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Facharbeit zu Kabale und Liebe von Friedrich Schiller

Alles zu Werke

Darstellung der höfischen Welt in Schillers „"Kabale und Liebe"“ anhand der Figur des Präsidenten von Walter


Inhaltsverzeichnis

1. Das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe
1.1 Inhaltsangabe
1.2 Problematik
1.3 Einordnung in den historischen Kontext
1.3.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
1.3.2 Biographischer Zusammenhang mit Schiller
2. Die Figur des Präsidenten von Walter
2.1 Charakterisierung der Figur
2.2 Darstellung des Adels aus Sicht des Präsidenten
2.3 Von Walters Verhältnis zum Bürgertum
2.4 Darstellung der höfischen Welt
3. Wirkung
3.1 Wirkung auf den Leser
3.2 Rezeptionsgeschichte
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
6. Erklärung

1. Das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe

Das Stück Kabale und Liebe ist Schillers einziges bürgerliches Trauerspiel. Hier beschäftigte er sich besonders mit der Thematik von Ständekonflikten und dem Thema, das ihm immer besonders am Herzen lag, der Liebe, die er auch schon in seinem Stück „Die Räuber“ thematisierte. Jedoch schrieb er nach „Kabale und Liebe“ keine weiteren bürgerlichen Trauerspiele mehr, sondern beschränkte sich eher auf biografisch-geschichtliche Stücke, wie „Maria Stuart“ oder „Don Carlos“. Ich habe mich mit diesem Stück, das vor allem das Thema der Ständekonflikte im 18. Jahrhundert fokussiert, näher beschäftigt, wobei ich besonders die Figur des Präsidenten von Walter, als Beispiel für das Leben und Verhalten bei Hofe und den dort ausgeführten Intrigen und Zweckbündnissen, untersucht habe. Hierbei beschäftigte ich mich intensiv mit dem Text von Schiller und einigen Interpretationshilfen.

1.1 Inhaltsangabe

Der junge Adlige Ferdinand von Walter liebt die Tochter des bürgerlichen Musikers Miller, Luise. Doch Ferdinands Vater, der Präsident von Walter, ist gegen diese Verbindung, da er plant seinen Sohn mit der Mätresse des regierenden Fürsten, Lady Milford, zu verheiraten, um seinen Einfluss weiter auszubauen. Zusammen mit seinem Sekretär Wurm, der sein Interesse an Luise betont, versucht der Präsident durch verschiedene Intrigen, die Verbindung seines Sohnes mit Luise zu trennen. Er lässt über den Hofmarschall von Kalb die Nachricht der baldigen Hochzeit Ferdinands mit Lady Milford verbreiten. Lady Milford liebt Ferdinand jedoch wirklich und wird von ihm abgewiesen. Ebenfalls sind die Millers nicht von der Verbindung Ferdinands und ihrer Tochter erfreut, da sie den Zorn des Präsidenten fürchten, lassen sich aber aufgrund der ernst gemeinten Liebe ihrer Tochter überzeugen. Als der Präsident merkt, dass die erste Intrige nicht ausreicht, um die Verbindung zu lösen, entwickelt sein Sekretär Wurm eine weitere, folgenschwerere Intrige. Der Sekretär lässt Luise gegen ihren Willen einen Liebesbrief an den Hofmarschall schreiben, um ihn Ferdinand zukommen zu lassen. Dieser, von Eifersucht ergriffen, sucht den ahnungslosen von Kalb auf und beschließt derweil einen Racheplan gegen Luise. Sie besucht Lady Milford aufgrund einer Einladung der Lady und gesteht ihr die tief empfundene Liebe zu Ferdinand. Die Lady reagiert in Rage und Luise flüchtet mit dem Plan, sich selbst zu töten. Am Abend sucht Ferdinand das Haus der Millers auf und schickt Miller mit einigen Briefen zum Präsidenten. Während dieser unterwegs, versetzt er die Limonade, die ihm von Luise gereicht wird, mit Gift. Luise trinkt diese und gesteht Ferdinand die Intrige des aufgesetzten Briefes. Ferdinand, dem die aufgrund dieses Geständnisses die Intrige seines Vaters und seinen eigenen aus Eifersucht begangenen Fehler bewusst werden, trinkt ebenfalls von der Limonade. Die aufgrund des Abschiedsbriefs Ferdinands herbeieilenden von Walter, Wurm, Miller und anderen Bedienten, kommen zu spät und sehen Ferdinand, mit einem Fluch gegen seine Vater auf den Lippen, sterben. Der Präsident versucht die Schuld auf seinen Sekretär zu übergeben und wird mit diesem zusammen von Gerichtsdienern abgeführt.

