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Facharbeit: Filmmusik im Wandel des Zeitgeists

Alles zu Musikstile

Inhaltsverzeichnis



Themen: Seitenzahl:

1. Einleitung 3

2. Entstehung der Filmmusik 4-5
2.1 Stummfilm Musik und ihre Eigenschaften 6-7
2.2 Beginn des Tonfilms 8-10

3. Filmmusik Produktion 11-12

4. Verwendung von Musik und ihre Wirkung 13-14
4.1 Instrumente und ihre Wirkung 15-16
4.2 Techniken und ihre Funktion 17-19

5. Bedeutung der Musik im Film / Schlussbemerkung 20

Literaturliste 21

Anhänge 22-23





1. Einleitung

"Obwohl uns ihre Anwesenheit lange Zeitstrecken hindurch nicht bewußt werden mag, können unsere Augen doch keinen einzigen Gegenstand wahrnehmen, ohne daß auch unsere Ohren mitbeteiligt wären."
Siegfried Kracauer
(Zitat aus "Flimmusik-Stummfilm" von Hansjörg Pauli, Verlag Klett Cotta)

Ein Film ohne Musik wäre zu heutiger Zeit kaum noch vorstellbar. Was vor 100 Jahren noch als unmöglich galt, nehmen wir heute als selbstverständlich an.
Viele Zuschauer vergessen dabei ihre Wichtigkeit, da Musik im Film oft nur unterbewusst wahrgenommen und verarbeitet wird. Wir sprechen vom "Film schauen" oder "gucken", obwohl nicht nur unser Sehvermögen, sondern auch unser Gehör dabei eine entscheidende Rolle spielt.
Wer schon einmal genauer auf die Melodie einer Szene geachtet hat, wird gemerkt haben wie sehr diese den Blick auf das Geschehene beeinflusst. Meist werden die Emotionen oder Handlungen mit der Musik unterstrichen, sie kann aber auch auf Geschehnisse welche der Zuschauer zu erwarten hat hinweisen und dementsprechend Spannung oder Gelassenheit aufbauen.


2. Entstehung der Filmmusik

Die Geschichte der Filmmusik ist in zwei grobe Epochen aufzuteilen:
1. Die Musik zur Stummfilmzeit
2. Die Musik nach der Vertonung
Am 1. November 1895 wurden zum ersten Mal damals sogenannte "lebende Photographien" in schwarz-weiss von den Brüdern Skladanowsky in Berlin präsentiert. Endlich war es gelungen reale, sich bewegende Bilder zu reproduzieren.
Acht Wochen darauf, am 28. Dezember, zeigten die Brüder Lumières ihren Film im Grand Café am Boulevard des Capucines von Paris. Aufgrund von perfektionierter Technik, weißt man diesem Tag die Geburt des Films zu. Publikum durfte jeder sein, der bereit war ein France als Eintrittspreis zu bezahlen. Aus Überlieferungen weiß man, dass schon dieser Film live von einem Pianisten begleitet wurde. Im Februar 1896 fand die Premiere der Lumière Filme in London statt. Diese im Durchschnitt 15 Minuten andauernden Filme wurden von einem alten Harmonium (Tasteninstrument, klingt orgelartig) begleitet, dem sogar drei Töne gefehlt haben sollen.
Das erste Kino (Nickelodeon) eröffnete erst 1905 in Pittsburg (USA). Die Kurzfilme, für die man meist 1 Nickel Eintritt zahlte, eine für den Durchschnittsbürger durchaus erschwingliche Summe, reichten von Dokumentarfilmen bis hin zu Komödien. Diese Nickelodeons fand man meist in zentral gelegenen, ehemaligen Lokalen (Ladenkinos, siehe Anhänge Nr.1). Trotz Bemühungen war ein Besuch im Kino eines der unbeliebtesten Freizeitangebote in der Gesellschaft.
Damals standen nicht unbedingt die Emotionen der Darsteller, sondern allgemeine Bewegungen und Geräusche und deren Unterstreichung, da man noch keinen Ton hatte, im Vordergrund. Zum Beispiel soll in einer Szene die Ankunft einer Bahn durch einen Kompressor imitiert worden sein. Demzufolge wurde die Filmmusik damals noch sehr nachlässig und ohne großen Aufwand gehandhabt.
Grund für die musische Begleitung war nämlich folgender:
Der Filmprojektor von dem aus die Bilder projeziert wurden, befand sich im Raum des Publikums. Die Menge war also nicht abgeschirmt von dem Lärm den dieser verursachte. Somit ergab sich die Idee, unangenehme Geräusche wie Schleifen oder Surren mithilfe von Musik zu übertönen. Ein weiterer Grund war, dass die Lichtspielhäuser (frühere Bezeichnung für Kino) aufgrund des lichtschwachen Projektors komplett dunkel sein mussten um die Filme auf der Leinwand zu erkennen. Für die Besucher hatte diese Situation Unbehagen zur Folge, wenn ihnen ihr Sitznachbar nicht bekannt war. Angenehme Klänge sollten jegliche Beklemmungen beseitigen, und Wohlbefinden erzeugen.
Auch die ungewohnte Situation solcher reproduzierten, und doch sehr real wirkenden Bilder löste gleichzeitig Faszination und Angst aus. Die Musik sollte dem Publikum die Abbildung näher bringen und ihre Illusion fördern, in dem fehlende Bildtöne imitiert wurden. Das intuitive Verlangen nach Geräuschen beim Beobachten der bewegten Bilder wurde somit beseitigt.


