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Kindchenschema

Frage: Kindchenschema
(1 Antwort)

 
Hey Leute, ich muss innerhalb einer Stunde drei Aufgaben zur Verhaltensbiologie abgeben... ich bitte dringend um Hilfe! Bitte...

Es geht halt um das Kindchenschema. Hab hier ne Abbildung mit verschieden Babyköpfen(mit großen und kleinen Augen, großer runder und kleinen Kopfform,mit und ohne Haaren usw...) Soll die Köpfe jetzt alle miteinader vergleichen und entscheiden welchen ich jeweils niedlicher finde... meine Fragen:

1)Diskutieren und beurteilen Sie ihr Ergebnisse hinsichtlich genetisch bedingter oder erworbener Anteile der Reaktion.
2)Analysieren Sie, mit welchen Vorstellungen das Kindchenschema in der Werbung verknüpft wird.
3)Definieren Sie den Begriff Auslöser im Sinne der klassischen Ethologie und beurteilen Sie, ob diese Definition hier angemessen ist.

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir vielleicht ein wenig helfen könntet...danke schon mal im voraus
GAST stellte diese Frage am 25.02.2008 - 12:10


Autor
Beiträge 2271
4
Antwort von heart_shaped_box | 25.02.2008 - 12:32
Zitat:
Die erste, das Kindchenschema, gehört zur verhaltenswissenschaftlichen Diskursart, die feststellt, dass in uns instinktive Reaktionsweisen aus unserer Evolution überlebt haben.
Beim Anblick eines Kleinkindes stellen sich in uns bestimmte Reflexe automatisch ein: Wir fühlen uns angezogen; liebes es; möchten es kneifen; beschützen; pflegen; behüten und so weiter. Die Wissenschaft entdeckte in den letzten Jahrzehnten immer mehr solche uns genetisch angeborenen Signale und Reize, auf die wir unmittelbar reagieren. Sie spielen eine grosse Rolle beim Flirt, beim Sex, beim Erkennen und Erinnern von Menschen (Gesichter) und so weiter. Sie sprechen alle unsere Sinne an. Obwohl wir seit Jahrhunderten mit Parfüms herumhantieren, überraschte es viele, dass zum Beispiel der Geruchssinn bei alledem eine sehr wichtige Rolle spielt (übrigens auch beim Kindchenschema). Wenn wir diesen Diskurs verfolgen kommen wir also zum Schluss: Ein Teil und zwar ein wichtiger Teil unseres Verhaltens wird durch genetisch vererbte und uns somit vorgegebene Reaktionen auf bestimmte Reize festgelegt.

Diese Schlussfolgerung führt uns in einen Widerstreit mit dem, was wir unter vernünftigem Handeln verstehen, also dem Handeln, in dem unsere Einsicht und unser Urteil die bestimmende Rolle übernehmen. Die Frage ist nun: Müssen wir in diesem Widerstreit leben, ist er unauflösbar, oder lässt sich ein Konsens finden?

Um einen solchen anzustreben, müssen wir einen weiteren psychologischen Diskurs eröffnen: Den über bewusstes und unbewusstes Handeln. Um diesen Diskurs für einen Konsens zwischen vernünftigem und reflexgesteuertem Verhalten anwenden zu können, muss vorausgesetzt werden, dass das Unbewusste in unserem täglichen Handeln eine grosse Rolle spielt, wir es aber im Sinne von Freud und Jung bewusst und dadurch unserem Entscheiden unterstellen können. Es gibt immer noch Forscher, die dies nicht wahrhaben wollen. Für sie bleibt der Widerstreit bestehen, ja einige zweifeln sogar an der Möglichkeit eines vernunftbestimmten Handelns oder sehen dieses auf einen sehr kleinen Teil unseres täglichen Lebens eingeschränkt. Anerkennen wir jedoch, dass wir ohne unbewusstes Handeln auf dieser Welt gar nicht zurecht kämen, es aber gleichzeitig wichtig ist, uns in bestimmten Situationen unbewusstes bewusst zu machen, löst sich der Widerstreit: Sobald wir uns solcher uns angeborener Reaktionen auf bestimmte Reize bewusst werden, können wir entscheiden, ob wir die Reaktion, die diese Reize unmittelbar bei uns auslösen, auch wirklich umsetzen wollen oder nicht. Die Gefühle, die das Kindchenschema oder ein bestimmter Augenaufschlag bei mir auslösen, kann ich nicht steuern. Sie erwachen einfach. Ob ich diesen Gefühlen aber nachleben will oder nicht, kann ich entscheiden, wenn ich mir bewusst bin, was da bei mir abläuft.

Um diesen Konsens zwischen dem verhaltenswissenschaftlichen und dem vernünftigen Diskurs möglich zu machen, - oder besser: Den einen in den anderen überzuführen - sind Artikel wie die in der New York Times oder derjenige von Andrea Köhler so wichtig, denn sie dienen dem Bewusstmachen uns bisher unbewusster oder nur schwach ins Bewusstsein gedrungener Verhaltensweisen.

Nun haben die Intellektuellen aber die Eigenart, solche Diskurse sofort mit anderen zu verketten und dem Ganzen noch einen ethischen Touch zu geben. Da ich dabei nicht selten (oder meistens) auch etwas selbstgerechtes und überhebliches herausspüre, ärgere ich mich und fühle mich betroffen. Ueberall sehe ich Manipulatoren am Werk, auf die ich selbstverständlich reinfalle, weil ich kein Intellektueller bin, der diese Spiele durchschaut, sondern nur ein dummer Konsument. Sie verketten einen wissenschaftlichen Diskurs sofort mit dem wirtschaftlichen und unter diesem mit dem werbenden, und diesen Diskurs wiederum verketten sie mit einem weltanschaulichen, dass nämlich dadurch Komplexität reduziert und unsere Welt verniedlicht werde. Da diese letzte Auseinandersetzung mit den Diskursarten den Rahmen eines Blogs sprengen würde, werde ich mich unter der Rubrik godi+marti unter http://www.joeehde.ch damit befassen und sie – wenn heute nichts dazwischenkommt – morgen ins Netz setzen.


quelle:http://josefehde.blogspot.com/2006/03/kindchenschema-in-werbung-und-design.html

hoffe dieser auszug hilft dir

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