, Verwechseln oder Hinzufügen von Buchstaben, Silben oder auch ganzen Wörtern
Gelesenes wird häufig überhaupt nicht oder nur zum Teil verstanden und kann somit nur mangelhaft wiedergegeben werden
Verwechslung ähnlicher Buchstaben (p-q,m-n,i-j,n-u,M-W,B-D)
Lange Pausen zwischen den Wörtern
3.2 Erscheinungsformen einer Rechtschreibstörung
Die häufigsten Fehler rechtschreibschwacher Kinder passieren meist in ungeübten Diktaten oder dem freien Schreiben von Aufsätzen. Auffällig sind dabei überdurchschnittlich viele Rechtschreib- und Grammatikfehler, aber auch häufig eine unleserliche Handschrift. Ebenso wie bei den Leseproblemen werden beim Rechtschreiben häufig ähnliche aber auch ähnlich klingende Buchstaben verwechselt (d-t,b-p,k-g,m-n,e-ä). Außerdem treten Probleme beim mündlichen Buchstabieren von Wörtern oder grundsätzlich beim Schreiben von Buchstaben, Wörtern oder Sätzen auf. Auch beim Abschreiben von Texten werden häufig Fehler gemacht, wobei das "abmalen" von einzelnen Buchstaben normalerweise gelingt.

Klassische Probleme im Bereich des Rechtschreibens:
Gehäufte Fehler beim Schreiben von unbekannten Texten (Diktate), dem freien Schreiben und/oder Abschreiben von Texten
Probleme beim mündlichen Buchstabieren von Wörtern
Ungewöhnlich viele Grammatikfehler
Eine unleserliche Handschrift
Häufiges Vertauschen von visuell ähnlichen Buchstaben innerhalb eines Wortes
Verwechselung von ähnlich klingenden Buchstaben (Bsp.: krau statt grau)
Oft werden dieselben Wörter auf unterschiedliche Weise falsch geschrieben
Orthographische Verstöße (Dehnung; Konsonantenverdoppelung: Kam statt Kamm)
Grundsätzlich kann man sagen, dass Legastheniker dieselben Fehler machen und Probleme haben wie normale Kinder, diese unterscheiden sich nur in ihrer Häufigkeit und Dauer.
Natürlich wirken sich diese Leistungsdefizite im Rahmen des Lesens und Rechtschreibens auch auf andere Unterrichtsfächer als Deutsch aus. Durch das deutlich verlangsamte Lesen und das mangelhafte Textverständnis können die betroffenen Kinder das Wissen in der vorgegeben Zeit nicht vernünftig aufnehmen, wodurch die gesamte schulische Leistung abnimmt. Lese und Rechtschreibschwierigkeiten können genauso in Fremdsprachen vorkommen.
Weiterhin gibt es Kinder, die besonders intelligent sind und schnell Texte auswendig lernen können. Hierbei kann es sein, dass eine Legasthenie erst relativ spät, etwa in der dritten Klasse oder auch erst nach dem Schulwechsel auf eine weiterführende Schule, festgestellt wird, da dort die Anforderungen an die Schüler erheblich größer sind. Das Lerntempo und Lernniveau wird vergrößert und die Kinder können ihre Probleme nicht mehr durch auswendig aufgesagte Texte verstecken.
3.3 Sekundäre Symptome
Im Zusammenhang mit den üblichen Schwierigkeiten im Bereich des Lesens und Rechtschreibens können weiterhin Symptome auftreten, die als Reaktion des Kindes auf die Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten verstanden werden. Aufgrund der auffallenden Fehler im Rechtschreiben und Lesen haben viele Eltern das Bedürfnis, ihre Kinder zu unterstützen. Die Lernzeiten werden verlängert, sie setzen sich während den Hausaufgaben daneben, schauen den Kindern über die Schulter und setzen sie somit erheblich unter Druck. Obwohl das Kind viel Zeit in das Lernen investiert, werden meist nur sehr geringe oder auch gar keine Fortschritte gemacht. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass die Kinder Ängste entwickeln, dem Leistungsdruck nicht standhalten zu können, und somit werden die Fehler eher schlimmer als besser. Hinzu kommen noch mögliche Hänseleien oder Unverständnis von der Außenwelt, was Störungen des Selbstwertgefühls zur Folge hat. Dadurch können die Kinder schnell den Spaß am Lernen verlieren und entwickeln möglicherweise auch noch Schuldgefühle. Aufgrund solch einer Entwicklung kann das Kind eventuell psychische Probleme in Form von "Schulangst, Störungen im Sozialverhalten, Aggressivität, Depressionen oder psychosomatischen Beschwerden (Kopf- oder Bauchschmerzen, Übelkeit etc.)" entwickeln.