1.2 Problematik

In dem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“ werden verschiedene Problematiken thematisiert. So steht der Konflikt des Adels mit dem Bürgertum im Mittelpunkt, wobei hier das Thema von Intrigen besonders fokussiert wird. Ebenfalls ein wichtiges Thema ist der Eltern-Kind-Konflikt der in persona des Präsidenten und seines Sohnes Ferdinand vollzogen wird. Wichtige Problematiken sind ebenfalls die Vorgehensweise bei Hofe und die Verhältnisse der Adligen und Bürger untereinander. Weitere Themen sind Schein und Ehre, das Verhältnis zwischen Herren und Diener, Wahrheit und Lüge, der Gegensatz von höfischer und bürgerlicher Sprache und das Flucht aus dem herrschenden System.

1.3. Einordnung in den historischen Kontext.

Um das Trauerspiel konstruktiv interpretieren zu können, habe ich mich mit den historischen Zusammenhängen Schillers und seiner Zeit auseinandergesetzt.

1.3.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Zur Zeit Schillers in den 1770er Jahre war der Absolutismus eine weit verbreitete Regierungsform. Fast jeder Staat wurde von einem absoluten Fürsten regiert. Bis auf die Bürger der wenigen freien Städte, waren alle Bürger Leibeigene des Fürsten. Ebenfalls war die Separierung in drei Stände – Klerus, Adel und den Dritten Stand zu dem die restliche Bevölkerung, wie die Bürger oder Bauern gehörten. So schreibt Martin Ludwig: „Die Geburt entschied schon meist das Schicksal des Kindes.“ Dies war zu dieser Zeit ein normaler Vorgang. So fährt Ludwig fort: „Jeder Stand nahm in der sozialen Stufenleiter eine bestimmte Sprosse ein. An diese musste er fest und unlösbar geschmiedet werden.“ Ludwigs Ausführungen entsprechen der Realität dieser Zeit. Wer beispielsweise als Sohn eines Bauern geboren wurde, musste entweder ebenfalls Bauer werden oder als Arbeiter in eine andere Stadt gehen. Hierdurch wird auch das Problem einer so genannten Mischehe zwischen den deutlich. Die Heirat zwischen den Ständen war nahezu unmöglich. Und selbst die Heirat in den Ständen war nicht selten durch den Beruf der Eltern festgesetzt. „Der Schäfer (…) durfte oft nicht in die Rangstufe des ehrsamen Handwerkers aufrücken.“ Diese Gegebenheiten waren Auslöser für die literarischer Jugendbewegung des Sturm und Drang, zu der Schillers „Kabale und Liebe“ definitiv zu zählen ist.

1.3.2 Biographischer Zusammenhang mit Schiller

Schiller selbst war von der absoluten Herrschaft seines Fürsten Karl-Eugen von Württemberg, der in seinem Land eine klassische absolute Herrschaft betrieb, betroffen. Der Dichter wurde bereits mit vierzehn Jahren von seinen Eltern getrennt und musste den Drill der Militärschule des Fürsten, die für den Staat Beamte und Offiziere aus den jungen Menschen machen sollte, überstehen. So blieb für den freiheitsliebenden Schöngeist Schiller nichts übrig als sich für die erste Zeit selbst zurückzuhalten. Als er seine Leidenschaft für das Dichten entdeckte, wurde ihm verboten diese zu praktizieren. So schrieb er heimlich sein erstes Stück „Die Räuber“ dem nach einigen Jahren „Kabale und Liebe“ folgte. Außerdem verbrachte er einige Zeit am württembergischen Hof, wo er die Verschwendungssucht und den übertriebenen Prunk der Adligen miterlebte. Schiller wurde immer wieder von der Willkür des Herrschers eingeschränkt, bis er schließlich nach Mannheim floh. Die vielen Parallelen zu dem Fürsten, wie die Mätresse Milford, die an eine Mätresse Karls , die Gräfin von Hohenheim angelehnt ist, zeigen, dass Schiller große Teile seines Trauerspiels aus der Realität genommen hat.

