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Drameninterpretation

Frage: Drameninterpretation
(3 Antworten)

 
Claire Zachanassian: Bürgermeister, Güllener. Eure selbstlose Freude über meinen Besuch rührt mich. Ich war zwar ein etwas anderes Kind, als ich nun in der Rede des Bürgermeisters vorkomme, in der Schule wurde ich geprügelt, und die Kartoffeln für die Witwe Boll habe ich gestohlen, gemeinsam mit Ill, nicht um die alte Kupplerin vor dem Hungertod zu bewahren, sondern um mit Ill einmal in einem Bett zu liegen, wo es bequemer war als im Konradsweiler oder in der Peterschen Scheune. Um jedoch meinen Beitrag an eurer Freude zu leisten, will ich gleich erklären, dass ich bereit bin, Güllen eine Milliarde zu schenken. Fünfhundert Millionen der Stadt und fünfhundert Millionen verteilt auf die Familien.


Totenstille

Der Bürgermeister stotternd: Eine Milliarde.

Alle noch in Erstarrung

Claire Zachanassian: Unter einer Bedingung.

Alle brechen in einen unbeschreiblichen Jubel aus. Tanzen herum, stehen auf den Stühlen, der Turner turnt usw. Ill trommelt sich begeistert auf die Brust.

Ill: Die Klara! Goldig! Wunderbar! Zum Kugeln! Voll und ganz mein Zauberhexchen! Er küsst sie

Der Bürgermeister: Unter einer Bedingung, haben gnädige Frau gesagt. Darf ich die Bedingung wissen?

Claire Zachanassian: Ich will die Bedingung nennen. Ich gebe euch eine Milliarde und kaufe mir dafür Gerechtigkeit.

Totenstille

Der Bürgermeister: Wie ist dies zu verstehen, gnädige Frau?

Claire Zachanassian: Wie ich es sagte.

Der Bürgermeister: Die Gerechtigkeit kann man doch nicht kaufen!

Claire Zachanassian: Man kann alles kaufen!

Der Bürgermeister: Ich verstehe immer noch n icht.

Claire Zachanassian: Tritt vor, Boby.

Der Butler tritt von rechts in die Mitte zwischen die drei Tische, zieht die dunkle Brille ab.

Der Butler: Ich weiß nicht, ob mich noch jemand von euch erkennt,

Der Lehrer: Der Oberrichter Hofer.

Der Butler: Richtig. Der Oberrichter Hofer. Ich war vor fünfundvierzig Jahren Oberrichter in Güllen und kam dann ins Kaffiger Appellationsgericht, bis mir vor nun fünfundzwanzig Jahren Frau Zachanassian das Angebot machte, als Butler in ihre Dienste zu treten. Ich habe angenommen. Eine für einen Akademiker vielleicht eine etwas seltsame Karriere, doch die angebotene Besoldung war derart fantastisch…

Claire Zachanassian: Komm zum Fall, Boby.

Der Butler: Wie ihr vernommen habt, bietet Frau Claire Zachanassian eine Milliarde und will dafür Gerechtigkeit. Mit anderen Worten: Frau Claire Zachanassian bietet eine Milliarde, wenn ihr das Unrecht wiedergutmacht, das Frau Zachanassian in Güllen angetan wurde. Herr Ill, darf ich bitten.

Ill steht auf, bleich, gleichzeitig erschrocken und verwundert.

Ill: Was wollen sie von mir?

Der Butler: Treten Sie vor, Herr Ill.

Ill: Bitte. Er tritt vor den Tisch rechts. Lacht verlegen. Zuckt die Achseln.

Der Butler: Es war im Jahre 1910. Ich war Oberrichter in Güllen und hatte eine Vaterschaftsklage zu behandeln. Claire Zachanassian, damals Klara Wäscher, klagte Sie, Herr Ill, an, der Vater ihres Kindes zu sein.

Ill schweigt.

Der Butler: Sie bestritten damals die Vaterschaft, Herr Ill. Sie hatten zwei Zeugen mitgebracht.

Ill: Alte Geschichten. Ich war jung und unbesonnen.

Claire Zachanassian: Führt Koby und Loby vor, Toby und Roby.