3.4 Vorschulische Auffälligkeiten und Prävention (Früherkennung)
Um Risikokinder so früh wie möglich zu erkennen und dementsprechend zu fördern, ist es wichtig, mögliche Anzeichen für eine spätere Legasthenie ausfindig zu machen. Allerdings ist eine vorschulische Diagnose und Behandlung von Legasthenie nicht möglich. Zu vorschulischen Auffälligkeiten zählen hauptsächlich sprachliche Probleme, wie zum Beispiel ein verzögerter Sprachbeginn, Schwierigkeiten beim Sprachverständnis und beim Sprechen, wobei allerdings keine körperlichen Ursachen erkennbar sein sollten. Weitere Auffälligkeiten können Schwierigkeiten beim Erkennen von Reimen und Silben, sowie eine eingeschränkte Sprachwahrnehmung sein. Relativ hohe Verlässlichkeit bieten standardisierte Verfahren zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten im Kindergarten (beispielsweise das Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten BISC). Dieses Testverfahren wird im Vorschulalter, etwa 10 Monate vor der Einschulung, ein erstes Mal von einem Psychologen in Form eines Einzeltests durchgeführt. Wenn ein mögliches Risiko festgestellt wurde, können die Kinder in den darauf folgenden Monaten in ihrer sprachlichen Wahrnehmung gefördert und trainiert werden. Wenn erwünscht, kann vier Monate vor der Einschulung ein weiterer Test durchgeführt werden, um einen möglichen Erfolg zu überprüfen. Natürlich entwickelt sich die Legasthenie bei jedem Kind individuell und auch nicht bei jedem Kind kann bereits ein Risiko im Vorschulalter festgestellt werden.
4 Das klassische Diagnoseverfahren
Das Diagnoseverfahren ist ein sehr aufwendiges und langwieriges Testverfahren zur Feststellung von Legasthenie. Auf jeden Fall sollten die Kinder immer von Experten, wie beispielsweise Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Diplom-Psychologen, untersucht werden. Besteht ein Verdacht auf Legasthenie, müssen als erstes mögliche körperliche Ursachen, wie beispielsweise Seh- oder Hörstörungen, ausgeschlossen werden. Weiterhin entscheidende Faktoren für die Feststellung, ob Legasthenie gemäß der Definition des ICD-10 vorliegt, stellen die Probleme des Kindes im Bereich des Rechtschreibens und Lesens dar, ob diese nur leichte Schwierigkeiten sind oder ob das Kind deutlich mehr Fehler macht, als es nach dem Unterricht zu erwarten wäre. Zur Feststellung werden in diesem Bereich standardisierte Lese- und Rechtschreibtests eingesetzt. Um einen möglichst guten Gesamteindruck über die Lese- und Rechtschreibkompetenz des Kindes zu erhalten, wird auch häufig Einsicht in die Schulhefte und Zeugnisse genommen und Kontakt zur Schule und den Lehrern des Kindes hergestellt. Je nach Alter der Kinder werden unterschiedliche Lese- und Rechtschreibtests eingesetzt.
Ein entscheidendes Kriterium für eine Diagnose stellt weiterhin die Feststellung der Intelligenz dar. Dies ist besonders wichtig, da die Probleme im Lesen und Rechtschreiben von Legasthenikern nicht aufgrund mangelnder Intelligenz auftreten können. Wäre dies der Fall, würde die Diagnose einer Lese- und Rechtschreibschwäche gestellt werden.