2.1 Stummfilm-Musik und ihre Eigenschaften

Als begleitende Instrumente wurden erstmals Piano, Drehorgel oder Grammophon verwendet. Das Klavier setzte sich jedoch durch, da es zu damaliger Zeit leichter war gute und kostengünstige Pianisten aufzutreiben, im Gegensatz zu Akkordeonisten.
Das Klavier nahm nicht viel Platz in Anspruch, und ist außerdem ein vielseitiges Solo-Instrument, das verschiedenste Emotionen gut verdeutlichen und zum Ausdruck bringen kann. Ab 1905 wurde dann das Schlagzeug hinzugezogen, das der Musik mehr Fülle verschaffte und für spezielle Effekte sorgte. Im Zusammenspiel mit dem Klavier, begleitete es den Sänger oder die Sängerin, die vor der Vorführung des Films oder zwischen den Pausen, in denen die Filmrolle gewechselt wurde, oftmals ihren Auftritt genossen und zum Amusement und Einstimmung des Publikums beitragen sollten. Zu Beginn war es unüblich ein Stück für einen Film zu komponieren, der Klavierspieler bekam nicht einmal musikalische Vorgaben. Man verwendete stattdessen bereits existierende klassische oder moderne Kunstmusik. Häufig passte man die Musik dem Publikum und nicht dem Film an, oder es wurde einfach improvisiert. Die Pianisten bekamen 25-30 Shilling die Woche, was ein vergleichsweise niedriger Lohn war. Viele von ihnen waren deshalb gezwungen einem weiteren Nebenverdienst nachzugehen. Es kam durchaus vor, dass die Klavierspieler aufgrund von geringer Vorbereitungszeit oder Übermüdung nicht immer der Szene entsprechende Musik spielten, beziehungsweise sich immer wiederholten. Oftmals sahen sie selber den Film zum ersten Mal, oder hatten nur das Skript zuvor gelesen. Spontanität und Sicherheit waren entscheidend um die Bilder dann in die richtigen Töne umzuwandeln. Mit der Zeit stellte man fest, dass Kinos mit besser ausgewählter Musik wesentlich mehr Zuspruch erlangten als andere Kinos, welche den selben Film spielten.
Im Jahre 1909 schrieb der Filmkritiker der "New York Daily Mirror":
"Schlecht ausgewählte Musik kann einen Film genau so ruinieren wie gut ausgewählte Musik seine Wirkung zu steigern vermag." Ein paar Jahre später gründete sich die "Motion Picture Patents Company", die zur wesentlichen Verbesserung der Film-/ und Schauspieltechniken beitrug. Zudem gab es erste Leitfäden und melodische Vorgaben was den Musikern einiges erleichterte. Es wurde mehr Acht auf die Qualität und Stimmigkeit der Instrumente, sowie auf Talent und Bemühungen der Spieler gesetzt, um mehr Niveau in der Branche zu erzielen.
Das zunehmende Interesse am Kino um 1915 zur Zeit des ersten Weltkriegs war nicht unbegründet. Bei einem Kinobesuch konnte man sich wunderbar von den Alltagssorgen ablenken lassen, und in eine zweite Welt eintauchen. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde auch die Musik mehr variiert und perfektioniert, so dass ganze Opernhäuser mit Orchestern, bestehend aus etwa 60 Musikern, entstanden.