2. Die Figur des Präsidenten von Walter

Die Figur des Präsidenten von Walter repräsentiert, als eine der Hauptpersonen, den Adel und die höfische Welt. Mithilfe dieser Person werde ich die höfische Welt darstellen.

2.1 Charakterisierung

„Der Präsident ist der allmächtige Minister, bei dessen Auftreten im Fürstentum alle Welt zittert.“, so beginnt eine Charakterisierung des Germanisten Martin H. Ludwig. Dieses Zitat ist äußerst charakteristisch für die Figur von Walters. Schon im ersten Auftritt betont Miller seine Furcht vor dem Zorn des Präsidenten. (I.I.) Insgesamt wird mehr und mehr deutlich, dass man den Präsidenten, weder als Politiker, noch als Vater unterschätzen sollte. Seinen Hang zur Intrigen erkennt man bereits während seines ersten Auftritts im 5. Auftritt des 1. Aktes. Das Spinnen von Intrigen wird in diesem Auftritt besonders deutlich. Er selbst konnte erst nach dem Mord an seinem Vorgänger seinen jetzigen Posten antreten (erwähnt u. a. in I.VII), was verdeutlicht, dass er sowohl kaltblütig mit seinen Feinden, als auch berechnend für seine Zukunft und Stellung agiert. Für dieses Ziel instrumentalisiert er sogar seinen Sohn, indem er ihn mit der Mätresse des Fürsten verheiraten will. Außerdem ist es eine Stärke von ihm, andere Personen für seine Zwecke zu missbrauchen, wie seinen Sekretär Wurm oder den Hofmarschall. Dies wird auch von Thorsten Zimmer in einer Charakterisierung hervorgehoben: „Es geht dem Präsidenten in seinem Amt weniger um Ehre oder Verantwortung für seine Untergebenen als um persönlichen Einfluss und Macht.“. Durch den Präsidenten wird wie Zimmer ebenfalls interpretiert ein Teil des „moralisch verrotteten herzoglichen Hofes“ dargestellt. Dies begründet sein selbstsüchtiges Vorgehen in soweit, dass er sich mit eben solchen Mitteln gegen seine Neider durchsetzen muss, was aber keineswegs seine Handlungen legitimiert oder gar rechtfertigt. Die Liebe seines Sohnes interessiert ihn wenig. Dieser soll sich in die Pläne von Walters integrieren oder sich von ihm trennen.
Die Liebe ist für ihn, wie Ludwig sagt, eine „törichte Schwärmerei“ Nichts wir durch sie gerechtfertigt, keine Macht erreicht oder ausgebaut. Aufgrund dieser Erwägungen ist die „wahre Liebe“, wie sie zwischen Ferdinand und Luise besteht, für den Präsidenten reine Zeitverschwendung. Ehen oder Verhältnisse sind für ihn Zweckverbindungen, die nur dazu dienen Macht und Einfluss auszubauen. Aus diesem Grund, kann er die Liebe seines Sohnes gegenüber Luise nicht nachvollziehen.