Neben den eben genannten Tests (Voraussetzungen für eine Diagnose) sind die allgemeine Entwicklung des Kindes und die äußeren Rahmenbedingen ebenfalls ausschlaggebend. Hierbei hat "die Entwicklung von Sprache, Motorik, Körper" eine wichtige Bedeutung. Es werden Konzentrationstests, Wahrnehmungs- und Entwicklungstests und Tests zur Überprüfung der Motorik und des Körperschemas durchgeführt.

Beispiele für Testverfahren:
Standardisierte Lesetests (z.B. der Diagnostische Lesetest zur Früherkennung: DLF 1-2, der Diagnostische Lesetest für die Klassen 2 und 3: DLT 2/3)
Standardisierte Rechtschreibtests (z.B. die Diagnostischen Rechtschreibtests: DRT 1, DRT 2 und DRT 3)
Intelligenztest (z.B. Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Kinder: HAWIK III, Grundintelligenztest Skala 1: CFT 1)
Neben der klassischen Diagnose gibt es noch weitere mögliche Diagnoseverfahren, wie beispielsweise die mehrdimensionale Diagnose oder Förderdiagnose, die hier allerdings nicht weiter erläutert werden.

5 Ursachen
Aufgrund der langen Geschichte und der vielschichtigen Theorieansätze zu den Ursachen einer Legasthenie können diese bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Durch viele neue Untersuchungen in den letzten Jahren und den Fortschritt der neurobiologischen Forschung konnten allerdings interessante Erkenntnisse dazu gewonnen werden.
5.1 Genetische Disposition
Bereits im 19. Jahrhundert wurde festgestellt, dass in einigen Familien eine verstärkte Häufung von Fällen mit kongenitaler (angeborene) Wortblindheit auftreten. Bereits damals ging man von einem genetischen Hirndefekt aus, welcher allerdings nicht nachgewiesen werden konnte. Mittlerweile konnte durch Familienuntersuchungen ein erhöhtes Risiko für Kinder festgestellt werden, wenn bereits andere Geschwister oder ein Elternteil von einer Legasthenie betroffen sind. Außerdem konnten anhand von Kopplungsanalysen bestimmte Chromosome ausfindig gemacht werden, die möglicherweise das Auftreten einer Legasthenie beeinflussen und die Problematik von Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten verstärken. Allerdings müssen diese Probleme nicht zwangsläufig vererbt werden.
5.2 Störungen der visuellen und auditiven Wahrnehmung sowie Verarbeitung
Ein hauptsächliches Problem legasthener Kinder stellt die Zuordnung und Verarbeitung von visuellen (Symbole, wie Buchstaben und Zahlen) und auditiven (Geräusche/Laute) Reizen dar. Anhand von Untersuchung des Gehirns stellte man fest, dass beim Lesen von Wörtern und Wahrnehmen von Lauten die linke Hemisphäre nur verzögert aktiviert wurde, hingegen aber bei der rechten Hemisphäre eine steigende Aktivität zu erkennen war. Aufgrund dieser Tatsachen wurde bei manchen Kindern mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten eine Schädigung der linken Hemisphäre vermutet, wodurch die rechte Hemisphäre für die Sprachverarbeitung bevorzugt wurde.
Die linke Hemisphäre hat normalerweise die Aufgabe der Sprachverarbeitung, also die Verarbeitung der einzelnen Buchstaben, Zahlen sowie Laute und deren Interpretation. Sie ist dafür zuständig die einzelnen Laute zu verarbeiten, zu verstehen und dazu Assoziationen zu bilden.
Die rechte Hemisphäre hat gewöhnlich die Aufgabe der Verarbeitung und Interpretation nonverbaler Informationen, wie zum Beispiel der Körpersprache, der räumlichen Orientierung, Farbwahrnehmung, Farbdifferenzierung und Gefühlen sowie Kreativität.