2.2 Beginn des Tonfilms
Die Entwicklung des Tonfilms begann schon sehr früh, war aber lange Zeit noch nicht ausgereift und wurde deshalb auch nicht viel verwendet. Beispielsweise spielte man die Musik parallel zum Film per Grammophon ab, auf die Idee, den Ton sofort auf den Zelluloidstreifen des Films zu projezieren kam man erstmals nicht. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 präsentierte die Léon Gaumont angehörige Firma "Phono-Cinema-Thétre" (siehe Anhänge Nr.2), den Film "Roméo et Juliette", bei dem der Ton mehr oder weniger synchron mittels eines Lioretographen (siehe Anhänge Nr.3) wiedergegeben wurde. Dieses vom Uhrmacher Henri Jules Lioret entwickelte, phonographische Walzensystem war in der Lage vierminütige Tonaufnahmen zu machen. Film und Ton wurden also noch separat aufgenommen und abgespielt (auch Nadeltonverfahren genannt). Bis heute ist jedoch nicht geklärt, ob zuerst die Tonaufnahmen der Sprecher oder die bildlichen Aufnahmen der Schauspieler erfolgten. In der Regel stellte man den Lioretographen vor die Kinoleinwand. Gesteuert wurde dieser dann mithilfe einer Telefonverbindung des Projektionisten, was zur Folge hatte, dass Schallplatte und Filmaufnahmen nie ganz synchron waren. Das sich diese Variante der Tonwiedergabe nicht durchsetzte, hatte auch noch weitere Gründe. Zuerst einmal hatte der Schalltrichter nur eine minimale Reichweite, weshalb man Orchester bevorzugte da diese fähig waren den ganzen Kinosaal zu beschallen. Die Synchronisation war außerdem relativ kostspielig. 1903 erfolgte Oskar Messters Erfindung des Biophons. Durch die elektrische Verbindung der Walze des Lioretographen mit dem Film war eine bessere Synchronisation möglich, weshalb über 1000 Tonbildfilme mit dieser Technik vorgeführt wurden. 1922 veröffentlichte die Gruppe "Triergon" das Lichttonverfahren in Berlin, bei dem sich Bild und Ton auf einem Streifen befanden (siehe Anhänge Nr.4). Das mehrere Jahre andauernde Projekt wurde vom Telefon- und Telegrafentechniker Hans Vogt in die Wege geleitet, der im Physiker Jo Engl und dem Radio- und Hochfrequenz Techniker Joseph Massolle zwei Gleichgesinnte fand. Die drei Männer nahmen sich vor, der mangelhaften Tonbegleitung mit ihrer Erfindung ein Ende zu setzen. Diese erlangte viel Zuspruch von der Presse, reichte aber nicht für den großen Durchbruch. Die Filmindustrie scheute die höheren Kosten und die zu erwartende Arbeitslosigkeit vieler Kinomusiker, somit musste die Gruppe aus finanziellen Gründen ihre Rechte und Apparaturen an William Fox abgeben. Das Problem war, dass Bild und Ton nicht getrennt aufgenommen werden konnten. Professionelle Schnitttechniken waren ebenfalls nicht denkbar. Aus diesem Grund mussten die Akteure am selben Platz stehen bleiben, was dazu führte, dass den Szenen häufig die Dynamik und Bewegung fehlte. Viele Schauspieler wurden aufgrund ihrer weniger ästhetischen Stimmen ausgetauscht, sogar Weltstar Chaplin verachtete den Tonfilm. Als 1929 die Weltwirtschaftskrise begann, wurde die Umrüstung sämtlicher Filmtheater zu Tonfilmen zunehmend erschwert, die Qualität ließ zu wünschen übrig. In den 1930er Jahren entstanden erste Tonstudios, die extra für die Aufnahmen von Musik bestimmt waren. War ein Film abgedreht, blieb dem Komponisten oft nur eine Woche Zeit, um die dazugehörige Musik zu erstellen. Danach musste schnellstmöglich ein Orchester gebucht, und das Werk aufgenommen werden. Lautstärke, Geschwindigkeit sowie die Tonhöhe konnte im Studio nachträglich verändert werden. Die Art von Musik war anfangs sehr romantisch und klassisch gehalten, da Opern zu damaliger Zeit sehr gefragt waren. Außerdem schrieben die Komponisten ursprünglich Stücke für den Broadway oder für Opern, bevor sie in Hollywood engagiert wurden.
Während und nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Fernsehen zunehmend zum Konkurrenten, was unter anderem an der Entwicklung des Farbfernsehers lag. So kam es, dass viele Kinos gezwungen waren zu schließen. Dies zwang die Filmindustrie erneut verbesserte Tonsysteme zu entwickeln. So entstanden der Stereo- und Suroundsound. Des weiteren bestand nun die Möglichkeit, Musik auf verschiedenen Tonspuren aufzunehmen, so dass man die Instrumente oder Geräusche einzeln nachbearbeiten oder hinzufügen konnte. In der Filmbranche waren mittlerweile vermehrt Zeichentrickfilme vorzufinden. Die Besonderheit dabei war, erst die Musik zur Handlung zu komponieren und erst danach die Bilder anzufertigen.
In der Nachkriegszeit machte der typische Hollywood/Folklore-Sound neuen Einflüssen der Jazz- und Unterhaltungsmusik Platz. Jazz war bis zu diesem Zeitpunkt stark verpönt in der gehobenen Gesellschaft, da ihr Ursprung afroamerikanisch ist. Deshalb fand das Genre anfangs auch nur in Gangster- oder Psychofilmen (z.B. in "A Streetcar named Desire") Anwendung. Die wesentlichen Merkmale des Jazz sind Improvisation, Polyrhythmik (Überlagerung verschiedener Rhytmen), und die stilistische Individualität der Musiker. Trotzdem gewann Filmmusik an Popularität, da man sie mehr vermarktete und eingängige Melodien für Titelsongs komponierte. Die Verbreitung durch das Radio, der Verkauf von Schallplatten oder der Notenblätter diente ebenfalls der Promotion für den jeweiligen Film.
Der erste, 1944 veröffentlichte, offizielle Titelsong stammt aus dem weltbekannten Western "High Noon" (deutscher Titel: "Zwölf Uhr mittags") und heißt "Do not forsake me, Oh my darling" (siehe Anhänge CD). Der Song ist gitarrenlastig, und eher minimalistisch gehalten. Der finanzielle Erfolg trieb Komponisten dazu, weiterhin Musik für Filme zu komponieren. Erwähnenswert ist der Horrorfilm "Psycho" von Hitchcock, der mit seiner Musik Geschichte schrieb. Der mehrfach Oscar gekrönte Komponist Bernard Hermann setzte hier lediglich ein Streichorchester ein, welches mit seiner unverkennbar dramatischen und schrillen Melodie den Zuschauern den Atem raubte. Ab 1950 bis zu den 60er Jahren fand die Rock und Popmusik vermehrt Verwendung im Filmbusiness, um auch junge Zuschauer zu erreichen. Anstelle von orchestraler Musik spielte man bekannte Bands wie die Beatles, Jimi Hendrix oder Elvis Presley. Der Nachteil dabei war, dass bei Verwendung der modernen Musik die Popularität und Beliebtheit eines Künstlers oft ausgenutzt wurde, um den Film besser zu verkaufen und nicht weil die Musik den Film perfekt untermalte. Dies lies die Qualität mancher Filme sinken. Klassische Musik ist trotzdem bis heute noch in zahlreichen Filmen vorzufinden. Ein Beispiel für die 80er und 90er sind die James Bond und
Star-Wars Filme, in denen klassische Orchestermusik eine bedeutende Rolle spielt und grandios eingesetzt wurde.