2.2 Von Walters Bild des Adels

Die anderen Adligen bei Hofe sieht von Walter als seine Schachfiguren an. Er kollaboriert mit Wurm, der durch sein Amt in den Adel aufgestiegen ist, und spielt mit dem Hofmarschall in soweit, dass er ihn dazu benutzt, sowohl die Nachricht der angeblichen geplanten Hochzeit (1. Akt, 7.Auftritt) und den Plan der angeblichen Absage derselben (3. Akt, 2.Auftritt) zu verbreiten. Andere Adlige, und sogar den Fürsten, hält er von der Politik ab, da er sich selbst als stärksten und fähigsten Politiker sieht. Jede Aktion, jedes Gespräch, jede Beziehung dient ausschließlich seinem einzigen Ziel: die Ausweitung seiner Macht und seines Einflusses. Dies ist besonders in den Beziehungen zu anderen Adligen deutlich zu erkennen. Hierbei ist auch das Verhältnis zur Lady Milford zu sehen. Obwohl er nicht ein einziges Mal gemeinsam mit ihr auftritt, benutzt er sie als Werkzeug, um seinen Sohn mit ihr zu verheiraten und so seinen Einfluss bei Hof auszubauen. Eigentlich agiert er im Zusammenhang mit der Hochzeit hinter ihrem Rücken. Dass sie wirklich in Ferdinand verliebt ist, ist für von Walter in seinen Plänen natürlich ein unerwarteter aber angenehmer Faktor.

2.3 Von Walters Verhältnis zum Bürgertum

Das Verhältnis des Präsidenten zum Bürgertum ist äußerst schlecht. Er bezeichnet Luise abfällig als „Bügerkanaille“, (1.Akt, 5.Auftritt) was seinen Abscheu gegenüber dem einfachen Bürgertum verdeutlicht. Immer wieder erkennt man ihn Sprechakten des Präsidenten Herabwürdigungen des Bürgertums. Besonders sind sie in den Gesprächen mit seinem Sekretär Wurm sichtbar. So fährt er mit der Beschuldigung fort, dass Luise nicht mehr als eine „Hure“ seines Sohnes sein kann, mit der sich dieser kurzfristig vergnügt, um sie dann fallen zu lassen. Er lebt seine Möglichkeit zur Willkür bei der Familie Miller, als Beispiel für das Bürgertum, hemmungslos aus. So lässt er Luises Eltern ins Gefängnis sperren, um Luise unter Druck zu setzen und seine Macht zu verdeutlichen, die er jederzeit verwenden kann, um einem einfachen Bürger zu schaden oder ihn zu demütigen ( 2. Akt, 6. Auftritt). Letztlich wird sich immer wieder zeigen, wie der Präsident seine Macht gegenüber dem Bürgertum ausnutzt und das schreckliche Ende durch jegliche Willkür, die er an den Tag legt, weiter heraufbeschwört.

2.4 Darstellung der höfischen Welt

Der Hof wird hier äußerst negativ dargestellt. Dies liegt jedoch vor allem an der Sicht Schillers, der ja für längere Zeit das Leben bei Hofe miterleben konnte. Zum einen gibt es da die so genannten Hofschranzen, deren Leben sich ausschließlich bei Hofe abspielt und die sich auch nicht für das Leben außerhalb des Hofes interessieren. Hierzu ist eindeutig die Figur des Hofmarschalls von Kalb zu zählen, der aufgrund dieses Verhaltens ein hohes Maß von Naivität und Lenkbarkeit an den Tag legt, sodass der Präsident ihn leicht in seine Intrigen mit einbauen kann.
Zum anderen aber die auch die machthungrigen Machtmenschen, denen nichts so wichtig ist, wie ihr persönliches Weiterkommen und ihr persönlicher Erfolg. Hierbei ist der Präsident äußerst wichtig. Er zieht die Strippen bei Hofe und ihm sind selbst viele Adlige hilflos ausgeliefert.
Letztlich wird natürlich auch das Desinteresse der Herrschenden an der einfachen Bevölkerung deutlich. Dieser Aspekt wird nur noch von der Willkür der Fürsten und dessen Handlangern in den Schatten gestellt, was letztlich mit dazu beiträgt, dass ein negatives Bild des Hofes entsteht.