Aufgrund dieser Hemisphärendominanz und dem Wissen, dass die beiden Hemisphären unterschiedliche Verarbeitungsstrategien verwenden, kann man sagen, dass Lese- und Rechtschreibprobleme aufgrund von Schädigung einer Hemisphäre oder auch durch mangelnde Zusammenarbeit der beiden Hemisphären entstehen können. Die visuelle und auditive Wahrnehmung solcher Kinder ist demnach gestört.

6 Therapie und Förderung
Durch eine individuelle Therapie und Förderung soll den betroffenen Kindern geholfen werden, besser mit ihren Defiziten umgehen zu können. Eine Therapie heißt allerdings nicht nur, dass die Kinder mehr in den Bereichen Lesen und Rechtschreiben üben sollen, sondern es muss immer auf die individuelle Persönlichkeit der einzelnen Kinder eingegangen werden. Besonders wichtig für betroffene Kinder ist eine psychische Unterstützung und Entlastung. Dabei spielt das Verhältnis innerhalb der Familie eine entscheidende Rolle. Es ist nur möglich gute Erfolge zu erzielen, wenn die Kinder auch das Gefühl bekommen, voll und ganz akzeptiert zu sein, ob mit oder ohne Schwierigkeiten. Ein dauerhafter Leistungsdruck und stundenlanges Üben können die Kinder sehr belasten und negative Folgen (auch gesundheitliche) mit sich bringen.
Bei einer Therapie müssen außerdem nicht immer nur Übungen zum Lesen und Rechtschreiben im Fordergrund stehen. Im Gegenteil: Es ist wichtig die Förderung auf solche Dinge zu konzentrieren, die gerade den Lernprozess behindern. Beispielsweise kann man keinem Kind das Schreiben und Lesen beibringen, wenn es nicht versteht, welcher Sinn dahinter steckt und es ihm überflüssig vorkommt. Das Lesen und Schreiben muss also nicht immer im Vordergrund einer Therapie stehen. Das Wichtigste bei einer Förderung ist, dass die Kinder Spaß daran haben und sich nicht unwohl fühlen. Häufig ist die beste Möglichkeit die Förderung von Außenstehenden durchführen zu lassen, da solche Leute unvoreingenommen an das Kind heran gehen können und auch keine besondere Leistung von dem Kind erwarten und sie somit nicht unter Druck setzen.
Bei einer Förderung steht das Lesenlernen allerdings vor dem Lernen der Rechtschreibung, da durch das Lesen auch in anderen Fächern hauptsächlich Wissen vermittelt wird.

6.1 Lernmotivation
Besonders wichtig für eine erfolgreiche Förderung ist es, dass das Kind wieder Spaß am Lernen bekommt. Meist sind die Kinder aufgrund ihrer vorherigen Probleme demotiviert und denken, sie könnten eh nichts. Man muss dem Kind dazu verhelfen, dass es wieder motivierter an die Sache herangehen kann. Als erstes sollte man dem Kind in Ruhe versuchen zu erklären, dass es selbst keine Schuld an den Problemen trägt, sondern dass sie infolge der Legasthenie auftreten. Weiterhin sollte man auf keinen Fall mehr die Misserfolge in den Vordergrund stellen, sondern das Kind so oft wie möglich loben, wenn es einen Erfolg erlebt hat. Dadurch wird das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt und dies hilft auch ihrer psychischen Verfassung.
Am Besten ist es, spielerisch mit den Kindern zu lernen, beispielsweise durch Gesellschaftsspiele, bei denen das Buchstabieren im Vordergrund steht (Scrabble, Wort-Kniffel, etc.). Ansonsten kann man den betroffenen Kindern auch spannende Geschichten vorlesen und ihnen so zeigen, dass Bücher auch etwas Tolles sein können und dass es spannend sein kann zu lesen.