3. Filmmusik Produktion
Für die musikalische Untermalung eines Film kann man bereits existierende Stücke verwenden, oder aber man lässt passende Musik komponieren. An dieser Produktion sind viele verschiedene Leute beteiligt, und es erfordert eine gute Organisation.
In folgender Beschreibung werde ich die wichtigsten Beteiligten und ihre Funktion erklären. Ganz oben steht selbstverständlich der Regisseur/ die Regisseurin. Diese/r überwacht und leitet das Gesamtprojekt. Er hat darauf zu achten, dass am Ende die Musik mit dem Schauspiel etc. harmonisiert und das Konzept aufgeht, um entsprechenden Erfolg mit dem Ergebnis zu erlangen. Darauf folgt die Produktion. Bei jeder Entstehung eines Films gibt es eine zugehörige Firma, die sich um die Finanzierung sowie die Zeiteinteilung der Dreh- und sonstiger Arbeiten und Aufnahmen kümmert. Sie engagieren die Kamerateams, Kostüm- und Maskenbildner, Tongestalter, Lichtleute und besorgen ihnen Unterkünfte. Des weiteren organisieren sie alle nötigen Fahrzeuge und Materialien. Bevor die Komposition oder die Auswahl der Musik für einen Film beginnt, sollte festgelegt werden, welche Art von Musik den Film begleiten soll (Bsp.: Elektro, Hip-Hop, Klassik usw.). Auch das Maß an notwendiger Musik muss vorher bestimmt werden. In der Regel wechselt man das Genre auch nicht im Verlauf des Films. Der Komponist ist einer der ersten, der den fast fertigen Film sehen darf. Er bespricht zuerst mit der Regie sein Vorhaben, und nimmt seine Anfertigungen zuerst nur mit visuellen Instrumenten auf. Produktion und Regie überprüfen seine Kompositionen abermals, erst dann erfolgen die Aufnahmen mit dem Orchester. Dafür wird ein Tonstudio und ein Aufnahmesaal (siehe Anhänge Nr.5) gemietet. Die gebuchten Musiker müssen sicher vom Blatt spielen können, da das Stück vor Beginn der Aufnahme nur ein- oder zweimal probeweise gespielt werden kann und mit dem "Click Track" eines Metronoms vertraut sein. Das Klicken gibt das Tempo vor, in dem sich die Musiker zu befinden haben und wird mithilfe von Kopfhörern abgespielt. Viele empfinden dies als störend, da sie die Vibrationen ihres Instruments und das Orchester nicht mehr so gut wahrnehmen können. Der Dirigent gibt Wünsche und Anregungen des Komponisten an die Musiker weiter. Um die Emotionen der Musik besser zu verkörpern, wird ihnen die grobe Handlung des Films vermittelt. Der Tonregisseur überprüft während der Aufnahmen das Spiel und den Klang der Instrumente und entscheidet dann, ob etwas wiederholt aufgenommen werden muss. Er gibt außerdem dem Recording Engineer, der für das Mischpult zuständig ist, Anweisungen. Danach kommt die Arbeit des Music Editors,dieser schneidet die Aufnahmen passend zusammen und auf die Bildfolgen zu. Der Rohschnitt wird dann zum Testen der Reaktion und Wirkung einem Publikum vorgespielt.