Die beiden kaugummikauenden Monstren führen die beiden blinden Eunuchen, die sich fröhlich an der Hand halten, in die Mitte der Bühne.

Die Beiden: Wir sind zur Stelle, wir sind zur Stelle!

Der Butler: Erkennen Sie die beiden, Herr Ill?

Ill schweigt.

Die Beiden: Wir sind Koby und Loby, wir sind Koby und Loby.

Ill: Ich kenne sie nicht.

Die Beiden: Wir haben uns verändert, wir haben uns verändert.

Der Butler: Nennt eure Namen.

Der Erste: Jakob Hühnlein, Jakob Hühnlein.
Der Zweite: Ludwig Sparr, Ludwig Sparr.

Der Butler: Nun, Herr Ill.

Ill: Ich weiß nichts von ihnen.

Der Butler: Jakob Hühnlein und Ludwig Sparr, kennt ihr Herrn Ill?

Die Beiden: Wir sind blind, wir sind blind.

Der Butler: Kennt ihr ihn an seiner Stimme?

Die Beiden: An seiner Stimme. An seiner Stimme.

Der Butler: 1910 war ich Richter und ihr die Zeugen. Was habt ihr geschworen, Ludwig Sparr und Jakob Hühnlein, vor dem Gericht zu Güllen?

Die Beiden: Wir hätten mit Klara geschlafen, wir hätten mit Klara geschlafen.

Der Butler: So habt ihr vor mir geschworen, vor dem Gericht, vor Gott. War dies die Wahrheit?

Die Beiden: Wir haben falsch geschworen. Wir haben falsch geschworen.

Der Butler: Warum, Ludwig Sparr und Jakob Hühnlein?

Die Beiden: Ill hat uns bestochen. Ill hat uns bestochen.

Der Butler: Womit?

Die Beiden: Mit einem Liter Schnaps, mit einem Liter Schnaps.

Claire Zachanassian: Erzählt nun, was ich mit euch getan habe, Koby und Loby.

Der Butler: Erzählt es.

Die Beiden: Die Dame ließ uns suchen, die Dame ließ uns suchen.

Der Butler: So ist es. Claire Zachanassian ließ euch suchen. In der ganzen Welt. Jakob Hühnlein war nach Kanada ausgewandert und Ludwig Sparr nach Australien. Aber sie fand euch. Was hat sie dann mit euch getan?
Die Beiden: Sie gab uns Toby und Roby, sie gab uns Toby und Roby.

Der Butler: Und was haben Toby und Roby mit euch gemacht?

Die Beiden: Kastriert und geblendet, kastriert und geblendet.

Der Butler: Dies ist die Geschichte. Ein Richter, ein Angeklagter, zwei falsche Zeugen, ein Fehlurteil im Jahre 1910. Ist es nicht so, Klägerin?

Claire Zachanassian steht auf.

Ill stampft auf den Boden: Verjährt, alles verjährt! Eine alte, verrückte Geschichte.

Der Butler: Was geschah mit dem Kind?

Claire Zachanassian: Es lebte ein Jahr.

Der Butler: Was geschah mit Ihnen?

Claire Zachanassian: Ich wurde eine Dirne.

Der Butler: Weshalb?

Claire Zachanassian Das Urteil des Gerichts machte mich dazu.

Der Butler: Und nun wollen Sie Gerechtigkeit, Claire Zachanassian?

Claire Zachanassian: Ich kann sie mir leisten. Eine Milliarde für Güllen, wenn jemand Alfred Ill tötet.

Totenstille.

Frau Ill stürzt auf Ill zu und umklammert ihn: Fredi!

Ill: Zauberhexchen! Das kannst du doch nicht fordern! Das Leben ging doch längst weiter!

Claire Zachanassian: Das Leben ging weiter, aber ich habe nichts vergessen, Ill. Weder den Konradsweilerwald noch die Petersche Scheune, weder die Schlafkammer der Witwe Boll noch deinen Verrat. Nun sind wir alt geworden, beide, du verkommen und ich von den Messern der Chirurgie zerfleischt, und jetzt will ich, dass wir abrechnen, beide: Du hast dein Leben gewählt und mich in das meine gezwungen. Du wolltest, dass die Zeit aufgehoben würde, eben, im Wald unserer Jugend, voll von Vergänglichkeit. Nun habe ich sie aufgehoben, und nun will ich Gerechtigkeit, Gerechtigkeit für eine Milliarde.