3. Wirkung


3.1 Wirkung auf den Leser

Das Bild, das der Leser während des Trauerspiels vom Präsidenten erhält, ist äußerst differenziert. Natürlich wird dem Leser immer wieder verdeutlicht, wie kalkulierend der Präsident die Handlung vorantreibt und das für die Liebenden tödliche Ende erwartend in Kauf nimmt. Kaltblütig nimmt er es hin, dass seine Taten anderen Schaden zufügen und er würde es sogar billigen, dass seine Taten anderer Leben fordert. Vor allem sein abfälliges Verhalten gegenüber den anderen agierenden Personen, wobei er hierbei keinen Unterschied zwischen den Ständen macht, fällt dem Leser oft auf. Er benutzt sowohl den Hofmarschall und Wurm, als Vertreter des Adels, als auch die Familie Miller, als Vertreter des Bürgertums. Er repräsentiert auf seine ihm eigene, kaltblütige Weise den Adel und die höfische Welt. In den letzten Szenen merkt man ihm jedoch an, dass er in gewisser Weise Reue empfindet, für die Folgen, die sein Verhalten hatten. Er versucht zwar zuerst die Schuld, die er auf sich geladen hat, auf seinen Sekretär Wurm zu schieben, was für den Leser wiederum die selbstsüchtige Art des Präsidenten zu verdeutlichen scheint. Das Zugeständnis zu Schluss und die eigene Auslieferung an die Justiz kommen für den Leser aus diesem Grund auch eher überraschend, was jedoch auch zeigt, dass jeder Mensch, mag er auch noch so eigensichtig bzw. kaltblütig sein, wie der Präsident, eine Seele und ein Gewissen hat, was am Ende des Trauerspiels natürlich auch allgemein für die Hoffnung Schillers steht, dass sich der Adel und Hof ihre Fehler eingesteht, um diese in der Zukunft zu vermeiden.

3.2 Rezeptionsgeschichte

Kurz nach der Uraufführung des Stücks „Kabale und Liebe“ 1784 in Frankfurt, wurde das Stück an vielen Theatern in Deutschland aufgeführt (darunter Berlin 1784, Leipzig 1785, Hannover 1788 und Weimar 1790). Es gab durchweg positive Meinungen und Rezensionen über das Stück, die kurz nach der Uraufführung folgten. Im Vergleich zu anderen Stücken („Die Räuber“) schneidet das Stück jedoch weniger gut beim Publikum ab. Mit der Zeit wird es auch weniger an den Schauspielhäusern gespielt, da das Publikum mehr und mehr sein Desinteresse an dem Thema und seiner Verarbeitung zeigt. Thorsten Zimmer begründet das folgendermaßen: „(…) Weil das gebildete Publikum die Handlung als zu theatralisch und pathetisch erlebt“ und das Bürgertum eher auf „leichtere Familien- und Rührstücke“ fixiert war, wurde das Stück nach und nach von Spielplänen genommen. Später im 19. Jahrhundert wird das Stück sogar noch kritischer bewertet. So bezeichnet es Franz Grillparzer als das „elendste Machwerk“ und Friedrich Hebbel wunderte sich über die „grenzenlose Nichtigkeit dieses Stücks“. Erst in der Zeit des Realismus erlebte das Stück einen neuen Schub. So zeigten sich sowohl Theodor Fontane, als auch Friedrich Engels über die Thematik des Stücks erfreut. Auch im 20. Jahrhundert wurde das Stück wieder häufiger an den Theatern inszeniert. Vor allem im Zweiten Weltkrieg, entwickelte es sich zum Symbol für „Freiheit, Artbewusstsein (…) und Glaubenskraft“ und für den „Kampf gegen das Intrigantentum“, was es zum meistgespielten und –inszenierten Stück des Zweiten Weltkriegs machte. Trotz dieser missbräuchlichen Missdeutung kann sich das Stück in den Jahrzehnten nach dem Krieg weiter auf den deutschen Bühnen etablieren. Heute ist es immer noch ein viel gespieltes Stück in den Schauspielhäusern und Theatern. Vor allem wird es heute inszeniert, um den Menschen von heute einerseits die gesellschaftliche Situation des 18. Jahrhunderts vor Augen zu führen, und andererseits die Thematik der wahren Liebe zwischen zwei Menschen zu zeigen, was in der heutigen Zeit eher im Mittelpunkt steht.