4. Verwendung von Musik und ihre Wirkung
Musik begleitet unser ganzes Leben. Im Radio, in der Werbung, im Kaufhaus oder auf dem Konzert, Musik ist überall. Was aber macht sie so unentbehrlich und warum versetzt sie uns in gute Laune oder rührt uns zu Tränen? Wer ihre Macht und Funktion verstanden hat, kann diese gezielt einsetzen und Menschen manipulieren. Wer etwas mit dem Auge ansieht speichert Bilder besser ab, wenn er gleichzeitig auch noch andere Eindrücke gewinnt. Das kann mit dem Geruchssinn, Hörsinn, oder Tastsinn geschehen. Je mehr Sinne beteiligt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Ereignis im Gedächtnis bleibt. Verständlich also, dass für Werbungen extra Jingles und für Filme unverkennbare Soundtracks komponiert werden. Erlebnisse die uns nahe gehen vergessen wir nicht so schnell. Für die Emotionalität sorgt die Musik, da das Ohr ein eher passives Organ ist und nahe mit unserm Gefühlssystem verbunden ist. Sobald wir also Musik wahrnehmen löst dies etwas in uns aus, was wir selbst nicht beeinflussen können. Im Gegensatz dazu ist das Auge ein aktives Sinnesorgan, da wir beim Sehen die Gegenstände unserer Außenwelt fokussieren. Wir betrachten unser Umfeld sachlich. Da unser Hörsinn also in das "Innere" geht und eng mit unserer Gefühlswelt verbunden ist, wirkt ein Film psychischer wenn viel Musik vorhanden ist. Sie hilft uns, die Gedanken und Handlungen des Protagonisten nachzuvollziehen und sich in ihn hineinzuversetzen. Trotzdem sind dazugehörige Bilder wichtig, da sie uns verständlichere Aussagen liefern. Wenn uns die Situation des Darstellers aus eigener Erfahrung bekannt ist, geht uns sein Schicksal natürlich besonders nahe. Auch das Interesse für das Thema, welches der Film behandelt ist von Bedeutung. Wir weisen mehr Konzentration auf, wenn wir bereits etwas darüber gelesen oder gehört haben, also eine Auseinandersetzung oder Meinungsbildung bereits stattgefunden hat. Des weiteren wirkt Musik auch auf unsere Körperfunktionen, wie zum Beispiel den Herzrhythmus der sich dem Tempo anpasst (siehe Anhänge Nr.6). Auf schnelle Musik reagieren wir nervös oder erregt. Musik in Actionfilmen ist meist rhythmusbetont, da eine Melodie eher störend wirken würde. Schnelles Tempo verleiht einer Verfolgungsjagd mehr Hektik und Dynamik und verursacht beim Zuschauer Anspannung. Entspricht die Musik unserem gewöhnlichen Herzschlag (70 mal pro Minute), empfinden wir dies als beruhigend. Bei sehr langsamer Musik sinkt auch unser Puls. Dieses Tempo hingegen stimmt uns eher trübe oder bedrückt uns (siehe Anhänge).
In tierischen Dokumentarfilmen wird daher wenig bis keine Musik gespielt, man verwendet stattdessen bildgetreue Töne, bzw. Tierlaute. Dieses Verfahren nennt sich "O-Ton" (Original-Ton), Dadurch wirken die Bilder realistischer. Bei historischen Dokumentationen ist es naheliegend Musik aus der jeweiligen Zeit zu gebrauchen, liegt der Schwerpunkt auf der Kultur, kann man sich die einheimische Musik zu Nutze machen. Dies erleichtert den Zuschauern das Hineindenken in die jeweilige Umgebung. Trotz gewisser Übereinstimmungen, lässt sich die Musik eines Film-Genres nicht verallgemeinern und auf andere Filme eins zu eins übertragen. Die Vielfalt ist sehr groß und auch die Art wie die Geschichte erzählt wird ist relevant für die Musikauswahl.