Der Bürgermeister steht auf, bleich, würdig: Frau Zachanassian: Noch sind wir in Europa, noch sind wir keine Heiden. Ich lehne im Namen der Stadt Güllen das Angebot ab. Im Namen der Menschlichkeit. Lieber bleiben wir arm denn blutbefleckt.

Riesiger Beifall.

Claire Zachanassian: Ich warte.

Die Interpretation:

Im erstem Akt des Buches „Der Besuch der alten Dame“, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt, handelt es sich um ein Treffen einer ehemaligen Bürgerin der Stadt Güllen, den Bürgermeister von Güllen, ihrer Jugendliebe und mit der restlichen Stadt, weil die Stadt ziemlich verarmt ist und die Bürger hoffen eine großzügige Spende von der ehemaligen Bürgerin, die Milliardärin wurde, zu bekommen.

Die Stadt Güllen ist verarmt. Die Bürger können sich kaum etwas zum Essen kaufen und Steuern werden nicht bezahlt. Der Bürgermeister lud eine ehemalige Bürgerin ein. Sie heißt Claire Zachanassian und wurde Milliardärin. Der Bürgermeister und andere Bürger, zum Beispiel ihre Jugendliebe Ill, erhoffen sich eine großzügige Spende in Millionen Höhe. Bei der Ankunft am Bahnhof benimmt sich die Frau ziemlich arrogant und stellt komische Fragen. Eine davon ist, ob der Arzt Totenscheine schreibt. Ein Teil ihres Gepäcks besteht von einem Sarg und einem schwarzem Panther. Sie verbrachte hauptsächlich ihre Zeit mit Ill. Sie besuchten alt bekannte Orte in der Stadt, bei denen sie sich immer getroffen haben. Sie verstanden sich gut. Sie sprachen über ihre Jugendzeit. Nach der Zeit gingen sie zum Wirtshaus. Claire Zachanassian setzte sich neben den Bürgermeister. Die Milliardärin machte nach einem kleinen Gespräch ein Angebot. Eine Milliarde für Gerechtigkeit. Damit meinte sie, dass sie erst das Geld hergibt, wenn Ill stirbt. In der Vergangenheit schwängerte Ill Frau Zachanassian und vor Gericht wurde er freigesprochen. Sie konnte es nicht vergessen aber der Bürgermeister lehnte dieses Geschäft ab. Die Milliardärin erwiderte nur „Ich warte!“.
Dürrenmatts Theaterwelt ist grotesk übertrieben, im Rahmen der dargestellten Wirklichkeit ist das Geschehen aber vollkommen stimmig und nachvollziehbar. Claires makabrer Hofstaat, zu dem die kastrierten Zeugen von damals und sogar ein Sarg für Alfred Ill gehören, zeugt vom schwarzen Humor des Stückes. Angesichts der Hinrichtungsszene am Ende des Stückes bleibt dem Zuschauer das Lachen dann aber doch im Halse stecken. Doch die menschliche Seite vom Bürgermeister lehnte, dieses makabre Angebot, ab.
Die böse Schlussironie des Stückes liegt in den zum Scheitern verurteilten Bemühungen sowohl Alfreds als auch Claires. Alfred hat Claire damals verstoßen, um die Tochter des Ladenbesitzers zu heiraten und sich einen kleinen Wohlstand im Städtchen zu sichern. Genau wegen dieser Tat aber kehren sich die von Claire manipulierten Bewohner Güllens nun gegen ihn. Claire ihrerseits steht am Ende des Stücks ebenfalls nur auf den ersten Blick als Siegerin da. Zwar hat sie ihre Rache an Alfred Ill bekommen, der Preis, den sie dafür zahlen muss, ist jedoch hoch. Nach ihren vielen Unfällen besteht sie fast ganz aus Prothesen. Ihre menschliche Seite ist kaum vorhanden. Letztendlich ist sie keine strahlende Siegerin, sondern ein körperliches, seelisches und moralisches Wrack .
ANONYM stellte diese Frage am 27.12.2019 - 16:50


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Antwort von matata | 27.12.2019 - 17:22
Was
ist deine konkrete Frage? Soll man deine Interpretation korrigieren?
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Antwort von ANONYM | 27.12.2019 - 17:50
Ja, ich habe es vergessen zu erwähnen. Ich würde mich über eine Korrektur freuen.