6.2 Lernstoff und Lerntipps
Das Wichtigste ist, die Kinder nicht mit Lernstoff zu überhäufen. Am besten ist es eher, ein bisschen weniger zu lernen, wenn man merkt, dass die Kinder die Lust und Konzentration verlieren. Man sollte am Besten regelmäßige Lernzeiten einführen, damit sich das Kind darauf vorbereiten kann und nicht auf einmal überrumpelt wird.
Gut ist auch das Arbeiten mit Farben, wie beispielsweise Buntstiften oder auch Fingerfarben. Gerade Kinder haben Spaß daran, mit unterschiedlichen Farben umzugehen und sich auch mal schmutzig zu machen. Dadurch sind die Kinder möglicherweise noch entspannter und die Situation wird aufgelockert. Durch die Farben können dann besonders wichtige Sachen hervorgehoben werden.
Weiterhin kann man mit den Kindern zusammen auch Karteikarten anfertigen, auf denen dann besonders schwierige Wörter verzeichnet sind und welche vielleicht noch mit einem kleinen Bild versehen werden. Diese können sich die Kinder dann bei Bedarf anschauen und es hilft ihnen, sich das Wort zu merken. Um die Konzentration und somit auch die Merkfähigkeit der Kinder zu fördern, ist es hilfreich, mit den Kindern Spiele zu spielen, bei denen sie sich etwas merken müssen. Beispiele wären dafür alle möglichen Arten von Memory Spielen oder auch Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist...
7 Interview mit betroffenen Eltern
Im folgenden Teil meiner Facharbeit werde ich ein Gespräch zwischen einem betroffenen Elternpaar und mir darstellen.
Frage 1: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass ihr Kind möglicherweise an einer Legasthenie erkrankt ist und nicht einfach nur schlecht in der Schule ist?
Nun, aufgefallen ist es uns eigentlich schon teilweise im Kindergarten, dass unser Sohn eher Probleme hatte mit Spielen, in denen Buchstaben vorkamen. Schon damals kam er eher besser mit Zahlen zurecht. Als er dann in die Schule kam und die Probleme anfingen, haben wir viel mit ihm geübt, doch Fortschritte haben wir dadurch leider so gut wie keine gesehen. Auch während des Unterrichtes hat er sich nicht getraut, Texte vorzulesen und häufig irgendwelche Schmerzen vorgetäuscht, um dem Lesen zu entkommen. Aufgrund eines zufälligen Intelligenztests, der sogar sehr gut ausfiel, haben wir uns dann schon Gedanken gemacht, dass es möglicherweise eine Krankheit sein könnte.
Frage 2: Wo haben Sie Hilfe gesucht bzw. auch gefunden?
Aufgrund der starken Probleme im Lesen und Rechtschreiben wurde unser Sohn von dem Schulpsychologen der Grundschule untersucht und einige Tests durchgeführt. Diese fielen eigentlich in allen Bereichen recht gut aus und daher wurde uns geraten diese Sache weiter zu verfolgen und einen Nachteilsausgleich zu beantragen.
Frage 3: Wie wurde die Diagnose erstellt und wie lange hat das Diagnoseverfahren gedauert?
Gedauert hat es etwa ein Jahr, bis nun eine endgültige Diagnose gestellt wurde. Unser Sohn musste insgesamt vier Testreihen an unabhängigen Stellen, wie beispielsweise beim Jugendamt oder der schulpsychologischen Beratungsstelle durchlaufen, bei denen verschiedene Tests, wie zum Beispiel IQ-Tests und Konzentrationstests durchgeführt wurden. Diese fielen eigentlich in allen Bereichen gut aus, nur im Lesen und Schreiben waren sie schlecht. Außerdem mussten wir und auch die Klassenlehrerin unseres Sohnes einen Bericht zu den Problemen verfassen.
Frage 4: Wie wird er nun gefördert?
Zwei Tage in der Woche bekommt er nun jeweils eine Stunde Förderunterricht, der speziell auf ihn abgestimmt ist. Außerdem bekommt er noch privat Unterricht von seinem Deutschlehrer, wodurch er unserer Meinung nach schon viel ruhiger geworden ist.