4.1 Instrumente und ihre Wirkung
Jedes Instrument hat seine eigene Klangfarbe, welche sich aus dem Tonumfang, dem Material sowie der Art des Spielens (zupfen, streichen, blasen) zusammensetzt. Im Zusammenspiel können sie, je nach Einsatz der Anzahl und Art von Instrumenten ganz unterschiedliche Wirkungen erzielen. Dabei kommt es natürlich auch immer darauf an in welcher Tonlage das Instrument spielt, ob es Dur oder Moll spielt usw. Dementsprechend können Komponisten in einem Stück bestimmte Instrumente einsetzen, um mit den Emotionen der Zuschauer zu spielen. Die instrumentale Wirkung kann dabei visuelle Eindrücke unterstützen oder das Publikum verwirren, indem sie diese nicht unterstützt. Ein bestimmtes Instrument wirft beim Hören oft, jedoch nicht zwingend, Assoziationen mit bestimmten Bildern auf (auch Orientierungslaute genannt). Denn aus eigenen Erfahrungen die wir gesammelt haben, erweckt Musik automatisch Erinnerungen in uns, Bilder, die wir mit Tönen, Melodien oder Instrumenten in Verbindung bringen. So vermittelt zum Beispiel ein Trompetenspiel weihnachtliche Stimmung, das Erklingen von Hörnern erinnert an eine Jagd. Bestimmte Instrumente stehen auch für Kulturen, weshalb es beispielsweise nahe liegt für einen Film, der in Afrika spielt Trommelrhythmen zu verwenden. Auch Orgeln oder Glocken sind ebenfalls ein klassisches Beispiel, da man beim Klang dieser sofort darauf schließt sich in Nähe einer Kirche zu befinden. Der Dudelsack ist beispielsweise ein musikalisches Merkmal des europäischen Mittelalters. Musik kann also nicht nur Emotionen auslösen sondern auch Ort und Zeit verdeutlichen. Ebenso kann einer Rolle im Film ein bestimmtes Instrument oder Motiv zugeordnet werden, welches dann hörbar wird, sobald der Protagonist auftaucht oder sich in unmittelbarer Nähe befindet. Das Instrument kann das Aussehen (alter Mann, kleines Kind) einer Person unterstreichen. Wenn es seinen inneren Charakter (hinterlistig, lustig etc.) beschreibt, kann dies zu Verwirrungen führen, wenn das Instrument nicht mit der äußerlichen Charakterisierung übereinstimmt. Diese können aufgehoben werden, sobald man anhand der folgenden Erzählung mehr über das Innenleben der Person erfährt. Findet nun innerhalb des Films einer Veränderung des gewohnten Motivs oder der Melodie statt, lässt dies darauf schließen, dass der Protagonist eine charakterliche Veränderung durchmacht, dass etwas in seiner Psyche geschieht oder er eine Art Besinnung/Erleuchtung erfährt. Hier nun einige weitere Beispiele an Instrumenten und ihren Merkmalen, beziehungsweise ihre Verwendung:
Spielt eine Flöte besonders hoch, ist der Klang hell und freundlich. Im mittleren Bereich kann es romantisch und feinfühlig wirken. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Titelsong des Titanic Films "My Heart will go on" von Celine Dion. Eine Oboe hingegen erzeugt klagende und dramatische Stimmung. Ein Kontrafagott ist ein sehr dumpf klingendes Instrument und kann seine Wirkung, die sehr düster und rätselhaft sein kann, daher am besten in tiefen Tonlagen entfalten. Ein Horn ist ein sehr kraftvolles und drängendes Instrument. Die Posaune hingegen wirkt sehr schwerfällig. Eine Violine kann man, was die Wirkung betrifft, sehr vielseitig einsetzen. In hoher Tonlage wirkt sie sehr schrill, hysterisch aber gleichzeitig zart und gebrechlich, im mittleren Register romantisch und leidenschaftlich. Spielt sie tiefe Melodien, sind diese oft dunkel und dramatisch.