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Antwort von matata | 27.12.2019 - 18:42
Meine Korrekturvorschläge

Im erstem Akt des Buches Der Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt, handelt es sich um ein Treffen zwischen einer ehemaligen Bürgerin der Stadt Güllen, dem Bürgermeister von Güllen, ihrer Jugendliebe, und mit der restlichen Stadt. weil Die Stadt ist ziemlich verarmt, ist und die Bürger hoffen darauf, eine großzügige Spende von der ehemaligen Bürgerin, die Milliardärin wurde, zu bekommen.

Die Stadt Güllen ist ruiniert. Die Bürger können sich kaum etwas zum essen kaufen, und Steuern werden nicht bezahlt. Der Bürgermeister lädt eine ehemalige Bürgerin ein. Sie heißt Claire Zachanassian und ist Milliardärin. Der Bürgermeister und andere Bürger, zum Beispiel ihre Jugendliebe Ill, erhoffen sich eine großzügige Spende in Millionenhöhe. Bei der Ankunft am Bahnhof benimmt sich die Frau ziemlich arrogant und stellt seltsame Fragen. Eine davon ist, ob der Arzt Totenscheine schreibe. Ein Teil ihres Gepäcks besteht aus einem Sarg und einem schwarzem Panther im Käfig. Sie verbringt ihre Zeit hauptsächlich ihre Zeit mit Ill. Sie besuchten alt bekannte Orte in der Stadt, an denen sie sich immer getroffen hatten. Sie scheinen sich gut zu verstehen. Sie sprechen über ihre gemeinsame Jugendzeit. Nach einiger Zeit gehen sie zum Wirtshaus. Claire Zachanassian setzte sich neben den Bürgermeister. Die Milliardärin machte nach einem kurzen Rede Gespräch ein Angebot: Eine Milliarde für Gerechtigkeit. Damit meinte sie, dass sie erst das Geld her gebe, wenn Ill tot sei. In der Vergangenheit schwängerte Ill Frau Zachanassian, und vor Gericht wurde er freigesprochen. Sie konnte das nicht vergessen und will sich rächen. Aber der Bürgermeister lehnte dieses Geschäft ab. Die Milliardärin erwiderte nur :„Ich warte!“.
Dürrenmatts Theaterwelt ist grotesk übertrieben, im Rahmen der dargestellten Wirklichkeit ist das Geschehen aber vollkommen stimmig und nachvollziehbar. Claires makabrer Hofstaat, zu dem die kastrierten Zeugen von damals und sogar ein Sarg für Alfred Ill gehören, zeugt vom schwarzen Humor des Stückes. Angesichts der Hinrichtungsszene am Ende des Stückes bleibt dem Zuschauer das Lachen dann aber doch im Halse stecken. Doch die menschliche Seite vom Bürgermeister lehnte, dieses makabere Angebot, ab.
Die böse Schlussironie des Stückes liegt in den zum Scheitern verurteilten Bemühungen sowohl Alfreds als auch Claires. Alfred hat Claire damals verstoßen, um die Tochter des Ladenbesitzers zu heiraten und sich einen kleinen Wohlstand im Städtchen zu sichern. Genau wegen dieser Tat aber kehren sich die von Claire manipulierten Bewohner Güllens nun gegen ihn. Claire ihrerseits steht am Ende des Stücks ebenfalls nur auf den ersten Blick als Siegerin da. Zwar hat sie ihre Rache an Alfred Ill bekommen, der Preis, den sie dafür zahlen muss, ist jedoch hoch. Nach ihren vielen Unfällen besteht sie fast ganz aus Prothesen. Ihre menschliche Seite ist kaum mehr vorhanden. Letztendlich ist sie keine strahlende Siegerin, sondern ein körperliches, seelisches und moralisches Wrack.

https://epdf.pub/der-besuch-der-alten-dame.html --->Text des Stückes

http://files.webklik.nl/user_files/2013_05/482463/Dominik/BangeInterpretationenDurrenmatt.pdf
---> Lektürehilfe zu Dürrenmatt
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