Frage 5: Was hat sich Ihrer Meinung nach im Gegensatz zu vorher verändert? Etwa im Alltag oder auch generell im Umgang mit ihrem Sohn.
Also generell sind wir alle viel entspannter geworden. Als wir noch nicht wussten, dass er möglicherweise Legasthenie hat und er noch in der Grundschule war, waren wir alle natürlich total gestresst und angespannt. Natürlich wollten wir, dass unser Sohn richtig lesen und schreiben kann und wenn man nicht weiß, woher die Probleme kommen, ist es nicht einfach. Auch gerade in Hinsicht auf den bevorstehenden Schulwechsel auf eine weiterführende Schule waren wir alle sehr angespannt. Mittlerweile lesen wir ihm auch viel vor und unterstützen ihn wo wir können. Er besucht jetzt ein Gymnasium und fühlt sich auch sehr wohl dort, allerdings ist es schon ein sehr großer Zeitaufwand den ganzen Stoff zu lernen und zu üben, da bleibt nicht sehr viel Zeit für Freizeit und Sport übrig. Außerdem ist er inzwischen viel motivierter und sucht sich auch schon mal selbst ein Buch zum Lesen aus.
8 Schlusswort
In dieser Arbeit habe ich mich mit dem Thema Legasthenie auseinandergesetzt und versucht das Thema so gut es ging, auf die vorgegebenen Seitenzahlen beschränkt, vorzustellen. Zu Beginn der Arbeit hatte ich kaum Vorkenntnisse und wusste nur sehr wenig über dieses Thema. Ich hoffe, dass meine Ausarbeitung hilfreich sein kann, für Menschen die sich für dieses Thema interessieren. Ich denke mein Ziel, möglichst viel über das Thema zu erfahren, konnte gut erreicht werden und in der Arbeit dargestellt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Legasthenie hat mir die differenzierte Problematik dieser vielfach unterschätzten bzw. häufig nicht erkannten "Erkrankung" näher gebracht und mich besonders in meinem persönlichen sozialen Umfeld dafür sensibilisiert.
Literatur- und Quellenverzeichnis

Verwendete Literatur
Angermaier, Michael: Legasthenie - Verursachungsmomente einer Lernstörung, Beltz, Weinheim 1970
Hofmann, Bernhard: Lese-Rechtschreibschwäche - Legasthenie: Erscheinungen, Theorieansätze, Prävention. 2. Auflage, Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, München 2001
Schulte-Kröne, Gerd und Remschmidt,Helmut: Legasthenie - Symptomatik, Diagnostik, Ursachen, Verlauf und Behandlung. In: Deutsches Ärzteblatt, Jg.100, Heft 7, 14.02.2003 S.396 - 406
Sommer-Stumpenhorst, Norbert: Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten: vorbeugen und überwinden. 10. Auflage, o.O., 2006
Internetseiten
o.V. Internationale Klassifikation psychischer Störungen (http://www.lumrix.de/icd.php?f=lumrix-get&w=_self&i=0&r=f%2Ff81.xml&t=F81.0+Lese-+und+Rechtschreibst%C3%B6rung&s=&h=1) am 28.02.2008
o.V. Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (www.legasthenie.net)
o.V. learn line (www.learn-line.nrw.de)
o.V. freie Online-Enzyklopädie (www.wikipedia.de)
Ich erkläre, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken als solche kenntlich gemacht habe.
Verfasserin der Facharbeit:**********
Kursleiter:**********
Abgabetermin:**********
Abgegeben am **********
Inhalt
Die Aufgabe zu dieser Facharbeit war es, einen wissenschaftlichen Text über ein frei zu wählendes Thema zu schreiben und dabei die maximale Seitenanzahl von 12 Seiten reinem Text nicht zu überschreiten. Meine Facharbeit handelt von dem Thema Legasthenie. Es werden Definition, Symptomatik, Diagnoseverfahren, Ursachen und Therapie näher erläutert. Außerdem habe ich als "praktischen Teil" ein Interview mit betroffenen Eltern dargestellt. (3658 Wörter)
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