4.2 Techniken und ihre Funktion
In der Regel ist das Ziel der Filmmusik die unbewusste Wahrnehmung. Grund dafür ist, dass der Zuschauer sich aus Interesse an der Geschichte und nicht an der Musik einen Film ansieht. Die Voraussetzung dafür ist das Bild und Musik harmonisieren und ineinander verfließen ("Affektive Kongruenz"). Um dies zu erreichen wurden bestimmte Techniken entwickelt. In seltenen Fällen soll der Zuschauer Musik, wenn dann in besonders emotionalen Szenen, bewusst wahrnehmen. Bewusstes Zuhören kann außerdem erreicht werden, wenn man die Musik mit dem direkten Schnitt einfügt, anstatt sie langsam ein- und auszublenden.
Zur Zeit der Stummfilme war es verbreitet, die Bewegungen und Handlungen der Darsteller durchgehend mit Musik zu unterstreichen. Das bekannteste Beispiel hierfür sind die Komödien mit Charlie Chaplin. Die vollkommen überspielte Art des Schauspielers war aufgrund des fehlenden Tons notwendig. Um seine tollpatschige Art noch belustigender wirken zu lassen, war unbeschwerte und fröhliche Musik ein ständiger Begleiter in diesen Filmen. Musik musste hier Sprache und Emotionen gleichzeitig widerspiegeln. Um mögliche Missverständnisse im Publikum zu vermeiden, blendete man dennoch manchmal die Aussagen der Darsteller in Form eines Schriftzuges ein. Was aber das wesentliche Merkmal dieser Filmmusik war, sind ihre "Effekte". Sobald Charlie stolperte und hinfiel, erklang ein lautes "Doing". Wenn er auf der Flucht ist spielen schnelle und hektische Geigen. Als er sich in einer Szene von einem schlafenden Löwen davon schleichen will, wird bei jedem seiner behutsamen Schritte ein Ton gezupft (http://www.youtube.com/watch?v=79i84xYelZI). Damit wird seine Handlung unterstrichen und auf das Wesentliche aufmerksam gemacht, damit der Zuschauer die Geschichte trotz Ton versteht. Der Begriff für diese überspitzte Art von Musik wurde von Disney eingeführt, da er diese ebenfalls für seine Zeichentrickfilme verwendete, und nennt sich "Mickey Mousing". Die Serien von "Tom & Jerry" sind ebenfalls ein gutes Beispiel. Besonders auffällig und greifbar ist die Lautmalerei in der Folge " The Invisible Mouse", in der Jerry in eine Tinte fällt die ihn unsichtbar macht. Als die Maus dann durch das Bild hüpft und läuft, liegt es nun an der Musik, dem Publikum eine Vorstellung zu geben, und die Bewegungen der durchsichtigen Maus in Form vom schnellen oder langsamen Rhythmus, hohen oder tiefen Tönen wiederzugeben (http://www.youtube.com/watch?v=BvmSxQKglvU). Diese Art von Musik findet in heutigen Filmen nicht mehr, oder nur noch selten Verwendung. Wenn akustische Bewegungen betont werden, allerdings nicht so extrem wie beim Mickey Mousing, nennt sich das "Underscoring". Diese Technik lässt sich heutzutage in Actionfilmen beobachten. Diese sind durch hohe Schnittfrequenzen geprägt, so dass der Zuschauer zusätzliche Anhaltspunkte in Form von Lauten benötigt, um das Geschehen überhaupt nachvollziehen zu können.
Der Begriff "Mood-Technik" (deutsch: Stimmungs-Technik)beschreibt schon was damit erzielt werden soll: die Wiedergabe der Atmosphäre einer Szene. Musik gibt Informationen, die ein Bild allein oft nicht liefern kann. Im perfekten Zusammenspiel lassen sich Irrtümer vermeiden und der Zuschauer kann das Geschehen besser deuten. Wenn die Musik nicht mit dem Bild harmonisiert, steht dies oft für einen Vorgang der Befremdung oder Ungewissheit des Darstellers, in Bezug auf den Ort an dem er sich befindet.
Wenn Musik innerhalb einer Szene, auf ein zukünftiges Geschehen hinweisen will nennt sich das "Leitmotivtechnik". Die Musik leitet eine Handlung, einen Ort oder eine Zeit ein. Schon mit Beginn der ersten Szene weist Musik oft darauf hin, in welchem Genre der Film spielt (genannt: "Opening-Theme"). Sie erschafft die nötige Atmosphäre und versetzt das Publikum in die entsprechende Stimmung. Der Komponist steuert mit seiner Musik die Emotionen des Zuschauers und gibt ihm Vorahnungen, die entweder bestätigt werden können oder nicht. Die Ungewissheit, wann diese bewahrheitet, erhöht die Spannung. Wenn Erwartungen nicht eintreten, entsteht ein Überraschungsmoment, d.h. der Zuschauer reagiert darauf stark emotional. Spielt die Musik also beispielsweise einen Dominant-Septakkord, schließt der Zuhörer aus Erfahrung auf die folgende Tonika. Hört er nun einen Sextakkord ist er irritiert, da dies nicht seinem gewohnten Muster entspricht. Je weiter die Daten von unserer Erwartung abweichen, desto aufmerksamer werden wir. Kommt diese Variation jedoch zu häufig vor, verliert diese an Überraschungseffekt. Die Methode, eine Vorahnung eintreten zu lassen kann bei passender Verwendung auch große Anspannung auslösen. Beispielsweise möchte die Hauptdarstellerin in einen Zug einsteigen. Nur der Zuschauer hat zuvor den Attentäter und sein Vorhaben beobachten können und weiß genau, was passieren wird wenn die Protagonisten tatsächlich einsteigen wird. Man hat das Bedürfnis in die Handlung einzugreifen. Auch das Verzichten auf Musik erweist an bestimmten Stellen besondere Wirkung. Die Stille löst eine bedrückende, unheimliche und einsame Atmosphäre aus. Als Beispiel dient der Horrorfilm "Blitch Wair Project", der vollkommen ohne Musik auskommt und einen großen Erfolg feierte. Wenn Töne oder Musik direkt mit der Aufnahme des Films aufgenommen und nicht erst später eingespielt werden, zum Beispiel Radio- oder Konzertmusik, nennt sich das "Off-Ton". Oftmals sind diese dann Teil der Handlung und wichtig für die Orientierung des Zuschauers.