4. Schluss


4.1 Zusammenfassung

Der Präsident von Walter ist, wenn man ihn im Gesamtzusammenhang von Darstellung in dem Stück und geschichtlichem Hintergrund betrachtet, ein Symbol für den intriganten Hof, der zwar durchaus folgenschwere Fehler im Umgang mit seinen Untergebenen begeht, diese jedoch entweder von den Betroffenen wieder gutmachen lassen, oder die gesamte Schuld auf andere ebenfalls Beteiligte abzustreifen versucht. Die Adligen mögen sich zu dieser Zeit in zwei Lager aufgespalten haben. Zum einen die kaltblütigen, kalkulierenden und selbstsüchtigen Machtmenschen, die fast alles in Kauf nehmen, um ihre Ziele zu erreichen und dabei auch über Leichen gehen würden oder sogar bereits gegangen sind, zum anderen die naiven, leichtgläubigen und politisch unbegabten Adligen, deren Leben aus Feiern, Lästern und Klatsch besteht. Der Präsident gehört zweifelsohne zum ersten Lager, jedoch steht auch sein Sekretär Wurm diesem Lager bei. Der Hofmarschall von Kalb gehört eindeutig zum zweiten Lager, was ihn dafür prädestiniert als Marionette für die Interessen des Präsidenten zu dienen. Ebenfalls zu diesem Lager gehört der Fürst, der zwar nicht auftritt, jedoch auch immer anwesend zu sein scheint, sich aber aus politischen Angelegenheiten heraushält und so seinem Repräsentanten dem Präsidenten nahezu freie Hand lässt. Dies führt zu einer Willkürherrschaft, die zwar vom Präsidenten mit harter Hand geführt wird, jedoch letztlich auch auf den unaktiven und politisch untalentierten Fürsten zurückzuführen ist. Die Intrigen, die durch den Präsidenten und seinen Sekretär Wurm durchgeführt werden, scheinen zum politischen Tagesgeschäft gehört zu haben. Hierbei zeigen sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Ständen. Sowohl Adlige, als auch Bürgerliche werden aus machtpolitischen Gründen missbraucht, was letztlich zu einem katastrophalen Ende der Hauptpersonen führt und in der Realität den Untergebenen im niederen Adel oder Bürgertum großen Schaden zufügte.

5. Literaturverzeichnis

  • Henning, Hans: Schillers „Kabale und Liebe“ in der zeitgenössischen Rezeption“. Leipzig ( Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik) 1976
  • Ludwig, Martin H.: Königs Erläuterungen und Materialien. Erläuterungen zu Friedrich Schiller Kabale und Liebe. Hollfeld (Bange) 1994
  • Nordmann, Beate: Königs Erläuterungen und Materialien. Erläuterungen zu Friedrich Schiller, Kabale und Liebe. Hollfeld (Bange) 2003
  • Schafarschik, Walter: Erläuterungen und Dokumente. Friedrich Schiller, Kabale und Liebe. Stuttgart (Reclam) 2001
  • Schäfer, Dietmar: Mentor Lektüre-Durchblick. Friedrich Schiller, „Kabale und Liebe“ – Inhalt, Hintergrund, Interpretation. München (Mentor Verlag) 2005
  • Zimmer, Thorsten: Interpretationshilfe Deutsch. Friedrich Schiller, „Kabale und Liebe“ Freising (Stark) 2003

6. Erklärung

Ich erkläre, dass ich die vorliegende Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt habe, alle Formulierungen, die wörtlich oder dem Sinn nach aus anderen Quellen entnommen wurden, kenntlich gemacht habe und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutz habe.
Inhalt
Thema: Darstellung der höfischen Welt in Schillers „Kabale und Liebe“ anhand der Figur des Präsidenten von Walter
Inhaltsverzeichnis
1. Das bürgerliche Trauerspiel Kabale und Liebe
1.1 Inhaltsangabe
1.2 Problematik
1.3 Einordnung in den historischen Kontext
1.3.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
1.3.2 Biographischer Zusammenhang mit Schiller
2. Die Figur des Präsidenten von Walter
2.1 Charakterisierung der Figur
2.2 Darstellung des Adels aus Sicht des Präsidenten
2.3 Von Walters Verhältnis zum Bürgertum
2.4 Darstellung der höfischen Welt
3. Wirkung
3.1 Wirkung auf den Leser
3.2 Rezeptionsgeschichte
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
6. Erklärung (3075 Wörter)
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