Schlussbemerkung

Zusammenfassend lässt sich aus den gesammelten Informationen sagen, dass die Musik im Film, trotzdem (oder gerade weil) der Schwerpunkt unserer Konzentration auf der Erzählung liegt, eine enorme Wirkung auf uns hat. Vielen Zuschauern fällt dies nicht auf, da sie die Handlung vordergründig bzw. bewusster mit den Augen wahrnehmen und mit dem Gehör nur unterschwellig. Musik löst verschiedene Emotionen in uns aus, welche dem Gedächtnis helfen die Bilder besser abzuspeichern. Wir können uns also häufig nur an die Bilder einer Szene oder einer Handlung erinnern, nicht aber an die Filmmusik. Dabei verleiht oft erst die gute Musik einem Film das gewisse Etwas. Sie kann auch, durch Verwendung berühmter Bands oder Sänger, die Aufmerksamkeit bestimmter Gruppen erlangen, um den Film interessanter und populärer zu machen. Die Aussage Musik im Film sei notwendig, ist jedoch nicht berechtigt. Viele Filme funktionieren hervorragend ohne Musik, es entscheidet also immer das Gesamtbild, erst wenn dieses harmoniert kann der Film den Zuschauer auch erreichen. Deshalb existieren keine verbindlichen Vorgaben, wann, wo und in welcher Art und Weise Musik im Film eingesetzt werden soll, da diese individuell an den Film angepasst werden muss.


Literaturliste

Web:
http://www.e-filmmusik.de/artikel1.htm

http://home.arcor.de/repoda/dbonline/studium/essays/GeschichtederFilmmusik.pdf

http://filmlexikon.uni-kiel.de

http://www.deutsches-museum.de

http://www.hdm-stuttgart.de/~curdt/Reuter.pdf

http://opus.kobv.de/hff/volltexte/2013/129/pdf/BertokDiplom.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Filmmusik

http://server4.medienkomm.uni-halle.de/filmsound/glossar.htm#mood

_______________________________________________________________

Bücher:
"Filmmusik: Stummfilm" - Hansjörg Pauli, Verlag Klett Cotta
Inhalt
Es handelt sich hierbei um die Entstehung und Entwicklung der Filmmusik, vom Stummfilm bis zu moderner Filmmusik. Außerdem werden verschiedene Techniken der Filmmusik sowie ihre Wirkung auf das Publikum analysiert (Einfluss auf Körper + Reaktion). (4658 Wörter)
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